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Mit 24 Bildtafeln — ä — Erſchienen im Rikola Verlag MCMXXIII Wien Leipzig München Vorwort ieſe Schrift will eine Reihe von Bildern aus einer Zeit zeigen, die Schiller die glänzendſte der Weltgeſchichte nennt. Ihn feſſelten die Geſtalten des Don Carlos, der Maria Stuart, des Königs Philipp, des Demetrius und ſo vieler anderer, denen er ſeinen Atem ein— gehaucht und dadurch Unſterblichkeit geſichert hat. Allmählich dringt die durch eifrigſte Forſchung bewieſene Wahrheit durch, daß der Dichter viele Menſchen dieſer Periode viel richtiger geſehen hat als die damals Lebenden. Dies gilt ganz beſonders für den Don Carlos. Textkritik wurde keine verſucht, das Wort blieb einzig und allein den Berichterſtattern des Hauſes Fugger. Ihre Sprache aber durfte dem Leſer des zwanzigſten Jahrhunderts nicht zugemutet werden, und es mußte eine Form des Ausdruckes gefunden werden, die ſich der unſeren nähert. An eine planmäßige Verwertung des überreichen, mit unendlich vielen Einzelheiten belaſteten Materials konnte nicht gedacht werden. Das einzige befolgte Syſtem war das der völligen Syſtem— loſigkeit. Die größten Epiſoden wurden herausgegriffen und um ſie herum eine Anzahl von Ge— ſchehniſſen geſtellt, die in das Gebiet der Sitten-, Handels- und Finanzgeſchichte gehören. Zarte Nerven beſaß die Zeit nicht, welche die Fugger-Zeitungen entſtehen ſah, und das Menſchenleben wog faſt ebenſo leicht wie jetzt. Der Herausgeber erfüllt hiermit gerne die Pflicht, jene Perſönlichkeiten zu nennen, die ihm bei der Arbeit Unterſtützung liehen. Es find dies: Herr Dr. Oskar Mitis, Direktor des (Haus-, Hof: und) Staatsarchivs in Wien, ohne deſſen gütige, in den Räumen des Archivs gewährte Gaſt— freundſchaft die Bewältigung des ungeheuren Stoffes nicht möglich geweſen wäre. Im Laufe der Arbeit nahm Herr Dr. Mitis jede Gelegenheit wahr, wertvolle Ratſchläge zu geben. Sehr groß iſt die Dankesſchuld des Herausgebers an die Direktion der Nationalbibliothek und den Vorſtand der Handſchriften-Abteilung dieſes Inſtitutes, Herrn Profeſſor Dr. Ottokar Smital und ſeine ge— lehrten Mitarbeiter, die Herren Dr. Hans Gerſtinger und Dr. Emil Wallner. Die genannten Herren haben die Arbeit in ſelbſtloſeſter, gütigſter Weiſe gefördert. Wenn die Sprache der Fugger⸗Zeitungen in ihrer altertümlichen Würze nicht unverſehrt wieder: gegeben werden konnte, ſo iſt es wenigſtens gelungen, den Bilderſchmuck des Buches ausſchließ ey lich mit Stücken zu beftreiten, die aus der Zeit ſtammen. Es befinden fich darunter zahlreiche Tafeln, die bisher in Vervielfältigung überhaupt noch nie zu ſehen waren: Die Aquarelle aus der Türkei, das Feſtmahl Rudolphs II., das Bildnis der Philippine Welſer und die den Fugger⸗ Zeitungen entſtammende Paliſſade von Antwerpen. Sie ſind dem unermeßlichen Handſchriften— ſchatze der Wiener Nationalbibliothek entnommen. Staatsarchivar Dr. Alfred Mell, Vorſtand der Bibliothek des Kriegsarchivs, und Hofrat Dr. Hans Bohatta, Direktor der fürſtlich Liechten⸗ fteinfchen Bibliothek in Wien, haben einiges von den ihrer Obhut anvertrauten Koſtbarkeiten beige⸗ ſteuert. Bei einem in Wien erſcheinenden illuſtrierten Werke iſt es faſt ſelbſtverſtändlich, daß auch die Albertina und die Fideicommißbibliothek ihre Reichtümer erſchließen. Den Direktoren dieſer Kunſtkammern, den Herren Hofrat Dr. Joſef Meder und Hofrat Dr. Rudolf Payer— Thurn, ſowie den Herren Cuſtoden Dr. Anton Reichel und Dr. Wilhelm Beetz ſei ebenfalls beſtens gedankt. Herr Dr. Max Rieger war mit der Überſetzung einiger lateiniſcher Schreiben und den Abſchriften beſonders ſchwer lesbarer Briefe betraut. Er hat feine Aufgabe beſtens gelöft. Die meiſten der Fugger-⸗Zeitungen liegen nicht im Originale, fondern in Copien vor, dies hat eine ſehr häufige Verſtümmelung von Familien- und Ortsnamen zur Folge, deren Behebung hoffent— lich erreicht worden iſt. Vielleicht werden die Texte und Bilder in dem Leſer für eine kurze Weile die Vorſtellung wecken, als ſei er der Graf Fugger in Augsburg, dem aus Nah und Fern, aus Europa, Aſien, Afrika und Amerika viel Merkwürdiges berichtet wird. Peſſimiſten werden freilich auch hier den Satz beſtätigt finden, den der weiſeſte und größte Lehrer der Deutſchen einſt geſprochen hat: „Und wenn Sie auch alle Quellen zu klären und zu durch— forſchen vermöchten, was werden Sie finden? Nichts anderes, als die große Wahrheit, die längſt entdeckt iſt und deren Beſtätigung man nicht weit zu ſuchen braucht, daß es zu allen Zeiten und in allen Ländern miſerabel geweſen iſt. Die Menſchen haben ſich ſtets geängſtigt und geplagt, ſie haben ſich und den anderen das bißchen Leben ſauer gemacht und die Schönheit der Welt und die Süßigkeit des Daſeins weder zu ſchätzen noch zu genießen vermocht.“ Wien, im Juli 1922 Einleitung ar m Frühſommer des Jahres 1656 ſchwamm eine ſchwerbeladene kleine Flotte donauabwärts gegen Wien. Noch kein Jahrzehnt war ſeit dem weſtphäliſchen Frieden verronnen, und erſt x elf Jahre vorher waren die Reiter Torſtenſons den gleichen Weg gezogen, plündernd und bren— nend, ein unheilvolles, arges Volk. Fünf Flöße und ein großes Schiff bildeten den Zug. Es war aber rechtmäßig erworbenes Gut, keine Kriegsbeute, das der Strom trug. Ob der große, an der Spitze fahrende Kahn dem Gebrauche der Zeit gemäß mit einer ſchön geſchnitzten, bunt bemalten Gallionsfigur geziert war, iſt nicht überliefert. Beſaß er aber ſolchen Schmuck, fo hätte es einzig und allein die jungfräuliche Göttin Athene, die Schirmerin aller Weisheit und Studien, ſein dürfen. Denn gelehrtere Ladung hatte der Fluß wohl noch niemals nach Süden getragen, vor— über an uralten Stätten emſigſten mönchiſchen Fleißes, den Stiften von Melk und Kloſterneu— burg. Wenn auch der Commodore dieſer wahrhaft glückhaften Armada geiſtliches Gewand trug, ſo hätte ihn die Griechengöttin am Bugſpriet wenig angefochten. Vielleicht hatte der Herr im ſchwarzen Kleide eines Domherrn nach gebührender Anrufung der für eine lange Reiſe in Be— tracht kommenden kirchlichen Heiligen ſogar auch die mächtige Pallas gebeten, ihm voran— zufliegen und ſänftigend einzuwirken auf die Najaden und andere unſichtbare Beherrſcher des Stromes, auf daß er die ihm anvertrauten Schätze heil und unverſehrt durch den „Struden“, den böſen „Schwall“ und die vielen anderen dem Schiffer gefährlichen Stellen durchbringen möge. Denn die Donau war damals ein noch viel launenhafteres Waſſer als heute, und Zwieſprache mit dem alten leicht geſchürzten Göttervolke war in gelehrten Kreiſen ein ſtets geübter Brauch. Am 27. März 1655 weiſt der kaiſerliche Hofzahlmeiſter aus Preßburg das Vicedomamt in Wien an, „dem Herrn Bibliothecario Mattaeo Mauchter zu ſeiner bevorſtehenden Raiß nacher Augs— purg, umb daſelbſt die Graff Fuggeriſche Bibliothek zu beſichtigen, 600 Gulden zu bezahlen und zwar davon 486 Gulden in Abſchlag deſſen hinterſtelliger Beſoldung, die übrigen 114 Gulden aber zu Raißkoſten“. Dieſer im ehemaligen k. u. k. Hofkammerarchiv zu Wien aufbewahrte Akt nennt den Namen des Mannes, den wir ungefähr ein Jahr ſpäter die Bibliothek des Hauſes Fugger auf fünf Flößen und einem Schiffe, in 52 Fäſſer und 12 Kiſten verpackt, im Auftrage des Kaiſers Ferdinand III. auf dem Waſſerwege nach Wien bringen ſahen. Als Nachfolger des kaiſerlichen Rates und Leibarztes Wilhelm Rechberger hatte der Domherr Mattaeus Mauchter im Jahre 1650 das Amt eines kaiſerlichen Bibliothekars übernommen, und er muß verdienſtlich gewirkt haben, da ihm ſchon 1653 in Anerkennung des Fleißes, mit dem er ſich der Neuaufſtellung und Beſchreibung der unter ſeiner Obhut ſtehenden Bücher gewidmet hatte, 1000 Gulden als Ehrengabe gereicht wurden. Als nun der Graf Albert Fugger in Augs— burg den gewiß ſchweren Entſchluß faßte, den Kauf der von ſeinen Vätern ererbten koſtbaren und weitberühmten Bibliothek dem Kaiſer anzubieten, erging an Mauchter der Befehl, die Augsburger Bücherei erſt einmal auf ihren Wert zu prüfen, die Beſtände aufzunehmen und den Kauf abzu— ſchließen. 15000 Gulden war der vom Grafen Albert Fugger geforderte äußerſt beſcheidene Preis. Der Graf blieb eben den von ſeinem Hauſe ſeit jeher geübten Gepflogenheiten treu, mit den Habs⸗ burgern ſchlechte Geſchäfte zu machen, denn vor dem Dreißigjährigen Kriege waren für die Bi— bliothek 80 000 und etwas ſpäter 40000 Gulden geboten worden. Das Geheiß, dem kaiſerlichen Bibliothekar 486 Gulden auf ſeinen rückſtändigen Gehalt und über: dies 114 Gulden als Reiſevorſchuß auszuzahlen, war leichter gegeben als befolgt, denn das Vice— domamt in Wien erwiderte dem Hofzahlmeiſter, daß die vorhandenen Gelder kaum zur Ber ſtreitung der täglichen Unkoſten genügten, und daß für Herrn Mauchter nichts, aber ſchon gar nichts, verfügbar wäre. Auch am Hofe Ferdinands III. mag der Marſchalk geklagt haben: „Wir wollen alle Tage ſparen Und brauchen alle Tage mehr, Und täglich wächſt mir neue Pein.“ Schließlich dürfte aber doch das Geld beſchafft worden ſein, und Doktor Mauchter reiſte nach Augsburg. Dort aber gab es erſt recht neue Schwierigkeiten und großen Hader. Am 19. Auguſt 1655 ergeht an die kaiſerliche Majeſtät ein Bericht, daß „man in der Hoffnung und in keinem anderen Gedanken geſtanden ſey, als daß die Bibliothek ſchon unterwegs. Jedoch die Fuggeriſchen Creditores haben gegen die Verführung der Bibliothek Einſpruch erhoben und dem Hausmeiſter im Fuggeriſchen Haufe zu Augsburg iſt zudecretiert worden, daß der Magiſtrat die Abtranspor- tierung nicht bewillige“. In einem Briefe vom 6. des gleichen Monates hatte nämlich der dienſt⸗ eifrige Mauchter in prächtigem Latein, aber entrüſtet nach Wien gemeldet, „daß er fruchtlos den inneren Rat der Stadt Augsburg gemahnt habe, trotz Einſpruches der Fuggeriſchen Gläubiger der Hinwegbringung der nunmehr kaiſerlichen Bibliothek keine Hinderniſſe in den Weg zu legen“. Dieſer Vorbehalt blieb aber vergeblich, und Mauchter bezeichnet das Beginnen der Augsburger als „eine höchſt unwürdige Sache und ſchrankenloſe Miſſachtung“. Auf die Nachricht von dem balsftarrigen, unerbittlich böſen Willen feiner Heimatgenoſſen war Graf Albert Fugger ſofort nach X Augsburg geeilt und hatte feine gefamten dort liegenden Güter, die den vom Kaifer entrichteten Preis an Wert um das dreifache überſtiegen, ja ſogar die Kaufſumme ſelbſt, durch Handfchlag und Siegel dem Rate zur Verfügung geſtellt, um das Wegbringen der von Ferdinand III. erworbenen Bücher möglich zu machen. Die Augsburger Ratsherren und die Fuggeriſchen Gläubiger waren aber ganz beſonders darauf aus, zu zeigen, daß ſie, die freien Reichsſtädter, ſich weder vom Kaiſer, noch von ſeinem Bibliothekar und ſchon gar nicht vom Grafen Fugger beikommen ließen. „Bäuriſche Unverſchämtheit“ nennt der Wiener Domherr das Verhalten der Augsburger und fordert die Überſendung „einer höchſt ernſten Weiſung an die Behörden dieſer Stadt, damit fie nicht länger die rechtmäßig erworbene, nunmehr kaiſerliche Bücherei zurückhalten. Es iſt nämlich geziemend, daß ein ſolcher Wahnſinn geſtraft werde, und der durchlauchtigſte Graf ſeinem Stande gemäß als ein Glied des Reiches in ſeiner Würde ungeſchmälert gewahrt werde. Auch darf nicht geduldet werden, daß eine Familie, die des öfteren Beſitz und Blut für ihren Kaiſer geopfert hat, in ihrem Rechte gekränkt werde.“ Es ſah recht traurig aus mit der kaiſerlichen Macht im Heiligen Römiſchen Reiche, und noch ſchlimmer war es um das Haus Fugger beſtellt, das einſt den Ruhm Augs— burgs in die ganze Welt getragen hatte. Wie lange ſich die Verhandlungen mit dem ehrſamen Rat und den Gläubigern hingezogen haben, iſt aus den Akten nicht zu erſehen, ebenſowenig, ob das von Mauchter erbetene papierene Donner— wetter aus Wien in der Reichsſtadt eingetroffen iſt und ſeine Wirkung getan hat. Es verging noch geraume Zeit, der Winter und ein Teil des Frühjahres 1656, ehe die Fuggerſche Bibliothek endlich in Bewegung geriet. Am 6. Mai 1656 meldet der Hof-Kammerconzipiſt Hans Georg Loyſel der Hochlöblichen Römiſch— Kayſerlichen Hofkammer, daß „der von hinnen nacher Augspurg zur Herabbringung der von Ihrer Kayſerlichen Majeſtät erkauften Fuggeriſchen Bibliothek abgeraißte Herr Mattaeus Mauchter ihm die Bibliothekſchlüſſel zu dem Ende in Händen gelaſſen, damit unterdeß die nötigen Bücherſtöllen mögen verfertiget und zwey Zimmer zur Transferierung der Bücher zugericht werden.“ Mit einer bei Hofämtern nie gebräuchlichen, damals aber noch erſtaunlicheren Geſchwindigkeit befiehlt die Hofkammer noch am gleichen Tage, daß der Hofbaufchreiber die für die Unterbringung der Bücher in Ausſicht genommenen Räume unter Beiziehung von Sachverſtändigen zu beſichtigen und zu prüfen habe, „ob das Gemäuer alſo beſchaffen ſey, daß es ohne Gefahr eine große Laſt ertragen könne“. Wollte man in Wien die lange fruchtlos vergangene Zeit jetzt einholen, oder iſt der Vor— wurf der Langſamkeit ungerecht geweſen? Faſt ſcheint es ſo, denn am 13. Mai ſchon meldet der Hofbauſchreiber Peter Concord, daß er mit dem Hofmaurer und dem Hofzimmermeiſter den be⸗ fohlenen Augenſchein durchgeführt und die Zimmer („gerade ob der Hofkammer-Kanzley, welches ein gutes ſtarkes Gewölb iſt“) als vollkommen geeignet befunden hat. Auch die Koſten für die XI „Bücherſtöllen“ waren bewilligt, fie wurden auf 15 — 20 Gulden geſchätzt, und dieſe Summe muß damals in den kaiſerlichen Kaſſen doch vorhanden geweſen ſein. So hielt denn die Fuggeriſche Bücherei endlich nach ſo vielen Beſchwerniſſen ihren Einzug in die kaiſerliche Reſidenz, und der hochwürdige Mattaeus Mauchter hat ſicher erleichtert aufgeatmet, als er am Nußdorfer Spitz, dort, wo der die Stadt Wien durchfließende Donauarm vom Haupt⸗ ſtrome abzweigt, die Reihe der großen auf die Augsburger Koſtbarkeiten harrenden Packwagen erblickte. Im erhebenden Bewußtſein einer unter den größten Schwierigkeiten wohl erfüllten Pflicht hat der treue Mann dem kaiſerlichen Käufer das prachtvoll geſchriebene Verzeichnis der glücklich eingebrachten Bücherſchätze überreicht, das kurze Betrachtung lohnt. Der ſehr anſehnliche Schweinslederband führt den kunſtvoll rot und ſchwarz geſchriebenen Titel: Augustae Vindelic. Bibliothecae Celeberrimae Alberti Fuggeri Catalogus Constans ex melioribus diversarum facultatum et linguarum Auctoribus: 17046 Libris: 13828 Conscriptus a Mattaeo Mauchter S. S. Theol. Doctore, Canonico Viennensi, Sac. Caes. Maiestatis Bibliothecario Aulıco. Anno a partu Virginis 1655*). Dem Titel reiht fich der Index generalis an, der die gebundenen Werke in zahlreiche Gruppen ſondert: Lateinische Theologen, lateiniſche Juriſten, lateiniſche Arzte, lateiniſche Geſchichtſchreiber, lateiniſche Philoſophen, lateiniſche Mathematiker, Wörterbücher in verſchiedenen Sprachen, ge— lehrte Schriften in ſpaniſcher, italieniſcher, franzöſiſcher Sprache, Muſikalien in verſchiedenen Sprachen und endlich und zuletzt, ganz beſcheidentlich zum Schluß, am Hofe eines deutſchen Fürſten, in „Teutſche aller Sorten und Profeſſionen“. Die ungebundenen Bücher werden in der gleichen Weiſe aufgeführt, und auch da beendet die Reihe der Troß der „Teutſchen ungebundenen Bücher“. Das Deutſche Reich war eben das Deutſche Arm geworden und ſeine Sprache mit ihm. Sehr eingehend befaßt ſich Mauchter mit den „Ornamenten“ der Bibliothek, den in den Bücher— ſälen und einem eigenen „Kunſtkämmerlein“ aufgeſtellten Prunkſtücken und Merkwürdig— keiten, von denen er erwähnt: Bilder verſchiedener Monarchen und Päpſte, aſtrologiſche und aſtronomiſche Apparate und Karten, Globen, Büſten in Marmor, Erz und Ton (Mauchter ) Katalog der hochbetühmten Augsburger Bibliothek des Albert Fugger, beſtehend aus hervorragenden Werken verſchiedener Wiſſensgebiete und Sprachen, herſtammend von 17046 Autoren in 13828 Bänden, aufgenommen von Mattaeus Mauchter, der heiligen Theologie Doctor, Canonieus zu Wien und Hofbibliothekar der kaiſer— lichen Majeſtät. Im Jahre nach der Jungfrau Niederkunft 1655. XII ſchreibt „Erden“), Gläſer, Wachsboſſierungen, Bronzen, „Albrecht Durers perſpectiff, durch welches er gemalt“, einen Zahn von einem Meerfiſch, zwei indianiſche Schuhe, eine Korallen— blüte und noch vieles andere. 8 Es mag auffallen, daß die Zahl der Autoren weit größer war als die der angekauften Bände. Dies erklärt ſich aber ſehr leicht, weil oft fünf und auch mehr Schriften in einem Sammelbande vereinigt waren. Die Fuggerſche Bibliothek war uralter Familienbeſitz. Raymund Fugger, der Geheime Rat Kaiſer Karls V. und Ferdinands I., hatte den Grund zu der prächtigen Sammlung gelegt, ſein Sohn, Johann Jakob, der gelehrte Verfaſſer des „Spiegels der Ehren des Erzhauſes Oſterreich“ und ſein Enkel Philipp Eduard ſetzten das Werk eifrig fort, wie eine Stimme aus der Zeit ſagt, mit mehr als königlichem Aufwande. Es kann hier nicht verſucht werden, im Kataloge Mauchters zu blättern und die Perlen der Fuggerſchen Bibliothek zu nennen. Nur ein paar Augenblicke des Verweilens ſeien gewährt zur Betrachtung ſo mancher herrlichen Einbände aus Leder und Perga— ment, die das Fuggerwappen in Blind- oder Goldprägung tragen, oder die Buchſtaben PE F, die Initialen des Grafen Philipp Eduard Fugger, des letzten großen Bücherſammlers des Geſchlechts. Ferdinand III. vergaß nicht der Dankespflicht gegen ſeinen wackeren Bibliothekar. Aber auch dies geſchah in einer Weiſe, welche die ſtete Geldnot des Kaiſers verrät. Am 5. Auguſt 1656 wird „von der kayſerlichen Hofkammer dem Herrn Hofzahlmeiſter angedeutet: Es hätten Ihre Kayſer⸗ liche Majeſtät Deroſelben Bibliothecario und Canonico allhier, Herrn Mattaeo Mauchter, anſtatt der gebettenen Beſoldungsvermehrung wegen feiner allbereits von ſechzehn Jahren her geleiſteten Dienſte pro gratia tauſend Reichstaler dergeſtalt allergnädigſt ausgeſetzt, daß dieſelben aus der Landjuden jährlichem Tributgeld von viertauſend Gulden mit jährlichen vierhundert Gulden völlig abgeſtattet werden ſollen. Welchem nach in höchſternanntem Ihrer kayſerlichen Majeſtät unſeres Allergnädigſten Herrn Namen der Befehl hiemit ſey: Er, Hofzahlmeiſter, wolle dies bei dem Amt ad notam nehmen und gedachtem Herrn Mauchter ſolche ihm zu Gnaden verwilligte tauſend Reichstaler oder zweitauſendfünfhundert Gulden aus verſtandenen eingehenden Mitteln jedes Jahr mit vierhundert Gulden gegen Quittung ausfolgen“. Unter den „Teutſchen Ungebundenen Büchern“ war eine große Menge handſchriftlicher Beſtände mit nach Wien gekommen, über die ſeither manches Wahre und Erfundene erzählt wurde, und aus deren überreich quellendem Inhalt dieſes Buch geſchöpft wurde: Die „Fugger⸗Zeitungen“. Der erſte, der es wagte, dieſen geſchriebenen Urwald zu durchſchreiten, war der ſehr gelehrte und nicht minder eifrige Präfect der Hofbibliothek Johann Benedict Gentilotti von Engelbrunn, der von 1705 bis 1723 dem Inſtitute vorſtand, dann als Auditor Rotae nach Rom ging und 1725 XIII als Biſchof von Trient ftarb, wo er auch begraben liegt. Gentilotti hat in ſeinen handſchriftlichen „Recenſionen“ ungefähr viertauſend Manuſkripte der Hofbibliothek beſchrieben und in Schlag— worten kurze Auszüge daraus gemacht. Er hat offenbar auch den Namen „Fugger Zeitungen“ geprägt, wobei er ganz richtig das alte deutſche Wort Zeitung für Nachrichten anwendete, ohne zu ahnen, daß er damit ſpäter große Verwirrung ſtiften würde. Während der Amtsführung Gentilottis ſind die bis dahin loſe gebliebenen Blätter wohl auch geordnet und gebunden worden, leider nicht immer mit der gebührenden Sorgfalt. In ihrer heutigen Geſtalt umfaſſen die „Fugger⸗ Zeitungen“ die Bände 8949 - 8975 der Handſchriftenſammlung der Wiener Nationalbibliothek und zählen ungefähr 35 000 meiſt eng beſchriebene Seiten. Etwa 100 Jahre nach Gentilotti hat Joſef Chmel, ebenfalls Präfect der Hofbibliothek im erſten Bande ſeines Werkes, „Die Hand— schriften der k. k. Hofbibliothek in Wien“, die Fugger-Zeitungen neuerlich beſchrieben und eben— falls Auszüge daraus gemacht, die aber ganz wertlos find und nicht den geringſten Überblick über den Inhalt geſtatten. Chmels Arbeit mutet an wie eine Spielerei oder ein Fiebertraum. Ungefähr anderthalb Jahrzehnte nach Chmel erſchien dann im „Athenaeum francais vom Jahre 1851 ein Aufſatz über die Fugger-Zeitungen, deſſen Verfaſſer „Sickel“ zeichnet. Die Ausführungen halten keiner Kritik ſtand und werfen Richtiges und Falſches durcheinander. Sie lauten: „Zur Zeit da die venezianiſche Regierung die Notizie Scritte herausgab, begannen die großen deutſchen Handels— häuſer die ihnen zugegangenen Berichte durch Abſchriften zu vervielfältigen und untereinander aus— zutauſchen. Dadurch hielten ſie ſich auf dem Laufenden über die politiſchen Vorfälle, die geeignet waren, ihre Geſchäfte zu beeinfluſſen. Unter dieſen geſchriebenen Relationen, welche die erſten Ver— ſuche des Journalismus darſtellen, nahmen die in Augsburg unter der Leitung des Hauſes Fugger gegen Ende des 16. Jahrhunderts verfaßten durch ihre Geſtalt und Ausdehnung eine Form an, die ſie unſeren heutigen Zeitungen nahebringen. Faſt täglich erſchien eine Nummer unter dem Titel ‚Ordinari- Zeitungen“ und neben dieſen gab es Beilagen ‚Extraordinari-Zeitungen“ mit den allerneueſten Nachrichten. Der Preis einer Nummer oder einer Beilage betrug für Augsburg 4 Kreu— zer. Für ein Jahr bezahlte man mit Zuſtellung ins Haus 25 Gulden, für die ‚Ordinari:Zeitungen‘ allein 14 Gulden. Eine Sammlung dieſer Augsburger Zeitungen und der aus anderen Städten eingelaufenen Berichte, die Jahre 1568 — 1604 umfaſſend, beſitzt die Wiener Hofbibliothek. Sie ftellt eine ſehr wertvolle Quelle dar für die Geſchichte jener Zeit. Die Fülle der in dieſer Samm— lung enthaltenen Nachrichten erklärt ſich aus den ſehr weitverzweigten Beziehungen des Hauſes Fugger, das Agenten in allen Weltteilen beſaß und einen täglichen Briefwechſel mit allen großen Handelshäuſern unterhielt. Seine Wechſel- und Darlehensgeſchäfte ſicherten dem Haufe eine wich: tige Rolle in der politifchen Welt und brachten es in Berührung mit vielen Regierungen, Staats: und Parteimännern. Durch zahlreiche erwieſene Dienſte hatten ſich die Fugger die Gunſt der XIV | | | | \ 1 | | | | ER GE Jeſuiten gefichert und erhielten von dieſem Orden, der fich über die ganze Welt auszubreiten bes gann, häufig vertrauliche Nachrichten. Die aus den Staatskanzleien und vom Jefultenorden ſtammenden Nachrichten geben den Fugger-Zeitungen einen ſehr großen Wert, und die von den ge— fchäftlichen Agenten des Hauſes herrührenden Briefe erſcheinen nicht minder glaubwürdig. Sehr häufig bezeichnen die Fuggerſchen Korreſpondenten ihre Nachrichten als von ehrenwerten und ange— ſehenen Perſonen ſtammend. Sie brachten ſoviel wie möglich Berichte von Augenzeugen. Über die wichtigſten Vorfälle geben fie mehrere Darſtellungen, die fich gegenſeitig ergänzen, und über unauf— geklärte Ereigniſſe ſammeln ſie alle Gerüchte, um ſie gewiſſenhaft zu prüfen. Sie überſehen es auch nicht, den Eindruck zu ſchildern, den die Vorgänge in den verſchiedenen Geſellſchaftsſchichten und Ländern hervorrufen. Der Inhalt dieſer Zeitungen gleicht alſo dem der unſeren. Der wichtigſte Unterſchied beſteht jedoch in der Vielſprachigkeit dieſer alten Zeitungen. Viele Korreſpondenzen ſind italieniſch geſchrieben, in der Handelsſprache der Zeit. Die Gelehrten und Geiſtlichen bedienen ſich eines mehr oder weniger verſtändlichen Lateins. Die meiſten Briefe ſind in der Sprache ihres Ur— ſprungslandes gehalten. Man mußte daher alle Sprachen verſtehen, um dieſe Zeitungen zu leſen, was im Zuſammenhang mit dem für die Zeit ſehr hohen Preiſe den Leſerkreis ſehr einſchränken mußte.“ Dieſer ſchwer entwirrbare Knäuel von Wahrheit und willkürlichen, unerweisbaren Behauptungen hat fortzeugende Kraft beſeſſen und dem einſt ohnedies recht vielſeitigen Hauſe Fugger noch den Ruhm der älteſten deutſchen Zeitungsredaction eingebracht. Niemals aber hat man in der „gol— denen Schreibſtube“ Zeitungen ſchreiben laſſen, und wer ſich einen der Augsburger Handelsherren als Redacteur vorſtellen wollte, ginge in die Irre. Zur Verbreitung dieſer Phantaſie hat am meiſten die ſonſt ſo fleißig und gründlich gearbeitete „Geſchichte des deutſchen Zeitungsweſens“ von Pro— feſſor Ludwig Salomon beigetragen. Wenn eine Legende einmal vorhanden iſt, ſo keimt und ſproßt ſie gerne fort, und Profeſſor Salomon hat recht viel Einbildungskraft beſeſſen, als er in ſeinem Werke fagte: „In Augsburg gingen die inhaltsreichſten ‚Neuen Zeitungen“ aus den Schreibſtuben der Fugger hervor, deren Handelsflagge auf allen Meeren wehte und die in allen Plätzen Agen— turen unterhielten. Sobald die ‚Neuen Zeitungen“ an den regelmäßigen Poſttagen eingelaufen waren, wurden ſie zu Zeitungen zuſammengeſtellt, die dann die Schreiber ſo oft dies nötig war, copierten. Der Schreiber erhielt dann von jedem, dem eine ſolche Zeitung zuging, vier Kreuzer Schreibgebühr für den Bogen, auch wenn dieſer nicht ganz beſchrieben war, oder eine jährliche Ver— gütung von 24 bis 30 Gulden, wie noch aus den Reſten ſolcher Blätter, die im Germaniſchen Muſeum zu Nürnberg vorhanden ſind, ſowie aus den 28 Bänden Fuggerſcher Zeitungen aus den Jahren 1568 - 1604, welche ſich in der Hofbibliothek zu Wien befinden, erſichtlich iſt. Bei den vielen Beziehungen des Hauſes im Auslande war es nötig, daß die ‚Neuen Zeitungen“ in XV verſchiedenen Sprachen abgefaßt wurden, und ſo erſchienen, neben den deutſchen, Ausgaben in lateiniſcher, franzöſiſcher, italieniſcher und ſpaniſcher Sprache. In Bezug auf Den Inhalt ae die Fugger ſehr vorſichtig. Da ſie die Kaiſer ſowie alle hohen Herren der katholiſchen Partei u ie Kunden zählten und außerdem fortwährend Geldgeſchäfte mit dem Papſt machten, io. berührten fie die religiöfe Bewegung in Deutſchland ſo wenig wie möglich, dagegen waren ſie eifrig bemüht, über alles, was ſich in Frankreich zutrug und worüber die Kaiſer ſtets ein wachſames Auge haben mußten, ſo ausführlich und ſo ſchnell es nur anging, zu berichten.“ Auch die Phantaſie eines deutſchen Profeſſors kann wachſen ohne Widerſtand. Am Ende ſeiner hübſchen Erzählung gerät Salomon ins allermodernſte Fahrwaſſer und behauptet: „Den Schluß der Fuggerſchen Zeitungen bildeten meiſt Marktberichte z. B. Verzeichniſſe, zu welchen Preiſen die Sachen zur Zeit in Wien zu kaufen waren.“ f Das Haus Fugger war wohl zu jener Zeit, aus welcher die Sammlung der Fugger⸗Zeitungen ftammt, ſchon tief von feiner einſtigen Höhe hinabgeglitten, aber das Gewerbe von „Pfennig— fuchſern“ hat es nie ausgeübt, und mit der regelmäßigen Börſen- und Marktberichterſtattung für jeden, der ſie zahlen konnte oder wollte, haben ſich die Fugger ſchon gar nicht abgegeben. Leider hat Salomons Darſtellung ſich in alle neuere Schriften über das deutſche Zeitungsweſen eingeſchlichen, und es bedurfte der ſehr gründlichen und verdienſtvollen, im Auftrage des Inſtitutes für Zeitungskunde der Leipziger Univerſität unternommenen Arbeit des Doctors Johannes Kleinpaul über die Fugger-Zeitungen, um dieſes Unkraut auszurotten*). Kleinpaul, deſſen Schrift dieſe Ausführungen teilweiſe folgen, hat ſich mit dem geſchichtlichen Inhalte der Fugger-Zeitungen weit weniger befaßt, als mit ihrer Entſtehung und äußeren Beſchaffenheit. Er weiſt vorerſt nach, daß ſie ihren Namen einem Fugger verdanken, der in richtiger Erkenntnis ihres geſchichtlichen Wertes die ungeheure Menge an Nachrichten und Briefen, die aus allen Teilen der Welt im Fuggerhauſe zuſammenſtrömten, ſammeln und für ſich abſchreiben ließ. Dieſer Fugger war der fchon erwähnte Graf Philipp Eduard Fugger, Freiherr zu Kirchberg und Weißenhorn, der gemein— ſam mit ſeinem Bruder Octavian II. um 1570 Eigentümer einer eigenen Firma war, die unter den Beiden noch eine kurze Zeit der Blüte erlebte. Graf Philipp Eduard Fugger war am 11. Februar 1546 geboren und ſtarb am 14. Auguſt 1618. Er war eines der vierzehn Kinder aus der Ehe des Grafen Georg Fugger mit Urſula von Liechtenſtein und war vermählt mit Magdalena Freiin von Königseck. Aus dieſer Verbindung ſtammten vier Söhne und drei Töchter. Philipp Eduard Fugger war eine Sammlernatur. Er vermehrte ja auch die alte Bücherei ſeines Preisſchriften gekrönt und herausgegeben von der Fürſtlich Jablonowskiſchen Geſellſchaft in Leipzig: XLIX Jo⸗ hannes Kleinpaul, Die Fugger-Zeitungen 1568—1605, Leipzig 1921. XVI Hauſes ſorgſam und muß überdies von einem wahren Hunger nach Neuigkeiten erfüllt geweſen ſein. Dafür ſprechen eine große Anzahl von Stellen der an ihn gelangten Briefe. Einzelne ſeiner Korreſpondenten entſchuldigen ſich geradezu, weil es „diesmal ſo wenig Schriftwürdiges zu melden gibt“ und vertröſten den Grafen auf beſſere Gelegenheit. Es darf vermutet werden, daß er eines Tages den Entſchluß faßte, alles oder wenigſtens einen großen Teil deſſen, was er im Laufe vieler Jahre an Nachrichten und Briefen erhalten hatte, abſchreiben zu laſſen, und dieſe Arbeit hat weit weniger lange Zeit in Anſpruch genommen, als die Anhäufung der Fugger-Zeitungen. Augsburg beſaß damals ſchon eine Stelle, wo man ſich berufsmäßig mit der Bearbeitung und Verbreitung von Meldungen aus aller Welt befaßte, und die Leiter dieſer Agentur, findige und flinke Vorläufer der Wolff, Havas und Reuter, waren zuerſt der Augsburger Bürger Iheremias Craſſer und deſſen Nachfolger Iheremias Schiffle. Dieſe beiden, fie nennen fich ſelbſt „Nouvellan— ten“, lieferten dem Grafen Fugger und vielen anderen Kunden regelmäßig ihre „Ordinari“ und „Extraordinari⸗Zeitung“. Sie beſorgten dem Grafen Fugger wohl auch gegen billiges Entgeld, vier Kreuzer für den Bogen, die gewünſchten Abſchriften. Vierzehn verſchiedene Hände haben an dieſer Schreibarbeit mitgetan, darunter wahre Künſtler in ihrem Fache, aber auch ſolche, die dem ſpäten Leſer bittere Stunden bereitet haben. Kleinpaul weiß über die gefchäftlichen Beziehungen der Craſſer und Schiffle zu dem Grafen Fugger viel Merkwürdiges zu ſagen. Ein großer Teil der Fugger⸗Zeitungen beſteht ſicher aus Berichten, die von den beiden Nouvellanten bezogen waren. Das Übrige umfaßt Abſchriften von Originalrelationen und Briefen aus dem Beſitze des Grafen, die von den Soldſchreibern in ſeinem Auftrage angefertigt wurden. Dieſe zeigen die guten Ver— bindungen, über die das Haus ſelbſt dann noch gebot, als ſein größter Glanz ſchon im Erbleichen war. Es finden ſich darunter viele Schreiben hervorragender Perſönlichkeiten, beſonders ſolcher, die im kaiſerlichen Heere gegen die Türken fochten. Auch diplomatiſche Stücke kommen vor, und daneben mangeln auch nicht die Berichte der ſogenannten „Fuggeriſchen Diener“, der meiſt hoch— angeſehenen Vertreter der Firma im Auslande, die wohl auch Teilhaber des Hauſes oder ſeiner Niederlaſſungen waren. Es fehlt auch nicht ein von ſchwerem Heimweh durchzitterter Brief eines Fuggerſchen Factors aus dem fernen Goa in Portugieſiſch-Indien. Am häufigſten kommt die deutſche Sprache vor, ſehr ſtark vertreten iſt jedoch das Italieniſche, das einen ganzen Band der Reihe (Nr. 8950) füllt. Aber auch in den fpäteren Teilen finden ſich recht umfangreiche italieniſche Berichte. Weniger häufig bedient man ſich des Franzöſiſchen und noch ſeltener des Lateiniſchen. Auffällig, bei den vielen Beziehungen der Fugger zu Spanien, iſt das faſt völlige Fehlen der ſpaniſchen Sprache. Die Briefe aus Madrid, Sevilla, Liſſabon und den Colonien ſcheinen über— ſetzt worden zu ſein, da ſie vielfach die gleiche Handſchrift aufweiſen, nebenbei bemerkt, eine der ſchwerſt lesbaren von allen. 1 XVII Nicht immer iſt erfichtlich, ob die Zeitungen für die Nachrichtenhändler Craſſer und Schiffle ge— ſchrieben wurden oder für das Haus Fugger. Gerechterweiſe aber darf geſagt werden, daß die Korreſpondenten, ſelbſt an den heutigen Anſprüchen gemeſſen, raſch und gewiſſenhaft gearbeitet haben. Am 14. April 1585 bringt ein Curier die Nachricht vom Tode des Papſtes Sixtus V. nach Venedig, und die Neuigkeit wird ſofort mit der Antwerpener Poſt nach Augsburg weiterge— geben. Am 12. September 1598 ſtirbt Philipp II., der böswillige Schuldner der Firma, und ſchon am nächſten Tage geht der Bericht nach Deutſchland ab. Die Korreſpondenten waren flink und verfügten über eine unbedingt notwendige Eigenſchaft des Journaliſten — gute Be⸗ ziehungen. Die Abſperrung der im Kriege befindlichen Länder war in jenen Tagen nicht ſo ſtrenge wie ſpäter. So erklärt es ſich, daß ſelbſt aus dem belagerten Antwerpen Nachrichten mit ziemlicher Regel— mäßigkeit herausgelangen konnten, und daß ſogar im Rücken feindlicher kämpfender Heere die Berichterſtattung nicht ſtockte. Dies iſt beiſpielsweiſe der Fall im Türkenkriege, der 1593 begann, aber die Fuggeriſchen Korreſpondenten nicht hinderte, getreulich nach Haufe zu ſchreiben. Leider iſt es ihr Geheimnis geblieben, wie ſie es zuwege brachten, ihre Briefe durchzuſchmuggeln. Unzählbar ift die Menge der Orte, aus denen Zeitungen vorliegen. Die großen Handelsplätze waren natürlich damals wie heute die beſten Fundorte für Neuigkeiten, deshalb ſind die Schreiben aus Antwerpen, Middelburg, Cöln, Venedig, Liſſabon und Madrid beſonders zahlreich. Aber auch die politiſch wichtigen Städte wie Prag, wo Rudolph II. ſein düſteres Leben verträumte, Rom, Konſtantinopel und Wien kommen nicht zu kurz. Aus Antwerpen (die Fuggerleute nennen es ſtets Antorf), Cöln, Venedig, Rom und Lyon ſind in manchen Jahren faſt lückenloſe Wochen— ſchauen vorhanden, die einen wahren Überfluß an Meldungen, darunter auch natürlich zahlreichen parallelen bringen. Selten und nur vorſichtig meldet ſich die öffentliche Meinung zu Worte, fo, wenn der Amſter— damer Referent, anknüpfend an die Pariſer Bartholomäusnacht, dem Prinzen Wilhelm von Oranien ein böſes Ende vorausſagt, oder wenn er den Tod des Lords Eſſex vom „gemeinen Manne“ beklagen läßt. Zuweilen möchte man gerne einen Hauch der Teilnahme fühlen, wenn es ſich um Geſchehniſſe handelt, die uns jetzt noch ergreifen, wie z. B. die Hinrichtung der vater: mörderiſchen Kinder des Cenci in Rom, eine der graufigften Tragödien der Zeit. Im allgemeinen herrſcht der Chroniſten-Ton vor, wobei aber nicht überſehen werden darf, daß erft in den gedruck— ten Zeitungen zu Ende des 18. Jahrhunderts eine Kritik der Ereigniſſe zu finden iſt. Markt— berichte oder gar Cursberichte ſind äußerſt ſelten. Es ſind im ganzen drei, allerdings im ſachlichſten Gejchäftsftile abgefaßte, Wechſelcurstabellen vorhanden. Eine Merkwürdigkeit der Fugger-Zeitungen bilden die nicht wenigen Abſchriften ſogenannter XVIII — — r Ä a „Neuer Zeitungen”. Die „Neue Zeitung“, das Flugblatt, it weit älter als die Kunſt Guten— bergs, und während der Reformation erlebte ſie eine Blüte von geradezu tropiſcher Uppigkeit. Sie bildet den Übergang vom Briefe zur regelmäßigen Zeitung und war eine reichfließende Einnahmequelle vieler Buchdrucker. Es wäre viel leichter zu ſagen, was nicht als „Neue Zeitung“ verbreitet wurde, als das Stoffgebiet dieſer fo intereſſanten alten Papiere zu umgrenzen“). Der Brief des Columbus, Präfecten der oceaniſchen Flotte, aus dem Jahre 1493 fand ſeine Ver— breitung als „Neue Zeitung“, und unendlich iſt die Zahl ihrer Geſchwiſter, Mißgeburten, Un— gewitter, Mordtaten, Schlachten, Turniere, Hochzeiten und Tod von Königen, Hexenverbrennungen, aber auch erzählende und lehrhafte Lieder, Streitſchriften für und wider den Papſt und Luther, dies alles und noch weit mehr wurde Gegenſtand „Neuer Zeitungen“. Über meteorologiſche Er— ſcheinungen allein laſſen ſich aus der Zeit von 1500 bis 1599 516 Flugſchriften nachweiſen“ ). Kein Wunder, daß ſie ſich auch häufig in den Fugger-Zeitungen finden. So ſtimmt der lange Bericht über das Ende des Königs Sebaſtian von Portugal faſt wortgetreu überein mit der hier zu ſeiner Illuſtration verwendeten „Neuen Zeitung“. Die in den Fugger-Zeitungen enthaltene Schilderung des Todes der Philippine Welſer dürfte ebenfalls eine Abſchrift einer „Neuen Zeitung“ ſein. Wer gab den Auftrag dazu? War es der Graf Philipp Eduard Fugger, oder hielten es die Herren Craſſer und Schiffle für angebracht, die glücklich ergatterte „Neue Zeitung” möglichſt auszunützen und ihren Kunden als Original— bericht vorzuſetzen? Viele weitere Beiſpiele ließen ſich noch anführen, und ebenſoviele Fragen wären zu ſtellen. Es wäre verlockend, die Fugger-Zeitungen einmal auf Abſchriften „Neuer Zei— tungen“ zu durchforſchen oder feſtzuſtellen, wie viele der dort niedergelegten Berichte ſich ſpäter in „Neue Zeitungen“ verwandelt haben. Die Wiener Nationalbibliothek erfreut ſich nicht als einzige des Beſitzes von Fugger-Zeitungen. Die Münchener Staatsbibliothek verwahrt viele handſchriftliche Zeitungen aus den Jahren 1585 bis 1595, die der Augsburger Ratsherr Hans Mehrer allwöchentlich aus den Papieren der Fugger ſammelte und ſeinem Schwager Stephan Fugger, Stadtkämmerer zu Regensburg, überſandte. Im Zuge ſeiner Arbeiten über die Wiener Fugger-Zeitungen hat Dr. Kleinpaul gefunden, daß die in der Leipziger Univerſitätsbibliothek vorhandenen zwei Bände „Nürnberger Zeitungen“ ebenfalls aus der Craſſerſchen Schreibſtube zu Augsburg ſtammen. Durch Ver— gleichung der Waſſerzeichen und Handſchriften iſt dieſer Nachweis unumſtößlich geworden. Vgl. Paul Roth, Die „Neuen Zeitungen“ in Deutſchland im 15. und 16. Jahrhundert, Leipzig 1914. XLII. Preisſchrift der Fürſtlich Jablonowskiſchen Geſellſchaft in Leipzig. „) Vgl. G. Hellmann, Die Meteorologie in den deutſchen Flugſchriften und Flugblättern des 16. Jahr: hunderts, Berlin 1921. Ii* XIX Die Nürnberger Kaufleute, die „ehrſamen, furnehmen Herren Reiner Volckhardt und Florian von der Bruckh“ waren die Bezieher. Vielleicht ſchlummern noch an anderen Orten Erzeugniſſe der fleißigen Augsburger Schreiber, deren Abnehmerkreis doch recht ausgedehnt geweſen ſein muß. Mit Sicherheit iſt aber anzunehmen, daß nirgends eine ſo rieſige Folge vorhanden iſt wie in Wien, und es darf gehofft werden, daß ſich ihnen auch die zünftige Geſchichtforſchung einmal zu⸗ wenden wird. Wie war es nun dazu gekommen, daß ein Fugger die von den Vätern ererbte Bücherei verkaufen mußte, und wie konnte es geſchehen, daß ihm feine Gläubiger, die böfen Creditores, hierbei noch Hinderniſſe bereiten durften? Der Barchentweber Hans Fugger im Dorfe Graben im Lechfelde hat hinter ſeinem knarrenden und ächzenden Werkſtuhle kaum daran gedacht, daß er Schuß und Kette zu einem Grafen⸗ ja ſogar zu einem Fürſtenmantel für ſein Geſchlecht zuſammenfügte. Der gleichnamige Sohn dieſes älteſten bekannten Fugger zog aus dem heimatlichen Dorf nach Augsburg, wo er das vom Vater erlernte Gewerbe weiterbetrieb, ſich aber auch ſchon erfolgreich mit dem Handel befaßte, denn bei ſeinem Tode hinterließ er das einſt nicht geringe Vermögen von 3000 Gulden. Dieſe 3000 Gulden find eigentlich das Gründungscapital des Hauſes Fugger geworden, und die Söhne des zweiten Hans Fugger waren bereits Mitglieder der angeſehenſten Augsburger Zünfte, der Weber⸗ und Kaufmannsgilde, ſie heirateten Bürgerstöchter und handelten mit „Spezereyen, Seiden⸗ und Wollengewand“. Ungefähr ein Jahrhundert nach dem Auftauchen des erſten Fuggers in Augsburg begann unter Jakob Fugger, dem zweiten dieſes Vornamens, die große Blüte des Hauſes. Im Fondaco dei Tedeschi, dem mit Fresken Giorgiones und Tizians gezier— ten Hauſe der deutſchen Kaufleute am großen Canal in Venedig hat dieſer Fugger mehr gelernt als nur die „Handlung“. Den königlichen Kaufleuten der Republik wollte er es gleichtun, und dieſes Ziel hat er erreicht. Mit feinen drei Brüdern hat er ein förmliches kaufmänniſches Fidei- commiß geſtiftet und feſtgelegt, daß alles Vermögen des Hauſes für alle Zeiten im Geſchäfte zu verbleiben habe, „auf daß in alle Wege unzerteilet bleibe der Fuggeriſche Handel“, der unter der Firma Jakob Fugger und Gebrüder Söhne betrieben wurde. Jakob Fugger lenkte die Tätig⸗ keit feines Hauſes in neue Bahnen. Er machte die erſten großen Darlehensgeſchäfte mit Erz: herzog Sigismund von Tirol und wurde dadurch Gewerke der reichen Silbergruben von Hall in Tirol. Im Vereine mit anderen Augsburger Handelsleuten bildete er gegen Ende des 15. Jahr: hunderts mächtige Gemeinſchaften für den Betrieb der ungariſchen Kupferbergwerke, und bald beherrſchte ſein Haus den wichtigen Kupferhandelsplatz Venedig. Zu Jakobs II. Geldtruhen ſuchte und fand auch Maximilian I., der Phantaſt und Heiratſtifter auf dem deutſchen Kaiſerthrone, bald den Weg. Mit der auf Nimmerwiederſehen erfolgten Verpfändung der Grafſchaften Kirche XX — . ääͤ ͤ berg und Weißenhorn, deren Namen eine Linie des gräflich gewordenen Hauſes Fugger dem Geſchlechtsnamen ſpäter beifügte, begann die Geſchäftsverbindung, und bald darauf genoß Jakob Fugger die bei weitem nicht immer reine Freude, der Geldmann Maximilians I. zu fein. Je weitergreifend die Pläne des Herrſchers wurden, umſo mehr Mittel brauchte er, und der Fugger in Augsburg mußte immer neue Gelder leihen, um die alten zu retten, ein Vorgang, der auch in neueren Tagen noch vorkommen ſoll. Alle möglichen Regalien wurden verpfändet, ſogar „das Reichshülfsgeld, ſo wir auf nächſtkünftigem Reichstage von den Ständen des Reiches erlangen werden“. Auf Maximilians Tiſch kam wirklich vorgegeſſenes Brot. Nicht allein die höchſte welt— liche Macht, auch der Papſt zählte zu den Kunden der Fugger, die ſtets gut katholiſch blieben, und deren Tätigkeit enge verknüpft iſt mit der Auflehnung Luthers gegen Rom. Der ehrwürdige Tetzel betrieb ſeinen Ablaßhandel unter ſcharfer Bewachung eines Fuggeriſchen Agenten, und war der berühmte „Kaſten“, der Born aller Gnaden, voll, ſo wurde ſein Inhalt von dem Beamten der Fugger fogleich abgezählt, dem Herrn Andreas Manſtedt, Factor der Firma in Leipzig, zuge— ſendet und dort redlich geteilt. Die eine Hälfte der frommen Spenden ging nach Rom, die andere gehörte den Fuggern, denen der Erzbiſchof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, gegen ein Darlehen von 31000 Ducaten ſeinen Gewinnſtanteil aus der Ablaßpachtung für Deutſchland verpfändet hatte. „Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt“. Karl V. war gewiſſermaßen römiſch⸗deutſcher Kaiſer auf Actien. Die deutſchen Churfürſten waren nicht minder geldbedürftig als die deutſchen Kaiſer und ließen ſich ihre Stimmen gut bezahlen. Hätte Franz J. von Frankreich, Karls Gegencandidat, mehr Geld aufgebracht, als der Habsburger, ſo hätten die erlauchten Wahlherren deutſcher Nation eben ihm, dem Meiſtbietenden, die Krone zugeſchlagen. Ein großes Syndicat, an dem nebſt den Welſern eine Anzahl von Genueſer Bank— firmen beteiligt war, beſtritt Karls Wahlkoſten, aber ohne den ausſchlaggebenden Beiſtand der Fugger hätten dieſe Mittel nicht gelangt. Und fo wie fein Großvater nie an pünktliches Rück⸗ zahlen dachte, hielt es auch Karl V. „Es iſt auch bekannt und liegt am Tage, daß Eure Kaiſer⸗ liche Majeſtät die römiſche Krone ohne meine Hilfe nicht hätten erlangen können“, ſchrieb Jakob Fugger im Jahre 1523 dem Herrſcher nach Valladolid. Der Monarch war gewiß zuerſt erzürnt über dieſen Ton, die Beziehungen mit dem Augsburger Kaufherrn hat er aber darum nicht abgebrochen. Unter Jakob Fugger begannen auch die großen Geſchäfte in Spanien, wo die Renten der Krone aus den drei großen Ritterordensgütern, den „Maeſtrazgos“, gepachtet wurden. Dieſe Pachtung, zu der auch der Betrieb der Queckſilbergruben von Almaden gehörte, behielten die Fugger über 100 Jahre, und der Umfang des Unternehmens läßt ſich aus den dafür geleiſteten Zahlungen er— meſſen. Um 1600 mußte das Haus dafür 100 Millionen Maravedis jährlich im Vorhinein ent: richten. Neben dieſen Staatsfinanzgeſchäften ging noch ein ungeheurer Handel in Spezereien einher XII und der Betrieb von Bergwerken in Tirol, Kärnten und Ungarn. Auch das Gewerbe, das den Reichtum der Fugger begründet hatte, die Barchent und Tuchweberei wurde auf vielen tauſenden von Stühlen fortgeführt. Der Umfang des Fuggerſchen Geſchäfts dürfte kaum hinter dem einer heutigen Großbank mit vielen induſtriellen Intereſſen zurückgeſtanden haben. Aus dem einſtigen Lehrling im Fondaco zu Venedig war ein wahrhaft königlicher Kaufmann geworden, der, dies ſei noch hinzugefügt, ſchon vor vierhundert Jahren ſich an ein ſoziales Pro— blem wagte, das noch immer ein recht ſorgenvolles iſt: die Wohnungsfrage. In Augsburg errichtete Jakob Fugger die „Fuggerei“, ein noch beſtehendes Stadtviertel mit Kleinwohnungen, deren Ins ſaſſen gegen ungemein niedrige Mietzinfe dort Unterkunft fanden und finden. Jakob Fugger II., der 1514 von Maximilian I. in den Grafenſtand erhoben wurde, hinterließ wohl keine Leibes— erben, aber ſein kühner Geiſt lebte in ſeinem Neffen Anton fort, der nach des Oheims Tode die Leitung des Hauſes übernahm. Die Geſchäfte mit dem Kaiſer und dem Papſt wurden nicht unterbrochen, und auch die neuen Häupter der Fuggerſchen Handlung, Anton und ſein Bruder Raymund, erhielten die Grafenwürde. Wohlfeil war dieſer Titel nicht erſtanden worden, aber Kaufherren, deren werbendes Capital um 1546 auf 5 Millionen, deren geſamtes Familienver- mögen auf 63 Millionen Gulden geſchätzt wurde, durften es ſich leiſten, zierlich gemalte, von des Kaiſers Majeſtät gefertigte Pergamente teuer zu bezahlen. Jedem Aufſtiege folgt der Niedergang, und ſchon Graf Anton Fugger bekam den Wechſel des Glückes zu ſpüren. Allzugroß wurden allmählich die Anſprüche des Kaiſers an das Haus, und noch unſicherer und drückender waren die Schulden des ſpaniſchen Hofes. Die Firma beſaß eine Unmenge von Niederlaſſungen, ſo in Madrid, Antwerpen, Kremnitz, Teſchen, Danzig, Thorn, Erfurt, Florenz, London, Venedig und noch zahlreichen anderen Orten, aber der Umfang des Unternehmens war ſo groß geworden, daß die Tätigkeit der im Auslande befindlichen Factoren nicht mehr recht zu überblicken und zu lenken war. Beſonders die Antwerpener Niederlaſſung ent— wickelte ſich zu einem wahren Sorgenkinde. Nicht nur der Kaiſer, auch ſeine Statthalter in den Niederlanden hatten nie Geld, und Antwerpen lag dem Brüſſeler Hofe ſehr bequem zur Hand. Ganz ſchlimm wurde es, als Philipp II. die Regierung in den Niederlanden übernahm; der Antwerpener Vertreter des Augsburger Hauſes, Martin Oertel, ließ ſich, von böſem Eigennutz getrieben, durch den Secretär Philipps II., den ebenſo gewalttätigen wie gefchäftsgemandten Eraſſo, in wenigen Jahren ſo große Summen entlocken, daß ſelbſt die Kräfte des größten Bank— hauſes zu ſchwinden begannen. Anton Fugger, der ebenfalls kinderlos ſtarb, ordnete kurz vor ſeinem Ende eine Art ſtiller Liquidierung des Hauſes an, mit der er ſeinen Neffen Hans Jakob betraute. Noch immer waren die Fugger ihres Rufes wert, wenn auch niemals ein Zimmtholzfeuer im Kamin des Grafen Anton gebrannt und noch weniger die Schuldbriefe Karls V. verzehrt hat. XXII 1 | | ar ur a ee ee ee Gleich einem ſeiner fernen deutſchen Nachkommen reihte Philipp II. den Staatsbankerott unter ſeine traurigen Regierungskünſte ein, und 1557 erklärte er ſich zum erſten Male zahlungsunfähig. „Der Teufel lohn Euch dieſe Factorei“, heißt es in einem Briefe Anton Fuggers an Martin Oertel in Antwerpen, durch deſſen Schuld die ungeheuren, kurz vorher nach Spanien verborgten Gelder nun verloren gingen. 4 Millionen Gulden, das Doppelte des den Fuggern zur Verfügung ſtehenden Capitals wurden eingebüßt, und es war nur natürlich, daß an der Antwerpner Börſe der „Fugger— brief“ faſt ſein ganzes Anſehen ſchwinden ſah, der „Fuggerbrief“, der einſt gemünztem Golde gleich gehalten worden war. Von dieſem Schlage konnte das Haus nie mehr geneſen. Unter den Teil— habern brach Unfrieden aus, viele der in beſſeren Zeiten erworbenen liegenden Güter mußten an Gläubiger verkauft werden. Hans Jakob Fugger ſchied aus dem Unternehmen, und ihm folgten ſein Bruder Chriſtoph und deſſen 4 Söhne, denen ihre Geſchäftsanteile ausbezahlt werden mußten. Marx Fugger, Hans Jakobs Sohn, übernahm die Leitung der Firma, die nun „Marx Fugger und Gebrüder“ hieß. Kaum hatte das Haus den erſten Staatsbankerott Philipps II. halbwegs ver— wunden, als der fromme König im Jahre 1575 wieder zahlungsunfähig, aber auch zahlungs— unwillig wurde. Seine Truppen in Flandern meuterten wegen rückſtändigen Soldes, und ein Fugger, der Feldoberſt Karl Fugger, ließ ſich durch verwandtſchaftliche Gefühle nicht daran hindern, an der Plünderung der Niederlaſſung ſeiner Vettern in Antwerpen wacker mitzutun. Nur durch große neue Zuſchüſſe konnten es die Fugger vermeiden, daß ſie in das den Staats— bankerott verkündende königliche Deeret erbarmungslos einbezogen wurden. Sie ſchloſſen einen ſchlechten Ausgleich mit dem ſpaniſchen Hof, aber die alte Macht und Herrlichkeit des Hauſes war für immer vernichtet. Nicht allein die große Einbuße an Beſitz, auch der immer wachſende Wettbewerb anderer Geldmächte, vor allem der Genueſen, bedrängte das alte Augsburger Haus immer mehr. Die Schulden des ſpaniſchen Hofes wollten nicht kleiner werden, und an dem Staatsbankerott des Jahres 1607, Philipp III. ehrte die Familientradition, war die Firma wieder mit 3 Millionen Ducaten beteiligt. Einmal noch wurde der völlige Zuſammenbruch abgewendet, jedoch das Glück war gewichen aus der „güldenen Schreibſtube“, wo einſt über Kaiſerkronen entſchieden worden war. „Man ſagt, der Fugger hat ſo viel Geld, daß er ein Kaiſertum bezahlen könnte,“ hatte der arme Junker Hans von Schweinichen einſt gemeldet, als er mit ſeinem lüder— lichen Herzog von Liegnitz auf einer Pump- und Trinkreiſe nach Augsburg gekommen war und dort die Herrlichkeiten des Fuggerhauſes beſtaunen durfte. Mindeſtens 4 Millionen Ducaten haben die ſpaniſchen Könige den Fuggern entliehen und nie zurückgezahlt, und es iſt nicht zu hoch gegriffen, wenn man die Verluſte der Handlung aus ihrer Verbindung mit den Habsburgern im Weſten und Oſten auf 8 Millionen Gulden ſchätzt. Nur das Geld der Fugger hatte die Politik Maximilians I., Karls V. und Philipps II. ermöglicht. XXIII Eigentlich bezahlten fie die Kriege dieſer Herrſcher, und ohne ſie wäre vielleicht die Reformation in Deutſchland faſt widerſtandslos ſiegreich geblieben. Ein ganzes Jahrhundert hatten die Tüch⸗ tigſten des Hauſes ſich gemüht, aber ihren überzahlreichen Erben blieb nichts als ein furchtbar koſtſpieliger Haufen von Pergamenten und ſchwer verſchuldeter Grundbeſitz, der durch den großen Krieg von ſchlimmſter Verwüſtung heimgeſucht wurde. Drei Jahre, von 1803 bis 1806, beherrſchte Anſelm Maria Fugger als ſouveräner Reichsfürſt das Fürſtentum Babenhauſen. Dann verſchwand das alte Reich und mit ihm dieſer Staat von elftauſend Seelen. Weitverzweigt leben die Fugger auch heute noch auf ihren bayriſchen Gütern, aber kein Jacobus Secundus, kein Anton ward dem Geſchlechte mehr beſchieden. Die Stadt Augsburg ſteht auf triebkräftigem, gutem oberdeutſchen Boden, der neben den Fuggern noch fo manches großes Kaufmannsgeſchlecht hervorbrachte. Auch die Welſer waren „Leute von großem Credite in der Chriſtenheit“, die ihren Rang lange neben den Fuggern behaupteten, auf eigene Fauſt unglückliche Colonialpolitik trieben, zu Joachimstal die erſten wirklichen Taler prägten und eine aus ihrem Stamme die Frau eines Erzherzogs werden ſahen. Außer ihnen ſtehen noch im „Goldenen Buche“ der alten Reichsſtadt die Herwart, die Seiler und Neidhart, die Manlich, Adler, Rehm, Haug und Herbrot. Auf alle dieſe und unzählige Andere darf der deutſche Bürger mit Stolz zurückſchauen. Für ſie haben Albrecht Dürer, die beiden Holbein, Schongauer, Veit Stoß, aber auch Tizian gearbeitet. Den Bürgern ſeiner Städte allein dankt es der Deutſche, daß ſein Erbe aus dieſer Zeit nicht zue ſteht hinter dem anderer Völker. Etwa dreißig Jahre nach der Stiftung des Jeſuitenordens und nur fünf Jahre nach Abſchluß der Tridentiner Kirchenverſammlung ſetzen die Berichte der Fugger-Zeitungen ein. Damit iſt eigentlich die Zeit ausreichend gekennzeichnet, die ſich in dieſen Papieren ſelbſt erzählt. In Mittel- und Weſteuropa wird noch immer um den Glauben gekämpft, die Stimme der wunniglichen Nach: tigall iſt zum brauſenden Sturm angewachſen, der unſtillbar forttobt. Die römiſche Kirche ringt um ihre Herde und will die Seelen in den einſtigen Gehorſam zurückzwingen. Gefügige Werk⸗ zeuge Roms find viele Träger der weltlichen Macht, und im Namen Gottes, des maßlos ge⸗ duldigen, von Allen, Frommen und Ketzern, angerufenen Gottes, fließt das Blut und veröden die Länder. Spanien peinigt die Moriscos, trägt die Inquiſition in die Niederlande, duldet kein Verlöſchen des inneren Krieges in Frankreich und treibt die Irländer in ſtets erneute Auflehnung gegen England. Philipp ſchickt die „Große Armada“ aus, um den Tod der katholiſchen Maria Stuart zu ſühnen, deren Sohn mit fanatiſchem Haß ſeine katholiſchen Unterthanen verfolgen wird. Die ſpaniſche Flotte wird von Gottes Athem verjagt. Das behauptet die kluge Eliſabeth, die den Spruch auf ihre Denkmünzen prägen läßt. Hätte ihre Politik die Verſöhnung mit Rom ge— XXIV boten, fo wäre fie vielleicht nicht minder eifrig im Glauben geweſen als ihre Schweſter, die grauſige Maria, Philipps II. Frau. Katharina von Medici feiert die Vermählung ihrer Tochter mit Heinrich von Navarra durch die Bluthochzeit, und ein Mönch tötet den allerchriſtlichſten Heinrich III., dem der Vierte dieſes Namens folgt und mit der Allmacht und ihrem irdiſchen Statthalter regelrechte Tauſchgeſchäfte abſchließt. Achtzig Jahre ringen die Holländer um ihre Freiheit, und auch da geſchieht alles um Gottes Willen. Wilhelm von Oranien wird meuchlings erſchoſſen, Antwerpen verliert ſeine Weltſtellung an Amſterdam. Rubens hat das Bild gemalt, wie der Handel Antwerpen verläßt. Alexander VI., der Vater Lucrezia Borgias, verteilt die Welt unter Spanier und Portugieſen, aber die Engländer und Holländer nehmen ſich davon, was ihnen gefällt. Vor den Toren des Vaticans treiben Jahrzehnte hindurch freche Räuber ihr Un— weſen. Der Papſt, der die Engländer des Gehorſams gegen ihre Königin entbindet und Philipp II. mit dem Inſelreich als, ſelb ſtverſtändlich tributpflichtigem, Kirchenlehen belehnt, der Papſt, der herrſchen will über die Erde, muß einen Krieg führen gegen die Banditen im Kirchenſtaat und wird ihrer nicht Herr. Deutfchland im bunten, jämmerlichen Buzzikleid feiner Zerriffenheit ent: wächſt durch den Zwieſpalt der Bekenntniſſe völlig feinem Kaiſer, dem römifchzdeutfchen, der ſtets beſſer römiſch als deutſch geweſen iſt. Wo, in welchem Lager war der wahre Gott? Bei den Tüchtigen, den Wagenden, den Klugen. Zwei große Seemächte büßen ihren Vorrang ein in den Jahren, von denen die Fugger-Zeitungen ſprechen: Spanien und die Türkei. Bei Lepanto wird das Mittelmeer wenigſtens von dem aller— ärgſten Drucke befreit, der jedoch auf dem europäiſchen Feſtland noch lange Jahrhunderte laſtet und den Oſten des Erdteils auf unabſehbare Zeiten vergiftet. An der Türkennot leiden Ungarn und die Balkanſtaaten heute noch. Eliſabeth von England weiſt ihrem Volk den Weg auf die „ſilberne See“. Virginien nennt Walther Raleigh der Königin zu Ehren den Teil Nordamerikas, wo er ſeine Coloniſten anſiedelt, die nach ſchweren Leidensjahren nichts in die Heimat zurückbringen als das glimmende Zauber— kraut, den Tabak. Cavendiſh, Drake, Drago, den Drachen, ſchelten ihn die geängſtigten Spanier, haben mehr Glück auf ihren Fahrten, ſie ſind Seeräuber, aber auch Weltumſegler, und ihre Beute teilen ſie redlich mit der Herrſcherin, der ſie auch helfen, die Küſten freizuhalten von den Spaniern. Betrug, Lüge, Schmeichelei und Heuchelei ſind die vier Wege, die zum Glücke führen am Hofe Eliſabeths, ſagt der Dichter Roger Aſchams, aber Shakeſpeare hat höhere Worte gefunden für feine Königin, die es verſtanden hat, die Willenskraft, die Zähigkeit und den Wage— mut ihres Volkes zu wecken und zu nützen. Darum liebt ſie dieſes Volk und verzeiht ihr alles, auch Leiceſter und Eſſex. „Es lebe König Heinrich IV., unſer guter König,“ ſingt noch immer der franzöſiſche Bauer. Der XXV erfte Bourbonenherrſcher war kein Muſter in ſeinem Lebenswandel; nur ſchwer findet man ſich zu⸗ recht in dem Gewimmel von ſchönen Frauen und Baſtarden um den Bearner. Aber er war König in ſeinem Lande und ſchuf einen Staat, einen einheitlichen ſtarken Staat. Wie unendlich lange war der Weg, den Deutſchland durchleiden mußte, bis es dahin gelangte! Das gefeſtigte Frankreich, das Werk Heinrichs IV., hat den Haufen kleiner deutſcher Staaten an feinen Grenzen gut ausge: nützt, und deutſche Fürſten haben dem franzöſiſchen König Heerfolge geleiſtet gegen klingenden Lohn. Es gibt kein Deutſchland im 16. Jahrhundert. Der Kaiſer, ein Träumer mit krankem Hirn, ſitzt in Prag, füllt feine Burg mit allem, was edle Hände an Koſtbarem zu bilden wiſſen, lauſcht dem Geſange der Sphären und verbringt die Nächte mit Tycho de Brahe und Kepler, um aus den Sternen Künftiges zu leſen, oder mit Goldmachern, die er, je nach Laune, mit Wappen⸗ briefen bedenkt oder im Kerker verenden läßt. Rafft ſich aber der Kaiſer zum Regieren auf, ſo hadert er mit den böhmiſchen Adeligen und bereitet dem Winterkönig den Weg nach Prag. Khleſel, der bekehrte Bäckersſohn, ſtiftet die Erzherzoge an, die öſterreichiſchen Erblande wieder katholiſch zu machen. Die Mittel find die gleichen wie überall: Blut und Brand. Warum ſchwiegen die Sterne, als Rudolph ſie befragte, warum haben ſie dem Kaiſer nicht erzählt, was nach ihm wurde? Die Berichte über den Krieg in Irland find in den Fugger Zeitungen nicht weniger oft zu finden als in unſeren heutigen Tagesblättern. Und auch aus Rußland lautet die Kunde nicht viel anders als jetzt, Krieg und Verheerung. Aber ſchon greift der Moskowiter nach Süden, Weſten und Oſten aus, und das ausgehende 16. Jahrhundert führt den Hetman Jermak auf den Eroberungs— zug nach Sibirien. In dieſen Jahrzehnten ſterben Millionen von Europäern an der Peſt, und überall, am meiſten aber in Deutſchland, flackern die Herenbrände. Kinder und Greiſe, Männer und Frauen find im Bunde mit dem Teufel und verderben die Menſchen, Tiere und Saaten. Der Satansglaube und die Herenfurcht werden faſt zur Religion, und große Gelehrte vertrödeln ihr Leben mit dem Auf⸗ bau von Syſtemen dieſes Wahnſinns. Der Proteſtantismus bleibt darin hinter der römiſchen Kirche nicht zurück. Wirft man dieſer Bodin, Sprenger und Inſtitoris vor, fo kann fie wiederum auf Luther und Carpzov verweiſen. Niemals find die Opfer des Hexenwahns gezählt worden. Aber es bleibt fraglich, ob die heute Lebenden mit augenverdrehendem Erbarmen von dieſen Unglücklichen ſprechen dürfen. Die Geſchichte kehrt ſich nicht an die ſchulmäßigen Einſchnitte von Altertum, Mittelalter und Neuzeit, und die Fäden, die vor alters geſponnen wurden, laſſen ſich nicht zer— reißen. Die aufgeklärten Tage, in deren trübem Licht wir wandeln, haben nicht minder grauſame Methoden der Marter ausgeheckt. Von den großen Geiſtern der Zeit wiſſen die Fugger-Zeitungen nichts zu ſagen, nicht einmal die Verbrennung Giordano Brunos wird erwähnt. Auch von dem bettelarmen Kriegsmann, der in XXVI en — der Schlacht von Lepanto einen Arm verliert und noch zwei ſchwere Wunden davonträgt, von Cervantes, findet ſich keine Spur. Noch ſchreitet der greiſe Hans Sachs in die Nürnberger Sing— ſchule, am Pariſer Hofe arbeitet Michel de Montaigne als Secretär der „alten Königin“ Katharina von Medici, und Taſſos Unraſt hat in Ferrara Zuflucht gefunden. Aus dem Pomp der ſpaniſchen Autos, die nicht immer nur Scheiterhaufen ſahen, bildet ſich die unabſehbare Reihe der Komödien Lopes de Vega, den ebenfalls die Not zwingt, auf der Armada Kriegs dienſte zu nehmen. Spanien und England haben ſchon ihre ſtändigen Bühnen, und in London beſchwert ſich die Geiſtlichkeit, daß der Sonntag durch den Lärm der Trompeten entweiht wird, die ins Theater locken. Kein Wunder, daß die Menge hinſtrömt, denn ſie ſpielen dort den „Tamerlan“ und den „Fauſt“ von Marlowe, und auf der Bühne ſteht der edelſte aller Menſchendarſteller, der zuerſt für ſich, dann aber auch für den Erdkreis und die Ewigkeit ſeine Rollen ſchreibt, William Shakeſpeare. In einer portugieſiſchen Niederlaſſung hart an der chineſiſchen Grenze erfinnt Camoens, ein armſeliger, un— beachteter, von einem Bettelgehalte das Leben friſtender Regierungſchreiber, die „Luſiaden“. Mit leeren Händen, einer unter Zehntauſenden, kehrt er aus dem Märchenlande heim und hat doch ſein Volk reicher beſchenkt als alle Conquiſtadoren. Dichterworte auf Papier ſind ſo ziemlich das letzte, den Portugieſen von ihrem einſtigen allzuweiten Colonialreiche Verbliebene. Das Zeitalter der großen Entdeckungen war vorüber, als Graf Philipp Eduard Fugger den Ge— danken faßte, ſeine Zeitungen zu ſammeln. Der gefährlichſten und bösartigſten Frucht der Schöpfung, dem weißen Menſchen, war längſt der zugemeſſene Teil der Erde zu klein geworden. Den von Ariſtoteles und Ptolemäus aufgeſtellten Lehrſatz von der Unbewohnbarkeit der heißen Zonen hatte man als falſch erkannt. Habgier, Bekehrungswut, die Feuerwaffen und „die Fran— zoſen“ waren die Gaben, die den teilweiſe hochgeſitteten Völkern der neuen Welt gereicht wurden, die zu ihrem Unglück Goldſchmuck trugen, als ſie den Europäern zum erſten Male begegneten. Durch den neugefundenen Seeweg nach Indien war die Bedeutung des Mittelmeeres ſchwer ge— troffen worden. Allmählich büßten Venedig und Genua ihren Rang ein. Der große Welthandel ſuchte und fand andere beſſer gelegene Punkte in den europäiſchen Randſtaaten, zuerſt natürlich in den Häfen der beiden Mächte, die das päpftliche Privileg auf die Weltmeere und die neuen Erdteile erhalten hatten. Liſſabon, Sevilla und fpäter Cadix, dann Antwerpen und, erſt zu Beginn des 17. Jahrhunderts, Amſterdam und London wurden die Stapel der Erde. Zehn Jahre nach der erſten Fahrt des Columbus errichtet man in Sevilla die Caſa de Contractation, von wo aus der Seeverkehr mit Amerika überwacht und geregelt wird. Die Kräfte der Portugieſen haben niemals zu einer wirklichen Beſitzergreifung der ihnen zugefallenen Länder gereicht. Über eine punktweiſe Coloniſierung ſind ſie nie hinausgekommen. Die ſpaniſche Macht war ihrer neuen Aufgabe beſſer gewachſen, aber in beiden Fällen konnte von einer planmäßigen Beſiedelung nicht XXVII geſprochen werden. Das Wort von dem Unfegen, der auf dem Golde laſtet, muß damals ent— ſtanden ſein, als die Gold- und Silberflotten in Liſſabon, Sevilla und Cadix einliefen. Zuerſt war eine ungeheure Teuerung die Folge der ſtarken Edelmetalleinfuhr, und dann verſchlangen die Kriege Spaniens weit mehr als die königlichen Galeeren heimtragen konnten. Das Haus Fugger wußte davon Einiges zu ſagen. Mehr Glück brachte den Entdeckerländern der Handel mit den Waren aus den Colonien. Der Pfefferhandel ward Monopol der portugieſiſchen und ſpaniſchen Krone, und die Caſa da India in Liſſabon war das größte Lagerhaus der Welt, wo alle aus den Indien einkommenden Güter aufgeſpeichert werden mußten. Von dort nahmen ſie zur See den Weg nach Antwerpen, Genua nnd Venedig, um dann ins Innere des Continents zu gelangen. Die von den Spaniern in der neuen Welt verübten Greuel zu ſchildern, iſt unmöglich. Man weiß, wie furchtbar ſchnell es ihnen gelang, alte Kulturländer wie Mexiko und Peru zu verwüſten und zu entvölkern. Da aber vom Klima nicht gefährdete Arbeitskräfte beſchafft werden mußten, begann die Schmach der Menſchenjagd in Afrika, an der fo ziemlich alle ſeefahrenden Nationen Europas teilnahmen. Die Not des Krieges mit Spanien hat die Holländer auf das Welt— meer gedrängt, und die niederdeutſche Tüchtigkeit dieſes kleinen Volkes hat ihm bis heute ſeinen reichen Colonialbeſitz gewahrt. Das Verſchwinden der großen Armada hatte auch für England die See freigemacht, und kaum zwölf Jahre nach der kläglichen Heimkehr Medina Sidonias wurde in London die Oſtindiſche Compagnie gegründet, die merchant adventurers rüſteten zur Eroberung der Erde. Deutſchland war damals noch viel reicher und weit dichter bevölkert als die britiſchen Inſeln, deren Bewohner meiſt noch auf der Erde ſchliefen, weil ſie keine Betten kannten. Noch immer hatte die Hanſa großen Anteil am europäiſchen Handel, und viele reichbefrachtete Kähne zogen rheinaufwärts. Sie brachten die Kaufmannsgüter aus Antwerpen. Auch die oberdeutſchen Städte, Nürnberg, Augsburg, Straßburg, Ulm und Baſel wahrten noch ihre alte Stellung. An den Grenzen Deutſchlands aber zäumten fchon die vier apokalyptiſchen Reiter ihre Gäule zu dem langen verderblichen Ritte, und die Hufe dieſer Roſſe zertraten das Land, weil es zerfallen und kraftlos war. Auch dieſe Lehre verkünden die Fugger-Zeitungen. se 8 . I, großer Herren und Frauen, ſchwere Kriegsnöte, kühne Fahrten nach fernen Weltteilen, Handel und Waondel der löblichen Kaufmann— 8 5 ſchaft, ergötzlichen Mummenſchanz und fröhliche Kurzweil, erſchreckliche 8 Geſichte, Wunder, Teufeleien, Gold— macher, Hexen, Zauberer und viele andere merkwürdige Begebenheiten A 1. Hinrichtung der Grafen Egmont und Horn in Brüſſel“ Zeitung, wie die Grafen von Egmont und Horn zu Brüſſel am 5. Juni des 68. Jahres gerichtet worden ſind, was ſie geredet, und wie es ſich verlaufen hat. A. 4. Juni dieſes 68. Jahres ſind die zwei Grafen von Egmont und Horn auf einem beſonderen Wagen von Gent nach Brüſſel geführt worden. Sie waren begleitet von zwölf Fähnlein Spaniern zu Fuß und etlichen hundert zu Pferd. Als der Herr von Egmont die Stadt Brüſſel erſah, ſagte er: „Ich habe gute Hoffnung, daß mir der Herzog von Alba ſo viel Gnade tun wird, daß ich dieſen Abend mit meinem Ehegemahl und meinen Kindern zu Nacht eſſen darf.“ Dieſe waren in der jüngſten Zeit bei ihm geweſen und hatten ihn getröſtet. Sobald ſie aber in die Stadt kamen, es iſt nachmittags um drei Uhr geweſen, ſind ſie auf des Königs Brothaus, welches auf dem Markt gegenüber dem Rathaus ſteht, geführt worden, und da ſagte der Herr von Egmont: „Jetzt habe ich alle Hoffnung verloren!“ Am ſelben Abend um ſieben Uhr iſt beiden Grafen ihr Urteil vorgeleſen worden, und da ſagte der Herr von Egmont abends und nachts öfter: Was er wider Seine Majeſtät angeſtellt, ge— tan und verſchuldet, möge ihm gnädigſt verziehen und für ſeine geleiſteten Dienſte das Leben geſchenkt werden. Er ſolle mit ewigem Gefängnis beſtraft und nicht wie ein Graf, ſondern wie ein armer Edelmann gehalten werden. Darum möge man bitten. Auch der Grand Prior hat ſich, wie man ſagt, auf ſeinen Knien vor des Herzogs Wagen geworfen, aber nichts erreichen können. Der Herzog habe aber geſagt, daß das Urteil über beide Herren zu vollziehen ſei. Deshalb iſt ihnen der Biſchof von Ypern als Beichtvater geſchickt worden, dem als Gehilfe noch des Herzogs Caplan und ein ſpaniſcher Pfaffe zugegeben wurden. Dieſe ſind bei ihnen bis zu ihrem Tode verblieben. Des Morgens iſt auf dem Markt ein Geſtell, welches man hierlands ein * Die mit“ bezeichneten Briefe find mit Anmerkungen verſehen, die unter gleicher Nummer am Schluſſe folgen. 1 3 Schaffot nennt, aufgemacht worden und auf jeder Seite eine Sparre oder Stange mit einer eiſernen Spitze angenagelt worden. Gedachtes Schaffot war mit ſchwarzem Tuch bedeckt, und zwei ſchwarze Kiſſen wurden daraufgelegt. Der genannte Markt wurde von den zwanzig aus Gent mitgekommenen Fähnlein Spanier und von zehn aus Brüſſel beſetzt. Um elf Uhr iſt zuerſt der Graf von Egmont aus dem Brothauſe auf den Markt gekommen. Er war ungebunden und begleitet von dem Biſchof von Ypern und den zwei ſpaniſchen Pfaffen und dem Maiſtre de Camp. Er hat ein ſchwarzes Samtwams angehabt, das am Hals ausgeſchnitten war, ſchwarzſamtene Pluderhoſen und Brodequins, oder weiße ſpaniſche Stiefel. Darüber trug er einen roten Damaſtnachtrock und einen gewöhnlichen ſchwarzen Mantel, beide mit golde— nen Treſſen verbrämt. Auch trug er einen Hut mit ſchwarzen und weißen Federn dar— auf. So iſt er vom genannten Markt bis aufs Schaffot gegangen. Den Mantel hat er über die Achſel getragen und die Hände auf der Bruſt gekreuzt. So iſt er gar manier— lich mit ſeinem ſtolzen Geſicht gegangen, wie er ſonſt in den Rat zu gehen pflegte. Er hat ſich im ganzen tapfer, aber im Geſicht betrübt und ſchwermütig gezeigt. Er hielt den Mantel vor dem Munde über die Achſel geſchlagen und ſah rundum. Hierauf hat er den Mantel abgetan, ſich zum Sterben fertiggemacht und ſelbſt entklei den wollen. Aber der Maiſtre de Camp ſagte zu ihm: „Herr, übereilet Euch nicht, ſon— dern bedenkt Eure Sache wohl. Euch ſoll dazu Zeit genug gegeben und vergönnt werden.“ Darauf ſchlug er den Mantel wieder über die Achſel, ſah neuerlich rundum, ohne ein einziges Wort zu reden oder ein einziges Ding zu tun. Nur ſeine rechte Hand ſtreckte er unter dem Mantel heraus und ſah dieſelbe ſcharf an. Deshalb redete ihn der Biſchof von Ypern mit dieſen Worten an: „Herr, bekümmert Euch jetzt um keine weltlichen Sachen, ſondern ſeid bedacht auf Eurer Seele Seligkeit.“ Darauf antwortete er: Ob es die Seligkeit ſeiner Seele verhindern könne, daß er an ſein Ehegemahl und Kinder gedacht. Der Biſchof antwortete: „Nein, denn unſer Herr— gott hat ſelbſt, als er am Kreuz gehangen und für alle unſere Sünden bezahlte, ſeine Mutter Johannes befohlen.“ Darauf antwortete der Graf: „So habe ich denn nichts, womit mein Herz bekümmert und mein Gewiſſen beſchwert iſt.“ Mit dieſen Worten legte er ſeinen Hut nieder, tat ſeinen Mantel von ſich, desgleichen den Nacht— 4 rock. Der Maiſtre de Camp fagte ihm abermals, er ſolle ſich nicht übereilen. Der Graf antwortete, weil er ja ſterben müſſe, ſo wolle er es tun. Er kniete mit dem Biſchof nieder und redete mit ihm heimlich ungefähr zwei Vaterunſer lang. Darauf wies er ihn mit der Hand zur Seite, nahm ſelber ein vergoldetes Kreuz, das auf dem Schaffot lag, in ſeine Hände und kniete vor ihm nieder. Auch zog er ſelber das weiße Häublein oder die Binde, die er auf dem Kopfe hatte, vor die Augen und kniete ſo eine gute Weile, ehe der Nachrichter fertig war. Inzwiſchen fragte ihn der Biſchof, ob er erlaube, daß man ihm die Binde feſtmache. „Nein,“ antwortete er, „ich will ritterlich ſterben und mich wohl halten.“ Darauf vollzog der Nachrichter mit dem Schwert die befohlene Operation. Sobald nun dieſes geſchehen war, haben die beiden ſpaniſchen Prieſter den toten Leib und das Haupt genommen und zur Seite auf dem Schaffot unter einem ſchwarzen Tuch geborgen. Darauf haben ſie den Grafen von Horn vom Brothaus geholt. Auch er war ungebunden, und als er auf den Markt gekommen, zog er ſeinen Hut ab und wünſchte auf beiden Seiten den Soldaten in ſpaniſcher Sprache einen guten Tag. Dieſe taten desgleichen. Er iſt alſo mit bloßem Haupte, den Hut in der Hand tragend, tapfer aufs Schaffot ge— gangen. Er hat ſein gewöhnliches Kleid angehabt, geneſtelte Hoſen und Wams, das Wams aus weißer Leinwand und ſchwarze Samthoſen und darüber einen Mantel. Sobald er auf das Schaffot gekommen, hat er zu jedermann geſprochen, es ſei ihm leid, daß er gegen ſeinen König gegangen und ihm nicht beſſer gedient hat. Er bitte Seine Majeſtät, und wen er ſonſt beleidigt habe, um Verzeihung. Desgleichen wolle auch er gerne jedermann verzeihen. Er bat, daß jeder für ihn ein Vaterunſer beten ſolle. Darauf fiel er mit dem Biſchof auf die Knie und blieb ungefähr zwei Vater— unſer lang knien. Den Hut hielt er immerzu in der Hand. Danach ſtand er wieder auf, dankte jedermann mit ſtarker männlicher Stimme und tat allen Soldaten ſeine Reverenz und fie ihm desgleichen. Dann legte er den Mantel ab und kniete auch un: gebunden nieder. Danach tat der Nachrichter nach ſeinem Befehl die Operation. Da beide Herren gerichtet waren, wurden ihre Häupter auf die zwei eiſernen Spitzen ge— ſteckt, allwo ſie bis am Nachmittag um drei Uhr blieben. Aber die Leichname wurden von ſechs Zellenbrüdern betreut. Sie ſind grau gekleidet und begraben hierlands ge— 5 wöhnlich die Toten. Unter einem Leinwandkleide, welches man über ſie ſpannte, wur⸗ den ſie ausgezogen und jeder in eine beſondere Kiſte gelegt, worin ſie ungefähr eine Stunde auf dem Schaffot blieben. Danach wurden ſie, desgleichen nach drei Uhr auch die Häupter in einem viereckigen beſonderen Käſtlein, in die Sanct Gudula⸗ Kirche getragen. Alldort wurden ihnen die Häupter an den Leib genäht, und der von Egmont nach Sanct Claren, der von Horn in ein anderes Kloſter getragen. Hierauf iſt der von Egmont auf feine Herrſchaft Gottegem und der von Horn nach Weert geführt, einbalſamiert und begraben worden. 2. Das Ende des Don Carlos“ Aus Madrid vom 24. Juli 1568 er Prinz von Spanien hat während der Zeit ſeiner Verſchließung, etliche Male D ausgenommen, nichts eſſen wollen. Er iſt jedoch perſuadiert worden, von ſolcher Phantaſie abzulaſſen. Als aber die Hitze angefangen, hat er wegen feiner Verſchlie⸗ ßung jede Patienz verloren und ſich übel gehalten. Er ſoll ſein Gemach gar feſt mit Waſſer haben begießen laſſen und darin etliche Male barfuß umgegangen ſein. Vor zehn Tagen hat er etliche Tage, wie ſie ſagen bis zu ſechs, nichts als Früchte gegeſſen und ſehr viel kaltes Waſſer darauf getrunken. Damit hat er den Magen und den ganzen Leib deconfortiert. Als er darauf wieder eſſen wollte, konnte er nichts mehr behalten, und ſo iſt er am Vormittag dermaßen erkrankt, daß er vergangene Nacht um ein Uhr verſchieden iſt. Er hat aber ein gar gutes chriſtliches Ende genommen und vom König Vergebung für alles, was er ihm getan oder tun wollte, erbeten. Desgleichen hat er auch die, die er beleidigt hatte, um Verzeihung bitten laſſen. Dies iſt nun fürwahr eine ganz leidige Zeitung für dieſes Land. Man ſagt, daß ihn weder der König in ſeiner Krankheit geſehen, noch ihm zugehen wollte, ebenſowenig die Königin oder die Prinzeſſin. Sie ſagen, daß man dieſen Prinzen hier morgen am Sankt Jakobstag zu Santo Domingo Real begraben und beiſetzen wird. Gott wolle ſeiner Seele die ewige Ruhe verleihen. Man ſagt auch, daß er den König, ſeinen Vater, habe bitten laſſen, ſeine Diener gnädigſt zu bedenken und ſeine Schulden ab— zuzahlen, was man auch von Seiner Majeſtät erwartet. 6 3. Der Tod der Königin Eliſabeth von Spanien“ Aus Madrid vom 5. October 1568 urer Herrlichkeit habe ich gemeldet, daß die Königin von Spanien abermals ſchwanger war. Weil im vergangenen Jahr nichts aus ihrer Schwangerſchaft geworden, haben etliche auch diesmal große Zweifel gehegt. Etliche Frauen haben ihr viel Geſtein und anderes angehängt und ihr Blumenwaſſer zu trinken gegeben, damit ſie deſto eher empfange und das Empfangene behalte. Andere ſagen, daß ſie im vergangenen Jahr, als ſie fehlgeboren hatte, ſich, wie es in Frankreich der Brauch ſein ſoll, um deſto eher wieder ſchwanger zu werden, nicht wohl gereinigt habe. Dem ſei nun wie immer, Ihre Majeſtät iſt ſeit einigen Monaten durch große Ohnmachten ſtark geſchwächt worden. Etliche ſagen, daß ſie eine halbe Lähmung gehabt hat und einen Arm und Schenkel nicht mehr ſo wohl gebrauchen konnte wie früher. Deshalb haben die Arzte auch eine böſe Anſicht von ihrer Krankheit gehabt, und es wurde ge— ſagt, daß ſie nicht mehr als vier oder fünf Monate leben könne. Dieſe Ohnmachten haben Ihre Majeſtät immer mehr angegriffen, ſo daß ſie ſeit Sanct Michaelstag meiſt zu Bett gelegen iſt. Am 2. dieſes haben ihr die Arzte zwei Purganzen einge: geben und ſie zur Ader gelaſſen. In dieſer Nacht iſt Ihre Majeſtät ſehr ſchwach ge— weſen, hat ihr früher gemachtes Teſtament beſtätigt und morgens früh die heilige lung empfangen. Sie ſoll dem König ihre Tochter ſehr empfohlen haben und dann nochmals den Geſandten des Königs von Frankreich zu ſich berufen haben. Dem hat ſie befohlen, dem König, ihrem Bruder, und der Königin, ihrer Mutter, zu ſagen, ſie laſſe ſie ſehr bitten, die Freundſchaft mit dem König von Spanien fortzuſetzen und zu halten. Wenn ſie das tun würden, werde ſie Gott mit der Hilfe des Königs von Spanien begnaden. Sie fagen, daß der König oft zu ihr gegangen iſt und wegen ihrer großen Schwäche großes Leid gezeigt hat. An dieſem Tage, ungefähr um zehn Uhr vormittags, ſollen die Schmerzen ſehr groß geworden ſein, bis ſie einen jungen Prinzen geboren hat. Einige ſagen, daß er lebendig vom Mutterleib gekommen iſt und das heilige Waſſer empfangen hat, andere ſagen, daß er tot und ſtückweiſe von ihr gekommen, da er nicht über fünf Monate alt geweſen ſein kann. Um Genaues zu 7 ſagen, ſoll fie erft im vergangenen Monat Mai, als fie mit dem König zu Aranjuez geweſen iſt, geſchwängert worden ſein. Nachdem ſie große Ohnmachten und Schwä— chen gehabt, hat ſie Gott der Herr ungefähr zwei Stunden nach der Geburt um zwölf Uhr mittags zu ſich gerufen. Sie foll ganz chriſtlich verſchieden ſein. Gott der Herr wolle ihrer Seele die ewige Ruhe verleihen. Der König hat deshalb großes Leid gezeigt und ſich nach San Geronimo, dem Kloſter außerhalb der Stadt, zurück⸗ gezogen. 1558 verloren wir hier in Spanien Kaiſer Carl und zwei Königinnen. In dieſem achtundſechzigſten Jahr haben wir zwei Prinzen von Spanien und die Königin verloren. Gott wolle ſeinen Zorn von dieſem Lande abwenden! Insgemein verheiratet man ſchon unſeren König mit dem älteſten Fräulein Ihrer Kaiſerlichen Majeſtät und fügt hinzu, wenn ſich Ihre Majeſtät nicht zum viertenmal verheiraten wollte, ſo werde Ihre Majeſtät den Erzherzog Rudolph mit der älteſten Infantin verſprechen. Dann würde Ihre Durchlaucht fortan hierbleiben und drau— ßen auf alle Sachen verzichten, um nach Seiner Majeſtät Abſterben König von Spanien zu werden. Desgleichen will man wiſſen, daß Ihre Majeſtät den Erzherzog Ernſt mit der jüngſten Infantin verſprechen will und ihnen Flandern mitgeben ſoll. Das ſind die gewöhnlichen Anſichten. Was ſich aber begeben wird, wird die Zeit offenbaren. Meines Erachtens wird Ihre Majeſtät nicht unterlaſſen, ſich zu verheiraten. 4. Seeräuberei der Engländer“ Aus Sevilla vom 21. Januar 1569 s ſind etliche engliſche Briefe aus Vigo in Galicien angekommen, worin ge— ſchrieben wird: Im vergangenen Jahr iſt ein Engländer mit acht wohlgerüſteten Schiffen von England weg und nach Guinea in das Meergebiet des Königs von Portugal gefahren. Nachdem er dort ſeine Waren gegen fünfzehnhundert Schwarze vertauſcht hatte, hat er mit dieſen ſeinen Weg nach Neuſpanien genommen. Damit er dies ohne Widerſtand und nach ſeinem Gefallen tun könne, hat er nahe von Vera Cruz, wo die ſpaniſche Flotte immer aus- und einzuladen pflegt, eine kleine Inſel, 8 1 5 A bel F. fee * WE Horn . Im Fein am tag, 3 2 Graf Te lee ermorden. raff ſe ile fl, Se wink _ Am o Mm p. IXvu. Fu SE 2. Die Hinrichtung der Grafen Egmont und Horn in Brüſſel San Juan de Lua, an welcher die fpanifchen Flotten ſtets vorüberfahren müſſen, beſetzt. Dort hat er das Waſſer mit den Schiffen und Geſchützen derart verlegt, daß die ſpaniſche Flotte von dreißig Schiffen, die bald nach ihm dort angekommen iſt, ohne ſeine Bewilligung in den Hafen von Vera Cruz nicht einlaufen konnte. Der ſpaniſche General hat daher mit dem gedachten Engländer einen Vertrag ſchließen müſſen, daß dieſer ſeine Schwarzen frei verkaufen und das gelöſte Geld wegführen dürfe. Darüber haben ſie eine Vertragsſchrift aufgerichtet und einander je zwölf Geiſeln geſtellt. Wenige Tage nachdem der ſpaniſche General in den Hafen von Vera Cruz eingelaufen war, hat er den Vertrag entweder für unbillig erachtet oder aus Zorn über das gewalttätige Weſen des Engländers den Vertrag, wohl nicht öffentlich mit Worten, aber heimlich durch die Tat, gebrochen. Durch ſeine Anſtif— tung ſind verſtohlenerweiſe ſieben alte Schiffe angezündet und aus dem Hafen unter die engliſchen Schiffe geleitet und getrieben worden. Damit wollte man die engliſchen Schiffe alle verbrennen, und es ſind auch ihre Capitäne dadurch verbrannt. Als dies aber der Engländer geſehen und den Betrug gemerkt hat, iſt er erbittert geweſen und hat mit den anderen Schiffen der ſpaniſchen Flotte dermaßen zugeſetzt, daß er vier davon in den Grund geſchoſſen hat. Da er aber an ſeinen Schiffen auch nicht geringen Schaden genommen hat, hat er mit den zwölf ſpaniſchen Geiſeln ſeinen Weg heimwärts genommen. Durch einen böſen Sturm wurden ſeine Schiffe zerſtreut, und er hat allein mit ſeinem Schiff, übel zugerichtet und an Speiſe Mangel leidend, Vigo erreicht. Er hätte keine drei Tage mehrlauf dem Meere bleiben können. Dort hat er ſich mit allem Notwendigen verſehen und alsbald ſeinen Weg nach England genommen. Man weiß nicht, wo die anderen Schiffe geblieben ſind, und wie es ihnen ergangen iſt. 5. Autodafe in Sevilla“ Aus Sevilla vom 13. Mai 1569 er Auto, von dem ich ſchon geſchrieben, ift an dieſem Tage hier gehalten worden. Man hat ſiebzig Perſonen vorgeführt, von denen man zwei Burgunder, einen Franzoſen und einen Niederländer verbrannt hat. Die anderen ſind meiſtenteils 9 ſpaniſches Geſindel von ſchlechtem Anſehen geweſen, nämlich Gottesläſterer und ſolche, die ſich zwei⸗ oder mehrmals verheiratet haben. Auch waren welche darunter, die die gewöhnliche Unzucht für keine Sünde halten. Desgleichen waren etliche vom jüdiſchen und mohammedaniſchen Glauben darunter. | 6. Schleifung des Cuilembourgſchen Hauſes in Brüſſel“ Aus dem Jahre 1569 n Brüffel iſt inmitten der Hofſtatt, wo zuvor die Behauſung des Grafen von Cuilembourg geſtanden iſt, die man bis auf den Grund abgebrochen hat, ein großer Pfeiler aus grauen Steinen aufgerichtet und an allen vier Seiten die folgende In⸗ ſchrift in ſpaniſcher, franzöſiſcher, lateiniſcher und italieniſcher Sprache eingemeißelt worden: „Unter der Regierung Philipps II., des Katholiſchen, Königs von Spanien, wurde in feinen niederländifchen Provinzen unter der Statthalterſchaft des Ferdinand Alvarez de Toledo, Herzogs von Alba, beſchloſſen, den Palaſt des Grafen von Cuilem— bourg dem Erdboden gleichzumachen, um die Erinnerung an die dort wiederholt ausgeheckten Verſchwörungen gegen die römiſch⸗katholiſche Religion, die königliche Majeſtät und gegen die Provinzen ſelbſt auszulöſchen. Im Jahre des Heils 1568 am 9. Juni. 7. Die Bergknappen in Schwaz werden unruhig“ Aus Augsburg vom 20. December 1569 En Schwaz ſollen ſich die Bergknappen wegen der Religion auflehnen wollen. Die will aber der Erzherzog nach ſeinem Gefallen in ſeinem Gebiete erhalten. Das gefällt wieder den Bergwerksverwaltern nicht, und ſie werden die anderen armen Tröpfe aufreizen. Dem iſt aber bald zuvorzukommen, indem man die Factoren ab— ſchafft oder ihnen auferlegt, es in Glaubensſachen nach dem Gebrauche des Landes zu halten und die Mäuler einzuziehen. Die anderen müſſen beten oder arbeiten, ob ſie wollen oder nicht, und deswegen ſind ſie wohl im Zaum zu halten. 10 8. Unterſchlagungen des ſtädtiſchen Schatzmeiſters in Antwerpen Aus Antwerpen vom 26. Auguſt 1570 Enden vergangenen Tagen iſt die hieſige Stadt ihrem geweſenen Treſorier Chriſtoph J Braun ins Haus gefallen und hat alle ſeine Handelsbücher und Schriften ge— nommen. Man hat ihn mit vierzehn Sergeanten bewachen laſſen. Die Sergeanten ſind beim Mittagstiſch geſeſſen und haben die Hauptpforte zuvor gut verſchloſſen ge— habt. Der Braun iſt aber aufgeſtanden, um ſein Waſſer zu machen. Er iſt in die Küche gegangen, wo ein heimlicher Gang in den Keller geweſen iſt. Da iſt er ent— wiſcht, auf die Straße hinaus und davongekommen. Wer ihm aber die Kellertür ge- öffnet hat, iſt nicht offenbar. Alles Hausgeſinde iſt gefangen, und dem gedachten Braun iſt geheißen worden, ſich bei Leibesſtrafe zu ſtellen. Auch darf ihm niemand Unterſchlupf geben. Die Stadt will dem, der anzeigt, wo er iſt, tauſend Gulden rheiniſch geben. Er ſoll der Stadt über hundertfünfzigtauſend Gulden ſchuldig ſein. 9. Geſchenke an die Braut Carls IX.“ Bericht, was der königlichen Princeſſin in Frankreich von Ihrer Majeſtät, deſſen Frau Mutter und Brüdern verehrt und geſchenkt worden iſt: er König von Frankreich hat geben laſſen: Seiner Braut, dem gemeldeten Fräulein Eliſabeth, der kaiſerlichen Majeſtät Tochter: 10 Ein Halsband, das geſchätzt wird in allem auf 50000 Scudi, beſtehend aus drei Diamanten in Tafeln, unter denen der mindeſte geſchätzt wird auf 10000 Scudi, vier großen Rubinen, ſechzehn großen Perlen, davon jede auf 100 Scudi geſchätzt wird. 2) Einen Ring mit einem Diamanten, der in vier goldenen Bändern eingefaßt hängt, fo daß man ihn auf allen Seiten ſehen kann. Er wird geſchätzt auf 12000 Scudi. Dem Erzherzog Ferdinand: 1 Ein Trühlein in Form eines Schiffes, das iſt ein Salzfaß von lauterem Gold, gar kunſtreich gemacht, mit dem Neptun, der ſeine Gabel mit drei Spitzen in Händen hat und ſeine Göttin, Thetis genannt, anſieht. 2) Einen Krug oder Kanne zum Handwaſſer aus Achat mit Perlen beſetzt und einen Ring mit einem Smaragd, um den Deckel damit aufzuheben. 11 3) Ein Trinkgeſchirr aus Kriſtall mit Perlen, Rubinen und Diamanten köſtlich geziert. N 4) Ein goldenes Trinkgeſchirr mit allerlei Edelſteinen verziert. Dieſe vier Stück ſind alles in allem 16000 Scudi wert. Die alte Königin, des Königs von Frankreich Mutter, hat ſchenken laſſen: Eine Kette von lauter Rubinen, Diamanten und Smaragden, von welcher ein großer Diamant herabhängt. Oben iſt ein großer Rubin, und darunter hängt eine große Perle, die ausſieht wie eine Birne. Dies alles wird auf 20000 Scudi geſchätzt. Der Herzog von Anjou, der Bruder des Königs von Frankreich, hat ſchenken laſſen: Ein Halsband aus Diamanten in Tafeln mit Rubinen und Perlen beſetzt. Es wird geſchätzt auf 12000 Scudi. Der Herzog von Alencon, des Königs Bruder, hat ſchenken laffen: Ein Halsband von Diamanten und großen und kleinen Perlen. Es wird geſchätzt auf 5000 Scudi. Außerdem ſind nach Wien vier weiße Windſpiele geſchickt worden, die der König des Kaiſers Majeſtät verehren will. Von denen hat jeder ein rotſamtenes und goldenes Halsband. Dies wird auf 500 Scudi geſchätzt. Überdies wartet man auf eine Schenkung, die der König der Kaiſerin machen ſoll: Es wird ein Gebetbuch in gar herrlichem Einband mit einem kleinen Stück von dem wahren heiligen Kreuze ſein. 10. Inſolvenzen an der Börſe von Antwerpen“ Aus Antwerpen vom 9. December 1570 ier haben die Genueſen auf der Börſe ein Wettlaufen angeſtellt, und ſind dieſe Woche zwei Häuſer der Genueſen bankerott gegangen, und zwar: Giovanni Grimaldi und dann Pedro Francesco et Pedro Chriſtophoro Spinola, hinter welchen Spinola hier alle Deutſchen ſtecken. Man hat es für ein wohlfundiertes Haus gehalten, das hier lange Zeit gehandelt hat. Die Creditoren geben ſich ſelbſt guten Troſt. Es iſt aber zu beſorgen, daß es mit dieſem wie mit anderen Bankerotten gehen wird. Zuerſt iſt allemal genug vorhanden, zuletzt kann niemand etwas kriegen. 12 Die Spinola haben ihre Bücher wohl den Ereditoren gezeigt, ihnen aber nicht geben wollen, weil ſie ſagen, daß ihr Mann in Spanien noch aufrecht iſt. Sie ſagen, daß ſie deshalb keine Not haben, und jählings überfallen worden ſind. Damit müſſen ſich die Creditoren einſtweilen zufrieden geben. Sie haben aber die Bücher verſiegeln laſſen und einem Notar zur Aufbewahrung übergeben. Mit dieſem Bankerott iſt auch der Credit unter den Genueſen aus. Innerhalb weniger Jahre haben viele Bankerotte geſpielt, aber eine ſolche Alteration, wie mit dieſem habe ich nie auf der Börſe geſehen. Sie ſind viel ſchuldig, aber man weiß nicht wieviel, weil aus den Büchern keine Bilanz gezogen worden iſt. Die Grimaldi ſollen bis an die 80 000 Ducaten ſchuldig ſein. Es wird aber wohl bei dieſen beiden nicht bleiben, ſondern ſie werden noch andere ihrer Nation mit ſich nehmen. Hieneben haben Euer Gnaden eine Lifte der Genueſen, die zu Cambray, wo man jetzt die Beſanconer Zahlung hält, falliert haben. Das mag alſo wohl ein Wettlaufen heißen. Welcher nun von dieſen Buben das Beſt gewinnt, wird die Zeit lehren, und vielleicht wird der Galgen ihr Sommerhaus ſein. Solche Fallimente werden in Briefen aus Lyon vom 29. November geſchrieben: Nicolo Giuſtiniani & Stefano Rizierola, Tomaſo Spinola, fu de Niro, Giovanni Antonio & Girolamo Grimaldi, Jacopo Fiesco & Antonio Lescaro di Meſſina, Antonio & Tommaſo de Franchi di Palermo. Man hat proteſtiert: dem Giovanni Francesco & Antonio Fornari di Genova 11000 Scudi und dem Gentili di Napoli für eben ſoviel. 11. Krieg gegen die Moriscos“ Aus Madrid vom 31. Januar 1571 Nau man die Moriscos alle aus dem Königreich Granada vertrieben und hin und wieder in Spanien aufgeteilt hat, nimmt man an, daß dieſer Krieg zu Ende gebracht iſt. Jetzt aber zeigen ſich an vielen Orten, wohin man die Moriscos gebracht hat, Krankheiten, wie Modora und Petetſchen. Man klagt, daß die Moriscos, die ſo großen Hunger und Not gelitten haben, dieſe Krankheiten mit ſich gebracht haben. In dieſem kalten Winter, der im Dezember und Jänner in Spanien faſt überall ſo 13 geweſen ift, wie man ihn feit vielen Jahren nicht erlebt hat, ſind dieſe Krankheiten eingeriſſen, und es iſt zu beſorgen, daß mit der Sommerhitze noch viel mehr Krank— heiten entſtehen werden. 12. Die Schlacht von Lepanto“ Copia eines Sendſchreibens von der chriſtlichen Armada, gegeben den 8. October 1571 achdem die chriſtliche Armada am 6. dieſes nachts in einem kleinen Canal zu Kephalonia angekommen war, hat dies die türkiſche Armada, die im Golf von Lepanto lag, gleich gemerkt. Dies iſt kein Wunder, weil der Seeräuber Caragoggia fich dem türkiſchen Obriſten erbot, die chriſtliche Armada zu befichtigen und ihre Schiffe zu zählen. Dies hat er auch mit ſolchem Geſchick getan, daß er dabei keinen Schaden erlitten hat. Vielleicht aber hat er ſich übereilt oder war er durch eine andere unbekannte Urſache verhindert, die Anzahl unſerer Galeeren richtig anzugeben. Darauf hat der türkiſche Obriſt, beſonders weil der Wind ſehr günſtig war, mit großer Freude die Vorbereitungen zur Schlacht getroffen und außer dem Kriegsvolk, das er auf der Armada hatte, noch zwölftauſend Mann eingeſchifft. Dadurch hat er mehr aus gött— licher Vorſehung und Schickung, entgegen dem Kriegsgebrauch auf dem Meere, ſich um einen Vorteil gebracht. Der Don Juan de Auſtria hat ſich mit ſeiner Armada auch aufgemacht und etliche Galeeren vorausgeſchickt, den Feind zu beſichtigen. Außer— dem hat er auch ſechs Galeazzen aus dem Hafen ausfahren laſſen. Die Galeeren haben gemeldet, daß die türkiſche Armada ſich unweit von Kephalonia bereits im Anzuge befindet. Darauf hat der Don Juan einen leichten Harniſch angelegt und iſt in ein kleines Schiff, das man Fregatte nennt, geſtiegen. Mit einem Crucifix in der Hand hat er eine Galeere nach der andern beſucht und in Schlachtordnung geſtellt und ermahnt, ritterlich wider den Erbfeind des chriſtlichen Glaubens zu fechten. Nicht er, ſondern Chriſtus, der am Kreuz für uns geſtorben, ſei Generalvater und Patron über dieſe Armada, und er hoffe, ſie würden von ſeiner göttlichen Hilfe und ſeinem Arm Gnade haben. Darauf hat alles Kriegs volk freudig und frohlockend gewaltig geſchrien und ſich gleich in Schlachtordnung aufgeſtellt. Dann iſt obgemeldeter Don Juan de Auſtria wieder in feine Galeere geſtiegen und der türkiſchen Armada entgegengezogen. 14 — — ä——— — —ä—— — Das Meer iſt ganz ſtill geworden, und die Galeazzen, die vorauszogen, haben an— gefangen, gewaltig zu ſchießen, was den Türken großen Schaden und Furcht brachte. Sie haben deshalb angefangen zu fehreien: „Maom, Maom!“ Das heißt bei ihnen ſoviel wie „große Schiffe, große Schiffe mit großem Geſchütz“. Dadurch iſt die türkiſche Armada, die eng aneinander in Halbmondform gefahren iſt, aus ihrer Ord— nung gebracht und in drei Teile zertrennt worden. Der erſte und größte Teil hat den linken Flügel der chriſtlichen Armada angegriffen, der andere den Mittelzug, der dritte den rechten Flügel, welchen der Herr Andreas Doria geführt hat. Dieſem iſt gleich im Anfang auf zehn Galeeren faſt alles Volk erſchlagen worden, obgleich es ſich ritter— lich und aufs tapferſte gewehrt hat. Es wäre ihm gar übel ergangen, wenn ihm nicht etliche Galeeren aus dem mittleren Zug zu Hilfe gekommen wären, durch welche Hilfe ſeine Galeeren großen Mut faßten und die Feinde wieder weichen machten. Der linke Flügel hat ſich auch ritterlich und tapfer gewehrt, doch auch dieſem wäre es übel er— gangen, wenn er nicht vom Nachzuge des Marquis de Santa Cruz entſetzt worden wäre, der die Feinde derart angriff, daß die Victoria ſich gänzlich auf unſere Seite geneigt hat. Auch hat ſich der Wind zu unſerem Vorteil erhoben. In dieſem Rauch iſt der Uluch Ali entwiſcht. Man weiß nicht, ob er nach Afrika oder in den Golf von Lepanto geflohen iſt. Von vierzig Hauptgaleeren, wovon wir neunundzwanzig erobert haben, hat er nur eine davongebracht. Unſer General Don Juan de Auſtria (was ich zuerſt hätte melden ſollen) hat mit ſeiner Galeere die Galeere des türkiſchen Obriſten angetroffen, dieſelbe zuletzt erobert und dem türkiſchen Paſcha den Kopf mit eigener Hand abgehauen und in feiner Galeere auf einen Spieß ſtecken laſſen. Die Galeere des Herrn Marc Antonio Colonna iſt von zwei türkiſchen Galeeren vorn und ſeit— wärts bekämpft worden. Er hat fich ritterlich gewehrt und iſt ſchließlich entſetzt worden. Auch er hat den Sieg erhalten. Der venezianiſche Obriſt, Venier genannt, der bei ſiebzig Jahre alt iſt, hat ſich zuvörderſt in einem leichten Harniſch auf ſeiner Galeere in eigener Perſon gezeigt und ſich ſamt den Seinen ſo ritterlich gewehrt, daß er den Ali Paſcha mit feiner Galeere gefangen hat. Der Herr Barbarigo hat ſich gar ritter— lich und wohl in jener Schlacht gehalten. Er iſt mit einem Pfeil in das rechte Auge geſchoſſen worden und iſt daran mit großen Schmerzen zum Leid der Seinen geſtorben. 15 In dieſer Schlacht haben fich die Herren Quirin und Andrea Doria, Herr Ascanio della Corina, Signor Fabio Serbelon, Herr Pompeo Colonna, Herr Proſpero Co⸗ lonna und Orſini mit ihrer Ritterſchaft, Spaniern und Italienern, dermaßen ritter— lich und wohl gehalten, daß es ſich in dieſer Kürze nicht nach Verdienſt ſchreiben läßt. Die Schlacht hat am 7. dieſes zwei Stunden nach Tag angefangen, und in fünf Stunden haben mit göttlicher Hilfe die Chriſten den Sieg erhalten. Faſt alle vor— nehmſten Türken und ſonſt bei achtzehntauſend Mann ſind erſchlagen worden, zehn— tauſend gefangen und fünfzehntauſend Chriſten, die auf den Galeeren gefangen waren, befreit worden. Dieſe haben den Türken, als es zur Schlacht ging, großen Schaden getan. Man hat hin und wieder auf verſchiedenen Galeeren große Mengen Sultaninen und Zechinen gefunden und auf der Galeere des Caragoggia gar eine ſchöne junge Frau, eine Chriſtin. Sie war gar zierlich und reichlich gekleidet und am Hals mit großen Perlen und anderen Edelgeſteinen und Kleinodien geziert. Sie hat ſich mit ſechzigtauſend Ducaten loskaufen wollen. Soviel man in der Eile hat erfahren können, ſind auf unſerer Seite zwanzig venezi— aniſche Edelleute und ſonſt etliche tauſend Perſonen umgekommen. Hundert türkiſche Galeeren ſind gefangen, ſechzig zu Grund geſchoſſen worden. Man überlegt, wie man dieſe Victoria ausnützen und ſonderlich dem Uluch Ali, der entronnen iſt, nachſetzen ſoll. Durch beſondere Schickung Gottes ſind die Generale und Obriſten einig und miteinander wohl zufrieden. Dem allmächtigen Gott und ſeiner gebenedeiten Mutter ſei Lob und Ehre in Ewig— keit! Amen. 13. Krieg gegen die Moriscos Aus Sevilla vom 18. November 1574 Hu ſind vierundzwanzig Galeeren, mit Moriscos beladen, angekommen. Die will man allenthalben aufteilen, wie es auch an anderen Orten geſchehen wird. Dergeſtalt wird Spanien mit Mohren noch mehr befleckt und gemiſcht werden als bisher. Dadurch werden ſie und die Juden die vornehmſten und ſtärkſten Geſchlechter werden, denn ſie mehren ſich wie die Künigelhaſen. 16 3. Don Carlos 5 14. Greuel in Rußland“ Zeitung aus Moscowien (undatiert) 1572 Va neuer Zeitung weiß ich diesmal nur, daß der Moscowiter ſein eigenes Land und Leute verwüſtet und verdirbt. Das Volk wird jämmerlich und erbärmlich zu vielen Tauſenden in allen Städten und vielen Flecken erſchlagen. Es erfriert und wird grauſam umgebracht. Das Getreide, Vieh und was ſonſt zur Erhaltung der Menſchen gehört, wird verbrannt, das Korn auf die Gaſſe und Felder geſtreut und ſehr übel gehauſt. 15. Die Bartholomäusnacht“ Aus Amſterdam vom 30. Auguſt 1572 as Wunderbare, das ſich vor wenigen Tagen in Paris begeben, werden Euer Gnaden ohne Zweifel ſchon auf anderem Wege vernommen haben. Wo nicht, ſo ſollen Sie wiſſen, daß der Admiral von Frankreich am 22. dieſes an Hof reiten wollte. Er hat auf der Straße einen Brief geleſen, da iſt von einem Fenſter eine Büchſe auf ihn abgeſchoſſen worden. Er iſt nur in den Arm getroffen worden, hat ſich aber in Lebensgefahr befunden. Darauf ſoll der König großen Fleiß gezeigt haben, der Sache auf den Grund zu kommen. Damit iſt aber der Admiral nicht beruhigt geweſen, ſondern, wie man ſchreibt, ſoll er geſagt haben, er wiſſe wohl, wer das an— gerichtet, und er wolle ſich dafür rächen, und ſollte es ſelbſt in des Königs Blut ge ſchehen. Als nun dies des Königs Bruder, der Herzog von Anjou, die von Guiſe und andere vernahmen, haben ſie ihm den Weg abſchneiden und die Sache beizeiten ab⸗ tun wollen. Sie ſind am 23. dieſes in der Nacht dem Admiral ins Haus gefallen, haben ihn in feinem Bett erftochen und dann zum Fenſter hinausgeworfen. Das Gleiche haben ſie mit ſeinem Anhang, den ſie bekommen konnten, gleichfalls getan. Es ſollen über dreißig Perſonen umgebracht worden ſein, darunter alle Vornehmſten von ſeiner Geſellſchaft, aber auch der Herr von Rochefoucauld, der Marquis de Retz, des Königs Baſtardbruder, und andere. Es ſoll eine ſicilianiſche Veſper geweſen fein, durch die den Hugenotten in Frankreich aber auch den Geuſen in dieſem Land die Flügel gut beſchnitten worden ſind. Der Admiral iſt mit gerechtem Maß bezahlt 2 Fuggerzeitungen 17 worden. Es fehe der Fürft und fein Anhang zu, daß ihm nicht Gleiches widerfahre. Ja, die Potentaten laſſen mit ſich nicht ſcherzen, und wer ſo blind iſt, daß er es nicht glauben will, erfährt es hernach zu ſeinem Schaden. Da nun der Admiral, wie ge— meldet, beſeitigt iſt, kann man glauben, daß man jetzt hinter ſeine Anſchläge und alle Geheimniſſe und auf den Grund ſeines Treibens kommen wird. Das kann mit der Zeit noch einen anderen Lärm verurſachen, da wohl anzunehmen iſt, daß mancher, dem man es nicht zutraut, mit in dieſem Spiele geweſen iſt. 16. Judenvertreibung in Wien" Aus Wien vom 13. December 1572 ürzlich iſt von des Kaiſers Majeſtät allhier ein Generalmandat ausgegangen und K auch affigiert worden, daß alle Juden, die in Ihrer Majeſtät Landen wohnhaft und bis anhero zum nicht geringen Schaden der Inwohner ſeßhaft geweſen, zwiſchen jetzt und dem künftigen Palmſonntag mit Weib und Kind den Platz räumen ſollen. Mit dieſem Mandat werden auch alle und jede erlangten und vor den Zeiten dieſer Ihrer Majeſtät erteilten Privilegien ganz und gar aufgehoben und entzogen. 17. Studentenunruhen in Paris“ Aus Paris vom 12. Februar 1573 m 5. Februar, dem erſten Sonntag in den Faſten, iſt die alte Königin von Frankreich in Paris zur Veſperzeit mit ihrer Tochter, der Königin von Navarra, und anderen Fürſten und Hofgeſinde zu dem Jeſuitencollegium gefahren, um dort die Veſper zu hören. Es haben ihr der Herr von Lothringen, der von Bourbon und drei Cardinäle zu Wagen und Roß das Geleite gegeben. Die Studenten zu Paris, welche ſich mit dem Hofgeſinde für und für herumzubalgen pflegen, waren haufen— weis vor dem Collegium verſammelt. Sie haben mit den Maultierbuben Zank und Stöße angefangen. Als die Hofleute und die Herren aus dem Collegium kamen und die Roſſe und Wagen beſteigen wollten, haben die Studenten ſie mit Wehren und Bengeln angefallen, ſind mit großem Ungeſtüm um die Wagen gelaufen, haben 18 EPF der Königin von Navarra die Hände in den Buſen geſtoßen und ſpottweiſe die Feder geſtrichen. Den Cardinal von Lothringen haben ſie in ein tiefes Loch in den tiefſten Dreck geſtoßen. Auf die alte Königin von Frankreich ſind ſie nicht allein mit bloßen gezogenen Wehren losgegangen, ſondern ſie haben ſie auch mit unzüchtigen, ſchänd— lichen, unflätigen Worten, die ſchmählich wiederzugeben wären, beſchimpft. Die Urſache wird mir nicht geſchrieben, ebenſowenig, welcher Teufel ſie zu ſolchem Unfug bewogen hat. Der König iſt, wie billig, gar heftig erzürnt geweſen und hat am 9. Februar ver— künden laſſen, daß bei Leibesſtrafe kein Student mehr über die Gaſſe gehen darf. Er ſelbſt hat fehen wollen, ob die Studenten dem Befehl gehorſam wären, und iſt am ſelben Tag zu Roß, geharniſcht und das Angeſicht mit einer Larve bedeckt, neben einigem Hofgeſinde in den Teil der Stadt geritten, wo die Studenten wohnen, und den man La Univerſité heißt. Es iſt ein Glück geweſen, daß ſich nichts zugetragen hat, denn die Anſtifter des Unfugs haben ſich daheim gehalten. Der König hat der Obrig⸗ keit befohlen, Unterſuchung zu tun und die Schuldigen in den Turm zu werfen. Viele, die bei Nacht aus ihrer Herberge gezogen ſind, wurden in den gemeinen Carcer ge worfen. Ihre Strafe iſt noch zu erwarten. 18. Hungersnot in Frankreich Aus Paris vom 4. Juni 1573 5 Land iſt an vielen Orten für dieſes Jahr nicht angebaut, und das Volk durch das Kriegsvolk ſo verdorben worden, daß es jetzt aus Hunger vergeht und ſtirbt. Es zeigt mir einer an, daß er an mehreren Orten geſehen hat, daß das Volk in Mengen auf den beſtellten Feldern das Korn grün abgeſchnitten und gegeſſen hat. In Summa ſoll ein großer Jammer und Armut vorhanden ſein. An dreitauſend Perſonen ſind ſo verarmt und verdorben worden, daß ſie zu dem König nach Fontaine⸗ bleau gekommen ſind; ſie folgen Ihrer Majeſtät, denn er läßt ſie mit Brot beteilen. Hier iſt das Korn neueſtens um die Hälfte teurer geworden, weshalb man geſtern ſehr ſtark einen Aufruhr fürchtete. Deshalb hat man vorgeſorgt und jene, die mit Korn ver ſehen waren, gezwungen, einen Teil ihres Vorrats auf den Markt zu führen. 7 19 Dadurch hat man das, was vormittags einundzwanzig oder zweiundzwanzig ge: koſtet hatte und nicht zu bekommen war, nachmittags um ſiebzehn gegeben. Anderer feits ſoll ſich der gemeine Pöbel wieder zum Plündern rüſten. Diesmal ſoll es aber über die vom Parlament und anderen großen Häuſern gehen. Deshalb trachtet man, ſolchen Dingen zuvorzukommen. Leider bringen diejenigen, die das Korn zuge⸗ führt haben, es jetzt wieder weg. Man meint, daß dieſe Armut und Not den König zu einem baldigen Frieden mit den Hugenotten bewegen wird. 19. Die Königin von England als Cenſor“ Aus Antwerpen vom 26. October 1573 ie ich berichtet werde, ſoll in England vor wenigen Tagen ein Druck ohne Autor ausgegeben worden ſein. Dieſer iſt in die Hände der Königin gekom— men. Darin wird das Regiment ihrer Räte beſonders beſchrieben und geſagt, daß dieſe Ihre Majeſtät nicht wie eine Königin, ſondern wie eine Statue behandeln und nur nach ihrem eigenen Gefallen regieren. Über dieſe Schrift hat ſie ihrem Secretär ihre Befriedigung geäußert. Da dieſe Schrift aber gar grob geweſen iſt, hat man bei Leibesſtrafe verboten, ſie zu kaufen oder zu behalten. 20. Die Krönung Rudolphs Il. in Regensburg“ Aus Regensburg vom 4. November 1575 An Tage Allerheiligen fand in der Domkirche zu St. Peter der hieſigen Stadt die Krönung des erlauchteſten Herrn Rudolph, erwählten römiſchen Königs, unter den üblichen Ceremonien ſtatt. Es waren alle Churfürſten und ſonſtigen Fürſt— lichkeiten anweſend. Der Erzbiſchof von Mainz ſang die Meſſe, und beim Austritt aus der Kirche warfen zwei Berittene Silbermünzen unter das Volk. Dieſe hatten auf der einen Seite die Inſchrift: „Rudolph der Zweite, erwählt zum römiſchen König am 22. October 1575“. Auf der anderen Seite ſtand: „Gekrönt am 1. No: vember 1575". Dann war ein Altar darauf mit ſechs Kugeln, über welchem ſtand: „Consentientibus Nobis“. Die Volksmenge auf der Straße und auf dem Platz 20 vor dem Rathaus war ungeheuer groß. Auf dem Rathauſe waren die fieben Tafeln für die Churfürſten gedeckt. Vor dem Rathauſe wurde ein ganzer Ochſe gebraten, der war mit allen möglichen Tieren angefüllt. Es war ein Brunnen da, aus deſſen acht Röhren roter und weißer Wein floß. Der Kaiſer gab ein feſtliches Mahl. Jeder Churfürſt ſpeiſte an einer eigenen Tafel. Am nächſten Tage gab der König ein zweites Mahl für die von auswärts Gekommenen. Der von Brandenburg brach am eheſten auf, weil er die Zeitung von der Sterbenskrankheit ſeiner Gemahlin erhalten hatte. 21. Die Peſt in Venedig“ Befehl der vortrefflichſten vom erlauchteſten Senate erwählten Herren Ver— ordneten für das Nahrungsweſen der Stadt Venedig vom 2. Auguſt 1576 Zi Inkraftſetzung des Beſchluſſes des erlauchteſten Senates vom Letzten des vergangenen Monats wird zum allgemeinen Wohle und zur Ausrottung der anſteckenden Seuche verfügt, daß für die Dauer von vierzehn Tagen die Straßen dieſer Stadt abgeſperrt werden. In dieſer Zeit darf kein wie immer gearteter Handel von einer Straße zur anderen ſtattfinden. Unter keiner Bedingung dürfen Bewohner einer Straße ſich in eine andere begeben. Die Herren Verordneten für das Nahrungsweſen, die für dieſen Zweck erwählt ſind, tun jedermann, ſei er Ein— heimiſcher oder Fremder, Adeliger, Bürger, Handwerker, oder wes Standes ſonſt, kund und zu wiſſen, daß es ihm obliegt, aus eigenen Mitteln und nach beſten Kräften für ſich, ſeine Familie, ſeine Arbeitsleute und ſonſtige, die bei ihm dienen, ſein Haus ſo weit als möglich mit allen nötigen Lebensmitteln zu verſehen und mit aller Sorg— falt darauf bedacht zu ſein, in den Hausbrunnen genügendes Waſſer für den ge— dachten Zeitraum von vierzehn Tagen in Vorrat zu halten. Dies alles muß bis nächſten Samstag durchgeführt ſein. Desgleichen befehlen wir allen Fiſchern, Obſt— und Fleiſchhändlern und allen anderen, die mit Lebensmitteln handeln, ebenſo denen, welche Ol, Reiſig und Holz feilhalten, ihre Kaufläden ſofort mit Waren zu verſehen und dieſe in ausreichender Menge zum Verkauf zu ſtellen, auf daß ſie für den Be— darf ihrer Straße genügenden Vorrat haben. Gleicherweiſe wird auf Befehl der 21 erlauchten Verordneten kundgetan, daß auswärts allerlei Lebensmittel beſchafft und in die Stadt hereingebracht werden ſollen. Dies wird mit allen Mitteln gefördert und begünſtigt werden, und es wird erlaubt ſein, überall, wo es auch ſei, frei damit zu handeln. Aus Venedig vom 1. September 1576 Geſtern hat der Senat beſchloſſen, von dem Arzte im Lazarett das Heilmittel gegen die jetzige anſteckende Seuche, welches er wiederholt angeboten hat, zu kaufen. Man hat ihm fofort auf die Hand dreißigtauſend Ducaten und ebenſo viele Goldzechinen ausgezahlt. Er und ſeine Nachkommen erhalten überdies dreihundert Ducaten mo: natlich. Geſtern wurde das Geheimnis kundgemacht, und ſobald ich einen Nachdruck davon erhalte, werde ich ihn Eurer Herrlichkeit zuſenden. 22. Einfall der Ruſſen in Livland“ Wahrhaftige, erbärmliche und klägliche Zeitung, die von einer vornehmen Perſon von der greulichen Tyrannei des Moscowiters aus Riga vom 30. Auguſt 1577 geſchrieben wird. hr werdet zweifelsohne genugſam vernommen haben von der unerhört grauſamen Tyrannei mit Rauben, Morden, Brennen, Verführen, Blutſchande, die der Moscowiter vom 13. Juli bis 30. Auguſt in faſt dem ganzen Herzogtum geübt hat. Ich glaube, daß dieſes Jammern, Zeter- und Mordgeſchrei unter den Deutſchen nicht gehört worden ſein kann. Denn wenn unſere Obrigkeit ſolches wüßte und glauben könnte, ſo müßte ſie mit ihren armen, elenden, verlaſſenen und vergeſſenen Untertanen Mitleid und Erbarmen haben, wenn auch ihr Herz von Stahl und Stein wäre. Im Monat Juli hat der Feind mit elftauſend Mann das ganze Land durchzogen, verbrannt, verheert und alles gefangengenommen. Was alt war und ſich zur Gegen— wehr geſtellt, hat er erſchlagen, wobei dreitauſend Menſchen umgekommen ſind. Neuntauſend junge Mannſchaft ſoll er gefangen haben. Den erſten Haufen hätte man mit Gottes Hilfe wohl erlegen können, wenn wir mit den Curländern und unſeren Bauern zuſammengehalten hätten. Denn der Moscowiter war mit dem großen Haufen und dem Geſchütz zurückgeblieben, weil er aber geſehen, daß wir zertrennt, 22 i wehrlos und ohne Geſchütze waren, hat er mit feinem tyranniſchen Mordgeſchäft fortgefahren. Er hat nacheinander alle Städte und Plätze eingenommen. An einem Ort haben ſie vierzig Frauen und Jungfrauen in einen Garten gebracht. Die ſind darin vier Stunden von Moscowitern ohne Zahl geſchändet worden. Dann ſind ſie auf Pferde geſetzt und weggeführt worden. Der Moscowiter ſoll ſich mit dem Geſchütz nach Nonnenburg begeben. Ein paar Plätze halten ſich noch, aber Gott gebe, daß unſere Obrigkeit mit aufrichtigem Ernſt ſich darauf beſinne und die armen treuen Untertanen nicht auf der Fleiſchbank opfere. Ich kann vor Jammer und Herzleid, das wir im Lande ſehen, nicht mehr ſchreiben. 23. Wunderheilungen durch einen Einſiedler Haus Noegl ſchreibt von Dillingen dem Anton Bimmel vom 25. Juni 1578 die neue Zeitung. Och kann nicht unterlaſſen, Euer Ehrwürden zu berichten: Vor kurz vergangenen Tagen hat der ehrwürdige und hochgelehrte Herr Venerandus Gabler, der Arznei Doctor zu Riedlingen, an den Herrn Regenten des Collegiums einen Brief ge— ſchrieben. Darin vermeldet er auch nebſt anderem von einem Einſiedler, bei Toll in Burgund, der große Wunderzeichen tut und viele kranke Leute geſund macht. Was Euer Ehrwürden aus der hier anliegenden Abſchrift vernehmen können. Wenn Euer Ehrwürden armſelige kranke Leute wiſſen, an denen alle menſchliche Hilfe verloren iſt, mögen Sie die auch dahin weiſen: „Ich habe glaubwürdig vernommen, daß zu Burgund ein Einſiedler iſt, der unzählig vielen Leuten, aber nur Katholiſchen, von allerlei, auch unheilbaren Krankheiten hilft. Er hat Blinde ſehend und Taube hörend gemacht. Kürzlich hat er dem Magiſter Jakob, Prediger zu Freiburg im Breisgau, der langwieriger großer Schmerzen wegen ſeine Glieder nicht gebrauchen konnte, ſo daß man ihn tragen und heben mußte, geholfen. Es wird angezeigt, daß in einer Woche an viertauſend Kranke beim Einſiedler geweſen ſind, von denen er den meiſten geholfen. Der Herr Landcomtur zu Freiburg gibt dies unſerem Herrn Landcomtur zu erwägen. Wenn unter den Herren Jeſuiten oder ihren Verwandten und Schülern Kranke wären, denen mit menſchlicher Kunſt nicht zu helfen wäre, ſo ſollen ſie ſich zu dem heiligen Einſiedler, Vitus genannt, verfügen. Übel, die vom Mutterleib kommen, 93 gleichwie Erbſünden und Franzoſenkrankheit nimmt er zur Heilung nicht an. Er ges braucht nichts als Gebet und friſches Waſſer und nimmt von niemandem etwas. Bei uns wird jetzt unter den vornehmen Leuten viel von ihm geredet. Dies habe ich Eurer Ehrwürden entſprechender freundlicher Wohlmeinung nicht verhehlen wollen, falls ſie es noch nicht wüßte. Hiemit empfehle ich Euch ſamt allen Euren Mit— brüdern der göttlichen Gnade.“ 24. Der Tod des Königs Sebaſtian von Portugal“ Aus Liſſabon vom 22. und 25. Auguſt 1578 Och kann Euch den leidigen und unerhörten Fall nicht verbergen, der ſich mit unſerem Jsönig und ſeinem ganzen Heer in Afrika zugetragen hat. Am 3. dieſes iſt unſer König ſtracks dem Feinde entgegengezogen, in der Meinung, noch am ſelben Tage in Alcaſſar anzukommen. Nun aber hat Mome Malucho unſeres Königs Kriegsvolk vor Alcaſſar mit vierzehntauſend Mann zu Roß und zu Fuß erwartet und unſerem König an die viertauſend Berittene entgegen geſandt, um mit ihm zu ſcharmützeln. Das hat unſern König ſehr froh gemacht, und er befahl, mit dem ganzen Haufen zu marſchieren. Die Obriſten der Deutſchen und Italiener haben das nicht für gut gehalten und ſind ſelber zum König gekommen, um ihm anzuzeigen, daß das Kriegs— volk nicht in Ordnung und müde ſei, weil es ſeit langer Zeit nichts zu eſſen gehabt hatte. Sie baten daher, man möge ſich verſchanzen und abwarten, bis der Proviant und mehr Kriegsvolk von der Flotte käme. Der König hatte im Ganzen nicht mehr als dreiundzwanzigtauſend Mann zu Fuß und ſechzehn hundert zu Roß. Das übrige Kriegsvolk hatte er bei der Flotte zurückgelaſſen und zum Teil dem Sohne des Scherifen mitgegeben, der auf Maſegna gezogen war, und deſſen Vater in der folgenden Schlacht auch gefallen iſt. Als nun der König den Rat der beiden Obriſten gehört hatte, ſchüttelte er den Kopf und ſagte: „Marſchieren wir, marſchieren wir!“ Er hat ſo große Eile befohlen, daß das Geſchütz, das zuerſt vor dem Heere einher— marſchierte, ſchließlich zurückblieb und dann nicht mehr zu Hilfe kommen konnte. Der König hat alsbald in Perſon mit feinen Reitern angefangen, mit den gedachten Vier: 24 tauſend zu ſcharmützeln. Inzwiſchen find aber der Türken immer mehr hinzugekommen, bis zuletzt ihr ganzer Haufen in Form eines Halbmondes hinzueilte, die Unſeren ganz und gar umringte und die Geſchütze eroberte, die von hinten ſchoſſen, aber niemanden als die Unſeren treffen konnten. Der portugieſiſche Adel hat fich eine Stunde lang gar wohl gehalten, und es find faſt alle davon auf dem Platze geblieben. Die Deutſchen, Italiener und Spanier haben gleichfalls ihre Haut aufs teuerſte verkauft. Aber mehr als zehn oder zwölf von ihnen ſind nicht mit dem Leben davongekommen. Der Reſt iſt mit ihren Obriſten erſchlagen worden. Das portugieſiſche Fußvolk aber hat ſich bei Zeiten ergeben. Teils haben ſie geſchoſſen und find dann davongelaufen, teils haben fie ihre Rohre fallen laſſen und ſich ergeben. Unſer König hat ſich gar tapfer gehalten und, wie man ſagt, viele Türken mit eigener Hand umgebracht, aber zuletzt, als er das dritte Pferd beſtiegen hatte, iſt er ver— ſchwunden, ſo daß man ihn bisher weder lebendig noch tot hat finden können. Unter den Gefangenen vom Adel, wovon nicht mehr als ſechzehn zu zählen, iſt auch der Sohn des Herzogs von Braganza, ein junger Herr, der in einem goldenen Wagen gegen den Feind gefahren iſt. Er hatte tauſend Büchſenſchützen bei ſich, die ihm ſein Vater zu ſeinem Schutz mitgegeben hatte. Dieſe Schützen ſind aber alle nieder— gehauen worden, und den jungen Herrn hat man aus dem Wagen genommen, weil man glaubte, er ſei der König. Die Türken haben ihn dreimal vor Freude in die Luft geſchupft. Er hat aber geſchrien, er ſei nicht der König, ſondern der Sohn des Herzogs von Braganza, man ſolle ihn am Leben laſſen, weil ihn fein Vater mit viel Geld los— kaufen werde. Damit waren die Türken auch wohl zufrieden. Als nun aber dieſe leidige Zeitung hiehergekommen iſt, könnt Ihr Euch wohl ſelbſt vorſtellen, wie groß das Geſchrei, der Jammer und die Not nicht nur in der hieſigen Stadt, ſondern im ganzen Lande geweſen iſt. Die Männer ſind umhergegangen, wie wenn ſie tot wären. Das Jammern der Weiber iſt ſo groß geweſen, daß man es mit dem vergleichen kann, das ſich beim Raube von Antwerpen erhoben. Es iſt ſchrecklich, an einem Tage den König, ihre Männer, ihre Söhne und die Güter, die ſie mit ſich hatten, zu verlieren. Noch viel ſchrecklicher iſt aber, daß dieſes Königreich 28 unter die ſpaniſche Herrſchaft muß, der fie am aufſäſſigſten find. So wolle denn Gott der Allmächtige mit unſerem frommen alten Cardinal, der ein vierundſechzig— jähriger Mann iſt, ein Wunder tun und ihm einen männlichen Leibeserben ſchenken. Man ſagt auch, daß Ihre Hoheit willens iſt, ſich dieſem Königreich zu Liebe zu ver— heiraten. Obwohl noch andere vom königlichen Blute vorhanden geweſen ſind, wie der Infant Don Antonio, fo find fie doch alle in dieſer Schlacht gefallen. Es iſt nie— mand übrig geblieben als unſer Cardinal, der ſich nach Einlangen dieſer leidigen Zeitung alsbald hieher verfügt hat. Wie ſie ſagen, wird man ihm künftige Woche Treue ſchwören. Anſonſten gehen die Geſchäfte hier von ſtatten, als ob nie etwas Krummes geſchehen wäre. Man entladet die aus Indien eingetroffenen Schiffe, und die Kaufleute han— deln und gehen in See, da ja allein der Adel und die Soldaten verloren ſind. Es hat keinen Kaufmann getroffen, da ſie alle hier geblieben ſind. Die vier Regenten, die der König eingeſetzt hatte, um in ſeiner Abweſenheit das Königreich zu regieren, hat der Cardinal beſtätigt. Die Regierung und die Beamten gehen mit dem Volke ſo freundlich um, daß ſich jeder darüber wundert. Bei dieſen erſchrecklichen Nach— richten iſt kein Aufruhr erfolgt, und wenn ein Fremder, der nie hier geweſen iſt, her⸗ käme, fo würde er hoch und teuer ſchwören, daß dieſem Königreich ſeit hundert Fah— ren nichts Böſes widerfahren iſt. Dieſer Brief iſt aus Mangel an Nachrichten bis 24. hier liegen geblieben. Heute kommt die beſtimmte Nachricht aus Afrika, daß der hieſige König in der Schlacht geblieben und von den Mohren in eine ihrer Städte, Alcaſſar genannt, gebracht worden iſt. Sein Gegenpart, der Mohrenkönig Malucho, und der andere Scherif ſind gleichfalls umgekommen, alſo in einer Schlacht drei Könige und von beiden Teilen viele Adelige. Der Cardinal iſt geſtern von den hieſigen Ständen zum Gouverneur des Königreiches ernannt worden, und weil ſchon gewiſſe Zeitung vom Tode des Königs da iſt, ſoll er morgen zum König gemacht werden. 26 25. Krönung des Königs Heinrich von Portugal Kurzer Bericht über die Ceremonien, wie man den abgeftorbenen König Don Sebaſtian beweint und den Cardinal von Portugal, Don Enrique, zum König erwählt hat. m 27. Auguſt des Jahres 1578 iſt aus dem Rathaus zu Liſſabon ein in ſchwarzen Brocat gekleideter Edelmann herausgegangen, der hat einen langen, vorne ge ſchloſſenen, hinten nachſchleifenden Rock angehabt. Vor dem Rathaus iſt er auf ein ganz ſchwarzgekleidetes Roß geſtiegen. Man gab ihm eine große ſchwarze Fahne in die Hand, die er auf der Erde nachſchleifen ließ. Vor ihm ſind drei Männer ge— gangen, die waren in lange Mäntel gekleidet, die ſie weit auf dem Erdreiche nach— ſchleiften. Jeder von ihnen hat einen ſchwarzen hölzernen Schild getragen. Zuerſt ſind ſie bis zur großen Kirche gegangen, und einer von ihnen trat zu oberſt auf die Stiege und rief überlaut: „Bürger, ich ſage Euch, daß Euer König Don Sebaſtian geſtorben iſt.“ Darauf hat er feinen Schild auf der ſteinernen Stiege zertrümmert. Dann ſind ſie in die Rua Nova gegangen, haben dort das gleiche gerufen und den zweiten Schild zertrümmert. Von dort gingen ſie zu dem Spital, wo ſie den dritten Schild zertrümmerten. Dieſen vier Perſonen ſind alle Beamten der Stadt, in ſchwarze Seidenmäntel gekleidet, nachgegangen, ſowie eine unſäglich große Volks— menge, die jämmerlich geweint und überlauf geſchrien hat: „Oh, was ſollen wir tun?“ Die haben ſich ſelbſt mit Füßen geſchlagen und das Haar ausgerauft. Auch ſind ſie mit den Köpfen gegen die Mauern gelaufen und haben noch ſonſt andere Dinge ge— tan, über die man ſich wohl verwundern konnte. Am andern Tage, am Morgen des 28., zwiſchen acht und neun Uhr iſt der Cardinal aus dem Schloß des Herzogs von Braganza, wo er gewohnt hatte, geritten, und nahm ſeinen Weg nach dem Spital. Er ſaß auf einem Mauleſel, der mit ſchönem roten Tuch bedeckt war, und war gleich— falls mit einem langen roten Tuch bekleidet. Auf dem Kopfe trug er einen Cardinals— hut. Den Mauleſel führten drei Grafen am Zaume. Alle in Liſſabon anweſenden Edelleute, es waren wegen der afrikaniſchen Niederlage ſehr wenige, ſind bloßen Kopfes vor ihm gegangen und hinter ihm alle Beamten, Alcalden und fo weiter. Dann kamen ſechs Trompeter zu Pferd, in roten und weißen Damaſt gekleidet, und dann drei be— rittene Heertrommler in Schwarz. Dieſen folgten ſechs Berittene, von denen jeder 27 ein großes, ſchweres, ſilbernes Scepter in der Hand hielt, und dann neun Herolde in ſchönen Röcken. Sie trugen hinten und vorn das Wappen des Königs. Nach ihnen kam auf einem ſchönen Pferde der Herzog von Braganza. Er trug in ſeiner Hand ein bloßes vergoldetes Schwert. Zu ſeiner Rechten ging Don Juan Delo. Beim Spital war eine hohe Tribüne aufgerichtet. Auf dieſe iſt der Cardinal getreten und ſetzte ſich in einen zierlich vorbereiteten königlichen Stuhl. Vor ihm ſtand ein gedeckter Tiſch, und darauf lag ein Buch. Als nun der Cardinal auf dem Stuhle ſaß, fiel ihm ein Edelmann zu Füßen und gab ihm das königliche Scepter in die Hand. Danach nahm ihm der Secretär Miguel de Moto den Eid ab, daß er des Landes Privilegien und Freiheiten, die andere Könige gegeben hatten, achten wolle. Nachher iſt er unter großem Trompeten: und Paukenſchall mit entfalteten Fahnen wieder nach dem Hauſe des Herzogs von Braganza gezogen, der ihm, ebenſo wie alle Herolde, mit dem ent— blößten Schwerte voranritt. Die Herolde haben mit lauter Stimme in der ganzen Stadt gerufen: „Real! Real! Real!“ Dieſes Schreien hat beinahe den ganzen Tag gewährt. Möge der allmächtige Gott dieſem König ein langes Leben und eine glück— ſelige Regierung verleihen! 26. Mördereien in Paris“ Aus Paris vom 5. December 1578 on Zeitungen haben wir nichts, nur daß am letzten November der Secretär des Herzogs von Florenz, der neben dem Geſandten ein Jahr oder zwei hier iſt, auf Befehl des Königs durch den Hofprofoſen eingezogen worden iſt. Man vermutet, daß dies wegen etlicher Totſchläge geſchehen ſein ſoll, die ſeit einiger Zeit hier vorgefallen ſind, und die der von Florenz angeſtiftet haben ſoll. Durch ſeine Diener iſt unlängſt der Herr Troilus von Orſini nächtlicherweile zwiſchen acht und neun erſchoſſen worden. Es fällt ein Argwohn auf den von Florenz, weil dieſer Troilus bei des Her— zogs Schweſter zu ſehr in Freundſchaft geſtanden hat. Vor ungefähr vierzehn Tagen iſt ein Florentiner namens Capitano Bernardo in der Vorſtadt Saint-Germain erſchoſſen worden. Den Täter hat man erwiſcht und alsbald an der Sanct Michaels: Brücke gerädert. Nachdem man ihm zuvor alle Glieder abgeſchlagen hatte, und er 28 auf dem Rade gelegen ift, hat man ihm zweimal zu trinken gegeben. Da hat man erſt viel von ihm erfahren, und er ſoll, wie man ſagt, bekannt haben, daß er von dem gedachten Secretär Geld empfangen habe, um dies und jenes zu tun. Der Täter war ein Italiener, der ſchon ſechs Perſonen ſo umgebracht hat. 27. Autodafe in Sevilla Bericht über die Perſonen, die in dem offenen Autodafé, den das Heilige Gericht oder die Inquiſition zu Sevilla am Sonntag, den 3. Mai anno 1579 abgehalten hat, als Büßende aufgeführt worden find. G Orbrian, ein Fläme, Inwohner zu Keres de la Frontera, feines Hand: werks ein Binder, im dreißigſten Jahre ſeines Alters. Er hat etliche Gemälde mit dem Bildnis unſeres Herrn Jeſu Chriſti und anderer Heiliger verbrannt und durchaus die lutheriſche Lehre geglaubt und dieſelbe für gut gehalten. Er hat ſich auch unterfangen, andere zu lehren. Er hat ſich halsſtarrig erwieſen, wurde deshalb ver dammt und den Perſonen des weltlichen Gerichtes überwieſen, auf daß er lebendig verbrannt und ſein Hab und Gut confisciert werde. Zweitens: Juana de Perez, eine Portugieſin, ein Weib von vierzig Jahren, wohn— haft zu Riamonto. Sie hat den jüdiſchen Glauben gehabt und behalten durch viele Jahre, deſſen Gebote und Ceremonien befolgt und auch andere Leute darin unter— wieſen. Sie hat gebeichtet und ſich reconciliert. Wird mit dem Habito und ewigem Gefängnis beſtraft. Ihr Hab und Gut wird confisciert. Drittens: Juan de Color, ein Schwarzer, von Rafeo, des Juan de la Romo Sclave, ſeines Alters im fünfundzwanzigſten Jahre. Er hat unſerer lieben Frau Namen und auch andere Heilige geſchmäht, als dieſelben vor ihm genannt wurden. Er hat auch ihre Wunderzeichen verachtet. Er hat ſich reconciliert und wurde mit dem Habito oder Mäntelein und zwei Jahren Gefängnis beſtraft. Nachher ſoll er ſeinem Herrn wieder zugeſtellt werden. Viertens: Ginos Raros, Engländer, Büchſenmeiſter auf der Galeere Granada, im vierzigſten Jahre ſeines Alters. Er hat in Gefolgſchaft des Juan Alquino unter den katholiſchen Chriſten geſtritten und ſich auf dem Schiff und zu Lande gehalten, wie es bei den Lutheriſchen Gebrauch iſt. Er hat ſich reconciliert, iſt mit dem Habito und 29 ewigem Gefängnis geftraft worden. Die erften zwölf Jahre foll er auf der Galeere dienen und das Ruder ziehen. Fünftens: Fernando Morisco, im zweiundzwanzigſten Jahre ſeines Alters. Er iſt von einer Galeere in die Berberei geflohen und hat feinen heiligen Glauben verleug—⸗ net. Er hat auf einer Galiotte gegen Gottes Gebot geraubt, weshalb er als Corſare gefangen worden iſt. Er hat ſich reconciliert. Er wurde mit dem Habito und ewigem Gefängnis beſtraft. Die erſten Jahre ſoll er auf der Galeere zubringen. Sechſtens: Johanna Macozuo, eine Jungfrau, Dienerin und Krankenwärterin in einem Frauenkloſter zu Sevilla. Sie hat geſtanden, daß ſie etliche Verſuchungen und Trugbilder des böſen Feindes gehabt hat, durch welche ſie dahin gelangt iſt, etliche Dinge zu glauben, die wider unſeren heiligen katholiſchen Glauben ſind. Weil ſie gezweifelt hat, iſt ſie zugelaſſen worden, ſich zu bekehren. Das Habitum wurde ihr alsbald abgetan. Sie ſoll zwei Jahre dort bleiben, wohin man ſie verordnen wird, und im erſten Jahr am Freitag faſten. Siebentens: Luis Morino hat mit anderen in die Berberei fahren wollen, hat ſich aber reconciliert. Er wurde mit dem Habito und vier Jahren Gefängnis beſtraft. Dort ſoll er in Glaubensſachen unterwieſen und mit hundert Rutenſtreichen geſtraft werden. Achtens: Alfonſo Morisco aus dem Königreich Granada. Gleiches Vergehen, gleiche Strafe. Neuntens: Voror Morro, des Juan Matthias Sclave, hat die Obgedachten ange— ſtiftet. Iſt mit hundert Rutenſtreichen geſtraft worden. Zehntens: Thomas Morro. Gleiches Vergehen, gleiche Strafe. Elftens: Maria, eine Jungfrau, Tochter der Juana de Perez. Sie hat in Ge— folgſchaft anderer Perſonen jüdiſche Sachen begangen. Sie iſt in die Buße ge— nommen worden, auf daß ſie widerrufe. Sie hat einbekannt und ſoll ſechs Jahre im Gefängnis gehalten werden. Zwölftens: Lorenzo Martin, ſeines Alters im dreißigſten Jahre. Er hat geſagt, daß man Gott beichten ſoll und keinem anderen Menſchen. Es wäre ſpottwürdig, den 30 Prieſtern zu beichten, und die Rede und der Glauben der Mohren und Chriſten feien gleich. Er iſt in die Buße genommen worden und wird drei Monate verſperrt ge— halten. Dreizehntens: Juan Corineo, Morisco, wollte in die Berberei fahren und hat ge— ſagt: „Unſere liebe Frau hat nicht als Jungfrau geboren.“ Iſt mit hundert Ruten— ſtreichen beſtraft worden. Vierzehntens: Fray Juan de Spinoſa vom Orden der heiligen Dreifaltigkeit. Hat die Meſſe geleſen und Beichte gehört, ohne daß er hiezu geweiht worden war. Iſt in die Buße genommen worden, ſo daß er in einem Kloſter des Ordens ſechs Jahre ein— geſperrt bleiben ſoll. Ihm wird auch in ewiger Zeit keine Weihe gegeben werden. Fünfzehntens: Juan de Montis, ein Maure, hat zweimal geheiratet. Hundert Rutenſtreiche und zehn Jahre auf der Galeere. Sechzehntens: Juan Garcia und Fernando Domos, gleiches Vergehen, gleiche Strafe. Siebzehntens: Conſalvo de Noguera und Bartholomäus Gonzales aus gleicher Ur— ſache hundert Rutenſtreiche und vier Jahre auf der Galeere. Achtzehntens: Pedro Galigo. Gleiches Vergehen, gleiche Strafe. Neunzehntens: Franz Gonzales, Inwohner zu Cadix, hundert Rutenſtreiche und drei Jahre auf der Galeere, und Maria de Soto, beide wegen zweimaliger Heirat. Sie hat auf dem Pranger widerrufen und wurde auf drei Jahre der Gegend ver— wieſen. Zwanzigſtens: Pedro Fernandez, ein Portugieſe, wegen falſchen Zeugniſſes in Hei— ratsſachen und Rodrigo Fernandez aus gleicher Urſache je hundert Rutenſtreiche. Einundzwanzigſtens: Ines de Campos wegen falſchen Zeugniſſes in Glaubensſachen dreihundert Rutenſtreiche und auf ſechs Jahre von Sevilla verwieſen. Ihre Tochter Iſabella de Palareos aus gleicher Urſache zweihundert Rutenſtreiche und auf ſechs Jahre von Sevilla verwieſen. Zweiundzwanzigſtens: Fernando Copos, ein Portugieſe und Juana de Ramora ha— ben geſagt, daß die Hurerei keine Sünde ſei. Haben das Verbrechen abgeſchworen und widerrufen. Sie wurden durch die Stadt Sevilla zur offenen Schande geführt. 31 Dreiundzwanzigſtens: Iſabella Sanchez, Carolina Vandola, Philippa de Color, eine Nähterin, Alfonſo de Sanſiago, Caſpar Sanchez, gleiche Sünde, gleiche Buße. Vierundzwanzigſtens: Francisco Berocano hat geſagt, daß es keine läßliche Sünde ſei, wenn ein Weib zu einem Mann kommt, und beide dann zuſammenſchlafen. Hat ſeine Worte als leichtfertig widerrufen. Fünfundzwanzigſtens: Iſabella Diaz, Portugieſin, hat geſagt, es ſei keine Sünde, einen fremden Mann zu haben. Gleiche Strafe. Sechsundzwanzigſtens: Diego de Robloz hat Gott höchlich geläſtert. Hundert Rutenſtreiche und drei Jahre auf der Galeere. Siebenundzwanzigſtens: Vittorio Rigo hat Gott geläſtert. Zweihundert Ruten— ſtreiche. Achtundzwanzigſtens: Antonio Martin und Juana Batiſta, Morisca. Gleiche Sünde, gleiche Strafe. Neunundzwanzigſtens: Sebaſtian Garcia. Aus gleicher Urſache Prangerſtehen mit einem Strick um den Hals. Dreißigſtens: Juan Francis aus gleicher Urſache Prangerſtehen mit geknebelter Zunge und einem Strick um den Hals. Ebenſo Helene Nigra, Juliana Morisca, Anna de Cranco, Mulattin, und Martha, eine Mulattin. Einunddreißigſtens: Der Baccalaureus Andreas Perez, Prieſter zu San Salvador in Sevilla, wurde wegen verſchiedentlicher Untaten, wegen Nekromantie und An— rufung des Teufels in die Buße genommen und auf ein Jahr unter Ausſchließung vom prieſterlichen Orden eingeſperrt. Zweiunddreißigſtens: Andreas Conſeno, ein Bauer, hat geſagt, daß man den Prie— ſtern die ſchweren Sünden nicht beichten dürfe, weil ſie Menſchen ſeien wie er. Hat im offenen Auto widerrufen und hundert Rutenſtreiche erhalten. Dreiunddreißigſtens: Fernando Arias, ein Seidenſticker, hat geſagt: „Was liegt Gott daran, ob wir faſten oder nicht, wir dürfen auch die Bilder nicht anbeten.“ Hat im offenen Auto ſein Verbrechen abgeſchworen. Vierunddreißigſtens: Caſparo Sanchez hat geſagt, daß Gott nicht in der Hoſtie ſei. 32 El een r Eſſig ies Gasparis de Colig, ni,D. de en Amir — 17 B e N 4. Admiral Coligny Fünfunddreißigſtens: Francisco Roman hat geſagt, es ſei nicht nötig, für die See— len im Fegefeuer zu beten. Beide haben ihre Sünde abgeſchworen. Sechsunddreißigſtens: Juan Francisco hat Gott oftmalen geläſtert und geſagt, es ſei keine Sünde. Hat ſein Verbrechen abgeſchworen. Siebenunddreißigſtens: Juan Garcia hat etliche Läſterungen wider unſere liebe Frau geſagt. Man hat ihm die Zunge geknebelt, ein Kreuz in die Hand und einen Strick um den Hals gelegt und ihn zweihundert Mal mit Ruten geſtrichen. Achtunddreißigſtens: Juan Aſtruez, ein Hufſchmied, Juan Lipiotol und Fernando Gil haben geſagt, ſie ſeien Verwandte der Inquiſitoren. Da es nicht wahr iſt, hat man ihnen einen Strick um den Hals gelegt und ſie zur öffentlichen Schande ge— ftellt. Vale! Ich bin froh, daß es gar iſt. 28. Ein feſtgenommener Herrgott“ Aus Sevilla vom 8. Juni 1579 on Neuem wiſſen wir Euch zu dieſer Zeit nichts Wiſſenwürdiges zu melden. Es hat ſich jedoch neulich ein ſeltſamer und frommer Fall, fünf Meilen weit von hier in einem Flecken, St. Ginar genannt, begeben. Dort hat es einen Inwohner ge— geben, der ſich ſchuldenhalber in eine Kirche zurückzog. Als man nun dem Gebrauche gemäß am heiligen Sacramentstag in der Proceſſion vor dem Sacrament allerlei Komödien halten wollte, haben einige Inwohner dort einen Karren aufgerichtet, auf dem ſie einen Auto abhalten wollten, wie unſer Herrgott auf dem Olberg knieend von den Juden gefangen wird. Da ihnen aber zur Darſtellung ihres Autos ein anſehnlicher, ſchöner Mann fehlte, und ſie niemanden Beſſeren und Würdigeren zu finden wußten, haben ſie eben denjenigen, der ſchuldenhalber in eine Kirche geflüchtet war, gebeten, er möge ſich bei ihrem Auto als Herrgott gebrauchen laſſen. Obwohl er dies lange verweigert, weil er wegen ſeines Gläubigers nicht aus der Kirche dürfe, haben ihm die anderen alle Verſicherung gegeben, ſie würden den Karren, auf dem der Auto ge— halten werden ſolle, vor die Kirche bringen. Dort könne er auf und abſitzen und brauche 3 Fuggerzeitungen 33 fich nicht zu fürchten. Darauf hat jener eingewilligt. Als dies aber fein Creditor ers fuhr, iſt er auf alle Arten darauf bedacht geweſen, wie er ſeinen Debitor erfaſſen und ins Gefängnis bringen laſſen könne. Er hat deshalb mit einem Alguazil Rat gehalten. Dieſer hat ihm angezeigt, er habe einen guten Freund, der in dieſem Auto den Judas darſtellen werde. Dieſem wolle er ein halbes Dutzend Ducaten verehren und auftragen, wenn ſie erſt auf den Markt kämen, und der Judas unſerm Herrgott den Kuß gäbe, ihm einen großen Stoß zu geben, daß er von dem Wagen herabfalle. Sei er dann auf dem Erdreich, ſo wolle er ihn ſofort gefangen nehmen. Dieſer Anſchlag hat dem Creditor wohl gefallen. Er hat dem Alguazil alsbald etliches Geld gegeben, und noch weiteres zu geben verſprochen, wenn er ſeinen Debitor ins Gefängnis bringe. Als nun die Proceſſion auf den Markt kam, wo der Alguazil mit ſeinen Häſchern wartete, hat der Judas alsbald ſein Vorhaben zu erfüllen getrachtet, ſich mit den Juden zu dem Herrgott verfügt, ihn an das Ende des Karrens genommen und ihm einen ſo großen Kuß und Stoß gegeben, daß er von dem Wagen herabgefallen iſt. Der Alguazil hat ihn alsbald erwiſcht. Als aber der gute Gott ſeine Jünger ganz traurig anblickte, hat ſich der Petrus, der mit ſeinem Schwert ihm zunächſt geſtanden war, ſeiner erbarmt und dem Alguazil den Kopf halb auseinandergeſpaltet. Darauf gab es einen großen Aufruhr im ganzen Flecken, ſo daß die Juſtiz eingriff und den Petrus, den Gott und den Judas mit allen ſeinen Juden gefangengelegt hat. Bald danach iſt vom Richter daſelbſt verkündet worden: Sententia. Erſtens: der Judas ſoll als Spötter Gottes mit Ruten geſtrichen werden. Zweitens: der Alguazil fol ſich auf ſeine eigenen Koſten heilen laſſen. Drittens: Sanct Petrus hat man als einen frommen und getreuen Apoſtel freizugeben, desgleichen auch den Herrgott. Der Kaufmann hat das zu verlieren, was ihm der Gott ſchuldig iſt und auf ewige Zeiten nichts von ihm zu fordern. Dies haben wir Euch mangels anderer neuer Zeitungen vermelden wollen. 34 29, Ritterſpiele in Prag“ Aus Prag vom 15. Jani 1579 uf den 5. nächſtkommenden Monats Juli wird Herr Chriſtoph Popel, der königlichen kaiſerlichen Majeſtät Kämmerer, mit des von Molard nachgelaſſener Tochter allhier zu Prag Hochzeit halten, allwo neben anderen Kurzweilen auch ein ſolches Ritterſpiel nach anliegendem Cartell gehalten wird, und Herzog Ferdinand von Bayern Mantenator fein wird. Männiglich ſei zu wiſſen: Nachdem die fürtreff— liche, wundergewaltige Pallas, eine Göttin der Weisheit und Waffen, erfahren, daß die Ritterſchaft des Römiſchen weit- und hochberühmten Hofes ſich in allerlei Ritter— ſpiel mit Emſigkeit, Fleiß, Eifer und Begierde übt und ſich darein ſowohl zierlich wie männlich ſchickt, ift ihr als einer Liebhaberin und Patronin dergleichen Sachen daraus nicht wenige Freude entſtanden. Damit fie nun die wohlgemeldete Ritterſchaft in Übung und Eifer zu den Waffen noch beſſer anhalte, und vom Müßiggang, aus dem allerhand Laſter und Unrat entſpringt, abhalte, daneben ihnen zur Übung der Ritter⸗ ſpiele noch mehr Luſt mache, hat ſie den mächtigen Ritter Philothetum aus Griechen— land, der bei der Belagerung von Troja ſo viel männliche Taten verrichtet und in der Übung des Ritterſpieles ſich vor anderen als beſonders kundig erwieſen hat, aus den Campis Elpfiis abgerufen und in die königliche Hauptſtadt Prag zu ſchicken ſich entſchloſſen, auf daß er mit der wohlgedachten Ritterſchaft ein neues Ritterſpiel mantenieren ſoll. Dies tut ſie umſo viel lieber, als ihr gleichfalls zu Gehör gekommen iſt, daß auf künftigem Monat Juli eine anſehn liche und ſtattliche Hochzeit in obge— nannter Stadt Prag gehalten werden ſoll, allwo ohne Zweifel viele gute Ritter er⸗ ſcheinen werden. Deshalb will die höchſtvermeldete Göttin alle und jeden von ge dachter Ritterſchaft erſucht haben, ſich am ſechſten Tage des künftigen Monates Juli um zwölf Uhr mittags auf dem Platz Philotheti in Prag einzufinden, um unter obvermeldetem König Philotheto als Mantenator ein berühmtes neues Ritterſpiel zu probieren. Auf daß auch die Freude und das Wohlgefallen der höchſtgenannten, gewaltigen Göttin, die fie für dieſe Ritterſchaft und ihre Luſt zu Ritterſpielen hegt, klärlicher erſcheine, hat fie befohlen, ihr eigenes Bildnis oder Conterfei auf ver⸗ 3˙ 35 meldetem Platz aufzurichten, auf daß fie zu dieſem neuen Ritterſpiel diene und alfo der ganzen Ritterſchaft noch mehr Aufmunterung, Luſt und Zuneigung machen ſollte. Wie ſie denn zur obgenannten Zeit auf dem mehrfach angezeigten Platz zu ſehen ſein wird. Wie aber die Preiſe bei dieſem Ritterſpiel zu gewinnen, oder zu verlieren, wie ſich auch ſonſt allenthalben zu verhalten ſei, folgt hienach: Das aufgerichtete Bild wird einen eiſernen Ring oder Zeichen in der Hand halten, zu welchem man rennen und Spieße daran brechen ſoll. Obgedachter Mantenator will mit einem jeden der kommenden Venturiers drei Carreras um ein Pretium von zehn bis hundert Taler rennen. Auch ſoll ſolches Rennen in Masquera ohne andere Waffen oder Gerüſt, eiſernen Handſchuh oder ſonſtigen anderen Vorteil geſchehen. Deshalb muß ſich ein jeder Venturier vor den Herren Richtern zeigen und beſehen laſſen, ob er nicht einigen Vorteil vor dem Mantenator hat oder gebraucht. Es ſoll keiner mit anderen Spießen rennen als denen, die man bei den Herren Richtern finden wird. Wer in den drei Carreras an dem Signo mehrere Spieße bricht, ſoll das Pretium gewonnen haben. Es ſollen auch zwei Treffer für einen gebrochenen Spieß gelten. Wer mit dem Spieß niederer als das Zeichen iſt, im Aufſpringen oder Rennen, ehe er zum Signum kommt, ſolches verfehlt, den Spieß wieder erhebt und dann auftrifft oder bricht, dem ſoll dieſe Carrera als giltig paſſiert werden. Wer vor oder gleich im Aufſpringen den Spieß einlegt, ſoll nichts gewinnen können. Wer den Spieß nach vollbrachter Carrera oder im Parieren über die Achſel wirft, ſo daß er die Achſel berührt, ſoll nichts gewinnen dürfen. Wer den Spieß ſchlecht ergreift, oder etwas von ſeiner Zier, die gefordert wird, verliert, ſoll auch den Preis verloren haben. Es darf auch keiner in den drei Carreras das Roß wechſeln. Im Falle aber einer wegen Wundlaufs oder anderer erheblicher Urſachen gehindert wurde, die Carrera ganz zu vollbringen, ſoll ihm erlaubt werden, eine andere zu tun. Es wäre denn, daß ſein Roß nicht recht laufen wollte, und daher die Carrera nicht vollſtändig ausgeführt wurde. Dann ſoll er die Carrera verloren haben. Sollten der Mantenator und ein Venturier im Speerbrechen oder Treffen das Gleiche erzielen, ſo ſollen ſie nicht wiederrennen. Dann hat jener das Pretium ge— wonnen, der nach Kenntnis der Herren Richter das Rennen am zierlichſten und 36 beften bewerkſtelligt hat. Da es ſich bisher etliche Male begeben hat, daß jenen, die gar nicht zierlich gerannt haben, das Pretium zugeſprochen wurde, weil der Mante— nator viel, der Venturier wenig mit dem Rennen zu tun hat, ſo will der Mantenator die Herren Richter höchlichſt gebeten haben, auf die Zierlichkeit des Rennens acht zu haben, falls er und ein Venturier im Brechen oder Treffen gleichgeblieben ſind. Die Herren Richter wollen nicht auf die Zahl der Carreras Achtung geben, ſondern die Zierlichkeit des Rennens das Pretium gewinnen laſſen. Im Falle, daß ſich Zweifel einſtellen, bleiben ſolche der Erkenntnis der Herren Richter anheimgeſtellt. Es bittet hiermit und zum Beſchluß der Mantenator die Herren Richter, daß ſie ſtricte und ſtracks nach dieſer Capitulation judicieren wollen. Dies will der Ritter Philotetus als Mantenator um die Herren Richter jederzeit verdienen. Es folgen die Dank: Welcher in drei Carreras den erſten Spieß am beſten und zierlichſten an dem Si— gnum oder Ring brechen wird, ſoll den erſten Dank gewinnen. Welcher in den drei Carreras die meiſten Spieße brechen oder die meiſten Treffer haben wird, ſoll auch einen Dank gewinnen. Welcher in der Folia die meiſten Spieße brechen wird, ſoll den Folia-Dank darnach haben. Welcher von dem hochlöblichen Frauenzimmer für Mascolo erkannt wird, der ſoll den Mascolo⸗Dank gewinnen. Aus dieſen vier Danken will ſich der Mantenator, wie gebräuchlich, nicht aus— geſchloſſen haben. 30. Brief aus Chochinchina“ Aus Chochin in Indien vom 10. Jänner 1580 Ehrenfeſter, beſonders günſtiger, lieber Signor Adelgaiß! or meiner Abreiſe aus Liſſabon habe ich Dir angezeigt, wie ich mich mit meinen Gefährten eingeſchifft habe. Am 4. April anno 1579 gingen alle fünf Schiffe gleichzeitig von Liſſabon ab. Wir blieben aber nicht ſechs Tage lang beieinander, ſondern es nahm alsbald jedes Schiff ſeine eigene Linie oder Weg, da jeder Maiſtir 37 oder Pilot glaubt, es am Beſten zu treffen und zuerſt ans Ziel zu gelangen. Obwohl dieſe Schiffe groß und mächtig ſind, bemühen ſie ſich, nicht beiſammen zu bleiben. Als wir einen Monat lang gefahren und an die Küſte von Guinea und ſpäter an die Linea Aequinoxialis kamen, merkten wir, daß wir von Liſſabon zu ſpät weggefahren waren. Wir mußten bei der Linea auf- und niederfahren, bis wir fie paſſieren konnten, und ſo verloren wir ſiebenundvierzig Tage Zeit. Da um dieſe Zeit die Sonne am ſtärkſten und heißeſten brennt, haben wir auf dieſer Reiſe große Hitze und Pein ge— litten. Von da bis zum vierunddreißigſten Grad im andern Teil der Welt, gegen den Südpol oder Polo Antarctico bis zum Cap der Guten Hoffnung hatten wir guten Wind und gutes Wetter, aber große Kälte. Von da aus gab es etliche ſtarke Tormentos (Stürme). Die Wahrheit zu ſagen, hätte ich mich damals lieber anders— wo als auf der Reiſe befinden wollen. Gottlob, wir kamen durch. Aber es iſt ein alter Brauch bei der Schiffahrt, hinaus oder herein, daß man mit ſolchen Stürmen zu tun bekommt. Dieſe Gefahr währt aber hundertfünfzig Meilen, die man in vierund— dreißig Tagen durchmißt. Wir kamen dann auf ſechzehn Grade in die Höhe von Moſambique. Dort hat der König von Portugal ein Fort und Kriegsvolk. Weil es aber zu ſpät im Jahre war, durften wir nicht dorthin, ſondern blieben im weiten Meere fünfzig Meilen von dort. Wären wir ans Land gegangen, ſo hätten wir nicht wieder wegfahren können. Wir kamen dann wieder auf die genannte Linea Aequi— noxialis, die wir in drei Tagen paſſierten. Dann kamen wir wieder auf die andere Seite gegen den Nordpol zu. Allhier in Chochin ſind wir auf neun Grade von dieſer Linie und gleich auf der Seite von Europa. Liſſabon liegt neununddreißig Grade von der Linie. Hier iſt es ziemlich warm, da wir eben unter dem neunten Grad liegen. Wir kamen, Gott dem Allmäch—⸗ tigen ſei Lob und Dank, am 10. October in Indien in der Stadt Goa an, die dem König von Portugal gehört und die vornehmſte Hauptſtadt hier zu Lande iſt. So ſind wir von Liſſabon bis dahin ſechs Monate und ſechs Tage unterwegs geweſen und haben in ſolcher Zeit kein Land, weder wenig noch viel, ſondern nur Himmel und Meer geſehen. Gott der Herr verleiht zu ſolchen Reiſen ſonderlichen Segen und Gnade, ſonſt wäre es nicht möglich, ein halbes Jahr zwiſchen Brettern zu verleben. 38 3 5 In Summa, wer mit einer Proviantkammer und einem Koch wohl verſehen ift, wie ich Gottlob alles gehabt habe, der empfindet ſolche Reiſe weniger ſchwer. Das ge— meine Volk aber leidet große Not an Eſſen und Trinken, beſonders an Waſſer, das um kein Geld zu bekommen iſt. In ſolcher Hitze kann man nicht viel Wein trinken, es verlangt jeder nur nach Waſſer, das ich, Gottlob, wie alle anderen Lebensmittel genug gehabt habe. In unſerem Schiff waren bei fünfhundert Perſonen, von denen unterwegs von Portugal bis Indien insgeſamt nicht mehr als fünfund— zwanzig geſtorben ſind. Einige von uns, die mit Speiſe und Trank gut verſehen waren, haben den armen Soldaten viel geholfen. In dieſem halben Jahr haben wir fünftauſend Meilen durchfahren. Obwohl man von Liſſabon bis nach Indien für den geraden Weg nicht mehr als dreitauſendfünfhundert Meilen rechnet, braucht man doch mit dem Umfahren wegen der Gegenwinde für jede Fahrt faſt jederzeit fünftauſend Meilen. Ich habe mancherlei Meerfiſche geſehen, wovon viel zu ſchreiben wäre, beſonders von denen, die auf dem Meer umfliegen und Flügel haben. Das wird mancher nicht glauben wollen, aber ich habe deren tauſendmal in Büchſenſchußweite fliegen geſehen. Was mich aber noch mehr verwundert hat, ſind andere große Fiſche, die es im Meer gibt, und welche die Menſchen lebendig freſſen, was ich auch ſelbſt geſehen habe. Als nämlich ein Mann bei ſtarkem Wind von unſerem Schiff ins Meer fiel, ſo daß wir ihn nicht erwarten oder ihm anders zu Hilfe kommen konnten, warf man ihm einen dazu vorbereiteten hölzernen Block an einem Seil zu, den er auch ſchließlich erwiſchte und ſich daran zu retten glaubte. Sobald aber unſere Schiffsleute dieſen Block mit dem Mann gegen das Schiff zogen und auf einen halben Büchſenſchuß vom Schiffe hatten, kam ein großes Vieh, Tuberon genannt, von unten aus dem Meer, ſprang auf den Mann und zerriß ihn vor unſeren Augen zu Stücken. Das war ein erbärm— licher Tod. Es gibt auch allerlei Vögel auf dem Meere, darunter viele, die niemals Land ſehen und ſich auf dem Meer erhalten. Sie eſſen Fiſche und fürchten ſich vor den Leuten auf dem Schiffe nicht. Wir haben deren mit Händen gefangen. Sie ſind ſo groß wie Enten, ſie ſollen aber nicht eßbar ſein, weil ſie zu ſtark nach Fiſchen ſchmecken. 39 Ich habe unfere Reife von Tag zu Tag auffchreiben laffen und ein Buch daraus ge: macht, das ich mit der Zeit, wenn mir Gott wieder hinaushilft, ſamt anderen vielen ſchönen Dingen mit mir führen will. Dieſe Überfahrt iſt ſo beſchaffen, daß der, der ſie nicht ſieht und verſucht, es nicht glaubt, daß ſie ſo mühſam iſt. Gottlob, ich und meine Leute, vier junge Deutſche, ſind friſch und geſund hierher nach Indien gekom— men. Aber ſobald wir ans Land kamen, ſind mir von den Dienern vier junge Portu— gieſen geſtorben. Auf dem Schiff iſt man mit dem Eſſen und dem vielen Waſſer— trinken in Unordnung, und dann iſt es auf dem Lande anfangs gefährlich wegen der vielen Früchte, wie Feigen und anderer Speiſen. Aber auch wegen der Weiber, die es hier im Überfluſſe gibt, iſt es gefährlich. Es ſind von allen Schiffen auf dem Land ziemlich viel Leute geſtorben. Es muß ſich anfangs einer wohl halten, bis er ſich ein— gewöhnt. Gottlob, ich befinde mich ſchön wohl. Unſere fünf Schiffe ſind alle, und zwar drei in Goa, und zwei hier ſtracks von Liſſabon angekommen. Jetzt find alle fünf SH iffe hier in Chochin. Ich bin vier Wochen in der Stadt Goa geweſen und habe dort ein Haus erbaut. Von dort bin ich übers Meer hundert Meilen weit hieher gefahren. Die Fahrt kann in zehn bis zwölf Tagen gemacht werden. Der Pfeffer wird hier in Chochin verladen, zwanzig Meilen von Calicut, weshalb alle Schiffe hieher kommen müſſen. Ich werde zwei Haushalte führen, einen in Goa, den anderen hier. Ich bin aber noch nicht ent— ſchloſſen, an welchem Ort ich feſt wohnen und mich aufhalten werde. Obwohl Goa die Hauptſtadt iſt, wo der Vicekönig aus Portugal Hof hält, iſt es verdrießlich, alle Jahre von dort hieher und wieder zurück zu fahren, denn ich muß mich perſönlich hier bei unſerer Pfefferhandlung befinden. Eine ſolche Pfefferhandlung iſt ein feines Tun, es gehört großer Fleiß und Eifer da— zu. Es dauert ſechs Wochen lang, den Pfeffer hier von dem heidniſchen König von Chochin, der unſer Freund iſt, zu empfangen und in die Schiffe zu verladen. Nach der Abfahrt dieſer Schiffe nach Portugal habe ich ſamt meinen Leuten gar wenig zu tun. Die Pfefferhandlung iſt gar nutzbringend, wenn Gott der Herr Gnade verleiht, daß die Schiffe glücklich und wohl aus- und einfahren. Dann werden die Händler reiche Leute. Bei dieſer Schiffahrt liegt alles daran, daß man zur rechten Zeit reiſt, 40 Poꝛtugaleſiſche Schlacht, | Vnd gewiſſe Zeittung auf Madꝛill vnd Liſabona / ſampt leidigem Fall / dem König auß Poꝛtugall / den 9. Auguſti / diſes lauffen⸗ den 8 78. Jars ividerfahꝛen / Darinnen dien Koͤnig / vnd ober zweyntzig tauſent ſtreitbarer Mann / one Troß / Schantzoraͤber / Fuhꝛleut / vnd andere Ber; ſonen vmbkommen. SER N, u Den N — Erſtlich gedꝛuckt zu Leyptzig. M. D. LXXIX. 5. Flugblatt auf den Tod des Königs Sebaſtian von Portugal nämlich im März von Liſſabon hieher, und von hier im Jänner nach Portugal, und zwar, wenn es ſein kann, an beiden Orten nicht ſpäter als am fünfzehnten des Monats. Dann gibt es wenig Gefahr. Später abzufahren aber iſt gefährlich, weil man große Stürme antrifft. Dann muß man Umwege machen, wenn die Schiffe nicht gar zu— grunde gehen. Aber dies geſchieht ſelten, wenn die Schiffe nicht auffahren, zerbrechen oder ſonſtwie verderben. Darauf muß man große Acht haben. Dieſes Jahr werden wir meines Erachtens nicht mehr als vier Schiffe abfertigen, die ungefähr zwanzig Laſten Pfeffer führen, wenn wir auch dreißig Laſten ſchicken ſollen. Das Geld dazu haben wir, denn eine ſo große Summe iſt ohnedies geliehen nicht zu bekommen. Was heuer fehlt, kann bei guter Gelegenheit nach Abfahrt dieſer Schiffe für das nächſte Jahr gekauft werden. An anderen Spezereien, wie Gewürz— nelken, Muscatblüten und Nüſſen, Zimmt, Maſſis und allen anderen Drogen geht dieſes Jahr der Bedarf von hier nach Portugal. An Edelſteinen ging gar wenig ab wegen der Kriege, welche die heidniſchen Könige (von denen es in dieſem Lande gar viele gibt) gegen einander führen. Deshalb kann das Edelgeſtein aus dem Lande nicht zu uns in unſere Städte kommen, da alle heraußen am Meere liegen. Was landeinwärts liegt, gehört alles den Indianern, Heiden und Mohren. Wir haben zwei oder drei ſolche Könige zu Freunden. Die anderen ſind bei ihrer großen Anzahl alle unſere Feinde. Unſere Flotte hat ſtets mit ihnen auf dem Meere zu ſtreiten. Der König von Portugal iſt mit ſeiner Macht für dieſes große Land zu ſchwach. Der König von Spanien, wenn er Portugal in Beſitz nähme, würde der rechte König für dieſes Land ſein. Ganz Indien, alle Königreiche und Provinzen bis nach China hinein, wo es an die Tartarei ſtoßt, würde er übernehmen und ſein ſpaniſches Indien zu dieſen portugieſiſchen Municipien unter ſeiner Herrſchaft einigen, was er mit fünf— zigtauſend Mann verrichten könnte. Wenn auch die indianiſchen Könige eine große Menge Krieger haben, und es ſolcher Könige viele gibt, iſt dieſes Volk nicht ſtreitbar. Es vermag ein Chriſt mehr als ſechs Indianer. Außerdem haben dieſe Könige unter einander ſtets Krieg und Differenzen. Das Land an ſich iſt ſchlecht, es hat alles an Korn, Reis und Fleiſch, aber keinen Wein und kein Baumöl, auch mangeln ihm noch fünf oder ſechs Arten Frucht. Wein, 41 SI, und holländiſche Käſe bringt man aus Portugal. Das Land hat Sommer und Winter die gleiche Wärme, das ganze Jahr hindurch. Es gibt keine Unterſchiede in den Jahreszeiten. Der Winter iſt ſo heiß wie der Sommer, nur regnet es im Winter durchaus, was im Sommer nicht geſchieht. Die Tage dauern das ganze Jahr zwölf Stunden, ſie werden weder länger noch kürzer. Die Bäume und das Gras bleiben das ganze Jahr grün. Wir haben hier Feigen, die eine Spanne lang ſind. Die hat man durch das ganze Jahr friſch von den Bäumen. Man kann ſie alle Tage pflücken, ſie ſind die wichtigſte Frucht und das häufigſte Nahrungsmittel für reiche und arme Leute. Dann gibt es noch eine andere Frucht, von der das Volk lebt. Sie wächſt auf ſchönen hohen Bäumen, die nennt man Palmen. Sie tragen eine Frucht von der Größe und Geſtalt einer Melone, die hat inwendig viel Waſſer. Wer es nicht weiß oder ſieht, kann es nicht glauben, welche Dinge man aus ſolcher Frucht macht. Du kannſt mir aber vollſtändig glauben, denn ich habe davon gute Kunde. Aus dieſer Frucht macht man Wein, der iſt gut zu trinken, auch Gl, das iſt gut zum Eſſen und zum Brennen, auch Milch und Fett und beſonders Papier, auf das man ſchreibt. Man hebt auch die Früchte in Kammern auf. Die Schalen verarbeitet man auf hölzernes Geſchirr, Schüſſeln und andere Dinge. Außerdem macht man aus ſolchem Baum alles zur Schiffahrt Nötige, nämlich das Schiff, Segel und Segel— tuch, Nägel, Seile, Stricke, Werg oder hölzerne Ziegel, die Häuſer damit zu be— decken. So kommt kein anderes Zeug dazu als dieſer Baum. Dieſe Schiffe führen Proviant an Speiſe und Getränk, der auch von dieſem Baume kommt. Solche Schiffe habe ich ſchon ſelbſt hier geſehen. Es iſt ein ſeltſames Ding; ich habe nicht unter⸗ laſſen wollen, das nebſt anderen Seltſamkeiten, die es hier gibt, anzuzeigen. Mit Gotteshilfe will ich Dir im kommenden Jahr mehr Eigentümlichkeiten von hieſigen Gebräuchen und Seltſamkeiten ſchreiben. Ich bin aber darin noch ſelbſt neu, obwohl ich ſchon bei drei Monate in dieſem Lande bin. Ich ſehe alle Tage neue Gebräuche, wovon ein großes Buch zu ſchreiben wäre. Ich will trachten, viele ſeltſame Dinge mit der Zeit zuſammenzubringen und nach fünf Jahren mit mir herauszuführen, wenn ich bei meinem jetzigen Vorhaben bleibe. Wenn Gott will, will ich für meine Heimreiſe einen anderen Weg, nämlich den zu Lande, nehmen. Man fährt von hier 42 auf dem Meer gegen Ormus in Arabien, dann nach Perſien und von dort hat man gute Gelegenheit durch das Sophoyer Land und die Türkei. Wie ich von denen er— fahre, die aus Italien herein- und hinausziehen und dieſen Weg benützen, iſt es eine gar gute Gelegenheit, da dieſe Straße viel benützt wird. Von Ormus nach Italien findet man Leute in Ormus, die einem verſichern und Bürgſchaft geben, einen ſicher durchzubringen. Es ſoll ein ganz gewöhnliches Ding ſein. Ich will mich zuvor von allem gut informieren, ich habe Zeit genug dazu. Auf dieſem Weg ſind von hier nach Italien oder Deutſchland keine zweitauſend Meilen Weges, die man in ſechs Monaten zurücklegen kann, und überdies kann man noch das gelobte Land, wie Jeruſalem und alle anderen ſolche Orte dabei gut ſehen. Ich habe denn auch größere Luſt, mehr von dieſen guten Ländern zu ſehen, als auf dem Meere zu reiſen, wo man alle Stunden in Gefahr iſt, daß das Schiff Not leide oder gar untergehe. Ich ſollte Dir ſonſt von vielen anderen ſeltſamen Dingen ſchreiben, was aber jetzt nicht ſein kann. Im künftigen Jahr will ich Dir ein Conterfei ſchicken wie jedermann hier gekleidet geht, nämlich bloß oder nackt, Mann und Weib. Sowohl der König und Edelleute, wie der gemeine Mann bedecken nur die Scham. Die Portugieſen gehen bekleidet, aber nur ganz leicht, nur in Leinwand oder Seide. Wollenes Tuch kann man wegen der Hitze nicht ertragen. Das Volk hat hierlands mancherlei Glauben und Ceremonien. Aber von den Indianern bekehren ſich mit der Zeit immer mehr zum Chriſtentum, andere bleiben Heiden. Die Mohren und Juden aber bleiben bei ihrem Glauben. Es gibt daher hierlands allerlei Glauben, aber in den Städten, die die Portugieſen innehaben, ſind die Heiden oder Indianer meiſtens zu Chriſten bekehrt und gehen in unſere Kirchen. Ich kann auch nicht unterlaſſen, Dir von einem andern hieſigen Gebrauch zu ſchreiben. Die hieſigen Könige haben nämlich ſtets dreißig, vier— zig, ja hundert Weiber, ſo viele ihnen deren gefallen. Wenn ein ſolcher König ſtirbt oder in einem Krieg umkommt, müffen ſich dieſe feine Weiber lebendig ſelbſt in ein Feuer werfen und verbrennen. An vielen Orten außerhalb von hier iſt es unter dem gemeinen heidniſchen Volk Gebrauch, daß ſich das Weib eines verſtorbenen heidniſchen Mannes auch lebendig verbrennen laffen muß. Wenn nicht, iſt fie verſpottet und ver— achtet. Auch gibt es noch einen anderen Gebrauch. Wenn eine vornehme Jungfrau vom 43 Adel oder gutem Geſchlechte heiratet, trachtet ihre Freundſchaft, daß der König die erſte Nacht bei ihr ſchläft. Dem gibt man viel Geld dafür. Sonſt kann ſie nicht heiraten. Solcher Dinge gibt es hier noch viel mehr. Sonſt gebe ich Dir zu vernehmen, daß die fünf Schiffe aus Portugal an unſeren Herrn geſendet waren. Du magſt wiſſen, daß an Wein, Hl, holländiſchem Käſe, Fiſchen, Papier und anderem, wovon ſtets der größte Nutzen bleibt, diesmal gar kein Gewinn bleibt. Dies alles hat nicht mehr als zwölf bis fünfzehn Prozent gebracht, und man hat an dem aus Liſſabon hereingebrachten Bargeld fünfundzwanzig Pro: zent Nutzen. Das Land iſt nicht mehr wie früher, überdies hebt unſer Vicekönig viel neue Zölle ein, wodurch alle Handlung abnimmt. Wenn der hier bliebe, würde nichts Gutes daraus werden. Ich glaube aber, der König von Portugal wird einen anderen Vicekönig hieher fenden, wenn er davon erfährt. Es iſt jetzt von hier an Waren nach Portugal nichts zu ſchicken, woran Gewinn bliebe. An Edelſteinen iſt dieſes Jahr nichts vorhanden. In Summa ift dieſes Land nicht ſo, wie man gemeiniglich meint. Es braucht hier eben ſo viel Mühe, um Geld zu verdienen, wie an anderen Orten. Es iſt nicht mehr ſo wie vor zwanzig Jahren. Kaufen und Verkaufen bringt hier mehr Gewinnſt, als viel nach Portugal zu ſchicken. Die deut— ſchen Waren haben hier keinen Abſatz, ſie taugen auch nicht für dieſes Land. Die Schreibtiſche gehen in der großen Hitze auseinander, Uhrwerk, oder was ſonſt von Eiſen, verdirbt auf dem Meere. Dieſes Jahr gibt es nichts von hier nach Portugal zu ſchicken, denn Pfeffer, Ingwer, Maſſis, Muscat, Cocosfett iſt alles für die Con⸗ tractores gekauft, ebenſo Zimmt für den König. Man weiß diesmal wirklich nicht, wofür man Geld anlegen ſoll. Der Fiſcher hat holländiſchen Käſe hereingeſchickt, wird aber keinen Gewinnſt daran haben, da man ihm davon auf dem Schiff viel geſtohlen hat. Dies iſt auch uns mit unſeren Vorräten fo geſchehen. Außerdem haben wir darin fehlechten Abſatz gehabt. Fünf Schiffe bringen gar viel herein, und dadurch werden alle Dinge wohlfeil. Die Portugieſen ſind hier ein noch viel regſameres Völkchen als in Liſſabon. Die Pietras de Bezoar ſind ſtets ſehr teuer und nicht gut. Ich will nach Abfahrt dieſer Schiffe trachten, ſolche unter der Hand zu bekommen, die gut ſind, und ſie Dir im künftigen Jahre ſenden. 44 31. Tod der Philippine Welſer“ Aus Innsbruck 1580 De durchlauchtigſte Fürſtin und Frau Philippine, des durchlauchtigſten hoch— gebornen Fürſten und Herrn Ferdinand Erzherzogs zu Öfterreich Ehegemahl, iſt nach väterlicher Schickung des Allmächtigen Gottes den vierzehnten April des tauſendfünfhundertundachtzigſten Jahres erkrankt und hat den vierundzwanzigſten Tag desſelben Monats chriſtlich, gottſelig und exemplariſch Abſchied von dieſem Jammertal genommen. Nachdem ſich die löbliche Fürſtin den dreiundzwanzigſten Tag obgemeldeten Mo: nats ſehr ſchwach befunden, hat ſie auf Rat und Ermahnung ihres Beichtvaters mit herzlicher Reue und Leid nach katholiſcher Gewohnheit ihre Beichte verrichtet. Des folgenden Tages früh zwiſchen fünf und ſechs hat ſie mit ſonderlicher Andacht das hochwürdige Sacrament des Altares empfangen und etliche Stunden darnach die letzte Olung mit großer Reverenz angenommen. Da fie aber allgemach ſchwächer ge worden, hat ſie alsbald ihren Herrn Ehegemahl untertänigſt und demütigſt um gnädige Verzeihung gebeten, ob ſie vielleicht nicht allerwegen nach fürſtlicher Durch— laucht gnädigſtem Willen und Wohlgefallen gehorſam gelebt oder mit einigen Wor— ten oder Werken derſelben zuwider geweſen wäre. Die fromme Fürſtin hat ſo große und beſtändige Geduld erzeigt, daß man nicht eine einzige ungeduldige Gebärde an ihr merken konnte. Sie hat ſich etliche Male hören laſſen, ſie wäre willig und bereit, dieſe und andere Schmerzen geduldig zu leiden, ſo lange es der liebe Gott ſo haben wolle. Weil ſie auch in ihrem Todeskampf gute Vernunft und vernehmliche Sprache behalten, hat ſie mit Freuden angehört, wenn man ihr von göttlichen Sachen geſprochen und ſelbſt ohne Unterlaß Gott um Verzeihung ihrer Sünden, Geduld, Beſtändigkeit im chriſtlichen Glauben und um Hilfe wider alle böſen Anfechtungen angerufen. Sie hat oft und feſt gebetet: „Oh, Du barmherziger Gott, verzeihe mir meine Sünde und Miſſetat. Vater, ich habe geſündigt in dem Himmel und vor Dir und bin nicht würdig, Dein Kind ge— nannt zu werden. Herr, laße Dein roſenfarbenes Blut meine Seele baden, Deinen 45 bitteren Tod mein Leben und Deine fröhliche Auferſtehung mir Sieg und Über: windung ſein.“ Da ſie wegen ihrer Leibesſchwachheit verwarnt worden iſt, nicht allerwegen mit dem Mund nachzubeten, hat ſie doch zu verſtehen gegeben, daß ſie im Herzen alles nachge— ſprochen, was man ihr vorgebetet, ſonderlich das heilige Vaterunſer, den engliſchen Gruß und chriſtlichen Glauben. Desgleichen hat ſie in dieſen ihren Todeszügen ſehr ſchöne Reden verlauten laſſen. Das Ablaßkreuzlein, das ihr die päpſtliche Heiligkeit verehrt, hat ſie ohne Unterlaß mit Andacht geküßt und dreimal unverſehens merklich angefangen zu lachen. Und da ſie Ihre Durchlaucht befragt, warum ſie lache, ge— antwortet: „Ich ſehe etwas, das mich freut.“ Von Natur iſt ſie ſo züchtig und ſchamhaft geweſen, daß ſie auch in ihren Todesnöten nicht die geringſte Entblößung ihres Leibes dulden mochte und ſelbſt die Armel an den Armen bis an die Hände vorgezogen hat. Sie hat der fürſtlichen Durchlaucht ihren Bruder, Herrn Carl Welſer, Oberſten Kämmerer der fürſtlichen Durchlaucht, in Gnaden unterthänigſt befohlen. Als ſie endlich vermerkte, daß Gott mit ihr ein Ende machen wollte, hat ſie die fürſtliche Durchlaucht lieblich angeſehen, die rechte Hand geboten mit den Worten: „Nun behüt Euch Gott!“ Darnach aber hat ſie ihren geliebteſten Herren Söhnen die mütterliche Vermahnung gegeben, ihren Herrn Vater nicht zu erzürnen, ſondern allen Gehorſam zu leiſten. Gleichfalls hat ſie geſegnet den Herrn Ferdinand, Herzog in Ober- und Niederbayern und Herrn Otto Heinrich, Herzog von Braun— ſchweig. Dem Herzog von Bayern hat ſie mitgegeben, für ſie vom ganzen fürſtlichen Haus Bayern Urlaub zu nehmen. Dem Herrn Jaroslav von Kolowrat, einem jungen Herrn und Blutsverwandten, hat ſie zugeſprochen, der fürſtlichen Durch— laucht keine Urſache zur Ungnade zu geben. Bald darauf hat ſie allen denen, ſo zu— gegen geweſen, die rechte Hand dargereicht und ſie Gott befohlen. Als Herzog Ferdinand von Bayern ihr die brennende Kerze eine gute Weile gehalten, ſprach ſie zu Ihrer fürſtlichen Gnaden: „Euer Liebden werden müd.“ Nachdem ſie das Cruzifix geküßt hatte, ſagte ſie: „Ich will bald bei Dir ſein.“ Kürzlich zu reden, hat ſich Ihre fürſtliche Durchlaucht bis zum letzten Abbruch mit vollkommener unverſehrter Ver- nunft gar chriſtlich und gottſelig gegen Gott und ihre Nächſten mit Worten und 46 Werken erzeigt und vernehmen laſſen. Dem ewigen gütigen Gott, von welchem die ſelige Abgeſtorbene hergekommen, ſei allein Lob, Ehre und Preis in Ewigkeit. Er wolle dieſer chriſtlichen Fürſtin eine fröhliche Auferſtehung verleihen. Amen, lieber Herr Jeſus Chriſtus! Amen! 32. Streitigkeiten am Prager Hofe Aus Prag vom 15. Mai 1580 ergangene Woche ſind der Monſieur de Roche, kaiſerlicher Vorſchneider, und der Herr Allegret d'Allegreti, geweſener kaiſerlicher Truchſeß, auf der Tafelſtube beim Spielen uneins geworden. Sie haben die Rapiere gegeneinander entblößt. Darauf iſt vor allem Hofgeſinde das folgende Urteil ergangen: Monſieur de Roche ſoll als Anfänger und Verurſacher dieſes und anderen Mutwillens nach überſtandener Strafe des Gefängniſſes noch auf einen Monat in den weißen Turm hier gelegt wer— den. Alsdann ſoll er von dem kaiſerlichen Hofe ziehen und dieſen, wie auch alle Erb— lande, bei Verluſt von Leib und Leben meiden. Allegret d'Allegreti aber ſoll nach über— ſtandenem Gefängnis innerhalb fünfzehn Tagen vom kaiſerlichen Hofe ziehen und denſelben auf ewige Zeiten meiden. Die gemeldete Strafe iſt auf eigene Anordnung und Befehl der kaiſerlichen Majeſtät ergangen. 33. Die Spanier erobern Liſſabon Aus Liſſabon vom 1. September 1580 Ss," ich Euch ſeit langem nicht geſchrieben habe, ift die Schuld des Kriegsweſens und Unfriedens, die wir hier gehabt. Es hat nämlich am 25. Auguſt der Herzog von Alba Liſſabon mit dem Schwert erobert. Es geht die Sage, daß auf Seiten der Portugieſen bei dreitauſend Perſonen umgekommen ſind, welche ich den andern Tag in der Vorſtadt zum Teil ſelbſt geſehen. Das tote Volk iſt aufeinander gelegen wie die Schweine. Ich bin mit der Wache des Grafen von Lodron, der bei uns im Haus liegt, in das Lager hinausgegangen. Alle Gaſſen ſind ſo voll toter Männer und Pferde geweſen, daß wir über und auf denſelben wie über eine Brücke haben gehen müſſen. 47 Etliche lebten noch, einer hob einen Fuß auf, der andere eine Hand, der dritte den Kopf. In Summa iſt es ein jämmerliches Anſehen geweſen. Auch die Vorſtadt, welche viel größer ift als die wirkliche Stadt, ift drei Tage nacheinander geplündert worden. Alles wurde hinweggenommen. Es ift nicht ein Nagel in der Wand ſtecken geblieben. Es iſt aber kein Kriegsvolk in die Stadt gekommen, weil der Herzog Alba dies mit großem Ernſt verbietet. Es liegt noch vor der Stadt. Uns iſt Gottlob kein Leid geſchehen. Vor vier Tagen ſind fünf Schiffe aus Indien hier eingelaufen. Es hätte noch eines kommen ſollen, welches dieſes Jahr nach den portugieſiſchen Indien ausgelaufen war. Es iſt aber umgekehrt. Wo aber die Schiffe bleiben, die dieſer Flotte entgegen geſchickt worden ſind, weiß man nicht. 34. Hinrichtung eines böhmiſchen Adeligen wegen Straßenraubes* Aus Prag vom 30. October 1580 Och weiß Euch nichts beſonderes zu ſchreiben; nur hat man auf dem letzten Land— N am 20. dieſes einem ſtattlichen Landesherrn, Vodratsky mit Namen, auf dem Hradſchin wegen Räuberei den Kopf abgeſchlagen. Er war ein Mann von un: gefähr ſechzig Jahren. Seine Güter waren über hundertfünfzigtauſend Taler wert und ſind alle der kaiſerlichen Majeſtät anheimgefallen. Es hat ſeinetwegen großes Herzeleid gegeben, denn nach ſeiner Verurteilung hat ſein Weib mit ſeinen vier Töch⸗ tern und zwei Söhnen bei der Kaiſerin und Königin und bei allen Herren den Fuß⸗ fall getan. Dies geſchah im öffentlichen Saal und iſt zum Erbarmen geweſen. Es iſt ihm durch die kaiſerliche Majeſtät das Leben geſchenkt worden, und er hätte es wohl behalten mögen, aber er hat es nicht wollen, ſondern geſagt, was ihm gebühre, das wolle er erwarten. Vierzehn Tage vorher hat er mit dem Herrn von Brunnenſtein gegeſſen, der ihn von ſeinem Vornehmen vergeblich abbringen wollte. Als er aus der Burg frei und ledig herausgegangen ift, hat er bei der Landſtube ſtillgehalten. Dort haben die Herren Landofficiere heruntergeſehen. Mit dieſen hat er faſt eine halbe Stunde lang geredet, bis dieſe adeligen Herren geweint haben, denn er hat für 48 * VAR) * 8 1 1 2 — RE“ 7 K US 25 6. Ein Autodafé in Spanien feine Kinder gebeten und fie ihnen empfohlen, damit fie nicht von feinen Gütern ges ftoßen werden. Dann hat er in dem Turm einen Brief geſchrieben und gebeten, man ſolle ihn nach ſeinem Tod vergeſſen. Dies hat der alte Herr von Wartenberg, der des Vodratsky Schweſter zum Weib hat, Ihrer Majeſtät angezeigt. Darauf hat der Herr von Wartenberg weinend folgenden Beſcheid gebracht: „Der Herr Unter— landſchreiber ſoll dieſen Brief annehmen und nach vollzogenem Urteil und Recht ver— lefen.“ Dann iſt er zur Execution gegangen und bei dem Herrn von Dietrichſtein lange ſtillgeſtanden und hat für feine Kinder gebeten. Dann iſt er ritterlich in den Tod ge— gangen und auf einem ſchwarzen aufgebreiteten Tuch gerichtet worden. Nicht weit von dieſem Ort ſtand eine Kutſche mit einer Bahre darauf. Die Kutſche war mit vier ſchwarzbekleideten Roſſen beſpannt und ſein Leibpferd wurde nachgeführt. Nach— dem er gerichtet war, haben ſeine Diener das Tuch über ihn geſchlagen, ihn in die Bahre gelegt und auf ſeine Herrſchaft geführt. Allda wurde er begraben. Es ſind ſolcher Geſellen noch viele im Land und, wie man vernimmt, ſollen ihrer bis an die hundertdreißig auf einem Zettel verzeichnet ſein. 35. Engliſch-irländiſcher Krieg“ Aus London vom 19. November 1580 us Irland vernehmen wir, daß die Spanier und die Rebellen ſich an dem Meer bei Smerwick verſchanzt haben und daſelbſt von den Engländern zu Land und zu Waſſer belagert werden. Ein großes mit Korn beladenes Schiff aus Spanien wurde von einem königlichen Schiff gezwungen, auf einen Felſen aufzulaufen. Das Volk hat ſich in die Feſtung gerettet, aber das Korn blieb in dem Schiff. Hier ſind dieſe Woche ſechsundvierzig mit Gold und Silber beladene Pferde, von denen jedes zweihundertzwanzig Pfund an Gewicht trug, für die Schatzkammer der Königin angekommen. Man glaubt, daß dies ihr Anteil dafür iſt, daß ſie den Capitän Drake verteidigen wird. Es ſcheint, als ob er wieder in die Moluccas fahren will, wo er in zwölf Monaten hin und zurück ſein kann. 4 Fuggerzeitunges 49 36. Das Wehklagen in Prag” Aus Prag vom 14. Februar 1584 Ve wenigen Tagen zu Mittag, als wir zu eſſen dachten, hat ſich über der Stadt ein ſchnelles Brauſen wie Donner oder Büchſenſchuß erhoben. In derſelben Nacht hat man hinter dem Schloß ein Wehklagen gehört, welches auch die Türmer auf dem weißen Turm vernommen. Es hat ſich auch das gleiche Rufen in der Altſtadt begeben. Die Böhmen heißen es die Wehmutter, welche ſich in vergangenen Zeiten ſchon mit gleichem Geſchrei gezeigt hat. Darauf iſt einſt eine grauſame Peſtilenz einge: riffen, fo daß damals die Leute auf der Gaſſe krank geworden find, ſich an eine Wand lehnten, niederfielen und geſtorben ſind. Man gibt aber hier darauf gar keine Achtung und die Böhmen ergeben ſich einem gottloſen und Hurenweſen. Gott beſchütze uns vor jähem Tode und gebe uns ſeine Gnade zu erkennen! 37. Religionsſtreitigkeiten in Antwerpen“ Aus Cöln vom 20. April 1581 ie von der reformierten Religion begehren jetzt in Antwerpen die Sanct Michaels— kirche, die man vorher denen von der Augsburgiſchen Konfeſſion verweigert hat. Man vermutet aber, daß die Obgedachten nicht nur allein dieſe Kirche, ſondern zuletzt alle Kirchen bekommen werden. Am 13. dieſes iſt der Bürgermeiſter Junius in Antwerpen in das Frauenkloſter Sancta Clara mit dem davongelaufenen Abt von Sanct Bernhard gekommen. Sie haben die Kloſterfrauen ermahnt, daß es nicht gut fei, fo eingeſchloſſen zu leben, aus dem Kloſter zu gehen und ſich zu verheiraten. Beſonders die Hausfrau des obgedachten Abtes foll viele leichtfertige Worte geſagt haben. Dies iſt ein Anfang, alle Geiſtliche aus den Klöſtern und der Stadt Ant⸗ werpen zu bringen. 50 38. Bilderſturm in Belgien Aus Antwerpen vom 2. Mai 1581 Vi acht Tagen haben die Soldaten und Calviniſchen in Brüſſel in allen Kirchen und Klöſtern die Bilder und Altäre in Stücke geſchlagen. Die Geiſtlichkeit und an die fünfhundert katholiſche Bürger wurden ausgetrieben und etliche ins Gefäng- nis gelegt. So iſt die katholiſche Lehre in Brüſſel abgeſchafft und die calviniſche ein- geſetzt. Seither haben hier die Zunftmeiſter von den Gilden oder Bruderſchaften und Handwerkern, deren Vorfahren in der Liebfrauenkirche etliche ſchöne Capellen und Altäre geſtiftet hatten, verlangt, daß ſie die gemalten Bilder und anderen Schmuck aus der Kirche wegtun. Am Abend des Himmelfahrtsfeſtes haben ſie angefangen, die Altäre umzuwerfen, die Kirchen beſetzt und bis heute geſchloſſen gehalten... Man weiß nicht, ob ſie in der Kirche alles in Stücke ſchlagen werden, und man glaubt, daß es hier fo wie in Brüſſel fein wird ... Da ſich aber die katholiſche Religion und die Calviniſchen mit den Lutheriſchen und Anapapiſtiſchen auch nicht vertragen können, wird dies die Handlung nur wenig befördern, und es werden ſich viele Leute von hier wegbegeben. Aus Antwerpen vom 6. Mai 1581 Hier liegen vier Schiffe mit ausgehauenen und geſchnitzten Bildern, Glocken, meſſingenen und fteinernen Heiligenbildern, Meſſing leuchtern und dergleichen anderem Kirchenſchmuck. Die ſollen nach der Narva und Moskau geführt werden. Die Ver— frächter hoffen, damit ein gutes Geſchäft zu machen. Aus Antwerpen vom 5. Juli 1581 In den vergangenen Tagen haben die Calviniſchen hier übel gehauſt. Sie haben am Sanct Jakobstag in der Frauenkirche, in der Sanct Jakobs⸗ und Burgkirche und auch im Sanct Michaelsklofter, wo die Katholiſchen bisher ihre übungen und Cere⸗ monien hielten, dermaßen gearbeitet, daß ſie alles, was darin war, ausgenommen die Orgeln und etliche wenige Bilder, zu Stücken geſchlagen haben. Sie haben nichts verſchont und alles gänzlich verwüſtet. Am 27. iſt bei hellem Tag ein Capitän der Bürger, ein Maler, mit etlichen Arbeitern mit großen Schmiedehämmern und 4 51 anderen eiſernen Inſtrumenten in alle Klöſter, Capellen, Spitäler und andere Gottes— häuſer, kurz an alle Orte, wo ſich noch Bilder und Altäre befanden, gekommen und hat ſie zu Stücken geſchlagen. Viele von den hölzernen Bildern haben ſie auf der Gaſſe, wo die Bürger Wacht gehalten haben, verbrannt. Dagegen hat ſich kein ein— ziger Menſch aufgelehnt, da hier das Regiment der Geiſtlichen ganz ausgetilgt und verwüſtet iſt. 39. Verbot des Katholizismus in Antwerpen Aus Antwerpen vom 15. Juli 1581 ieſen Nachmittag um ein Uhr hat der Magiſtrat publicieren laſſen, daß man fortan die katholiſche Religion nicht mehr ausüben ſoll. Es iſt aber noch zuge⸗ laſſen, daß die Katholiſchen ihre Kinder auf ihre Manier taufen und ihre Ehe von den Prieſtern einſegnen laſſen. Die Reformirten wollen alles nach ihrem Willen haben, aber dieſes Regiment wird auf die Länge keinen Beſtand haben, und es wird Arges daraus entſpringen, da man der Gemeinde die Zügel viel zu lang ſchießen läßt. 40. Poſtraub bei Cöln Aus Cöln vom 20. Juli 1581 er Nürnberger Bote iſt am 15. dieſes aus Antwerpen hiehergekommen und hat ſeinen Weg nach Nürnberg genommen. Aber ein Achtel Meile vor der Stadt ſind ihm die Briefe, die er hier empfangen hatte, abgenommen worden und teils geöffnet und zerriſſen und ins Feld geworfen worden. Wo aber der Bote mit den Briefen, die er aus Antwerpen gebracht hat, hingekommen iſt, kann man nicht erfahren. 41. Philipp II. wirbt um Eliſabeth von Frankreich“ Aus Prag vom 4. Auguſt 1581 bwohl der König von Spanien die Königin von Frankreich zur Gemahlin be— gehrt, hat ſich die Königin dazu nicht wollen bereden laſſen und will viel lieber im Witwenſtande verbleiben. 52 42. Die Cölner gegen ihren Churfürſten“ Aus Cöln vom 10. Auguſt 1581 Müngſt iſt gemeldet worden, daß die Stadt Cöln hier vor der Stadt ein Schießen mit der Büchſe gehalten hat, welches der Churfürſt nicht hat geſtatten wollen. Die Stadt hat aber mit dem Schießen fortgefahren, und es hat ſich am 4. dieſes zuge tragen, daß die Schützen Ihrer Gnaden mit etlichen Pferden von Neuß gekommen ſind und nach dem Priel wollten. Die Pferde ſind weit vor der Stadt vorübergezogen, aber die Schützen, etwa fünfundzwanzig bis dreißig, ſind neben der Stadt über das Feld gekommen, und wollten das Schießen ſehen. Die Bürger und Schützen haben aber vermutet, daß fie auf Befehl des Churfürſten das Schießen verhindern wollten. Es iſt ein Lärmen entſtanden, bei dem ein Schütze des Churfürſten erſchoſſen und elf gefangen genommen worden ſind. In der Stadt hat man Sturm geſchlagen, und darauf iſt unter der Gemeinde der Ruf gegangen, der Biſchof ſchlage die Bürger und Schützen vor der Stadt tot. Darauf iſt die Gemeinde in Harniſch gekommen, und ein Teil des Volkes iſt hinaus zu den Bürgern und Schützen gelaufen. Außer: dem hat ſich die Gemeinde vorgenommen, viel Übles gegen die Geiſtlichkeit zu tun. Es iſt ein großes Glück geweſen, daß der Biſchof ſich des Geſchehens vor der Stadt nicht angenommen hat, ſonſt wären von den reichſten Prieſtern in der Stadt wenige unangefochten geblieben. So kommt oft ein großes Feuer durch einen kleinen Funken aus. Man hofft, daß der Churfürſt und die in der Stadt ſich vergleichen werden. 43. Jeſuitenverfolgung in England“ Aus Antwerpen vom 16. September 1581 tliche engliſche Jeſuiten, die von Rouen nach Lon don gekommen waren und auf Befehl des Papſtes das Volk an ſich zu ziehen verſuchten, ſind in London ge— fangen worden. Drei wurden gehängt und zwei gevierteilt. Sie ſollen allerlei Ver— räterei geübt und der Königin ſchmählig nachgeredet haben. Es ſollen ihrer noch ſechzehn gerichtet werden. 53 44. Selbſtmord eines proteſtantiſchen Prieſters wegen Bigamie Vom 4. October 1581 e des Magiſters Johannes Scheerer. Der iſt ein lutheriſcher Praedicant geweſen und von Nürnberg ausgetrieben worden, weil er wiſſentlich zwei Frauen gehabt hat. Nach dieſem ſeinem Teſtament hat er ſich aus Verzweiflung erſtochen. Erſtlich habe ich alle meine Sünden Gott und meinem Erlöſer Jeſus Chriſtus, bei welchem ich bald ſein will, bekannt und die ſieben Bußpſalmen mit allem Fleiß gebetet. Zweitens tröſte ich mich mit den Worten meines Herrn Jeſus Chriſtus, der ſpricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben und die Auferſtehung, und wer an mich glaubt, der wird leben, wenn er auch ſtirbt.“ Drittens befehle ich mein liebes und frommes Weib ſamt unſeren ſieben kleinen Kindlein der heiligen Dreifaltigkeit und allen heiligen Engeln, die werden ſie behüten und allezeit bewahren. Auch befehle ich ſie einem ehrbaren und wohlweiſen Rat all— hier, welcher, wie ich vertraue, ihr Vater werden wird, wegen der Dienſte ihres Vaters, und fahre alſo freudig und ſelig aus dieſer Welt. Ich habe mir alle Heiligen als Beiſpiel genommen, die wegen des ewigen Lebens ihre Leiber allhier gering ge— achtet und ſich oft ins Waſſer geſtürzt und anderes vorgenommen haben, damit ſie geſchwind aus dieſem Leben gekommen ſind. Mit Friede und Freude fahre ich dahin. Cleombrotus, ein Heide, iſt aus Begierde und Freude am ewigen Leben gerne geſtor— ben. Um wieviel mehr darf dies ein Chriſt tun! 45. Der Churfürſt von Sachſen in Prag“ Aus Prag vom 24. October 1581 An 19. dieſes iſt der Churfürſt von Sachſen ſamt ſeiner Gemahlin, ſeinem Sohn und einem jungen Pfalzgrafen von Zweibrücken mit Pferden und Kutſchen in ziemlicher Anzahl hier angekommen. Die kaiſerliche Majeſtät ſind ihm ſamt ihren Räten und dem Hofgeſinde, fo viel ihrer bei der Hand waren, zierlich entgegengeritten. Sobald nun der Churfürſt nahegekommen, iſt der Kaiſer und der Churfürſt von 54 den Pferden geftiegen, die Churfürſtin und die jungen Fürſten aus ihren Kutſchen. Sie ſind ſich etliche Schritte weit entgegengegangen und von Ihrer Majeſtät ganz freundlich empfangen worden. Wie nun die Churfürſtin wieder auf ihren Wagen ſteigen wollte, hat Ihre Majeſtät angegriffen, um ihr hinaufzuhelfen. Sie wollte es aber keineswegs zulaſſen, und ſie trieben dieſe Reverenz miteinander wohl eine halbe Viertelſtunde lang. Darüber hat der Churfürſt herzlich gelacht. Zuletzt hat Ihre Majeſtät abgelaſſen und nahm den Churfürſten und die zwei jungen Fürſten zu ſich auf die Kutſche und ſie fuhren in Gottesnamen auf das Prager Schloß. Es hat ſich jedermann über die von der kaiſerlichen Majeſtät gezeigte allergnädigſte Demut ge— wundert. 46. Heiratspläne der Königin von England“ Aus Paris vom 22. November 1584 1 König hat geftern aus England Zeitung gehabt, daß ſich fein Bruder am 22. dieſes mit der Königin verheiratet hat. Etliche ſagen, das Beilager ſei ſchon gehalten worden. Über dieſe Heirat wird allerlei geſprochen, fo, daß auch unfer König und ſeine Frau Mutter dieſe Heirat nicht ungern ſehen. Es muß auch das franzöſiſche Sprichwort herhalten: Jeune folle, vieille enragee. 47. Erſchreckliche Wundererſcheinung in Spanien Aus Madrid, ohne Datum. Vn der Grafſchaft Palamos im Königreich Catalonien iſt am erſten Maitage, am Tage der heiligen Apoſtel Philipp und Jakob, im Flecken Calongo ein großes Gewölk und erſchreckliches Ungewitter von allem Volke geſehen worden. Darin ſah man eine ganze Legion böſer Geiſter von unterſchiedlicher Form und ganz abſcheu— licher Ungeſtalt. Etliche waren wie Löwen, andere wie Wölfe, andere wie Hunde und andere wie Menſchen und andere wie wilde Tiere. Viele waren auch wie Raben und andere ſchwarze Vögel. Die Cleriſei iſt mit dem wahren Kreuze aus der Kirche auf den Friedhof gegangen, um ſie zu beſchwören. Aber ſie haben dem Anſcheine nach nichts darauf gegeben. Als dies der Präpoſitus geſehen, hat er das allerheiligſte hochwürdigſte Sacrament herausgetragen. Da hat man geſehen, daß die meiſten 55 Geiſter fich in einen Weiher geſtürzt haben, den ein kleiner Waſſerfluß zwei Stein— würfe vom Flecken weg bildet. Daraus iſt alsbald eine große Feuerflamme und Rauch, ſo hoch und dick wie ein ziemlicher Glockenturm, aufgeſtiegen und bis in die Wolken gegangen. Die Flamme ſtank aufs übelſte wie Schwefel. Inzwiſchen ſind viele dieſer Geiſter wie die Raben auf- und abgeflogen. Darunter war ein ganz beſon— ders erſchrecklicher und furchtbarer Vogel. Sie haben neun Olbäume, viel Nuß⸗ und Kirſchbäume zerriſſen und auch viele Büſchel mit Gras und Erde ausgezogen. Einen Weingarten haben ſie verbrannt. Als man ſah, daß das Ungewitter nicht aufhören wollte, iſt der Präpoſitus mit dem allerhochwürdigſten Sacrament auf den Kirchturm gegangen, wo es einen ſo großen Wind gab, daß er rücklings niederfiel. Das Kreuz iſt vom Turme herabgefallen, ohne Schaden zu ſtiften. Aus dem Gewölk iſt nur viel Waſſer gefallen, das aber keinen ſonderlichen Schaden getan hat. Das Volk dieſes Fleckens iſt in großer Furcht geblieben, weil es einen ſo grauſamen und ſchrecklichen Fall geſehen hat. Dies iſt dem Oberſten Rate von Spanien am 22. Mai berichtet worden. 48. Einritt der kaiſerlichen Majeſtät zu Augsburg am 27. Juni 1582 ls die kaiſerliche Majeſtät am 27. Juni zu Augsburg angekommen, haben ſich die anweſenden Chur- und anderen Fürſten mit ihren Angehörigen über die fteinerne Brücke verfügt. Die Bürgerſchaft iſt in ihren Rüſtungen mit Pfeifen und Trompeten an den gewöhnlichen Orten geſtanden, und der Einritt hat von drei bis fünf gedauert, wie folgt: Zuerſt kam der Reichsprofos, dann die Reiter des Reichserbmarſchalls Freiherrn von Pappenheim und des Herzogs von Sachſen⸗Coburg. Dann kamen die churfürſtlich Mainziſchen, Trieriſchen und des Herzogs Maximilian von Bayern Trompeter. Dann kamen Arkebuſiere und die bayriſchen Edelknaben. Dann folgten die bayriſchen Hof— junker, der Salzburgiſche Trompeter, die Salzburgiſchen Junker und Reiter. Dann kamen die Würzburgiſchen Trompeter und Reiter und nach denen der Trabanten— 56 Leutnant und die Hofofficiere der kaiſerlichen Majeſtät. Hinter denen ritten die pfalz— gräflich Neuen burgiſchen und die landgräflich Leuchtenbergiſchen Reiter, und dann führten zwölf kaiſerliche Stallknechte die Leibpferde der Majeſtät, dann kamen zwanzig Trompeter mit goldenen Fahnen und dem römiſchen Adler. Es folgten die kaiſerlichen Edelknaben mit dem Helm und der Leibrüſtung der Majeſtät, und dann kam der Be— reiter Seiner Majeſtät und die Junker der Majeſtät und Fürſten. Dannritten die Stall— meiſter und Truchſeſſen und Kämmerer und andere Officiere und Räte des Kaiſers und hinter ihnen die Herolde von Böhmen und Ungarn. Denen folgten der Oberſt— hofmarſchall und der Stallmeiſter und die beiden Söhne des Pfalzgrafen Philipp Ludwig. Dann kamen der Herzog Maximilian in Bayern, Pfalzgraf Philipp Lud— wig, Herzog Johann Caſimir von Sachſen und dann der Landgraf von Leuchtenberg Vor der kaiſerlichen Majeſtät kamen zwei Herolde des heiligen römiſchen Reiches in ihrem Ornate und danach Ihre Majeſtät unter einem gelbſeidenen Himmel auf einem ſchönen fpanifchen Rappen. Den Himmel trugen die Vornehmſten des Rates der Reichsſtadt Augsburg. Herr Joachim Freiherr von Pappenheim trug Seiner Majeſtät das entblößte Schwert voran. Die Lakaien Seiner Majeſtät gingen vor dem Himmel und hundert von der Leibgarde in kaiſerlicher Livrei gingen ſeitwärts. Dann ritten die zwei geiſtlichen Churfürſten von Mainz und Trier und die Biſchöfe zu Salzburg und Würzburg. Dann kamen die beiden Hofmeiſter der Majeſtät, die Freiherren Wolf Rumpf und Herr Chriſtoph Popel. Hinter denen ritten zwei Edelknaben mit dem Kammerſchwert und der Büchſe Seiner Majeſtät. Dann kam noch der Hartſchier⸗Hauptmann mit drei Junkern, die hatten ſchöne goldgezierte Sturmhauben auf, und hinter ihnen gingen hundert Hartſchiere in deutſcher Tracht mit Sturmhauben und den Rüſtungen unter den Röcken. Den Beſchluß machten die Leib⸗ und Kammerkutſchen Ihrer Majeſtät. Als nun Ihre Majeſtät auf dem Rats markt vor die Domkirche gekommen und vom Pferde abgeſeſſen, trat er unter einen vom Herrn Biſchof von Augsburg und der Cleriſei angeordneten Himmel. Darunter iſt er in die Domkirche gegangen. Dort hat er ſich eine kleine Weile aufgehalten und iſt hernach durch die Domkirche in den Biſchofshof gegangen. * N 49. Hochzeit des Erzherzogs Ferdinand mit der Prinzeſſin von Mantua“ Kurzes ſchlichtes Verzeichnis, was ſich bei der Verheiratung der fürſtlichen Durchlaucht Erzherzogs Ferdinand zu Oſterreich mit der Herzogin von Mantua zugetragen hat. Undatiert. m Mittwoch, den 9. Mai 1582, ift Ihrer fürſtlichen Durchlaucht das vergoldete Schwert und das Erzherzogs-Hütlein, das ihm von der päpſtlichen Heiligkeit durch den Herrn Franciscus Biſchof zu Sebaſte überſchickt worden war, durch den genannten Biſchof nach gehaltener Meſſe und öffentlicher Verleſung des Schrei— bens Ihrer Heiligkeit vor dem Altar im neuen Stiftsbau zu Innsbruck überreicht worden. Freitag, den 11. Mai, iſt Herzog Wilhelm in Bayern als der von der römiſch— kaiſerlichen Majeſtät zu dieſer hochzeitlichen Heimführung verordnete Geſandte ſamt ſeiner geliebten Frau Gemahlin, dem Fräulein Maximiliana, Schweſter Sei— ner fürſtlichen Gnaden, dem Landgrafen von Leuchtenberg, den beiden Fräulein Landgräfinnen von Baden neben einem ſtattlichen anſehnlichen Hofgeſinde von Gra— fen, Herren und Adeligen, insgeſamt über vierhundert Pferde, zu Innsbruck zum Morgenmahl angekommen. Am ſelben Abend iſt Erzherzog Carl zu Oſterreich ſamt ſeiner geliebten Frau Gemahlin und den drei fürſtlichen Kindern mit einem ſtattlichen Hofgeſinde von geheimen und vertrauten Räten, Grafen, Herren und Adeligen, ins— geſamt über fünfhundert Pferde, angekommen. Dieſen iſt Seine fürſtliche Durch— laucht Erzherzog Ferdinand ſamt ſeinen Söhnen und Herzog Wilhelm in Bayern bis gegen Hall entgegengezogen und hat ſie nach Innsbruck geleitet. Am folgenden Montag, den 14. Mai, am Tage der hochzeitlichen Einführung und des Einritts, iſt Erzherzog Ferdinand mit Herzog Wilhelm in Bayern als kaiſerlichem Geſandten, Erzherzog Carl zu Dfterreich, dem Herrn Cardinal Andreas zu Dfterreich und ihrem ſtattlichen, anſehnlichen Hofgeſinde bis oberhalb des Kloſters Wilten zunächſt dem Berge Iſel geritten. Unter dem Hofgeſinde war Herr Graf Wilhelm von Zimbern, der mit einundvierzig Pferden zu Innsbruck eingezogen iſt, der Graf Hannibal von Hohenembs, die Grafen Franz von Thurn, Schwarzenberg, Liechtenſtein, Orten— burg und viele andere Grafen, Herren und Adelige. Von Innsbruck bis an den 58 Berg Iſel waren ungefähr fünftauſend geharniſchte Landsknechte und Hakenſchützen aufgeſtellt. Dort waren etliche Zelte, darunter zwei beſonders große, aufgerichtet worden. Dort ſind Ihre fürſtliche Durchlauchten abgeſeſſen und haben die fürſtliche Hochzeiterin erwartet, welche alsbald mit ihrer Frau Mutter, der Herzogin von Mantua, dem Herzog Ferdinand von Bayern und dem Markgrafen von Baden ankam. Dieſe beiden Herren Fürſten waren von Erzherzog Ferdinand mit achtzig Pferden zur Herausbegleitung der Verſprochenen auf der Poſt nach Mantua ge— ſchickt worden. Das Hofgeſinde und die vornehmſten Landesherren von Tirol waren ihr bis an die Grenzen unterhalb von Rovereit entgegengeſchickt worden. Sie ſind bei dem anderen Zelt, gegenüber dem Seiner fürſtlichen Durchlaucht, abgeſeſſen und dort ſo lange geblieben, bis die neunzig Stück große Feldgeſchütze auf Rädern, die aus dem Zeughaus hingeführt worden waren, und die Hakenſchützen geſchoſſen hatten. Nachdem dieſes verrichtet war, iſt Erzherzog Ferdinand ſamt den gedachten fürſtlichen Mannsperſonen ſeiner Verſprochenen zu Fuß bis auf den halben Weg zwiſchen den zwei Zelten entgegengegangen und hat die geliebte verſprochene Gemahlin und die mit ihr angekommenen fürſtlichen Perſonen mündlich empfangen. Herr Graf von Hohenembs hat die Frau Mutter der Braut in italieniſcher Sprache empfangen und Herr Caſpar Freiherr von Wolkenſtein die Gegenantwort und Dankſagung verrichtet. Alsdann wurde der Einritt angeſtellt. Den Anfang machte die geſamte Reiterei und die Diener ſamt den Trompetern und Heertrommlern, dann folgten die Grafen, Herren und Adeligen, der Landgraf von Leuchtenberg, beide Markgrafen von Baden und Burgau, Herzog Ferdinand von Bayern, der Prinz von Mantua, der Cardinal von Oſterreich, dann Erzherzog Ferdinand. Zu feiner Rechten ritt der kaiſerliche Ge— ſandte Herzog Wilhelm in Bayern, zu ſeiner Linken Erzherzog Carl von Dfterreich. Danach folgten die verfprochene Fürſtin ſamt der Frau Mutter und ſtattlichem Frauenzimmer und Hofgeſinde in vergoldeten zierlichen Sänften und Wagen, die in Federn hingen. Zu beiden Seiten war das gemeldete Kriegsvolk aufgeſtellt. Sie ritten durch drei große aus Holzwerk und Tuch aufgerichtete, zierliche, gemalte Ehrenpforten. Die erſte war vor dem St. Georgstor. Dort ſtanden acht Männer, 59 die das Wappen der Erblande Seiner fürſtlichen Durchlaucht und lateiniſche Verſe hielten, daß ſich die Lande der Ankunft ihrer angehenden Landesfürſtin erfreuen. Die zweite Pforte war bei dem Vorſtadttor ſie war geziert mit einem künſtlichen Waſſer⸗ wehr und vier ſpringenden Wäſſern. Die dritte war in der Stadt auf dem Platz vor der Tiroler Kammer beim goldenen Dach. Darauf ſtanden vier Helden und oberhalb achtundzwanzig Knaben in vergoldeter Kleidung mit ſilbernen Schellen und zuhöchſt darauf war eine Muſik. Sobald man von den Pferden, Sänften und Wa⸗ gen abgeſeſſen war, iſt man dem neuen kaiſerlichen Stiftbau zugeſchritten. Dort wurde vor der offenen Kirchentür der Erzherzog mit der verſprochenen Gemahlin durch den vorbenannten Biſchof im biſchöflichen Habit zuſammengegeben. Die Trompeter haben Freude geblaſen, und es wurde eine Veſper gehalten. Die Ober— kirche, worin alle fürſtlichen Hochzeitsperſonen ſtanden, war mit lauter goldenen Stücken und die ganze Kirche mit ſchönen niederländifchen Tapeten behängt. Nach⸗ dem haben die gedachten ſechzehn fürſtlichen Hochzeitsperſonen auf dem goldenen Saal an einer Tafel das Nachtmahl eingenommen. Die Grafen, Herren und Adeligen und alles Hof- und gemeine Geſinde iſt in den Wirtshäuſern geſpeiſt worden. Nach der Mahlzeit folgten die Tänze, die zuerſt vom Erzherzog Ferdinand, dann vom kaiſerlichen Geſandten und weiter gradatim getan wurden. Erzherzog Carl und der Prinz von Mantua haben die verſprochene Fürſtin als Brautführer geführt. Seine fürſtliche Durchlaucht und die beiden Markgrafen haben mit Windlichtern in den Händen vorgetanzt. Am 15. Mai iſt auf dem Rennplatz ein fürſtliches, zier⸗ liches Spießbrechen gehalten worden. Da ſind alle fürſtlichen Mannsperſonen mit Ausnahme des Cardinals zierlich, ſtattlich und köſtlich aufgezogen und haben an einer Figur in Geſtalt eines Hirſches die Spieße gebrochen. Erzherzog Ferdinand erhielt den erſten Dank, weil er die meiſten Spieße zerbrach. Obwohl Herzog Wilhelm in Bayern mit einem Pferde einen Fall getan, iſt es doch Gottlob ohne Schaden abge— gangen. Am 16. Mai iſt ein ſtattliches Fußturnier gehalten worden, an dem aber: mals die fürſtlichen und anderen anſehnlichen Perſonen teilnahmen. Sie ſind mit einem großen trojaniſchen Roß und einem Schloß aufgezogen, und eine von Holz— 60 werk errichtete Feſtung, die man die Stadt Löwen nannte, ift geſtürmt und einge: nommen worden. Am 17. Mai hat man oberhalb von Innsbruck bei Zirl auf der St. Martins-Wand eine ſchöne Gemſenjagd gehalten, zu der ſämtliche fürſtliche Perſonen kamen. Am ſelben Abend hat man im Hofgarten ein treff liches künſtliches Feuerwerk mit Ab— ſchießung etlicher großer Stücke und Büchſen- und Feuerkugeln gehalten. Am 18. Mai find Erzherzog Carl, der Herzog in Bayern, der Markgraf von Ba— den, der Landgraf von Leuchtenberg, ſamt dero fürſtlichen Gemahlinnen, Frauen— zimmer und Hofgeſinde zu Innsbruck auf das Waſſer gegangen und nach München abgefahren. Alſo iſt dieſe hochzeitliche fürſtliche Heimführung und Verehelichung Gottlob in gutem Frieden, Einigkeit und ohne Störung auch bei ſchönem Wetter verrichtet worden. Die alte Herzogin von Mantua ſamt ihrem Sohn, dem Prinzen, iſt noch in Innsbruck. 50. Beſchneidungsfeierlichkeiten in Conſtantinopel“ Feſte in Konſtantinopel anläßlich der Beſchneidung des Mehemed, Sohnes des Sultans Murad. Undatiert, vermutlich Auguſt 1582 Ss,‘ Feſtlichkeiten wurden auf den 2. Juni 1582 feſtgeſetzt, an welchem Tage die achttägigen im Serail abgehaltenen Feierlichkeiten zu Ende gingen. Dort waren dem Prinzen die Geſchenke der Sultan innen und anderer großen Damen des Reiches übergeben worden. Dieſe Gaben beſtanden aus Pferden, reichgeſchmückten Scla— vinnen, Juwelen, Gewändern und dergleichen. Überdies wurden während einer ganzen Woche bei Tag und Nacht Feuerwerke abgebrannt. Am genannten Tage, dem 2. Juni, fanden ſich auf Befehl des Sultans alle Paſchas, Veſire und die Beglerbeghs von Griechenland und Anatolien, der Aga der Janitſcharen, der Capudan-Paſcha und andere Große des Reiches mit allen Jani— tſcharen im großen Hippodrom ein. Dort befanden ſich auch die für die Feier beſtimmten Wachsfackeln, die zwanzig Ellen hoch und von ganz abſonderlicher Breite ſind. Dieſe 61 Fackeln find reich mit Blumen, Gold und Silber verziert und daher fehr ſchwer. Vom Hippodrom zog die ganze Verſammlung zum Palaſt des Sultans. Zuerſt ſchritten die Khane und andere Große der Hohen Pforte in reichſt mit Gold geſtickten Gewändern. Dann folgten die Paſchas und Veſire. Sodann erſchien Mehemed, der Sohn des Großherrn, auf einem Pferde, das köſtlich mit Juwelen geſchmückt war. Das Zaumzeug war mit Diamanten beſetzt und mit einer doppelten Reihe von Perlen von ungeheurem Werte. Der etwa ſechzehnjährige Jüngling war in einen reich ge— ſtickten Rock aus grünem Atlas gekleidet. Er hat ein längliches Geſicht von blaſſer Farbe, die Augen find ſchwarz und von ernſtem Ausdruck, Er begrüßte das Volk mit erhabener Gebärde. Hinter dem Prinzen wurden ſechs Handpferde mit ſeidenen, reich mit Gold geſtickten Schabraken geführt. Der feierliche Zug traf ungefähr um die Mittagsſtunde im Serail ein. Dort wurde nach dem Gebrauche des Landes eine dröhnende Muſik auf Pauken, Trompeten und anderen Inſtrumenten ausgeführt. Sodann nahmen die eigentlichen Ceremonien ihren Anfang. Es erſchienen hundert Mann mit Stäben, an deren Ende ſich mit Luft gefüllte Schläuche befanden. Sie waren angeführt von einem Mann, der auf einem kleinen Eſel ritt. Mit den Schläuchen ſchlugen ſie auf die Menge der verſammelten Neugierigen ein, um ſie zu vertreiben. Dann kamen hundert Janitſcharen, die zur Bewachung der für die fremden Bot— ſchafter beſtimmten Sitze im Hippodrom beſtimmt waren. Am erſten Feſttage zeigten dort Seiltänzer ihre Kunſtſtücke, die mit außerordentlicher Geſchicklichkeit ausgeführt wurden. Andere wieder führten Luftſprünge aus, die ſich weder begreifen noch be— ſchreiben laſſen. Auch einige ſehr geſchickte Speerwerfer ließen ihre Fertigkeit be— wundern. Bei Anbruch der Nacht wurde eine Beleuchtung veranſtaltet, die bis zum Morgen dauerte. Vier mit Feuerwerkskörpern angefüllte Burgen wurden auf dem Hippo dromplatze angezündet und boten einen ſehr ergötzlichen Anblick dar. Am zweiten Feſttage gab es wieder Seiltänzer-Kunſtſtücke. Es erſchien unter anderen ein Mann, der ſich auf den nackten Bauch einen gewichtigen Marmorblock legen ließ, auf den ſechs Männer mit ſchweren Hämmern losſchlugen. Ein anderer beſtieg eine auf einer Pyramide befindliche ſehr hohe Säule und führte dort halsbrecheriſche Kunſtſtücke aus. Dieſem wurde von Seiner Majeſtät die Freiheit geſchenkt, und überdies erhielt 62 er ein goldgeſticktes Kleid und eine Gabe von zwanzig Piaftern täglich auf Lebensdauer. Andere Gaukler ließen ſich Hufeiſen auf die Köpfe nageln. An dieſem Tage begann auch die Übergabe der Geſchenke ſeitens der Großen des Reiches und der fremden Ge— ſandten, die ſich nun Tag für Tag fortſetzte. Beſonders zu erwähnen iſt der perſiſche Geſandte, der überhaupt mit größtem Prunk auftrat. Er war mit zweihundert reich— geſchmückten Gefolgsleuten gekommen und ſah aus einem eigens für ihn errichteten Verſchlage den Veranſtaltungen im Circus zu. In einem vergitterten Verſchlage konnten ſich auch die Groß⸗Sultaninnen daran erfreuen. Abends wurden zwei mit Feuerwerk gefüllte hölzerne Burgen entzündet. Am dritten Tage wurden verſchiedene künſtlich angefertigte Gegenſtände dargebracht, darunter ungefähr dreihundert große Tierfiguren aus Zucker. Dies dauerte bis an den Mittag, und dann wurden an alle von Seiner Majeſtät eingeladenen Botſchafter Geſchenke verteilt. Das Hippodrom wurde mit zwanzig Waſſerwagen beſprengt. Es zeigte ſich dort ein Gaukler, der ſchlug ſich mit aller Kraft mit einem Stein ins Geſicht, ohne ſich zu verletzen. Ein anderer vollführte kühne Luftſprünge und war maskiert. Beide wurden von Seiner Majeſtät mit Geſchenken bedacht. Der Sultan ließ ſiebentauſend flache Kuchen aus gekochtem Reis bringen, ferner ſechstauſend große Brote und große Mengen Hammelfleiſch. Als dies alles auf dem Erdboden lag, eilten alle Armen in höchſter Eile herbei, um ſich der Speiſen zu bemächtigen, was einen ſehr ergötzlichen Anblick gewährte. Darauf wurde eine Jagd auf ungariſche Wildſchweine gehalten. Abends fand wieder eine Beleuchtung und ein Feuerwerk ſtatt. Am vierten Tage producierten ſich andere Gaukler auf der bereits gedachten Marmor— pyramide, auf welcher ſie Luftſprünge ausführten. An dieſem Tage huldigten dem Sultan die verſchiedenen Handwerker der Stadt, darunter auch die Weber der gol— denen Tücher, welche die Frauen hier auf den Köpfen tragen. Dann kamen drei— hundert Jünglinge im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren in goldgewirkten Ge— wändern, die zu Gott Lieder zum Preiſe des Sultans und ſeines Sohnes ſangen. Das Schauſpiel gefiel dem Sultan dermaßen, daß er ihnen einen Beutel mit tauſend Goldzechinen ſchenkte und ſie für den nächſten Tag wieder zu ſich beſchied. Sodann zeigte ſich im Hippodrom ein Wagen, der von ſelbſt fuhr, während ein anderer mit 63 einem Pferde und einem Eſel befpannter Karren auf einem ungefpannten Seil in der Luft fuhr. Darauf wurden wieder Geſchenke von größtem Werte dargebracht. Am Abend erfolgte eine Ausſpeiſung des Volkes, dem viertauſend Reiskuchen, ſechs— tauſend Brote und zwanzig ganze gebratene Ochſen auf großen Tiſchen hingegeben wurden. Am fünften Feſttage geſchah die Bewirtung der Arſenalarbeiter. Man gab ihnen ſechshundert Ochſen, tauſend Hammel und eine ungeheure Menge Reisſuppe. Jeder Arbeiter belud ſich mit ſeinem Teil und begab ſich damit nach Hauſe. Am Abende erfolgte die ſchon gedachte Bewirtung des Volkes mit Brot, Hammelfleiſch und Reis. Dann kam noch eine Wildſchweinsjagd und ſchließlich gab es noch Beleuch— tung und Feuerwerk. Am ſechſten Feſttage war nur Bewirtung des Volkes, Beleuchtung und Feuerwerk. Am ſiebenten Feſttage wurden im Hippodrom fünftauſend Janitſcharen nebſt ihrem Aga tractiert. Sie ſpeiſten unter ſechs großen Galeerenzelten auf Teppichen. Des Abends war Ausſpeiſung des Volkes und Feuerwerk. Am achten Tage gab es im Hippodrom Spiele mit Affen, Katzen, Schweinen, Ziegen und vielen ähnlichen Tieren, die wunderbare Kunſtſtücke ausführten. Dann kamen ſechzig Reiter in reichgeſchmückten gelben Atlasgewändern mit Bruſtpanzern und Sturmhauben, die mit hundertfünfzig reichgekleideten, mit Stäben bewehrten Fuß— ſoldaten Kampfſpiele aufführten. Dann wurden zwei hölzerne Burgen hereingebracht, in deren einer ſich Chriſtenſclaven befanden, die mit Arkebuſen und Sturmhelmen bewaffnet waren. Auch hatten ſie Trommeln, wie wir ſie verwenden. Dieſe beiden Burgen wurden geſtürmt, wobei zahlreiche Geſchütze abgefeuert wurden. Es gab nach— her noch ein Kampfſpiel zwiſchen türkiſchen und perſiſchen Kriegern, und zum Schluß wurden zahlreiche Reiter mit Hellebardenſtößen aus dem Sattel geworfen. Der Kaiſer und Ali Paſcha nahmen das Schauſpiel beifällig auf. Abends wurde wie der das Volk bewirtet und Feuerwerk abgebrannt. Am neunten Feſttage überreichte der venetianiſche Geſandte dem Großherrn hundert; undfünfzig Geſchenke der Venediger Herrſchaft. Es waren darunter vier goldgeſtickte und viele ſeidene Gewänder. Es wurde ein Rennen mit reiterloſen Pferden veran— 64 1X Abbildung etlicher Joͤgel vnd APi⸗ ſche / ſo den ONE Su En Schiffen / fo in Indien reyſen / pflegen mancherley ſeltzame ER EN 2 Dögel auffzuſtoſſen / als nemlich die Voͤgel Garayos, welche fo ERS groß ſeynd wie ein Haͤnne. Item die Voͤgel Rabos de luncos wel⸗ ER che ein langen ſchmalen Schwantz haben / vñ ſeynd gantz weiß / in der Groͤſſe einer Tauben. Item die Vogel Rabos Forcados, welche gemeiniglich gantz ſchwartz ſeynd / vnnd ein Schwantz haben einer Schneider Scheren gleich / den ſie im fliegen auff vnnd zuthun. Deßgleichen finden ſich auch mancherley Fiſche / als Albacores, Bonitos, vnd andere / inſon⸗ derheit aber werden geſehen viel fliegende Fiſche / die ſich auß dein Waſſer er⸗ heben vnd daruon fliegen / wann ſie von andern diſchen verfolget werden / wer · den aber von obengemelten Voͤgeln / in dem ſie i vnd gefreſſen. 2 1 Die Fahrt der Indienflotte * ftaltet. Ein Gaukler tanzte auf einem ſehr hohen Gerüſt. Er ſtürzte ab und fiel fich zu Tode. Dann wurde eine Jagd auf Füchſe, Wildſchweine und Haſen gehalten. Am Abend bekam das Volk wieder zu eſſen, und es wurde ein herrliches Feuerwerk ab— gebrannt, das bis zum Tage währte. Die früheren waren kürzer. Am zehnten Fefttage wurden viertauſend Spahis nebſt ihrem Aga tractiert. Es ging ſo zu, wie bei der Ausſpeiſung der Janitſcharen, und die Muſik der Spahis ließ ſich vernehmen. Des Abends Bewirtung des Volkes und Feuerwerk. Am elften Feſttage kamen alle ihre Sänger, die man als verrückt bezeichnen kann. Sie ſtellten ſich auf dem Platze auf, wo der Sultan ſich befand, und es hieß, ſie beteten zu Gott für das Leben des Sultans. Aber ihre Art zu beten iſt eigentümlich und lächer— lich. Am Abend war Feuerwerk. An dieſem Tage ſah man im Hippodrom einen Kunſt— reiter, der auf einem Pferde ſtand, das im vollen Galopp lief. Auch ſprang er mit größter Geſchicklichkeit vom Boden auf das galoppierende Pferd. Dann blieb das Roß ſtehen, der Mann ſprang auf das Tier und blieb auf ſeinem Rücken ſtehen. Das Pferd ſtand ſtill, wie wenn es aus Holz wäre. Abends gab es wieder für das Volk zu eſſen und Feuerwerk. Aus einem Fenſter des Palaſtes wurden viele Brote unter das Volk geworfen. Des Sultans Sohn warf Zechinen, Aſpri und andere Münzen, insgeſamt ſechstauſend Zechinen wert, aus einem Fenſter und überdies noch ſechzig Silberſchüſſeln. Bis vier Uhr früh wurde prachtvolles Feuerwerk abgebrannt. Am zwölften Tage wurden der Großmeifter der Artillerie und dreitauſend Stück— knechte bewirtet. Dies geſchah ſo wie mit den Janitſcharen und Spahis. Dann erſchienen im Hippodrom hundert reichgekleidete Berittene und fochten auf ſpaniſche Art. Später ſchoſſen ſie mit Pfeilen nach einer auf einer ſehr hohen Stange befeſtig— ten Scheibe. Sie zeigten größte Geſchicklichkeit. Abends wurde das Volk bewirtet, und zwei Galeeren und drei Burgen, die mit 1 angefüllt waren, wurden verbrannt. Am dreizehnten Tage huldigten dem Sultan hundertſiebzig reichgekleidete Männer der Spinnerzunft. Dann producierten ſich fünfzig berittene Bogenſchützen. Nach der Ausſpeiſung des Volkes wurde ein von den Sclaven des Capudan-Paſchas errichteter künſtlicher Berg, der Feuerwerk in ſich barg, entzündet. Dies mißlang. Dagegen 5 Fuggerzeitungen 65 boten andere Feuerwerksſtücke, wie ein als Jude verkleideter Rieſe, ein Drache, vier Burgen und eine Ruine einen gar ſchönen Anblick. Am fünfzehnten Feſttage wurde der Capudan-Paſcha nebſt achttauſend Schiffs— knechten tractiert. Am ſechzehnten Tage huldigten die Zünfte dem Großherrn. Abends war Feuerwerk und Volksausſpeiſung. ö Am ſiebzehnten Tage wurden viertauſend Schildträger und ihr Paſcha bewirtet. Im Hippodrom führten Griechen einen eigentümlichen Sprunglauf aus. Des Abends wurden ſechstauſend Zechinen und Silbermünzen unter das Volk ge— worfen. Am achtzehnten Tage brachten die Obſtverkäufer dem Sultan herrliche Früchte dar. Am neunzehnten Tage erſchienen ſämtliche Chriſten der Stadt Pera. Es waren ihrer ungefähr zweihundertfünfzig, und einer war prächtiger gekleidet als der andere. Sie trugen Kleider aus Goldtuch und ſchwarze Samtbarette und waren reichgeſchmückt mit Juwelen von größtem Werte. Zuerſt kamen hundert gar zierlich gekleidete Män⸗ ner mit blanken Speeren auf den Schultern, dann folgten die übrigen Perioten und zwölf Jünglinge, die nach einer lauten Muſik Tänze aufführten ... Seine Ma: jeſtät ſandte ihnen geſtickte Taſchentücher und viertauſend Aſpri. Dann huldigten hundertfünfzig Waffenſchmiede, hierauf die Plattner, hundertfünfzig Meſſerſchmiede und zweihundert Klempner. Und ſo folgten einander die verſchiedenen Zünfte der Stadt mit ihren ſchönen und ſeltſamen Erzeugniſſen. Sie alle bedachte der Großherr mit Geldgeſchenken. Bei der Volksausſpeiſung an dieſem Tage war der Anſturm der Armen ſo groß, daß kaum die Hälfte der Speiſen verzehrt werden konnte, der andere Teil wurde fo übel zugerichtet, daß nicht einmal die Hunde das Übriggeblie: bene berühren mochten. Trotzdem ließ Seine Majeſtät verkünden, daß er daran großen Gefallen finde und dieſe Feſte vierzig Tage lang fortſetzen wolle. Am zwanzigſten Tage erſchienen wieder die Zünfte. Außerdem wurde ein ſeltenes, ſchönes Tier, Giraffe genannt, vorgeführt. Am einundzwanzigſten Feſttage huldigten tauſend ſehr reiche mit unendlich koſtbaren Juwelen geſchmückte Kaufleute dem Großherrn. 66 Am zweiundzwanzigſten Tage gab es wieder Kunſtreiter, Volksausſpeiſung und Feuerwerk. Am dreiundzwanzigſten Tage ſah man einen Mann, der auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes auf dem Kopfe ſtand. Am vierundzwanzigſten Tage gaben die Ringkämpfer des Sultans ein Schauſpiel. Sie führten mit größtem Geſchick die gefährlichſten Sprünge aus ... Des Abends warfen der Sultan und ſein Sohn fünfzig Silberſchüſſeln, achttauſend Zechinen, Aſpri und andere Münzen unter das Volk. Abends Feuerwerk und Volksaus— ſpeiſung. Am fünfundzwanzigſten Tage gab es Reiterſpiele. In einem Kreiſe von ſechshundert Schritten Umfang wurde nach der Scheibe geſchoſſen, und außerdem wurden viele andere kriegeriſche Reiterſtücke gezeigt. Am ſechsundzwanzigſten Tage producierte ſich ein fünfzehnjähriger Knabe als Seil— tänzer. Am ſiebenundzwanzigſten Tage warf der Sultan ſechsundſechzig Silberſchüſſeln und ſechstauſend Zechinen dem Volke zu. Das Feuerwerk dauerte die ganze Nacht. Am achtundzwanzigſten Tage brachten die Zünfte das Schönſte ihrer Künſte dem Sultan als Geſchenk dar. Am neunundzwanzigſten Tage führten zahlreiche Zarioten ſchöne Spiele vor, und es fand ein großes Feſtmahl ſtatt. Des Abends warf der Sultan ſechzig Silber— ſchüſſeln und achttauſend Zechinen unter das Volk. Dem großen Feuerwerk ſah der Sultan mit ſeinem Sohn bis morgens zu. Am dreißigſten Tage erſchienen wieder die Zünfte. Aben ds Ausſpeiſung und Feuerwerk. Am einunddreißigſten Tage wurden zwei Elephanten vorgeführt, die ſich vor Seiner Majeſtät verbeugten. Vier abgerichtete Löwen wurden gezeigt. Am zweiunddreißigſten Tage wurden dem Sultan ſehr koſtbare Geſchenke überreicht, der wieder ſechzig Silberſchüſſeln und ſechstauſend Zechinen aus einem Fenſter dem Volke zuwarf. Am dreiunddreißigſten Tage brachten fünfzehn Zünfte dem Sultan herrliche Ge— ſchenke dar. € 67 Am vierunddreißigſten Tage tanzte ein beſchuhter Seiltänzer, der feinen Rock ver: kehrt angezogen hatte, wodurch ſeine Arme verſchränkt und unbeweglich waren. Am fünfunddreißigſten Tage ſchoſſen fünfzig Berittene mit Pfeilen nach einem goldenen Apfel, der auf einer dreißig Ellen hohen Stange ſich befand. Die glücklichen Schützen wurden dem Sultan vorgeführt, der ſie beſchenkte. Abends warf er ſechzig Silber— ſchüſſeln und fünftauſend Zechinen unter das Volk. Am ſechsunddreißigſten Tage ließ einer von ſechs Männern auf ſeinem Bauch einen großen Steinblock zerſchlagen, ohne daß ihm der geringſte Schaden geſchah. Dann warfen andere mit großen Steinblöcken nach einem Ziel. Ein anderer ließ ſich einen großen Balken auf den nackten Bauch legen und ſtieß das Holz, das ſechs Männer mühſam hereingeſchleppt hatten, mit dem Bauch wieder weg, ohne die Hände zu ge— brauchen. Des Abends warf der Sultan Silberſchüſſeln und Zech inen in größerer Menge als ſonſt unter das Volk, weil in der folgenden Nacht der Veſir Mehemed Paſcha die Beſchneidung an dem Prinzen vollzog. Für dieſen Dienſt erhielt er vom Großherrn zehntauſend Goldzechinen, zwei große Silberſchüſſeln und viele goldgeſtickte Gewänder. Auch die anderen Paſchas und Sultaninnen und die erfte Frau des Veſirs, welche eine Schweſter Seiner Majeſtät iſt, wurden reich bes dacht. Am ſiebenunddreißigſten Tage wurde ein Wettrennen veranſtaltet. Am achtunddreißigſten Tage führten fünfzig Berittene Reiterſpiele auf. Am neununddreißigſten Tage gab es Vorführungen durch Zarioten und fünfzig in gelben Atlas gekleidete Reiter. Am vierzigſten Tage huldigten dem Großherrn tauſend Muzzedine, die mit ihrer Muſik einen furchtbaren Lärm machten. Abends wurde wieder Geld unter die Menge geworfen. Auf Befehl des Sultans wurden die Feſte um weitere vierzehn Tage ver— längert. Am einundvierzigſten und zweiundvierzigſten Tage gab es Gaſtmähler für die fremden Geſandten, Seiltänze, Reiterſpiele, Volksausſpeiſung und Feuerwerk. Am dreiundvierzigſten Tage begab ſich Seine Majeſtät ins Bad. Er war begleitet von den vier Veſiren und dem Mehemed Paſcha, der ihn entkleidete. Dieſem ſchenkte 68 er einen ganz mit Juwelen befeßten Dolch und alles, was er auf dem Leibe trug. Das gleiche tat ſein Sohn, den der Sultan ſehr reich beſchenkte. Am vierundvierzigſten Tage gab es noch einige Luſtbarkeiten, aber keine großen Feuer— werke mehr. Die Geſandten wohnten ſeit dem vierzigſten Tage den Veranſtaltungen nicht mehr bei, die Ausſpeiſungen unterblieben, das Volk begann ſich zu verlaufen. Am fünfundvierzigſten, ſechsundvierzigſten und ſiebenundvierzigſten Tage gab es noch Seiltänze und Feuerwerk. Am achtundvierzigſten Tage produzierte ſich ein Seiltänzer, der auf dem Rücken einen Mann trug. Ein anderer war an ſeinen Beinen angebunden. Der Sultan ſchenkte ihm einen großen Beutel Zechinen und ein goldgeſticktes Kleid. Außerdem gewährte er ihm einen lebenslänglichen Gehalt von fünfundzwanzig Aſpri täglich, verbot ihm aber, ſein Leben künftig dergeſtalt aufs Spiel zu ſetzen. Am neunundvierzigſten Tage zeigten wieder die Zarioten ihre Künſte. Am fünfzigſten Tage gab es die ganze Nacht hindurch ein Feuerwerk. Es war das ſchönſte von allen bisherigen und währte bis morgens. Am einundfünfzigſten Tage begab ſich Seine Majeſtät in das Serail des Ibrahim Paſcha und von dort in das Neue Serail. Und damit endeten die Feſte. 51. Bericht aus Indien Kurzer Bericht, der aus Indien in einem Schreiben des Gouverneurs Tellez von Meneſes vom letzten März des Jahres 1581 über das Feſtland gekommen iſt. Enn der mächtigſten Könige in dem orientaliſchen Indien, ein Nachbar des por: tugieſiſchen Gebietes, iſt begierig, ein Chriſt zu werden, wie aus Briefen, die zwei Jahre nacheinander aus feinem Gebiete gekommen find, zu entnehmen iſt. Man kann es als gewiß betrachten, daß er ſich in Kürze dazu entſchließen wird. Der Raſchu, ein ſehr mächtiger und ſtarker König, hat beinahe das ganze Königreich Ceylon an ſich gebracht und das Fort des Königs von Portugal dort faſt zwanzig Monate lang mit großer Macht belagert. Die Hilfeleiſtung hat die Portugieſen an die dreimalhunderttauſend Kreuzducaten und viele Kämpfer gekoſtet. Sie haben aber ſchließlich am Tag unſeres lieben Herrn, am 17. Februar des Jahres 1581, den 69 Feind geſchlagen, fo daß eine große Anzahl feiner beften Krieger umkam. überdies haben ſie ihm den größten Teil ſeines Geſchützes und ſeiner Kriegsrüſtung ge nommen. Der König von Dachen, deſſen Reich auf der Inſel Sumatra liegt, hat durch Glück und Hilfe ſo gewaltig an Macht und Reputation zugenommen, daß er das Meer unſicher machte und hoffte, ohne Hilfe Anderer die Gewalt in Indien an ſich zu reißen. Danach hat er etliche Jahre getrachtet, aber Ihre Majeſtät wollte eine gewaltige Armada aus Portugal hinſchicken. Dies kann erſpart werden, weil unſer Herrgott beſchloſſen hatte, den König von Dachen mit Tod abgehen zu laſſen. Darauf ſind in dieſem Reich große Zwiſtigkeiten erfolgt, und der Gouverneur in Indien hofft, mit der gewöhnlichen Macht dieſes Land bekriegen zu können, welches Unternehmen er noch in dieſem Jahr ausführen will. Der Hildalcar, König in Balayato und Herr des Feſtlandes um die Stadt Goa iſt vor kurzer Zeit geſtorben. Unter feinen Hauptleuten hat es eine fo große Zwietracht gegeben, daß einer den andern erwürgte. Da hat es unſer Herrgott ſo gefügt, daß dieſes Königreich an einen Mohren aus des Königs Geſchlecht gefallen iſt, der in Goa unter den Portugieſen erzogen wurde und von dieſen einen Gnadengehalt bezog. Der hat zugeſagt, ein guter Freund und Nachbar zu ſein und alle Häfen, die jährlich acht— malhunderttauſend Kreuzducaten einbringen, frei zu halten und auch ſonſt großen Vorteil zu gewähren. Ein Obriſt iſt an die Nordküſte mit zehn Schiffen gefahren und hat in Erfahrung gebracht, daß zu Dabul ein dem Hidalcar gehöriges Fort und viele Schiffe ſeien. Obwohl der Feind hoffte, von den Seinen auf dem Lande Beiſtand zu erhalten, hat der Obriſt ihnen trotz Gegenwehr fo ſtark zugeſetzt, daß er ihnen das meiſte Kriegsvolk erlegt und zehn Schiffe weggenommen hat, ohne daß ihnen einiger Beiſtand geleiſtet worden iſt. 70 52. Ankunft der Indien-Flotte in Fiffabon” Aus Liſſabon vom 30. Juli 1582 r Liſſabon iſt ein Schiff aus Indien, Buen Jeſus genannt, angekommen. Es bringt 5500 Quintal Pfeffer, 2000 Quintal Gewürznägel, viel Zimmt und andere Droguen. Es iſt am 23. Jänner ausgefahren und dreizehn Tage an der Inſel Sanct Helena gelegen. Dort iſt es am 11. weggefahren. In Indien ſind zwei andere Schiffe an der Ladung gelegen, die ſollen ungefähr 16000 Quintal Pfeffer, 6000 Quin-⸗ tal Gewürznägel und 1000 Quintal Zimmt und viele Droguen bringen. Gott wolle ſie mit Glück ankommen laſſen! 53. Proceſſion in Liffabon* Aus Liſſabon vom 3. September 1582 eſtern, den 2. dieſes haben die Mercadores und Plateros mit den deutſchen Kaufleuten hier in der neuen Straße eine Proceſſion gehalten. Sie ſind mit dem heiligen Sacrament von St. Juan ausgezogen, und die Proceſſion war ſo ſtatt— lich und reichlich, wie ich gleiches anderswo nie geſehen habe und ſehen werde. Sie haben die ganze Bibel von Erſchaffung der Welt bis zu unſerer Erlöſung in Figuren und lebendigen Perſonen in ſtattlichen Kleidern von Brocat und Seide gar zierlich und artig nebſt drei Triumphwagen mit ſich geführt. Wie ich vernehme, ſoll dies über 400 000 Scudi koſten ohne die Kleinodien und den Schmuck, mit denen alle Perſonen bis an die Schuhe geziert geweſen ſind. Dies ſoll eine unglaubliche Summe wert ſein. Manche meinen, daß es mehr als eine Million Gold ſei. Weil Ihre Majeſtät ſamt der Kaiſerin und dem ganzen Hofgeſinde aus ſeinem Palaſt zugeſehen, haben ſie es ſo ſtattlich angeſtellt, aber es hat ziemlich geregnet. Es wäre viel zu ſchreiben, ich hoffe aber, eine Relation davon zu bekommen und Euch dieſe zu ſchicken. Solche Proceſſion halten fie in etlichen Jahren einmal, darum machen fie fie fo ſtattlich. Den ſpaniſchen Soldaten hat das Maul nach den Kleinodien ſehr gewäſſert, und ſie wünſchen nichts anderes, als daß es einmal zu einer Plünderung kommen möchte. Es hat ſich niemand bei den Portugieſen ſolchen Reichtums und Schatzes verſehen, auch nicht, daß ſie ſo geſchickt ſeien, ſolches mit ſo guter Ordnung fertig zu bringen. 71 54. Brand der Börſe in Antwerpen” Aus Antwerpen vom 26. Februar 1583 m 23. abends um 9 Uhr iſt hier die Börſe rundum ganz abgebrannt. Dieſes Feuer iſt durch eine Glutpfanne veranlaßt worden, und es haben viele arme Krämer all ihr Gut dadurch verloren. Sonſt iſt Gottlob an keinem Hauſe Schaden geſchehen. 55. Teufelsaustreibung in Wien” Copie eines Schreibens des Arbogaſt Nachtrübe aus Wien vom 3. September 1583 alten Kalenders. . hieſigen Jeſuiten haben vor zwei Wochen mitſamt dem Biſchof aus einer armen Magd hier einen Teufel ausgetrieben. Ihre Mutter iſt eine Zauberin und ſitzt noch gefangen. Es hat nichts helfen wollen, aber letztlich hat man ihr einen Trunk von geweihtem Waſſer gegeben. Das hat ſie nicht lang bei ſich behalten, dann iſt der Satan aus ihr gekommen. Als ich dieſen Brief zugemacht, kommt ein Curier von Conſtantinopel und meldet, daß Herr Friedrich Breuner, der kaiſerlichen Majeſtät Orator, dort geſtorben iſt. 56. Ankunft der indiſchen Goldflotte Aus Madrid vom 26. September 1583 Di. Flotte aus den ſpaniſchen Indien iſt Gottlob am 13. dieſes ohne Schaden angekommen. Darauf ſind bei fünfzehn Millionen Wert. Wie man ſagt, ſoll ſie in der Havanna noch eine Million ausgeladen und dort gelaſſen haben, weil die Schiffe überladen geweſen ſind. Dies iſt ein ſchöner Reichtum, der die Handlung wiederum erquicken wird. 57. Die Peſt in Prag“ Aus Wien vom 15. October 1583 Hu geht die Rede, die kaiſerliche Majeſtät werde bald wieder hieher kommen, weil die Peſt nicht allein in, ſondern auch außerhalb von Prag ſehr überhand nimmt, ſo daß Ihre Majeſtät keinen ſicheren Ort für das Hoflager wiſſen. Die ge— dachte Anſteckung nimmt auch hier zu, und es ſterben täglich an der Peſt bis an die 72 Braga N wet Fre Philippine Welſer 8. vierundzwanzig Perſonen, weshalb bereits, neben anderen Mitteln, befohlen wurde, die öffentlichen Badſtuben zu ſchließen. Den neuen päpſtlichen Kalender anlangend, wird derſelbe hier faſt von niemandem gehalten. Es hat auch Ihre Majeſtät niemandem ſolches befohlen, ſondern ſich bloß vernehmen laſſen, daß man denſelben halten ſoll, weil dadurch über des Papſtes Vor— bringen und Begehren Ihrer Kaiſerlichen Majeſtät ein Gefallen erzeigt werde. 58. Ermordung Wilhelms von Oranien“ Aus Antwerpen vom 16. Juli 1584 m Abend, den 12. dieſes, haben wir die Nachricht erhalten, deren Wahrheit ſpäter beſtätigt wurde, daß am 10. dieſes Monats der Prinz von Oranien zu Delft von einem Burgunder, Bartolomäus Gerard genannt, ermordet worden iſt. Dieſer iſt tags zuvor als Geſandter aus Frankreich zu den Ständen und dem Prinzen von Ora— nien abgefertigt worden, um über den Tod des Herzogs von Alencon zu melden. Und etwa eine Viertelſtunde nachher hat der Prinz nicht mehr gelebt. Während ich dies ſchreibe, kommt die Nachricht, daß der gedachte Bartolomäus Gerard zu Delft ge— peinigt wurde und bekannt hat, daß er in Italien von einem Jeſuiten im Namen des Königs von Spanien dazu bewogen wurde, den Prinzen von Oranien umzubringen. Der Jeſuit hat ihm dafür 30000 Pfund verſprochen. Falls er aber bei der Tat er: wiſcht und ums Leben kommen ſollte, würden ſeine Freunde das Geld haben. Darauf wurde er von gedachtem Jeſuiten nach Paris zu dem dortigen Geſandten des Königs von Spanien, Taxis genannt, abgefertigt. Der hat ihn zur alten Königin von Frank— reich geſchickt, die ihm Briefe an den Prinzen von Oranien und die Stände in Holland übergab, um zu melden, daß ihr Sohn, der Herzog von Alencon, mit Tod abgegangen iſt. Bevor er nach Holland kam, begab er ſich zum Prinzen von Parma, dem er ſein Vorhaben entdeckte. Erſt darnach iſt er beim Prinzen von Oranien erſchienen. 59. Prunk am Pariſer Hofe Aus Paris vom 11. Januar 1585 Van der neuen Hofordnung wäre viel zu ſchreiben, und es wäre mir lieber, etwas anderes zu ſehen, was zur Abzahlung der Schulden dienlich wäre. Zu Anfang des neuen Jahres hat man die Kammerdiener, Köche, Türhüter und alle geringen Dfficiere in Damaſt gekleidet und jedem eine goldene Kette umgehängt, ſogar den Huiſſiers. Für die Herren des Rates hat man braune Samtröcke und Mäntel mit Borten gemacht, die mit Atlas gefüttert ſind. Für den Kanzler hat man einen roten Samtrock gemacht und ſeltſame Samtmäntel für die Staatsſecretäre. Man bewahrt ſie in einer beſonderen Kammer im Schloſſe auf. Dort legen ſie die gedachten Herren an, wenn ſie morgens zum Rate gehen; wenn ſie weggehen, ziehen ſie dieſe Kleider wieder aus. 60. Vermählung am Hofe Philipps II.“ Aus Sarragoſſa den 12. März 1585 Gen um vier Uhr iſt der Herzog von Savoyen hier angekommen. Der König iſt ihm über das Waſſer entgegengeritten und hat ihn gar freundlich empfangen. Er hat ihn zu ſeiner rechten Hand neben ſich einreiten laſſen. Dem hat ſich der Herzog zuerſt widerſetzt, hat es aber zuletzt tun müſſen, weil es Ihre Majeſtät ſo gewollt haben. Dies hat die Spanier nicht wenig gewundert. Heute um zwölf Uhr iſt der Kirchen— gang geweſen, dann hat der König mit dem Herzog, der Braut und der älteſten In— fantin öffentlich gegeſſen. Dieſen Abend wird ein Tanz und hernach das Beilager gehalten. Die Braut aber hat dieſen Tag ſehr ſauer ausgeſehen. Ich weiß nicht, ob ſie etwa mit der Perſon des Herzogs, die klein und häßlich iſt, unzufrieden iſt. Da dem ſo iſt, wird ſie vielleicht morgen nach dieſem nächtlichen Tanz ein beſſeres Herz zum Bräutigam faſſen. Der Herzog von Savoyen iſt dermaßen ſtattlich eingekommen, daß die Hieſigen dar: über verwundert waren. Voran ſind über hundert Poſtillione geritten, die waren alle in gelbes Tuch gekleidet, dann kamen die Apoſentadores in einer ſchönen Livree und die 74 Leute des Poſtmeiſters auch in ihrer Livree. Darauf find über zweihundert ſavoyiſche in gelben Samt gekleidete Diener geritten. Dann kamen mit dem Herzog über hundert ſtattliche Herren und Cavaliere, alle gleich in violenfarbenen Samt gekleidet. Der Samt der Cavaliere iſt faſt ganz mit goldenen und ſilbernen Spitzen bedeckt geweſen. Unter den vielen großen Herren iſt der älteſte Sohn des Herzogs von Nemours aus Frankreich geweſen, ſtattliche und reiche Marquis, Grafen und Herren, ſo daß der Herzog bei den Spaniern großen Ruf erlangt hat. Nachdem dieſes Schreiben ſich um einen Tag verzögert hat, habe ich noch etwas, was ſich inzwiſchen verlaufen, dazu ſetzen wollen. Wir haben nämlich geſtern abends dem Tanz zugeſehen, der bis um elf Uhr in der Nacht gewährt hat. Wie es hernach mit dem Beilager zugegangen iſt, wird die Braut wiſſen. Heute hat man weder Braut noch Bräutigam geſehen. Am 21. dieſes wird ein Turnier abgehalten, das wir ab— warten müſſen, obwohl das Hierſein mit großen Unkoſten verbunden iſt. Heute abends werden die arragoneſiſchen Cavaliere eine Hetzjagd halten und Lanzen brechen. Weiter aus Saragoſſa vom 18. März Aus meinem letzten Schreiben wißt Ihr, was ſich bis dahin hier verlaufen. Seither hat ſich nichts Schreibwürdiges begeben. Nächſten Donnerstag wollte der Herzog von Savoyen mit ſeinen Leuten, die er des halb mit ſich gebracht, vor dem Palaſt gegen die Hieſigen in den Piloten ſpielen. Dies hat ihm aber der König verwehrt. Obwohl es dieſe Tage ziemlich geregnet hat, iſt Ihre Majeſtät zwei- oder dreimal in verſchie—⸗ dene Kirchen geritten. Die Herren und Granden und die hieſigen arragoneſiſchen Cava— liere wollen am künftigen Donnerstag hier ein Turnier zu Roß halten. Drei oder vier Tage ſpäter wollen die Caſtilianer ein ſolches zu Fuß und eine Hetzjagd halten. Der König ſoll am 27. oder 28. von hier verreiſen, etliche meinen nach Barcelona, andere nach Monſerrat, um daſelbſt mit dem Herzog und den Herren die heilige Woche zu begehen. Ob und wo dann die Cortes gehalten werden, weiß niemand gewiß. Es ſind der Reden und Meinungen ſo mancherlei, daß nichts zu ſchreiben iſt. Die Zeit wirds lehren. 75 61. Die Belagerung von Antwerpen Aus Antwerpen von 15. März 1585 m 12. dieſes hat der Magiſtrat hier alle Zünfte zuſammenrufen laſſen und be— Aa daß die Bürger für den Unterhalt des hieſigen Kriegsvolkes bares Geld vorſch ießen und angeben ſollen, wieviel ein jeder Nahrungsmittel, Wein und Bier in ſeinem Hauſe hält und verbraucht. Das Geld ſoll nicht früher zurückzuerſtatten ſein, als bis unſer Waſſerſtrom vom Feind befreit und unſer Revier wieder geöffnet ſei. Darauf haben ſie ſich vorgenommen, darüber zu beraten. Mit unſerem Waſſer bleibt es bei dem vorigen Zuſtand. Es fehlt auch an Mitteln, dasſelbe wieder zu er- öffnen, obwohl man hier unterſchiedliche Vorbereitungen macht, es zu befreien. Dies wird aber bei vielen und insgemein für Spott und Spiegelgefecht gehalten. 62. Tod des Papſtes Gregor XIII.“ Aus Venedig vom 14. April 1585 durch die Antwerpener Poſt. Wohlgeborener gnädiger Herr! orgeſtern abends iſt Euch alles Nötige gemeldet worden, weil wir aber heute Gelegenheit haben, Euch dies zukommen zu laſſen, fo geben wir Euch zu wiſſen, daß die päpſtliche Heiligkeit am 10. dieſes um 12 Uhr in Gott verſchieden iſt. Der Allmächtige ſei ſeiner Seele gnädig. Er iſt in zehn Stunden geſund, krank und tot geweſen und an einem Katarrh erſtickt. Farneſe feiert nicht und alle, die im Bett ge⸗ legen, ſind von dieſem Schrecken aufgeſtanden. Man rechnet mit fünfundzwanzig Procent, daß der Farneſe zum Papſt gewählt wird, mit dreizehn auf den Savelli, auf Sancto Severina acht, Ceneda acht, Fachinetti ſechs, Mondovi fünf. Mit drei⸗ ßig Procent rechnet man, daß der Papſt nicht vor dem letzten Mai gewählt ſein wird. 63. Hugenottenverfolgung in Marfeille Aus Marſeille vom 16. April 1585 Di hieſige Stadt iſt in großer Not geſtanden und hätte am Palmſonntag ge— plündert werden ſollen, auch hat man allen Hugenotten die Gurgel abſchneiden wollen. Der allmächtige Gott hat das aber verhütet. Der zweite Conſul mit ſamt dem Capitän hat dies ins Werk ſetzen und ſich dieſer Stadt bemächtigen wollen. Er hat viele von der reformierten Religion ins Gefängnis gebracht und dem gemeinen Volk zu verſtehen gegeben, es ſei des Königs Befehl. Er hat dadurch den gemeinen Mann erbittert und aufrühreriſch gemacht. Am 10. dieſes nachts um 10 Uhr iſt der Conſul ſamt dem Capitän in das Haus des Generals Cabane, der der reformierten Religion angehört, gegangen, hat ihm einen Brief, in dem nichts geſtanden, präſen— tiert und gleich darauf in ſeinem Hauſe maſſacriert. Nachher iſt er zu anderen Hugenotten gegangen, hat ſie aus den Betten geholt und in den Turm Sanct Felician geführt. Andere haben ſie lebendig durch die Stadt gezogen, bei einem Schenkel angebunden und fortgeſchleift, bis an einen Berg. Dort haben ſie ihnen etliche Stiche gegeben und ſie nackt über die Mauer ins Meer geworfen. Deshalb haben ſich die vornehmſten Häuſer hier bewaffnet und den Conſul im Stadthaus gezwungen, die Befehle des Königs zu zeigen. Der hat aber geantwortet, ſein Be— fehl ſei nicht jedermann zu offenbaren. Den Capitän, der der Bruder des gemeldeten Cabaneé geweſen iſt, hat man auch gefangen. Er hat feinen Bruder ſelbſt umgebracht, um ſein Hab und Gut zu bekommen, weil der Cabans keine Kinder gehabt hat. Man hat den Herrn Großprior von Aix alsbald kommen laſſen, der mit hundert wohlgerüſteten Pferden nachts hereingekommen iſt. Er iſt alsbald in die Gefängniſſe gegangen und hat die armen Gefangenen wieder befreit, welche ihm zu Füßen fielen und höchlichſt gedankt haben. Dann hat er den gefangenen Conſul und den Capitän examiniert und ſie beide zur Nacht zwiſchen elf und zwölf auf den Galgen hängen laſſen. Geſtern hat man ihnen die Köpfe vom Leib genommen, ſie in vier Teile ge— ſchnitten und auf die Straße gehängt. Des Conſuls Kopf hat man auf einem hohen Stock vor der Porte Royale und den des Capitäns vor dem Hauſe ſeines Bruders aufgeſteckt. N zu 64. Entſatzverſuch der Belagerten von Antwerpen“ Aus Cöln vom 6. Juni 1585 m 21. Mai haben die von Antwerpen in der Nacht ſechzehn große und kleine flache Schiffe aneinander feſtgemacht, die vorne und unten mit großen ſtarken geſchmiedeten Eiſen verſehen waren. Die haben ſie mit aufgezogenen Segeln und bei vollem Winde auf die Flöße vor der Paliſſade hinfahren laſſen. Sie ſind mit ſo großer Gewalt angekommen, daß alle Anker abgeſchnitten wurden und mitſamt den Flößen bis nahe an die Paliſſade gefahren ſind. Dort ſind ſie ſtehen geblieben. Dar— auf find vier andere Schiffe, die mit Pulver, eiſernen Ketten, großen Grab und Mühlſteinen zugerichtet und vermauert geweſen ſind, nachgefolgt, um die Paliſſade vollends zu zerſprengen. Das erſte iſt eine halbe Viertelſtunde vor der Paliſſade, ohne Schaden zu tun, in die Luft geflogen. Das andere wurde ans Land getrieben und auf dem Sand liegen gelaſſen. Es iſt auch in die Luft geflogen und hat großen Scha— den gemacht. Das dritte Schiff iſt mit ſtarkem Wind und voller Gewalt nahe zur Paliſſade gekommen. Die Spaniſchen haben alsbald zwei Schiffe von der Paliſſade losgemacht und es durchfahren laſſen. Einen Büchſenſchuß davon iſt es auch, ohne Schaden zu tun, zerſprungen. Das vierte und größte Schiff aber, auf das die von Antwerpen alle ihre Hoffnungen geſetzt hatten, iſt von vier Schiffern, die ihr Leben der Wohlfahrt des Landes und des Königs opfern wollten, beſtiegen worden. Sie haben die Zündſchnur weggeworfen, die Segel abgeſchnitten und das Schiff an das Land geführt und nach einiger Zeit entladen. Sie haben hundert Fäßlein Pulver daraus genommen. Die hat ihnen der Fürſt von Parma ſamt dem Schiff und allem, was darin geweſen, ſamt einer Verehrung geſchenkt. Dann hat ſich die Armada aus Holland und Seeland nach den Deichen begeben und geſehen, daß die Spani— ſchen die Deiche wohl beſetzt hielten. Darauf ſind ſie wieder zurück unterhalb Lillo gefahren. 65. Ein falſcher Don Sebaftian* Aus Liſſabon vom 15. Juni 1585 gm 12. dieſes hat man unſeren neuen vermeintlichen König, Don Sebaſtian, allher gebracht und geſtern mittags auf einem Eſel reitend durch die ganze Stadt geführt, ihm die rechte Hand abgeſchlagen, ihn nachher gehängt und gevierteilt. Heute hat man zwei ſeiner Geſellen aufgehängt. Dieſer Don Sebaſtian hat öffent— lich bekannt, daß er zu ſolchem Tun durch Verführung des böſen Feindes und etlicher Leute bewegt worden iſt und geſagt, ſein Name ſei Mathäus Perez. Sein Vater und er ſeien Steinmetze geweſen. Seine Frechheit iſt ſo weit gegangen, daß er eine Meile von hier viele Bauern betrogen hat, indem er ihnen eingeredet, daß er der Don Sebaſtian ſei. Er hat ſich am Dienstag von fünf Flecken unter Glockenläuten als König ausrufen laſſen, Amter ausgeteilt, Leute umgebracht und ihre Häuſer ge— plündert. Er hat achthundert Bauern zuſammengebracht, und es war zu beſorgen, es möge ein Aufruhr daraus entſtehen. Man hat aber alsbald dreihundert Soldaten dahin geſandt, welche die Bauern zerſtreut und einen Teil davon gehängt haben. Einige davon haben ſich in das Gebirge geflüchtet. Dieſer Lärm iſt ohne Zweifel durch den Don Antonio angeſtiftet worden, der mit ſeiner Flotte, die er in Frank— reich zuſammengebracht hat, zu Hilfe hätte kommen ſollen. Man hat geſtern einen Franzoſen mit Briefen abgefangen. Ihrer Geſellen wird man täglich mehr und mehr gefänglich einziehen, und es iſt von Nöten, daß man den Portugieſen künftighin nicht traue. 66. Eroberung von Antwerpen Aus Antwerpen vom 21. Auguſt 1585 A. 17. dieſes iſt das Tractat wegen der Übergabe hieſiger Stadt beſchloſſen und am 20. dieſes abgeleſen und publiciert worden. Unter dem gemeinen Mann iſt keine beſondere Freude oder Frohlocken darüber geweſen. Nur die Italiener und fonft einige Katholiſche haben Freudenfeuer abgebrannt. Auch der Magiſtrat hat mit der Ableſung keinen beſonderen Pomp gemacht. Allhier iſt alles ſtill. Das Kriegsvolk zeigt über die Maßen Heimweh, die reformierten Prädicanten werden dieſer Tage 79 zu Schiff nach Holland und Seeland fahren. Von den Wagen mit Proviant, Wein und Bier, die, wie das Geſchrei ging, im Lager für die Stadt bereitſtehen ſollen, iſt bis jetzt noch nichts erſchienen. Der Wein gilt in des Parmas Lager die Maß einen halben Taler. Wie hier ausgegeben wird, ſoll der Prinz von Parma am 1. September, welcher ſein Geburtstag ſein ſoll, erſt hereinkommen. Er ſoll, wie man ſagt, ſich noch eine beſondere Gnade vorbehalten haben, die im Tractat nicht inbegriffen iſt. Damit will er die Stadt bedenken, und daraus wird man erſt ſehen können, wie ſehr er die Stadt liebt. 67. Geſchenke für den Sultan Aus Conſtantinopel vom 2. October 1585 erzeichnis der von Ibrahim Paſcha dem Sultan verehrten Präſente: Sechzig Knaben, darunter zwanzig, die auf arabiſche Art allerlei Ritterſpiele zu Roß ausführen, die andern ſind abgerichtet, Saitenſpiel und Kurzweil zu treiben. Zehn Verſchnittene. Drei Alkorane, mit Gold beſchlagen und geziert. Ein hohes ſechseckiges Pultbrett, darin die Korane aufbewahrt werden, ſamt einer goldgeſtickten Decke aus Mekka. Zwei lange Samtdecken, die mit goldenen Schriftzügen beſtickt ſind. Siebzig Stück Geſchirr, darunter zehn aus Gold mit Edelſteinen beſetzt, die übrigen von Silber. Drei Säbel, drei Sturmhauben, drei Rundellen, drei Paar Blechhandſchuhe, alle mit Gold beſchlagen und mit Edelſteinen beſetzt. Eine halbkugelförmige Uhr. Neun Roſſe mit allem Zugehör verſehen und geziert. Das Zeug der erſten fünf iſt mit Gold und Edelſteinen beſetzt. Neun Roſſe nach perſiſcher Art geziert und bedeckt. Neun Roſſe mit atlaſſenen und allerlei andern farbigen ſeidenen Decken. Dreiunddreißig mit gewöhnlichen Stalldecken. 80 9. Türkiſche Gaukler . 2 Ein junger Elephant. Eine junge Giraffe. Zwei große ſeidene Teppiche. Zwei große Pelze. Vierzehn Truhen mit allerlei Goldſtücken und Seidenwaren für Kleider. Fünfundvierzig Stück Tücher von allerlei Farben. Sechsundſechzig alte lange Geſchützrohre und dreitauſend, die er von den Druſen zwiſchen Tripolis und Baruto erbeutet haben ſoll. Fünf Pulverflaſchen. Zwei tote Krokodile. 68. Vertreibung der Hugenotten Aus Paris vom 18. October 1585 Vince iſt ein neues Edict publiciert worden, daß alle Hugenotten in Frank— reich bei Leibesſtrafe un d Verluſt von Hab und Gut binnen fünfzehn Tagen aus dem Land ziehen ſollen. Man erlaubt aber Weibern und Kindern, ſo lange zu bleiben, bis die ſechs Monate nach dem erſten Edit de r&union verfloffen fein werden. Dieſes Edict wird man beſonders gegen diejenigen durchführen, die kämpfen. Ihre Güter werden von Stund an verkauft und zum Unterhalt des königlichen Kriegsvolkes ver— wendet. 69. Eine böſe Woche in Augsburg Aus Augsburg vom 2. December 1585 ie jüngſt verwichene Woche iſt eine unglückliche geweſen, denn am Montag hat ſich ein Karrenzieher hier kniend aufgehängt. Am Dienstag iſt ein Plattner namens Oſtwald Schulden halber im Sachſengäßlein in den Lech geſprungen und hat ſich ertränken wollen. Er iſt aber von der Nachbarſchaft gerettet worden. Am Donnerstag nachts iſt ein Tuchſcheerer namens Huber betrunken in den Lech gefallen und erſoffen. Er iſt erſt am nächſten Tag gefunden worden. Am felbiaen Tag hat eine Bäuer in zu Pferſen ein junges Knäblein, ihr leibliches Kind, totgeſchlagen. Am Freitag hat ein Fiſcher, der ſonſt auch Gärtner in Pferſen iſt, ſeine Verſprochene be— 5 Fuggerzeitungen 81 redet, weil zwei Feiertage nacheinander fein werden, mit ihm in ein Dorf hinaus zu ſpacieren. Als ſie darein gewilligt und ein kleines Stück von der hieſigen Stadt hin— weggekommen war, hat er ihr mit einem krummen Meſſer ſieben Streiche gegeben und ſie jämmerlich verwundet. Als etliche Perſonen dieſe Mordtat von ferne geſehen und ein großes Geſchrei gemacht haben, hat der Täter die Flucht gegen die Stadt genommen. Die Torwache hat den Täter ergriffen, und er iſt auf Befehl der Obrig— keit ins Gefängnis gebracht worden. Die Verwundete hat man ins Pilgerhaus ge— tragen, wo ſie noch hoffnungslos liegt. In der vergangenen Nacht iſt ein hieſiger Weber totgeſtochen worden, weswegen heute die kleinen Tore geſchloſſen bleiben. In der vergangenen Nacht hat auch der Müller in der oberen Stadt am Schwall ſein Weib hineingeworfen und ertränken wollen. Man iſt ihr jedoch zu Hilfe gekommen. 70. Niederlage der Türken in Perſien“ Aus Venedig vom 20. December 1585 Hetzt bei Schluß dieſes Briefes bekommt die Herrſchaft ein Schreiben von ihrem Geſandten aus Conſtantinopel, daß der perſiſche Sophi und ſein Sohn den Türken tief ins Land hinein bis gegen Tebris hat kommen laſſen. Als fie dort herum angekommen waren, haben Vater und Sohn die Türken umringt und aufs Haupt geſchlagen, was nicht totgeſchlagen wurde, iſt gefangen genommen worden. Der Ge neral der Türken, der Osman Paſcha, ſamt noch zwei der vornehmſten Paſchas ſind umgekommen. Von den Türken ſind an hunderttauſend Mann, aber auch von den Perſern eine namhafte Zahl totgeblieben, denn die Schlacht hat zwei Tage und drei Nächte gedauert. Die Perſer haben jedoch die Victoria erhalten. 71. Die Ermordung der Signora Accaramboni* Neue Zeitung von einem jämmerlichen Mordſtück, das ſich am 22. December neuen Kalenders im Jahre 1585 zu Padua in Italien, einer der Venediger Herrſchaft gehörigen Stadt, begeben hat. ne Paolo Giordano Orſini, Herzog von Bracciano aus einem der höchſten römiſchen Geſchlechter, hatte die leibliche Schweſter des jetzt regierenden Groß— herzogs zu Florenz zur Gemahlin, mit der er einen jungen Fürſten namens Giovanni 82 erzeugt hatte. Da aber der gedachte Fürft zu der geborenen Herzogin von Florenz nur wenig geſchlechtliche Beziehung hatte, iſt er aus fleiſchlicher Begierde dazu ge— bracht worden, die Ehe zu brechen. Der gedachte Herzog iſt in Liebe zu der Gemahlin des Neffen des jetzigen Papſtes Sixtus entbrannt. Dieſe aber wollte ihre Ehe nicht brechen, und hat ihm geſagt, ſie ſei verheiratet und kein anderer Mann ſolle ſie berühren. Darauf hat der gedachte Fürſt ſich vergeſſen und den Mann der gedachten Frau (den Vetter des Papſtes) jämmerlich ermorden laſſen. Darauf hat er ſich abermals um das Weib des Ermor— deten beworben. Sie hat es ihm aber rundweg abgefchlagen, weil er verheiratet und ſie Witwe ſei und dergleichen nicht tun wolle. Darauf hat ſich der Fürſt Paolo Gior— dano noch mehr vergeſſen und ſeine leibliche Gemahlin, des jetzigen Großherzogs von Florenz Schweſter, umbringen laſſen, um ſeine Begierde mit der gemeldeten Wittfrau zu ſtillen. Dann hat er zum drittenmal ſeine Werbung vorgebracht. Sie hat ihm ſeinen Willen getan, aber nur, wenn er ſie ehelichen wolle, was er getan hat. Mittlerweile aber hat der Cardinal, der jetzige Papſt, nicht geruht, das unſchuldig vergoſſene Blut ſeines Vetters zu rächen. Er iſt aber als der Geringere begütigt worden. Als er aber Papſt geworden, hat ſich der Herzog mit ihm verſöhnen wollen. Er iſt vor ihm niedergekniet und hat den Segen begehrt. Darauf hat der Papſt ge ſagt: „Herzog Paolo Giordano, Ihr habt den Cardinal Montalto beleidigt; Papſt Sixtus aber, der verzeiht Euch. Aber kommt nicht wieder, das raten wir Euch.“ Über dieſe Rede iſt der Herzog erſchrocken und hat ſich mit ſeiner Gemahlin auf Venediger Gebiet nach Padua begeben, hat dort etliche Monate Hof gehalten und bis zu fünfhundert Perſonen an ſeiner Tafel gehabt. Vor zwei Monaten jedoch iſt er zu Sald geſtorben, nicht ohne daß man an Gift gedacht hätte. Er hat aber ſeiner Gemahlin, die aus dem edlen römiſchen Geſchlechte der Accaramboni ſtammt, ein großes Gut hinterlaſſen. Der Großherzog zu Florenz aber hat an dieſem Teſtament keinen Gefallen gefunden und den jungen, verlaſſenen Fürſten Giovanni in Gewahr— ſam genommen und die Wittfrau ermahnt, das Teſtament umzuſtoßen. Falls ſie ſich aber wieder verheiratete, wollte er ſie ſtattlich verſehen; er mahnte ſie aber, in ein 6˙ 83 Kloſter zu gehen oder Witwe zu bleiben. Auch dann wollte er ihr ſtattlichen Unter: halt gewähren. Darein hat ſie jedoch nicht gewilligt, ſondern bei dem Teſtament verharren wollen und einen Hofſtaat von hundert Perſonen gehalten. Am 22. dieſes iſt ihr Palaſt in Padua des Nachts um zwei, nach der italieniſchen Uhr, offen gefun— den worden. Es haben ſich fünfzig wohlgerüſtete Männer hineinbegeben und den Bruder der Frau Accaramboni, einen Herzog Flaminio, jämmerlich erſchoſſen, und die Signora wurde erſtochen, als man ſie betend antraf. Obwohl ſie kläglich rief, man ſolle ſie ihr Gebet zuvor verrichten laſſen, haben die Mörder ihre Tat zu Ende gebracht. Der vornehmſte Mörder iſt Ludovico Orſini, der erſte Oberſt der hieſigen Herrſchaft, der Vetter des verſtorbenen Paolo Giordano. Der hat ſich nachher mit feinen Soldaten und Mordbuben in feinem Haus verſchanzt. Mittlerweile iſt die Nachricht hieher gelangt, und die Herrſchaft hat einen ihrer Senatoren mit der Vollmacht nach Padua geſandt, das Haus des Orſini zu zerſtören, die Mörder lebendig oder tot zuſtandezubringen, und der gedachte Orſini hat ſich mit einem Dolch in der Hand ergeben, als ſein Haus mit etlichen großen Kanonen beſchoſſen wurde. Dabei iſt ein Teil ſeiner Leute umgekommen, der Reſt gefangen worden. Aus Venedig vom 27. December 1585 Geſtern nachts hat die hieſige Herrſchaft beſchloſſen, daß man den Oberſten Ludo— vico Orſini drei Stunden nach Überantwortung ihres Briefes ſtrangulieren ſoll. Mit ſeinen Helfern ſei nach Verdienſt zu verfahren. Dieſe werden ohne Zweifel ge— hängt und gevierteilt. Der Haupttäter Orſini hat ausgeſagt, daß er auf Befehl großer Herren die Mord— tat verübt hat. Die Studenten in Padua haben ſich bewaffnet und „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit“ gerufen. Aus Venedig vom 1. Januar 1586 Es iſt kürzlich gemeldet worden, wie der Oberſt der hieſigen Herrſchaft, Ludovico Orſini, mörderiſch gehandelt und die Gemahlin des verſtorbenen Fürſten Paolo Giordano, Herzogs von Bracciano und ihren Bruder Herzog Flaminio mit ſeiner eigenen Hand jämmerlich umgebracht hat. 84 Als dem Ludovico Orſini das Urteil verkündigt wurde, daß er innerhalb dreier Stun: den ſterben müſſe, hat er bekannt, daß er (obwohl er erſt vierund dreißig Jahre zählte) vierzig Perſonen mit ſeiner eigenen Hand umgebracht habe. Er habe aber nie geglaubt, daß die Juſtiz Hand an ihn legen würde, weil er aus ſo großem Hauſe ſei. Er hatte auch gehofft, daß man ihn nicht öffentlich hinrichten werde. Als man ihm aber ange— zeigt hat, daß man ihn nicht öffentlich, ſondern in einem Saale ſtrangulieren werde, hat er für das Urteil gedankt und zwei Briefe, einen an ſein Weib und den anderen an die hieſige Herrſchaft, geſchrieben. Der Herrſchaft hat er ſein Weib und Kind und ſein Hab und Gut empfohlen, damit dieſe nicht ſeinetwegen zu leiden hätten. Er hat auch ein Teſtament gemacht und der Herrſchaft ſeine Rüſtungen, über ſechs— tauſend Kronen wert, vermacht. Den Reſt ſeiner Habe und Güter hinterließ er ſeinem Weib, welches eben geſegneten Leibes ging. Dem Nachrichter hat er fünfzig Kronen vermacht, damit er ihn ſchnell hinrichte. Der Bruder dieſes Ludovico Orſini, Herr Latino Orſini, iſt Gouverneur der Vene— diger Herrſchaft in Candia. Aber die Herrſchaft hat alsbald eine Fregatte entſendet, ihm den Befehl abzunehmen, weil ſie dem Latino nicht mehr traut. Und ebenſo hoch wie einſt das Haus Orſini hier im Anſehen geſtanden hat, ebenſo tief liegt es jetzt danieder. Nachdem der Ludovico Orſini ſtranguliert worden war, hat man ihn in die Dom— kirche zu Padua getragen, den Sarg mit Tapeten geziert und dortſelbſt den ganzen Tag am 27. Dezember ſtehen laſſen. Dann hat man ihn hieher geführt und in der Kirche della Madonna dell' Orto, wo der Herr Giordano und Valerio Orſini, die Vorfahren des Ludovico, auch begraben liegen, beigeſetzt. Die ermordete Signora Accaramboni iſt ein hochberedtes Weib geweſen, denn als der Ludovico Orſini ſie ermorden wollte, iſt ſie beim Gebet. geſeſſen und als der Mörder zu ihr ſagte: „Erkennt Ihr mich?“ erwiderte ſie: „Ja, jetzt iſt es Zeit, meine Seele zu bereiten. Ich bitte Euch bei der Barmherzigkeit unſeres Herrn Jeſus Chriſtus, laſſet mich beichten, und dann tut mit mir, was Euch gefällt.“ „Nein,“ erwiderte der Feind, „jetzt iſt nicht Zeit zu beichten.“ 85 In Padua haben ſich faſt fechzehnhundert Bürger in Waffen gezeigt und „Gerech-⸗ tigkeit! Gerechtigkeit!“ geſchrien. Nun folgen diejenigen, die öffentlich hingerichtet worden find: Graf Paganello Ubaldi und Hauptmann Splandiano da Fermo. Dieſe zwei ſind die Diener der Ermordeten geweſen, die ihre Behauſung, ihren Palaſt, geöffnet und in ihre Ermordung gewilligt haben. Sie ſind mit glühenden Zangen geriſſen, mit einem Hammer totgeſchlagen und dann gevierteilt worden. Buglion und Furio Savognano, zwei Edle und geheime Berater des Ludovico Orſini, ſind heimlich ſtranguliert worden. Agrippa Tartaro de Monte Falco, der Comte de Camerino und noch dreizehn andere, teils vom Adel, oder ſonſt erleſene Spitzbuben, ſind alle aufgehängt worden. Der Oberſt Lorenzo Nobile del Borgo, Liverotto und da Fermo ſind vom Volke in Stücke gehauen worden, als ſie das Haus beſchoſſen. Es liegen noch bei zwanzig gefangen. Dieſe werden die Hälſe auch daran ſtrecken müſſen. 72. Brandſchatzung von Santo Domingo” Bericht, wie am 11. Januar 1586 Santo Domingo auf der Inſel Spagnola vom engliſchen Seeräuber Francis Drake eingenommen und geplündert worden iſt. Dieſe Relation wurde dem königlichen Rat für Indien überſendet. m 11. Jänner d. J. iſt vor hieſiger Stadt und Hafen eine gewaltige Armada der Königin von England erblickt worden, die aus dreißig großen und ſiebzehn kleinen Schiffen beſtand, die ſchon am Tage vorher um die Mittagszeit von ferne entdeckt worden waren. Ihr General war Francis Drake. Die Flotte nahm ihren Weg auf die Südſeite. Darob entſtand in der Stadt große Unruhe, und alsbald haben der Herr Präſident und die Räte ſich mit den Bürgern und Einwohnern dieſer Stadt in Sorge verſammelt, um Gegenwehrmaßregeln zu treffen. Sie haben ſolche gegen das Meer und den Ort, wo man die Landung des Feindes befürchten mußte, ergriffen. In den Fluß haben ſie viele mit Sand gefüllte Fäſſer verſenkt und dahinter an vierhundert Mann aufgeſtellt, ſo daß ſie den Feind mit ihren Rohren beſchießen konnten. Auf dem Lande haben ſie Schanzen errichtet. Das Fort haben ſie mit Bruſtwehren und Geſchützen verſehen. In Cabia, eine halbe Meile von der Stadt, wurde Kriegsvolk eingelegt, um daſelbſt Wacht zu halten und den Feind ab— 86 zuwehren, wenn es nötig fein ſollte. Präſident und Räte haben auch die erfahrenen Bürger zuſammengerufen, um ſie zu fragen, ob der Feind ſonſt noch auf einem ande— ren Orte ans Land kommen und Schaden tun könnte. Es wurde einhellig verſichert, daß außerhalb von Cabia keine Landungsſtelle an der ganzen Küſte ſei. Da man nun diesfalls ohne Sorge war, iſt alle Gegenwehr auf den Fluß gerichtet worden, weil man ſo viele gewaltige Schiffe dort anfahren geſehen hat. Außer den gemeldeten ſind noch drei ganz nahe hinzugefahren, um auf günſtige Gelegenheit zu ſehen. Inzwiſchen ſind die anderen Schiffe hin und wieder gefahren und haben ſich auf Kanonenſchußweite von dem Fort gehalten. Da man ſie als Feinde erkannte, iſt auf fie geſchoſſen worden. Die Kugeln haben fie aber nicht er: reicht, weil das Pulver nichts wert war und die Kugeln nicht treiben konnte. Was dieſe Bedrohung durch den Feind für Unruhe geſtiftet hat, kann ein jeder ſich wohl denken. Die Herren haben die ganze Nacht keinen Augenblick geruht, ſind immerdar auf ihren Füßen geweſen, um emſig in allem gute Ordnung zu halten. Sie haben geſehen, daß das Volk in der Stadt angefangen hat, dieſe zu verlaſſen, um angeſichts des Vorhabens und der Wut des Feindes zu fliehen, und ihre Weiber und Kinder und Beſitztümer zu retten. Dies taten ſie, obwohl es bei Strafe des Lebens verboten worden war. Hierauf kam die Nachricht, daß ein großer Haufen der Feinde im An— zuge auf die Stadt wäre und ſich eine halbe Meile weit von der Stadt befinde. Der Feind war drei Meilen weit von hier gelandet, wo man nie gedacht hätte, daß es möglich wäre. Darauf ſind nicht mehr als alles in allem an hundertzwanzig Mann zu Roß und zu Fuß übrig geblieben, mit denen man ſich ins Feld begab, um dem Feind beſt— möglichſten Widerſtand zu leiſten. Die Hauptleute dieſes Haufens waren: die Herren Licenciaten Johann Fernandes de Mercado, der Licenciat Balthaſar de Villa Fane, die hieſige Audienza des königlichen Rates, und mit ihnen war noch der Fiscal-Licenciat Aliago. Mit dem gemeldeten Volk iſt der Präſident als General, begleitet von dieſen Herren, und überdies noch der zum Rat gehörige Licenciat Arero ausgezogen. Sie zogen dem Feind ungefähr ein Viertel Meile Wegs entgegen. Der Herr Präſident und auch die anderen Herren ſind mit Spießen und Schilden be— waffnet zu Pferd geweſen, mit ihnen war auch Don Diego Orſorio, der Capitän 87 der Galeere, die Ihre Majeſtät hier hatten. Dieſe ift in dieſer Zeit wegen Aus— beſſerung auf dem Lande geweſen, ſo daß man ſie nicht gebrauchen konnte. Als man nun gegen den Feind im Anzug geweſen iſt, begab es ſich vor Augen des Volkes, daß das Pferd des Präſidenten in ein Moor einſank, ſo daß Roß und Mann voll Kot wurden. Dies hat man für ein böſes Zeichen genommen. Darauf hat ſich der Präſident wieder in feine Behauſung zurückbegeben. Er war dazu ermahnt worden, weil wegen ſeines Alters und ſeiner Müdigkeit ſeine Fähigkeit für den Krieg geſchwunden war. Er iſt von dem Licenciaten Arero, der auch in hohem Alter iſt, beglei⸗ tet worden. Von den Gemeldeten ſind die übrigen als Anführer geblieben und dieſe ſind wegen ihrer Tapferkeit und Herzhaftigkeit hoch zu achten. Auch ſind ſie würdig, daß ihnen Ihre Majeſtät große Gnade erweiſe. Dies umſo mehr, wenn der Sieg auf unſerer Seite geblieben wäre. Sie haben mit einem herzhaften Gemüt dem Feind ihr Leben angeboten, obwohl ſie ſeine große Zahl, an die ſiebzehnhundert, ge— ſehen haben. Der Feind war wohl bewaffnet. Es waren meiſt Musketiere, Bogen— und Büchſenſchützen, auch Spieß- und Hellebardenträger. überdies waren in den Schiffen noch an ſechstauſend Mann. Der Feind hat ſich in drei Haufen geteilt und auf unſer Kriegsvolk gewartet. Als dieſes aber des Feindes Stärke und Macht er— ſah, hat es Furcht bekommen. Deshalb hat der Licenciat Balthaſar, der bei dieſem Zug ein tapferes Gemüt gezeigt hat und feinem Amte Ehre machen wollte, den Sol daten eine chriſtliche Ermahnung gegeben, ſie zur Tapferkeit und Herzhaftigkeit er— muntert, ſie zum Streite aufgefordert und ſich dem Feind auf einen Büchſenſchuß genähert. Auch der Licenciat Mercado hat nicht minder fein eifriges, tapferes, männ⸗ liches Gemüt gezeigt. Sie beide und andere vom Adel haben ſich zuvörderſt aufgeſtellt und in die Gefahr begeben, um die anderen zu bewegen, ihnen zu folgen. Anſtatt deſſen aber haben die ſich auf die Flucht begeben, ungeachtet aller Ermahnungen und Strafen, mit denen ihnen der Licenciat Balthaſar drohte. Er rief ihnen zu, umzukehren und anzugreifen, bis wenigſtens zwei Kugelregen vorüber wären, und nicht darauf zu achten, wer fiele. Er wollte, daß Gott und alle Welt ſehen könnten, daß ſie ihre Pflicht getan hätten. Das alles aber hat nichts geholfen, und ſie haben ſich alle zurückbegeben. Die Herren und die Räte ſind im Nachtrab geblieben, allen Gefahren der Kugeln 88 ausgeſetzt, die aus den Schiffen geſchoſſen wurden, deren Vorderteil gegen den Nach: trab gerichtet war. Sie ſind durch das Tor de Zemba, wo ſie ausgezogen ſind, wieder in die Stadt gekommen. Dort haben ſie noch drei Kanonen auf den Feind abgeſchoſſen und ihm zwei oder drei Mann erlegt. Da es nun kein anderes Hindernis mehr gab, hat man dem Feind die Stadt und den Hafen überlaſſen, und er hat dieſe ein— genommen. Auch das Fort hatte keine Gelegenheit zur Gegenwehr. Sie haben die Stadt von einem Ende zum anderen geplündert und Hab und Gut in ihre Hand ge— bracht. Auch das der Herren, die das ihrige nicht gerettet hatten, um den Bürgern kein Argernis zu geben. Großen Mitleides iſt der Licenciat Villa Fane würdig, dem gar nichts geb lieben. Als ihm geſagt wurde, er ſolle feine Sachen wegtun wie die an: deren, hat er es nicht tun wollen, ſondern geſagt, da ſein Gut hier bleibe, wolle er auch hier ſterben. Dann haben die Feinde die Stadt in Brand geſteckt, und als ein guter Teil davon abgebrannt war, hat man ein Mittel gefunden, um wenigſtens die Kirchen und das, was noch von der Stadt übrig blieb, zu retten. Man hat ihnen fünfundzwanzigtauſend Taler gegeben. Als ſie dieſe empfangen hatten, ſind ſie am 10. dieſes Monats Februar abgezogen, nachdem ſie bei fünf Wochen in der Stadt geweſen waren. Dieſe haben ſie ohne Geſchütz und wehrlos zurückgelaſſen. Die Galeeren und Schiffe, die ſie nicht mitnahmen, haben ſie verbrannt. Die Glocken aus allen Kirchen und Klöſtern haben ſie in ihre Schiffe laden laſſen. An Kirchen und Klöſtern ſind zerſtört und ver— brannt worden: St. Domingo, St. Francisco, zur Muttergottes, Santa Clara, Regina Angelorum. Dieſe ſind ſo zugerichtet, daß weder Mönch oder Nonne ſie be— wohnen können. Ohne die Gnade Gottes und Hilfe und Zutun Ihrer Majeſtät werden fie dieſes Land nicht in Züchten halten können. Sie haben auch die St. Bar: bara⸗Kirche ſo verbrannt, daß es traurig zu ſehen iſt. Dann haben ſie die Bilder Gottes und ſeiner Heiligen zerſtört und verbrannt und barbariſch prof aniert. Es iſt nichts übrig geblieben als das Leben, das in größter Armut dahingebracht wird. Die Not iſt groß und das allerärgſte iſt, daß die Inſel in einem ſo ſchlechten Zuſtand ſich befindet, daß man den feindlichen Schiffen auch nur ſchlechten Widerſtand wird leiſten können. Das Volk iſt furchtſam und übel geſtimmt. Ihre Majeſtät möge ſich 89 unſerer annehmen und ſich ihrer Autorität befinnen, weil er doch der Allererſte iſt, für den dieſe neue Welt entdeckt worden iſt. Es genügt nicht, zwei Galeeren zur Be— ſchützung dieſer Inſel zu halten. Es hat Gott dem Herrn gefallen, den Feinden das Hirn derartig zu verhängen, daß ſie nicht landeinwärts gezogen ſind, um dieſes Land und die Inwohner zu zerſtören. Auch haben die Herren Räte zweihundert Mann, die Zeit über um die Stadt herum gehalten und den Feind Tag und Nacht beunruhigt und ihm auch einige Leute erlegt, ohne Verluſt von den Unſeren. Sie haben dem Feinde nicht Raum gelaſſen, weiter zu greifen. Sie haben einen Prediger der lutheriſchen Lehre mit ſich gebracht, damit er dieſe predige. Als zwei Predigermönche ſich dieſem widerſetzten, ſind ſie gefangen und gehängt worden und als Märtyrer geſtorben. Gegeben in Santo Domingo am 20. Februar 1586. 73. Schlechte Zeiten in Neu-Spanien Zeitung vom 15. März 1586 aus Mexiko. Gade iſt das Schiff aus Neu⸗Spanien hergekommen, das am 1. März dort ab⸗ gefahren iſt. Am 25. Februar iſt ein Schiff mit dreihundert Mann und allerlei Munition zur Hilfe nach der Havanna abgegangen. Die, welche vorher aus der Havanna hiehergelangt ſind, berichten, daß das Land verdorben iſt und keine Nachfrage nach den Waren beſteht. Sie haben auch zwanzig Procent abſchlagen müſſen und das Wenige, was verkauft wurde, auf lange Zeit geborgt. Ein Schiff bringt neun— hundert Arobas Chochenille als Gegenladung mit. Über das Kommen der Flotte wird Unterſchiedliches geſchrieben. Die einen ſagen ja, die anderen nein. Ob ſie nun kommt oder nicht, ſo wird ſie wenig Geld zurückbringen, denn hier wird es keiner anlegen wollen, weil die Waren in Spanien mehr gelten als hier. Was hier verkauft werden kann, muß auf Borg gegeben werden. Jener, der mit den obgedachten dreihundert Mann in die Havanna gefahren iſt, ſchreibt, daß er ſicher vernommen hat, daß die engliſchen Seeräuber nach Honduras gefahren find und dort den Porto Canaros ein: genommen haben, der dort der wichtigſte iſt. Auch die Schiffe haben ſie herausgeführt, darunter war eines von dreihundert Laſten. Man hält auch für ficher, daß der See 90 räuber nach Campeche fahren und die ganze Küfte befuchen wird. Er wird ſich auch aufhalten, um zu fehen, ob er nicht die Flotte aus Neu-Spanien bekommen kann. Des halb fürchtet man, daß ſie nicht werde ausfahren können. Dies iſt alles, was man weiß. Es iſt die heilloſeſte Zeitung, die es für den Handel geben kann. Unſere Armada läßt ſich auch noch Zeit. Man ſchreibt, daß unſer Vicekönig von Peru ſich in Truxillo nahe an ſeinem Lebensende befindet. 74. Die Spanier ſetzen ſich im Roten Meere feſt Aus Conſtantinopel vom 25. Juni 1586 A. 18. dieſes ſind zwei Galeeren von Alexandrien hierhergekommen, die bringen gewiſſe Zeitung, daß die Armada des Königs von Spanien aus Indien, an die ſiebzig große und kleine Schiffe, durch den perſiſchen Golf bis gegen Aden, drei Tage— reiſen von Suez, gekommen ſei. Sie haben dort alles fleißig beſichtigt und ſcheinen willens, gegen Aden, aber auf afrikaniſchem Boden, eine große Feſtung zu erbauen und den Türken hiedurch alle Gelegenheit der indiſchen Schiffahrt zu verwehren. 75. Die Peſt in Conſtantinopel Aus Conſtantinopel vom 25. Juni 1586 ie Peſt hat leider abermals ſo heftig angefangen, daß aus dem Serail des e Veſir Paſcha bereits über hundert Perſonen weggeſtorben ſind. Auch hat ſie ſonſt in allen umliegenden Orten einen ſo ſchrecklichen Anfang gemacht, daß man, was Gott gnädig verhüten wolle, ſich einer viel übleren Seuche als im Jahre 1584 verſieht. Es flüchtet männiglich von der Stadt. Der Sultan hat ſich einen Hafen am Schwarzen Meer zurichten laſſen, wohin er in acht oder zehn Tagen ſich mit ſeiner ganzen Familie zurückziehen ſoll. Ich habe in Aſien oberhalb von Scutari den Garten, den ich im Jahre 1584 gehabt habe, neu gemietet und bin willens, morgen oder übermorgen in Gottesnamen mit den Meinigen, die mir Gott noch übrig ge— laſſen hat und die zu dieſer Zeit alle friſch und gefund find, wieder hinzuziehen. Ich will mich ſo viel wie möglich unter Gottes Schutz vor ſolcher Infection und böſer Luft hüten. 91 76. Proceß gegen den Grafen Kinsky“ Aus Prag vom 23. December 1586 Hu ſteht es noch im alten Weſen, nur hat der Herr Kinsky am 18. December in der Tafelſtube vor der kaiſerlichen Majeſtät und den Herren Landofficieren und Beiſitzern erſcheinen müſſen, um Ihre kaiſerliche Majeſtät öffentlich um Gnade und Verzeihung zu bitten. Dies iſt folgendermaßen zugegangen: Die kaiſerliche Ma— jeftät iſt aus der Kammer gekommen, hat ſich in den königlichen Stuhl geſetzt und hat den Herren Landofficieren und Beiſitzern befohlen, ſich zu ſetzen. Dann iſt der Herr King: ky vor die Schranken getreten und hat ungefähr ſo geredet: Er bitte Ihre kaiſerliche Majeſtät, als ſeinen allergnädigſten König und Herrn den angeſtellten Proceß aus kaiſerlicher Gnade einzuſtellen und ſein allergnädigſter König und Herr zu ſein und zu bleiben. Wenn er auch etwas gegen Ihre kaiſerliche Majeſtät getan, ſo wolle es Ihre Majeſtät mehr ſeinem Unverſtand zumeſſen als dem Vorſatz, die Reputation und Hoheit Ihrer Majeſtät zu verkleinern. Er bitte deswegen Ihre Majeſtät um Gottes⸗ willen ihm dies gnädiglich zu verzeihen. Als dies geſchehen, hat Ihre Majeſtät die Räte zuſammengerufen und dem Kinsky durch den Herrn von Roſenberg Folgendes anzeigen laſſen: Ihre Majeſtät wäre wohl willens geweſen, das Recht ſeinen Lauf nehmen zu laſſen, weil er aber Seine Majeſtät ſo demütig um Gnade gebeten habe, und auch andere Verwendungen geſchehen ſeien, ſo wolle ihn Ihre Majeſtät in Gnaden angenommen haben. Die Bedingungen für die Gnade würden ihm gemeldet werden. Darnach iſt der Kinsky wieder in den Schranken gegangen, niedergekniet und hat die vorigen Worte wiederholt. Dann haben ihn Ihre Majeſtät zu ſich gerufen, ihm die Hand gegeben, und damit hat dieſes erbärmliche Schauſpiel ſein Ende ge— habt. Es iſt traurig geweſen, einen ſo alten, wohlverdienten, an allen Orten bekannten anſehnlichen Mann in ſolchen Nöten zu ſehen. Es muß ihm wahrlich kein geringes Herzeleid geweſen ſein. Gott helfe ihm, daß es nur dabei bleibe. Ich fürchte nur, daß auch ſein Amt verloren gehen wird. In Summa: mit den Herren darf man nicht ſcherzen, fie haben lange Hände, und man muß das Maul nicht zu weit auftun. Post scripta: Seither ſind dem Herrn Kinsky die Bedingungen der Begnadigung 92 r . u angezeigt worden. Er muß das Burggrafenamt von Karlſtein von ſelbſt aufgeben und die zwanzigtauſend Gulden, die er bei Ihrer Majeſtät liegen hatte, ſollen ver— fallen ſein. 77. Todesurteil gegen Maria Stuart“ Vom 27. December 1586 n Briefen aus London wird geſchrieben, daß das Parlament die Königin von Schottland verurteilt hat, mit dem Schwerte gerichtet zu werden. Das will die Königin von England nicht zulaſſen. Der König von Frankreich hat den Monſieur de Bellie vre zu der Königin von England geſchickt und ſtark bitten laſſen, das Leben der Königin von Schottland zu erhalten. Was nun in dieſem Falle weiter verrichtet werden wird, deß iſt man mit Verlangen gewärtig. 78. Ein Hochzeitsmahl in Prag” Aus Prag vom 22. Januar 1587 erzeichnis deſſen, was auf des Hochgeborenen Herrn Wilhelm von Roſenberg hier in Prag gehaltenen hochzeitlichen Freuden von elften bis vierzehnten Ja nuar anno 87 bei drei Mahlzeiten an allerlei Fleiſch und Geflügel aufgegangen iſt: Hirſche 36, Grünhirſchenwildbret 12 Tonnen, wilde Schweine 36, Grünſchweine 9 Tonnen, Rehe 49, Haſen 1290, Truthennen 27, Faſanen 272, Rebhennen 1910, Krametsvögel 11560, weſtphäliſche Hähne 50, Ochſen 75, Schöpſe 764, Kälber 173, Lämmer 221, gemäſtete Schweine 32, Spanferkel 160, indianiſche Hähne 200, gemäſtete Kapaunen 500, gemäſtete Hennen 5560, junge Hennen 900, ge— mäſtete Gänſe 1350, Eier 20620, Schmalz 17 Zentner, Käſe 2 Tonnen. Welſe 960, Saiblinge in Paſteten 70, Haupthechte 300, kleine Hechtlein 420, Karpfen 5800, eine gar große Hechtin. Rheiniſche Weine 70 Eimer, ungariſcher Wein 100 Eimer, mähriſcher Wein 40 Eimer, öſterreichiſcher Wein 17 Faß, böhmiſcher Wein 47 Faß, ſüßer Wein 10 Lägel, Weißbier 150 Faß, Rakonitzer Bier 8 Faß, Gerſtenbier 18 Faß. 93 Gewürz, Marzipan und Confect, Weizen zu Semmeln und Korn zu Roggenbrot eine große Menge. Desgleichen wurden auf allen Herrſchaften, Städten und Dörfern eine große Menge armer Leute geſpeiſt, und man weiß noch nicht, wie viel aufgegangen iſt. 79. Hinrichtung der Maria Stuart Gründlicher Bericht wie die Königin Maria Stuart von Schottland und Douairiere von Frankreich am 18. Februar neuen Stils im Schloß von Fotheringhay in Northampton in England enthauptet worden iſt. achdem der Königin von England, Eliſabeth, mehrere Verſchwörungen, die der Papſt und die der Krone Englands benachbarten Potentaten, ihre Feinde, an: geſtiftet hatten, entdeckt worden waren, und die gedachte Königin nicht allein für ihr Königreich, ſondern auch für ihr Leben zu fürchten hatte, hat fie gemerkt, daß es dar auf abziele, die Königin Maria Stuart aus Schottland aus ihrem Verhaft zu be— freien und als nächſte Thronerbin einzuſetzen, obwohl ſie doch katholiſch war und lange Jahre in einem Gefängnis in England gehalten wurde. In dieſem Gefängnis wur de ſie vom Parlament und den Ständen des Königreiches Schottland lange Zeit verfolgt, damit ſie zum Tode verurteilt werde, denn ſie hat ihren König ermorden und das Haus mit Büchſenpulver anzünden laſſen, weil ſie einen ſchottländiſchen Baron (Bothwell) liebgehabt. Darauf hat fie für ihren Sohn Jakob, den jetzigen König von Schottland, auf die Krone reſigniert. Als ſie aber wieder aus dem Ge— fängnis ausgebrochen, hat ſie ein Kriegsvolk geſammelt, um ihrem gedachten Sohn die Krone wieder zu rauben. Sie wurde aber in die Flucht getrieben und iſt wieder nach England gekommen. Trotz ſolcher Bezichtigungen hat die Königin Eliſabeth doch ihr Leben beſchirmen und nicht Richterin ſein wollen, weil ſie eine gar nahe Blutsfreundin war. Weil nun aber die ſchottiſche Königin ſich unterſtand, die Krone von England zu be— gehren, hat die Königin von England dieſelbe nicht los und ledig laſſen können, weil ihr Leben, ihr Land und die Religion in Gefahr waren. Auch wollte ſie bei den Schott— ländern kein Mißtrauen ſtiften. Obwohl die ſchottiſche Königin herrlich und in ſo freier Gefangenſchaft gehalten wurde, daß ſie dabei auf die Jagd ziehen und ſich aller— 94 lei Waidwerks erfreuen konnte, ift fie doch mit ſolchen geduldeten Kurzweilen nicht zufrieden geweſen. Sie hat allerlei Practiken geſucht, wie ſie frei werden könnte, nämlich durch den Tod der Königin von England. Dazu hat ſie viele Adelsperſonen angeſtiftet, darunter auch den Herzog von Norfolk nebſt anderen Grafen und Herren, fo daß die Königin von England im vergangenen Sommer an ihrem Hofe hätte um—⸗ gebracht werden ſollen. Darüber haben die gemeldeten Grafen ein elendes Ende ge— nommen. Auch hätte das Land von England mit fremdem Kriegsvolk angefallen, die ſchottiſche Königin zu beiden Kronen von Schott⸗ und England gebracht und in beiden Königreichen die römiſche Religion aufgerichtet werden ſollen. Auf dies alles hat die Königin von England gründliche Erkundigung nehmen laſſen, und iſt die ſchottiſche Königin in Gegenwart des Adels, der Ritterſchaft und der Amtsleute deſſen über— wieſen worden. Es iſt den Parlamenten und Ständen des Königreiches England vorgetragen worden, wie die Perſon der Königin nnd die Religion vor ſolcher Gefahr künftig geſchützt werden könne. Da jedoch die ſchottiſche Königin eine nahgeſippte Blutsfreundin war, ſollte ihr Leben verſchont werden. Da ſie auch nicht frei in ihrem Wollen und in ihren Rechten ſei, würde ein Todesurteil ein befremdliches und ſonderliches Beiſpiel ab— geben. Darauf hat das Parlament beſchloſſen: Das Leben der ſchottiſchen Königin wäre der Tod der engliſchen Königin und der Ruin und das Verderben Englands und der Religion. Deswegen wird erkannt, daß fie, die ſchottiſche Königin, hingerichtet werden ſolle. Hierauf iſt unlängſt eine neue Verſchwörung gegen die Perſon Ihrer Majeſtät entdeckt worden, worin ihr Botſchafter und andere ihres Hofgeſindes verwickelt waren. Darauf hat ſich letztlich die Königin von England entſchloſſen, die Urſachen ſolchen Übels und gemeldeter Gefahr hinwegzunehmen, obwohl fie die Hinrichtung nur ſchweren Herzens bewilligte. Sie hat demnach Einige abgefertigt, die Königin von Schottland zu executieren. Die Amtsleute, die dieſen Befehl bekommen, haben ſich mit der Execution beeilt, aber gegen den wiederholten Befehl der Königin in England. Deswegen wurde dann der Secretär ihrer Majeſtät, Daviſon, in den Turm gelegt, und andere Mehrere ſind in Ungnade gefallen. 95 Und ift die Execution alfo geſchehen: Auf Befehl der Königin von England (durch den Secretär Beale) haben die Grafen von Shrewsbury und Kent, die damals in der Gegend des Schloſſes Fotheringhay ſamt anderen Herren, Rittern und Edelleuten ſich befanden, bei Sir Amias Paulet und Sir Drury, welche beide Befehl hatten, die Königin von Schottland zu be— wachen, am Tag vorher, nämlich am 17. Februar, der gefangenen Königin den Willen der Majeſtät von England angezeigt. Darauf hat ſie geantwortet, ſie wäre bereit und hätte lange darauf gewartet. Sie fragte, wann die Execution vorgenommen werden ſollte. Obwohl dieſe ihrem guten Willen anheimgeſtellt wurde, hat ſie doch begehrt, daß ſelbe gleich am andern Tage, nämlich am 18. Februar neuen Stils, Mittwoch, geſchehen ſolle. Sie bat Gott um Gnade hierzu. Bei dieſer Meldung wurden der ſchottiſchen Königin unterſchiedliche Entſchuldigungen vorgebracht, näm— lich daß das Königreich England und ſeine Königin zu einem ſolchen Entſchluß gezwungen worden. Als nun am 18. Februar des morgens um ſieben Uhr die vorgenannten Grafen, Ritter und Edelleute im Schloſſe Fotheringhay zuſammenkamen, wurden jedem Ritter zwei Perſonen, den anderen aber nur eine Perſon als Begleitung vergönnt, ſo daß ungefähr achtzig bis hundert Perſonen in das Schloß kamen, außer der Wache und dem Hof: geſinde. Allda war im großen Saal vor dem Kamin, in dem ein großes Feuer brannte, eine Brücke aufgerichtet, die zwölf Schuh breit und acht Schuh hoch war. Sie war ganz bedeckt mit ſchwarzem Tuch, und darauf ſtand ein Stuhl mit einem Kiſſen. Da nun alles bereit war, und die Herren zwiſchen acht und neun Uhr verſammelt waren, wurde der gefangenen Königin entboten, daß die Herren da wären aus der Urſache, die fie ihr geſtern nachmittags mitgeteilt hatten. Die Herren begehrten zu wiſſen, ob ſie bereit wäre. Der Abgeſandte fand aber ihre Kammertür geſchloſſen und zugeriegelt. All ihr Volk war bei ihr in der Kammer. Als nun die Herren dies vernahmen, haben ſie wiederum dahin geſchickt, mit dem Befehl anzuklopfen, wenn die Türe nicht offen wäre, und die zuvor befohlene Meldung zu tun. 96 a 1 | Per di: Indienjehe set ag hen aden Coquos 4 7 F im India usus et questussz ‚cibum ct potum homi: | Ficus Indica ger bstum annum ferens E E Fates mr navıkus maler an rden Leman quibus e ardem et | @Fiese Mutrientes quotudianem mal! Folia g, agent. fi abfımalis - oncranlur ct aluntur nautz __ | torum cscam — — 2 Furgationen alası, utilitates Ind’ enführ Seen gfk. Polmkoomen welck: in Indien iT HH | Em plünte dragende her gebeele Ber vruchl ien N 0 2; V 425 5 a a 5 fee, L geben . die feßp : m een e der 5 N ehe ke, „ v in ur. 42 Erden aal Je wet werden — | nen Co en , Fe icon quss fe Piperis fer hadenz nen am 10. Cocospalmen und Pfefferbäume Der Abgeſandte aber fand die Türe offen. Er ſchickte einen der Diener der Königin zu ihr, um ſeinen Befehl zu überbringen. Der brachte die Antwort, daß die Königin noch nicht bereit ſei. Nach einer halben Stunde haben die Herren abermals zu ihr geſchickt, und da hat ſie antworten laſſen, ſie würde in einer halben Stunde fertig werden. Nach dieſer Zeit ging der Oberſte Amtmann zu der Königin. Er fand ſie mit ihren Edeljungfrauen auf den Knien betend und ſagte ihr, die Zeit ſei gekommen. Da ſtand fie auf und fagte, fie wäre nun bereit. Sie wurde zwiſchen zwei Männern ihres Hof: geſindes in die Vorkammer geführt. Dort fand ſie alle ihre Leute vereint. Sie er— mahnte ſie alle zur Furcht Gottes und zum Leben in Untertänigkeit. Sie nahm von ihnen allen Urlaub, küßte die Frauen und reichte den Männern ihre Hand zum Kuſſe. Sie bat, fie ſollten fich nicht fo ſtark um fie betrüben, ſondern fröhlich fein und für fie beten. Dann führte man ſie zu der Stiege. Dort gingen ihr die Herren aus dem Saale alle entgegen, und der Graf von Shrewsbury ſagte zu der betrübten Königin: „Madame, wir ſind hier, um den Befehl unſerer allergnädigſten Königin von England zu vollziehen, der Euch geſtern angezeigt worden iſt.“ Befehl und Urteil hat der Graf von Kent in ſeiner Hand gehabt. Das große Siegel der Krone von England war darauf. Dann hat die Königin geantwortet, daß ſie lieber ſterben als weiter leben wolle. Als ſie ſich umwandte, erſah ſie ihren vornehmſten Diener Melville und ſagte zu ihm: „Mein getreuer Diener Melville, obwohl Ihr ein Proteſtant ſeid, und ich eine Katho— liſche, ſo gibt es dennoch nur einen Chriſtum, und ich bin Eure geborene und geſalbte Königin von König Heinrichs VII. Geblüt. So befehle ich Euch vor Gott, daß Ihr dieſen Befehl meinem Sohn anzeigen wollt: Ich laſſe ihn bitten, Gott zu dienen, die katholiſche Kirche und ſein Land in Frieden zu halten und zu regieren und ſich (wie ich getan) keinem anderen Herrn zu unterwerfen, obwohl ich den guten Willen gehabt, die Reiche auf dieſer Inſel zu vereinigen. Ich gebe dies auf, er möge es auch ſo halten und der Vermeſſenheit der Welt nicht zuviel vertrauen. Er ſoll Gott vertrauen, dann wird er von Gott geſegnet. Er ſoll der Königin von England nichts Übles nachreden und Ihr, Melville, ſeid mein Zeuge, daß ich ſterbe wie eine wahre Schottin, Franzöſin und Katholikin, wie ich denn alle Zeit dieſen Glauben gehabt habe.“ Dergleichen Sachen ſagte ſie noch mehr. 7 Fuggerzeitungen 97 Darauf antwortete der Melville: „Hochwürdigſte und durchlauchtigfie Fürſtin, wie ich alle Zeit Eurer Majeſtät getreuer Diener geweſen bin, ſo will ich mit Gottes Hilfe Eurer Majeſtät Worte und Votſchaft getreulich und aufrecht dem König, Eurem Sohn, anzeigen.“ Danach kehrte ſie ſich zu den obengenannten Herren und verlangte, ihren Prieſter bei ſich auf der Brücke zu haben, damit er für fie bei dem König von Frankreich und an: dern Orts Zeugnis geben könne, daß fie gerecht und gut katholiſch geftorben fei. Dar: auf ſagten die Herren, es wäre anders angeordnet worden. Dann begehrte ſie, daß ihre Diener bei ihr bleiben ſollten. Das iſt ihr abgeſchlagen worden, um ihre Ungeduld abzuſtellen und auch etlichen Aberglauben ihr aus dem Sinn zu bringen. Es wurden ihr jedoch fünf von ihren Dienern und zwei Frauen be— willigt, weil ſie ſich beklagte, es würde ihr übel gedient. Sie verſprach, ſie wolle die Sache nicht hindern, weder mit Rufen noch mit Weinen. Ferner begehrte ſie für ihre Diener und Dienſtjungfrauen freien und franken Abzug mit gutem Geleite in ihre Länder, ohne Hindernis oder Bekümmernis. Das haben ihr die Herren zugeſagt. Auch daß fie alles, was die ſchottiſche Königin ihnen geſchenkt, behalten mögen. Dieſe hat ſolches wiederholt: „Ich begehre, daß dies geſchehe“. Darauf wurde ſie durch zwei Diener des Gouverneurs zu der Brücke geführt. Dort ſetzte ſie ſich auf den Stuhl, weil ſie nicht gut ſtehen konnte. Die zwei Grafen ſetzten ſich auf die Brücke. Da verlas der Secretär Beale überlaut den Befehl und das Urteil zur Execution. Die Bekleidung, die die Königin anhatte, war ein köſtlicher ſchwarzer Samt, den ſie auch getragen hatte, als ſie vor den Herren erſchienen war. In der Hand hielt ſie ein Kreuzlein von Holz oder Bein mit dem Bildnis Chriſti darauf und ein Buch. An ihrem Halſe hing ein goldenes Crucifix und ein Roſenkranz an ihrem Gürtel. Bei ihr ſtand ein Doctor Theologige, Dechant zu Peterborough, der ihr auf Befehl der Herren mit chriſtlichen Vermahnungen zuſprach, nämlich mit bereuen dem Herzen chriſtlich zu ſterben. Dem fiel ſie alsbald in die Rede und bat ihn, überhaupt zu ſchweigen, da ſie genug bereit wäre zu ſterben. Der Dechant antwortete ihr, es wäre ihm befohlen, ihr die Wahrheit zu ſagen. Sie aber ſagte zum zweitenmal: „Ich will 98 Euch, Herr Dechant, nicht hören. Ihr habt mit mir nichts zu ſchaffen. Ihr ſtört mich“. Darauf wurde ihm durch die Herren das Stillſchweigen befohlen. Der Graf von Kent ſagte zu ihr: „Madame, ich bin um Euretwegen betrübt, daß ich dieſen Aberglauben von Euch höre und das in Eurer Hand ſehe.“ Sie ſagte: es ge— bühre ihr, die Geſtalt Chriſti in der Hand zu halten und ſeiner dabei zu gedenken. Darauf antwortete er, ſie müſſe Chriſtum in ihrem Herzen haben, und ſagte weiter, obwohl ſie ſich weigere, die angebotene Gnade von dem allerhöchſten Gott anzuhören, ſo wollten ſie dennoch Gott den Allmächtigen für ſie bitten, daß er ihr ihre Sünden verzeihe und ſie in ſein Himmelreich aufnehme. Darauf ſagte die Königin: „Betet, ſo will ich auch beten“. Da fiel der vorgedachte Doctor auf der Stiege der Brücke auf ſeine Knie und las überlaut ein inbrünſtiges, göttliches, zu ſolchem Acte gar wohl paſſendes Gebet für ſie und die Königin von England und die Wohlfahrt des König— reichs. Alles umſtehende Volk betete ihm nach. So lange aber dieſes Gebet währte, verrichtete die Königin ihr Gebet für ſich ziemlich laut und lateiniſch und hielt das gemeldete Crucifix in der Hand. Als nun dieſes Gebet beiderſeits verrichtet war, kniete der Scharfrichter vor der Königin nieder. Dem verzieh ſie ihren Tod ebenſo wie allen denen, die nach ihrem Blute trachteten oder ihren Tod begehrten. Auch ſonſt verzieh ſie aller Welt und be— gehrte, daß auch Gott ihr ihre Sünden verzeihen möge. Darauf fiel ſie in ein gar in— brünſtiges Gebet auf ihre Knie und bat um Verzeihung aller ihrer Sünden. Sie ſagte, daß ſie hoffe, durch den Tod Chriſti und ſein vergoſſenes Blut ſelig zu werden, und daß fie zu feinen Füßen gutwillig auch ihr Blut verg ießen wolle, weshalb fie fein Bild und ſein Crucifix in Händen halte. Ferner betete ſie für eine glückliche, lange und gute Regierung der Königin von England, für die Wohlfahrt der engliſchen Inſeln, für die chriſtliche betrübte Kirche und das Ende des Elends. Auch betete ſie für ihren Sohn, den König der Schotten, für feine aufrechte und redliche Regierung und feine Be— kehrung zur katholiſchen Kirche. Zuletzt betete ſie, daß alle Heiligen im Himmel für ſie an dieſem Tage beten mögen, daß Gott in ſeiner großen Gnade die großen Plagen von dieſer Inſel abwende, ihr ihre Sünden verzeihe und ihre Seele in ſeiner himm— liſchen Hand empfangen wolle. 7 99 Darauf ſtand fie auf und bereitete ſich zum Sterben. Sie tat ihren Schmuck und Rock mit Hilfe zweier Frauen ab. Und als ihr der Nachrichter helfen wollte, ſagte ſie zu ihm, ſie wäre weder gewohnt, ſich vor einer ſolchen Menge Volkes noch von ſolchen Jungfrauen entkleiden zu laſſen. Sie zog alſo ſelbſt ihren Rock ab und tat ihn bis auf die Weichen zurück. Das Mieder des Unterrockes war ausgeſchnitten und hinten zuſammengebun den. Sie beeilte ſich, dies aufzutun. Darnach küßte ſie ihre Jungfrauen, befahl ſie Gott, und da eine überlaut weinte, ſagte ſie zu ihr: „Habe ich Euch nicht geſagt, daß Ihr nicht weinen ſollt? Seid ge— troſt!“ Der gab ſie die Hand und befahl ihr, von der Brücke wegzugehen. Als ſie nun ſo bereit war, wandte ſie ſich zu ihren Dienern, die nicht weit davon knieten, ſeg— nete ſie und nahm alle zu Zeugen, daß ſie katholiſch ſterbe, und bat ſie, für ſie zu beten. Darauf fiel ſie mit großem Mut auf ihre Knie, veränderte auch ihre Farbe nicht, gab auch kein Zeichen von Verzagtheit. Eine ihrer Jungfrauen band ihr ein Tuch vor die Augen. Als fie niederkniete, ſagte fie den ſiebzigſten Pfalm: „In te, Domine, spe- ravi ...“ Als fie dieſen Pſalm zu Ende geſagt hatte, ſtreckte fie ganz herzhaft ihren Leib nieder und legte ihren Hals in einen Block, rufend: „In manus tuas, Domine, commendo spiritum meum.“ Da hielt ihr der eine Nachrichter die Hände nieder, und der andere ſchlug ihr mit zwei Streichen mit einem Fleiſcherbeil den Hals ab. So hat ſie ihr Leben geendet. Der Nachrichter nahm das Haupt und zeigte es dem Volke, das rief: „Gott bewahre unſere Königin von England!“ Als der Nachrichter das Haupt empor hob, fiel es aus dem Schmuck, und da konnte man ſehen, daß ihr Haar ganz grau und friſch über den Kamm geſchoren war. Ihre Kleider und Sachen wurden auf Befehl aus den Händen des Nachrichters ge— nommen, ihm aber der Wert dafür verſprochen. Alles, was mit ihrem Blut beſpritzt worden war, auch die Kleider des Nachrichters und anderes, wurde alsbald wegge— nommen und gewaſchen. Die Bretter der Brücke und das ſchwarze Tuch und auch alles andere wurde ſofort ins Feuer geworfen, damit kein weiterer Aberglaube damit getrieben werden könne. Ihr Leib wurde hinausgetragen, einbalſamiert und zum Begräbnis zugerichtet. Wo 100 dies geſchehen wird, iſt noch unbekannt. Dem Hofgeſinde der Enthaupteten und ihren Dienern iſt befohlen worden, noch da zu bleiben, bis ſie ehrlich zur Erde beſtattet worden iſt. Sie iſt vierundvierzig Jahre alt und bei ihren Lebzeiten die ſchönſte Fürſtin geweſen. Sie hat zuerſt Franz II., König in Frankreich, zum Ehegemahl gehabt, nachher Hein— rich Stuart, den Sohn des Grafen von Lennox, ihren Vetter, einen gar ſchönen jungen Mann, mit dem ſie Jakob V., König in Schottland, erzeugt hat. Als ſie aber Hein— rich von Stuart umbringen hat laſſen, hat ſie den Grafen Bothwell zur Ehe genom— men, der iſt in Dänemark gefangen worden, von Sinnen gekommen und dortſelbſt geſtorben. Nachdem nun dieſe Execution geſchehen war, blieben die Pforten des Schloſſes ge— ſchloſſen, bis der Herr Heinrich Talbot, der Sohn des Grafen Shrewsbury, nach dem engliſchen Hofe abgefertigt worden iſt. Als dieſer nun des anderen Tages die Zeitung nach London gebracht hat, haben die Bürger in dieſer Stadt allenthalben Freudenfeuer gemacht und die Glocken geläutet, weil ſie nunmehr der Gefahr, darin ſie ſich ſo lange befanden, ledig waren. Es ſcheint, daß das Volk eine neue Welt für gekommen hält mit der Hoffnung, es werde nun alles in beſtändiger Ruhe bleiben. Beſchrieben durch Emanuel Tomascon, der ſich auch bei dieſem Actus befunden. (Der Bericht trägt von alter Hand die Bemerkung: Aus calviniſcher Quelle.) 80. Engliſcher Überfall auf Cadix“ Aus Venedig vom 22. Mai 1587 A Madrid haben wir vom 5. dieſes ein Schreiben, das meldet aus Sevilla vom 30. April, daß der engliſche Corſare Drake mit hundert Schiffen einen Einfall in Cadix gemacht hat, darunter ſollen fünfundzwanzig ſehr wohl armierte Galleonen geweſen fein. Die haben in dieſem Hafen die königliche Armada, die zwei— undzwanzig Schiffe und Galleonen zählte, erobert. Die Munition und andere Sachen haben ſie in Brand geſteckt, weil ſie die Schiffe nicht mit ſich führen konnten. Das Kriegsvolk, das auf den ſpaniſchen Schiffen geweſen iſt, ſoll ſich vorher angeſichts der 101 engliſchen Armada meiftenteils auf das Land gerettet haben. Diefe Schiffe ſollen der Nerv der ganzen ſpaniſchen Armada fein. Gott wolle, daß die Indienflotte dieſer Armada nicht in die Hände fällt, denn es iſt zu beſorgen, der Drake werde ihr auf— lauern. Dann hätte man auf dem Meer gar keine Flotte gegen England. 81. Chriſtliche Kriegsgefangene in Conſtantinopel“ Aus Conſtantinopel vom 6. September 1587 m 28. Auguſt ſind die armen unſchuldigen Leute, die bei Ofen verloren wurden, hier angekommen und am 30. dieſes Monats mit einem ſolchen Triumph, Ju— bilieren und Spectakel in den öffentlichen Divan geführt worden, daß die Türken ihres Wiſſens und Gedenkens auch bei den größten Siegen, die ſie lange Zeit her ge— habt, dergleichen nie geſehen, noch von ihren Voreltern vernommen haben. Wie an— ſehnliche Leute anzeigen, die viele für uns leider ſchmerzliche Fälle erlebt haben, iſt niemals mit Gefangenen dergeſtalt triumphiert worden. Dies iſt auf nachfolgende Weiſe zugegangen: Eine große Anzahl anſehnliche, ſtattliche Türken iſt, aufs beſte nach Art der Kriegsleute geputzt, vorangeritten. Dann ſind allerlei Wehren, Feuergewehre, Doppelhaken und dergleichen, die bei dem gemeldeten Verluſt dem Feind geblieben, von vielen Türken getragen worden. Dann folgten achtzehn Fahnen, darunter eine der kaiſerlichen Majeſtät mit einem ſchwarzen Adler und dem altöſtereichiſchen Wappen. Dann kamen die Trommelſchläger, und es folgten die hundertſechzig armen, elenden Männer, meiſtens Deutſche, alle an lange Ketten geſchmiedet. An jeder Kette waren vier oder fünf abgeſchnittene Köpfe auf Spähne geſteckt, oft ihrer zehn auf eine lange Stange. Von dieſen Köpfen ſollen, wie man ſagt, an die ſiebzehnhundert geweſen ſein. Die gemeldete ſchreckliche Proceſſion war auf allen Seiten von anſehnlichen Grenzern und Türken begleitet und wurde vor das Loſament des kaiſerlichen Orators geführt. Dort haben ſie auf Tuben und Trompeten geblaſen. Im Divan haben ſie die Leute etliche Male als ein Spectakel in der Runde herumgeführt, damit der Sultan ſie von einem Fenſter wohl ſehen könne. Dann haben ſie aus den Köpfen einen Haufen gemacht, die Fahnen herumgeſtellt und allerlei Mutwillen dabei getrieben. Es war 102 ein ſolches Zulaufen des Volkes, desgleichen man bei der Beſchneidung des Sultans: ſohnes und beim Einritt der perſiſchen Botſchaft nicht geſehen hatte. Dann ſind die armen Leute, obwohl ſie meiſtenteils ſehr ſchwach und krank waren, dem Gebrauche nach in die Gefängniſſe und auf die Galeeren geſchafft worden. Man ſagt, daß bei Ofen zweihundert Gefangene gemacht wurden, von denen gar viele auf dem Weg geſtorben ſind. Wie angenehm aber dem Sultan der angeſtellte Triumph mit den armen gefangenen Chriſten und Köpfen geweſen, iſt daraus zu ſchließen, daß der Sul: tan dem Paſcha von Ofen einen mit Edelgeſtein beſetzten Säbel und ein goldenes Kleid geſchickt hat. Viele wollen meinen, er würde ihn auch binnen kurzem zu einem Veſir machen. 82. Urteil gegen die Hexe Walpurga Haus männin“ Gute und peinliche Bekenntniſſe der Walpurga Hausmännin, geweſene und beſchworene Heb— amme zu Dillingen, die faſt dreißig Jahre lang in der Hexerei geſteckt und am böſen Feind ge— hangen. Sie iſt zu Dillingen am 20. September anno 1587 mit dem Feuer gerichtet worden. Be gefangene und gebundene, maleficiſche, arme Weibsperſon, Wal⸗ purga Hausmännin, hat auf gütliches und peinliches Befragen, nach beharr— lichem und gleichförmig berechtigtem Bezichtigen über ihre Hexerei bekannt und aus— geſagt: Als ſie vor einunddreißig Jahren im Witwenſtand geweſen, hat ſie dem Hans Schlumperger allhier Korn geſchnitten und mit ihr ſein geweſener Knecht, Bis im Pfarrhof, genannt. Mit dieſem habe ſie freche Reden und Geberden geführt und ab— gemacht, daß ſie in derſelbigen Nacht in ihrer, der Walpurga, Behauſung zuſammen— kommen und Unkeuſchheit treiben wollten. Als nun die Walpurga ſolches erwartet und nachts mit böſen fleiſchlichen Gedanken in ihrer Kammer geſeſſen, iſt nicht der gedachte Knecht, ſondern der böſe Geiſt in deſſen Geſtalt und Kleidung zu ihr ge— kommen und hat alsbald mir ihr Unzucht getrieben. Darauf hat er ihr ein Stück Geld, wie einen halben Thaler geſchenkt, das aber niemand von ihr nehmen wollte, weil es ſchlecht und wie Blei geweſen iſt. Deshalb hat ſie es auch weggeworfen. Nach vollendeter Unzucht hat ſie an ihrem Buhlteufel den Geiſenfuß geſehen und geſpürt, 103 daß feine Hand nicht natürlich, ſondern wie aus Holz geweſen iſt. Darüber ift fie er: ſchrocken und hat den Namen Jeſus genannt, worauf der Teufel ſie alsbald verlaſſen hat und verſchwunden iſt. In der nächſtfolgenden Nacht iſt der böſe Geiſt in voriger Geſtalt wieder zu ihr ge— kommen und hat mit ihr wieder Unzucht getrieben. Auch hat er ihr vielfach verſprochen, ihr in ihrer Armut und bedrängten Zuſtänden Hilfe zu leiſten, weshalb ſie ſich ihm mit Leib und Seele ergab. Darauf hat der böſe Geiſt ihr alsbald unter der linken Achſel einen Kratzer oder Riß zugefügt und verlangt, daß ſie ſich mit dem daraus gefloſſenen Blut ihm verſchreibe. Dazu gab er ihr eine Feder, da ſie aber ſelbſt nicht ſchreiben konnte, hat ihr der böſe Geiſt die Hand geführt. Sie will glauben, es ſei nichts Läßliches geſchrieben worden, da der böſe Geiſt mit ihrer Hand nur auf dem Papier herumgefahren iſt. Dieſe Schrift hat der böſe Geiſt zu ſich genommen, und wenn ſie mit guten Gedanken Gottes des Allmächtigen dachte oder in die Kirche gehen wollte, hat der Teufel ſie an dieſe Schrift erinnert. Ferner bekennt obgedachte Walpurga, daß ſie oft und viel mit ihrem Buhlteufel nachts auf einer Gabel an unterſchiedliche Orte ausgefahren iſt, jedoch wegen ihres Dienſtes nicht zu weit. Bei ſolchen teufliſchen Zuſammenkünften hat ſie einen großen Mann mit einem grauen Bart gefunden, der wie ein großer Fürſt in einem Seſſel ſaß und reich bekleidet war. Das war der große Teufel, dem ſie ſich abermals mit Leib und Seele zugeeignet und verſprochen hat. Dieſen hat ſie angebetet, vor ihm iſt ſie niedergekniet und hat ihm andere gleiche Ehren erwieſen. Dabei will ſie aber nicht wiſſen, mit welchen Worten und in welcher Weiſe ſie da gebetet hat. Sie weiß nur, daß ſie einſt unbedachter Weiſe den Namen Jeſus genannt hat. Da hat ſie der obgedachte große Teufel ins Angeſicht geſchlagen, und die Walpurga mußte (was ſchrecklich zu vermelden iſt) Gott im Himmel, den chriſtlichen Namen und Glauben, die lieben Heiligen und die heiligen Sacramente verleugnen und allen himmliſchen Heerſcharen und der ganzen Chriſtenheit entſagen. Darauf hat fie der große Teufel wiederum ge: tauft, ſie Höfelin geheißen, ihren Buhlteufel aber Federlin. Bei dieſen teufliſchen Zuſammenkünften hat ſie gegeſſen, getrunken und mit ihrem Buhlen Hurerei getrieben. Weil ſie ſich von ihm nicht überall hat hinſchleppen laſſen, 104 11. Die Paliſade vor Antwerpen hat er fie hart und übel geſchlagen. Zum Eifen hatte fie öfter einen guten Braten oder ein unſchuldiges Kind, das auch gebraten geweſen ift, oder etwa ein Spanferkel und roten und weißen Wein, Salz aber nicht. Das hochwürdige Sacrament des wahren Leibes und Blutes Jeſu Chriſti hat fie ſeit ihrer Ergebung an den Teufel ſcheinbar oft im Mund empfangen, aber nicht ge— noſſen, ſondern (was abermals ſchrecklich zu melden iſt) ſtets wieder aus dem Mund getan und dem Federlin, ihrem Buhlen, zugeſtellt. Auf ihren nächtlichen Zuſammen— künften hat fie mit anderen Geſpielen das hochgedachte, hochheilige Sacrament und das Bild des heiligen Kreuzes mit Füßen getreten, angeſpieen und darauf geharnt. Die gedachte Walpurga geſteht, daß ſie bei ſolchen erſchrecklichen und greulichen Gottesläſterungen auf dem gedachten hochheiligen Sacrament bisweilen wirkliche Blutstropfen geſehen hat, worüber ſie ſich auch ſehr entſetzte. Auf Befehl und Bedrohung ihres Buhlen hat ſie den heiligen Weihbrunnen oft ver— unehrt, vor ihrem Hauſe ausgeſchüttet oder gar den Weihkeſſel zerwerfen müſſen. Dies hat ſie noch wenige Tage bevor ſie ins Gefängnis gebracht wurde, tun müſſen, als ſie in der Pfarrkirche war, wo ſie einen Weihkeſſel nahm und nach Hauſe trug. Da begegnete ihr in dem Gäßlein zwiſchen dem großen Kloſter und dem Stadel des Martin Müller ihr Buhlteufel Federlin in ſtattlicher Kleidung. Er wollte ihr den Weihbrunnen aus der Hand reißen und zwang ſie, den Weihkeſſel gegen die Wand zu werfen. Die liebe Mutter Gottes, die heilige Jungfrau Maria, hat fie ebenfalls ſchwer verunehrt, vor ihr ausgeſpieen und ſagen müſſen: „Pfui, Du häßliche Dirne!“ Ihr Buhle, der Federlin, iſt an vielen unterſchiedlichen Orten zu ihr gekommen, um mit ihr Unzucht zu treiben, ſogar auch des Nachts auf der Gaſſe und während ſie jetzt in Haft gelegen iſt. Sie bekennt auch, daß ihr ihr Buhle in einem Büchslein eine Salbe gegeben hat, um Menſchen und Vieh wie auch die lieben Früchte auf dem Felde zu beſchädigen. Er hat ſie auch dazu gezwungen, die jungen Kinder bei der ee und noch ehe fie zur heiligen Taufe gekommen find, umzubringen und zu töten. Dies hat fie auch, fo viel es ihr möglich geweſen, ausgeführt. Dies hat ſie wie folgt bekannt: 1 und 2) Vor ungefähr zehn Jahren hat fie die Anna Hämännin, die nicht weit von 105 Durſtigel wohnte, bei ihrer erften Geburt mit ihrer Salbe und auch fonft verdorben, ſo daß Mutter und Kind beieinander geblieben und geſtorben find. 3) Des Chriſtian Wachters Stieftochter Dorothea hat vor zehn Jahren ihr erſtes Kind geboren, dieſem hat ſie bei der Geburt ein Grifflein auf das Hirnlein gegeben, daß es geſtorben iſt. Der Teufel hatte ihr ganz beſonders geboten, die erſtgebornen Kinder umzubringen. 4) Vor zehn Jahren hat ſie der Kromt Anna, die bei dem Altheimer Tor geſeſſen iſt, das zweite Kind mit ihrer Salbe vergiftet, ſo daß es geſtorben iſt. 5) Als die Organiſtin vor vier Jahren hochſchwanger war, hat ſie ihr mit ihrer Salbe einen Griff auf den bloßen Leib gegeben, wodurch das Kind alsbald ſtarb und tot ab— gegangen iſt. a 6) Der Frau des jetzigen Zöllners hat ſie vor zehn Jahren bei der Geburt ein Mägd— lein verderbt und umgebracht. 7) Hat fie der Pallingerin, die bei dem Donaubad in einem Häuslein geſeſſen, vor zwölf Jahren ein Mägdlein mit ihrer Salbe und einem Griff bei der Geburt er— würgt. 8) Vor drei Jahren iſt ſie in eine Mühle zu der Müllerin geholt worden, dort hat ſie das Kind in das Bad fallen und ertrinken laſſen. 9) Vor ſechs Jahren iſt ſie nach Eislingen zu einem armen Weib, das nächſt der Kirche geſeſſen, gerufen worden. Sie hat dem Kind bei der Geburt das Gehirn ein— gedrückt und es getötet. 10) Vor acht oder zehn Jahren wurde fie zu Steinheim zu einer armen Frau, die jenſeits des Waſſers auf der linken Seite wohnte, gerufen. Auch dort hat fie das Kind durch ein Grifflein getötet. 110 Als ſie vor ſechs Fahren mit der Magdalena Seilerin, Kammerſchreiberin ge— nannt, gegeſſen, hat ſie ihr eine Salbe in den Trunk getan, wodurch dieſe ein unzeitiges Kind auf die Welt brachte. Dieſes Kind hat ſie, die Walpurga, heimlich unter der Türſchwelle der gedachten Kammerſchreiberin vergraben unter dem Vorwand, daß dieſe dann keine Fehlgeburt mehr machen werde. Dieſes hat ſie auch bei vielen Anderen getan. Als ſie mit Ernſt nach den Urſachen dieſes Begrabens gefragt wurde, gab ſie 106 an, daß es darum gefchehe, um zwei Eheleute dadurch auseinanderzubringen. Dies hat ſie ihr Buhlteufel gelehrt. 12) Dem Stoffel Schmidt hat ſie vor vier Jahren ein Kind bei der Geburt umge— bracht und nachher wieder ausgegraben. 13 und 14) Sie bekennt, daß fie der Hausfrau des ſeligen Herrn Kanzlers Doctors Peuter, als dieſe vor elf Jahren lange Zeit in Kindsnöten lag, eine Teufelsſalbe an die Geburt geſtrichen hat, wodurch dieſe ſo ſchwach wurde, daß man ihr die letzte Glung geben mußte. Drei Stunden danach find Mutter und Kind beiſammenge⸗ blieben und geſtorben. 15) Einem ſchönen Knaben des ſeligen Herrn Kanzlers, Jakob genannt, der hübſches blondes Haar hatte, hat ſie ebenfalls ihre Salbe aufgeſtrichen und ihm ein Stecken— pferd gebracht, damit er ſich damit wütend reite. Er iſt auch geſtorben. 16) Dem Eheweib des Otto Diſcher hat fie vor acht Jahren, als fie hochſchwanger war, einen Trunk eingegeben, worauf das Kind tot abging. 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23 und 24) Hat ſie dem Georg Gopen, der Sybilla Tur— nerin, dem Weib des Jägleins, der Anna Seirin, dem Girg Gärtner, dem Klingler, dem Keßler Simon Leberwurſt, dem Reitknecht Hans Durſt, je ein Kind umge— bracht. 25) Dem Herrn Statthalter allhier, Wilhelm Schenk von Stauffenberg, hat ſie ein Kind, Werner, mit der Salbe verſehrt, daß es innerhalb drei Tagen ge— ſtorben iſt. 26 und 27) Dem gedachten Herrn Statthalter hat ſie noch zwei Kinder mit der Salbe beſtrichen und getötet. 28 und 29) Dem Meiſter Niklas Brügelmaier und dem Wirte Kunz hat ſie je ein Knäblein getötet. 30) Dem Kunz⸗Wirt hat ſie vor drei Jahren ein Kind, einen Zwilling, ausgeſaugt, ſo daß es geſtorben iſt. Sie bekennt auch, daß ſie das Blut, das ſie dem Kinde ausgeſaugt hatte, dem Teufel wieder ausſpeien mußte, der es zu ſeiner Salbe gebrauchte. Sie hat den Kindern nichts Böſes anhaben können, wenn man ſie mit dem heiligen Weihwaſſer verwahrte. 107 Wenn ſie aber dem Kind felbft das Weihwaſſer reichte, hat fie wohl Schaden tun können, da ſie zuvor in den Weihbrunnen harnte. 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42 und 43) Bekennt ſie, daß ſie der Venedigerin, der Hefeleinin, der Landſtraßerin, der Fiſcherin, der Eva auf der Bleiche, der Weberin, der Ratſchreiberin, der Kautzin, der Meſchin, der Weinzieherin, der Berlerin und der Martin Kautzin je ein Kind, der Berlerin aber zwei getötet hat. Dem Büblein des Georg Klinger hat fie erſt unlängſt eine Salbe aufſtreichen wollen, es ſind ihr aber Leute begegnet, ſo daß ſie es nicht vollbringen konnte. Auch der Frau Statthalterin hat ſie eine Salbe angeſtrichen, weil dieſe aber ein Halsgehänge mit geweihten Dingen daran getragen hat, hat dieſe Salbe nicht ge— wirkt. Der Hausfrau des Stadtſchreibers hat ſie im vergangenen Winter gegen Abend auf der Schwelle ihres Hauſes ihre Salbe auf den Arm geſtrichen, worauf dieſe alsbald große Schmerzen empfand und noch heute trotz aller angewandten Mittel bei Tag und Nacht daran leidet. Als ſie dem Michel Klingler vor acht Jahren einen Wagen ſchieben half, und der Klingler die Deichſel mit dem Kopfe heben wollte, hat ſie ihm mit ihrer Salbe an den Kopf gegriffen. Seither ſiecht der Klingler dahin, und es iſt nichts bei ihm zu er- warten als der Tod. Der Tochter des Hans Strigel, die jetzt im kleinen Kloſter iſt, hat ſie in ihrer Jugend einen Trunk eingegeben, ſo daß ſie ſeither ſiech und krank iſt. Dem Lienhart Geilen hat ſie drei Kühe, dem Bruchbauer ein Roß, dem Max Petzel vor zwei Jahren eine Kuh, dem Duri Striegel vor drei Jahren eine Kuh, dem Hans Striegel vor zwei Jahren eine Kuh, der Frau Statthalterin eine Kuh, der Frau Schötterin eine Kuh und dem Michel Klingler vor zwei Jahren eine Kuh auf der Gänſeweide mit der Salbe beſtrichen und zum Tode gebracht. In Summa bekennt ſie, daß ſie überdies eine größere Anzahl von Vieh umgebracht hat. Vor einem Jahr hat ſie auf der Gänſeweide Tuch gebleicht und mit ihrer Salbe beſtrichen, ſo daß die Schweine und Gänſe, die darüber gelaufen ſind, bald danach ſtarben. Die Walpurga bekennt weiter, daß fie alljährlich, ſeitdem fie fich dem Teufel ergeben hat, bei St. Leon⸗ 108 hard mindeſtens ein oder zwei unſchuldige Kinder ausgegraben hat. Dieſe hat fie mit ihrem Buhlteufel und anderen Geſpielen gefreſſen und die Flachſen und Knöchlein zur Zauberei verwendet. Die anderen Kinder, die ſie bei der Geburt umgebracht, hat ſie nicht mehr ausgraben können, obwohl ſie es verſuchte, weil ſie vor Gott getauft worden waren. Die gedachten Knöchlein hat ſie zum Machen von Hagel gebraucht, was ſie jährlich ein oder zweimal gemacht hat. So erſt einen in dieſem Frühling vom Siechenhauſe abwärts über das Feld. Auch zu den jüngſten Pfingſten hat ſie einen Hagel gemacht, und als man ſie und andere bezichtigte, einen Hexentanz gehalten zu haben, hatte ſie wirklich einen beim oberen Tor beim Garten des Peter Schmidt. Damals ſind ihre Geſpielen in Unfrieden geraten, und haben einander geſchlagen, weil einige über der Dillinger Flur, andere aber unterhalb derſelben Hagel machen wollten. Schließ— lich iſt ein ſolcher über das Ried gegen Weißingen mit Schaden niedergegangen. Sie geſteht, daß fie noch mehreren und größeren Schaden und Übel verurſacht hätte, wenn die göttliche Allmächtigkeit es nicht gnädiglich verhütet und abgewendet hätte. Nach dieſem allen haben Richter und Urteiler dieſes peinlichen Stadtgerichtes Dil— lingen kraft der kaiſerlichen und königlichen Regalien und Freiheiten des Hochwür— digen Fürſten und Herrn Herrn Marquard, Biſchofs zu Augsburg und Dompropſtes zu Bamberg, unſeres gnädigen Fürſten und Herrn, mit einhelligem Urteil endlich zu Recht erkannt, daß obgedachte, gegenwärtige Walpurga Hausmännin als eine ſchäd⸗ liche, bekannte und überwieſene Hexe und Zauberin nach Inhalt der allgemeinen Rechte und der peinlichen Halsgerichtsordnung des Kaiſers Carl V. und des heiligen römiſchen Reiches alsbald mit dem Feuer vom Leben zum Tod hingerichtet und ge— ſtraft werden ſoll. All ihr Hab und Gut und ganze Verlaſſenſchaft hat dem Fiscus unſeres hochgedachten Fürſten und Herrn anheim zu fallen. Die gedachte Walpurga iſt auf dem Karren, worauf ſie gebunden ſitzt, zu der beſtimmten Richtſtätte zu führen und ihr Leib vorher fünfmal mit glühenden Zangen zu reißen. Das erſtemal unter dem Rathaus in die linke Bruſt und in den rechten Arm, das zweitemal beim unteren Tor in die rechte Bruſt, das drittemal beim Mühlbach vor dem äußeren Spitaltör— lein in den linken Arm, das viertemal bei der beſtimmten Richtſtätte in die linke Hand. 109 Da fie aber an die neunzehn Jahre verpflichtete und beſchworene Hebamme der Stadt Dillingen geweſen, dagegen aber erbärmlich gehandelt hat, ſoll ihr bei gedachter Richtſtätte auch ihre rechte Hand, mit der ſie ſo jämmerlich gehandelt, abgehauen werden. Auch ſoll ihre Aſche nach ihrer Verbrennung nicht auf dem Erdboden liegen bleiben, ſondern alsbald zu dem nächſten fließenden Waſſer getragen und darein ge— ſchüttet werden. Wie denn ein ehrbares Stadtgericht allhier dem Nachrichter die wirkliche Execution und Vollziehung alles deſſen hiemit befohlen haben will. 83. Die Nonne von Liſſabon“ Bericht über das Examen, das in Liſſabon an der Mutter Priorin des Kloſters Annunciation ihrer Wunden wegen gehalten worden iſt. ir, Bruder Luis de Granada, Bruder Johann de la Curuas, der königlichen Majeſtät Beichtvater und der Heiligen Theologie Magiſtri und Bruder de Avero, gewöhnlicher Beichtvater der Mutter Priorin des Kloſters zur Annunciation haben uns, einem Befehl unſeres ehrwürdigen Generals und Bruders Sixto Fabro gemäß, zu der gedachten Mutter Priorin verfügt. Wir zeigen hiermit in Treuen an, was wir am 25. November, als dem Tage der Märtyrerin Sancta Katharina, vor— genommen und erkundet haben. Am gemeldeten Tage ſind wir um zwei Uhrabends in das Kloſter gegangen und haben die Mutter Priorin unvermutet an das Gitter gefordert, wie wir es insgeheim beſchloſſen hatten, damit niemand etwas davon erfahre. Als wir Drei nun vor dem Gitter ſtanden, hat Bruder Luis de Granada ſie zur Geduld in ihrer Betrübnis ermahnt und fie in ihrer Mühſeligkeit mit dem Vers aus dem Pſalm ermuntert: „Quoniam probasti nos Deus ...“ überdies hat er ihr noch andere gute und geiſtliche Dinge geſagt, und der Bruder Johann hat ihr angezeigt, daß man die Probe auf die Wahrheit ihrer Wunden anzuſtellen wünſche, weil ſich mit oder ohne Billigkeit Zweifel eingeſtellt hätten, ob dieſe Wunden wirklich oder nur fingiert ſeien. Er gab ihr betrachten, mit wieviel weniger Grund als Billigkeit der Apoſtel Sankt Thomas an der Auferſtehung Chriſti gezweifelt habe, und wie trotzdem der Herr es für gut gehalten hätte, ihn ſeines Zweifels zu entledigen. 110 Deshalb hat ihm der Herr feine Lende entblößt, die Hand hineingelegt und auch feine Finger in die Löcher der Nägel getan. Deshalb ſei auch ſie verpflichtet, die Unter— ſuchung geduldig zu erleiden. Damit ſie ſich nicht widerſetze, hat ihr der Bruder Jo— hann einen Zettel vorgewieſen, den der hochwürdigſte Herr Ordensgeneral geſchrieben hat, und in dem er ihr befahl, das zu tun, was die Patres vorhätten. All dies hat die Mutter Priorin geduldig wie ein Lämmlein angehört, aber als man ihr ſagte, ſie ſolle ihr Haupt, ihre Lende und auch die Füße entblößen, iſt ſie ſtark gekränkt geweſen. Sie hat die Hände zuſammengetan und emporgehoben und mit den Augen gegen Himmel geblickt. Sie zeigte ſich entſetzt, ſagte aber, ſie wolle tun, was ihr befohlen ſei. Darauf hat man ihr aufgetragen, zwei oder drei Frauen auf den Chor zu rufen und dieſe dort verweilen zu laſſen. Alsbald ſind drei alte Nonnen gekommen, die das hölzerne Gitter geöffnet haben. Das eiſerne Gitter blieb verſperrt, und an dieſes haben ſich die Priorin und die drei Frauen verfügt, ſo daß die Väter alles ganz deutlich ſehen konnten. Die drei Frauen haben dann der Priorin das Haupt entblößt, ohne ihr das Haar wieder wegzuſchneiden, da es erſt vor einigen Tagen auf Befehl des hochwürdigſten Herrn Generals abgeſchnitten worden war. Da haben wir bei einem brennenden Licht ganz deutlich geſehen, daß ſie ungefähr neun oder zehn Wunden von blutroter Farbe hatte, die ſo groß waren wie gläſerne Knöpfe. Bruder Johann nahm ein ſauberes Tüchlein von holländiſcher Leinwand, legte es auf die Wunden des Hauptes und be— fahl der Priorin, ihre Haube aufzuſetzen und ihm das Tüchlein dann wieder zu geben. Als wir von ihr Abſchied nahmen und die ſpäter zu meldenden Proben vorgenommen hatten, zog ſie das holländiſche Tüchlein unter ihrer Haube hervor, und es war darauf ein kleiner Tropfen Blut. Wir wiſſen ganz genau, daß dieſes Tüchlein rein war, als ſie es auf ihr Haupt gelegt hat, da Bruder Johann mit eigener Hand dieſes Tuch von einem nie gebrauchten Stück Leinwand heruntergeſchnitten hatte. Es iſt demnach offenbar geworden, daß die Mutter Priorin dieſe Wunden auf ihrem Haupt und echtes Blut darin hat. Dies haben wir beim Lichte einer angezündeten Wachskerze ganz deutlich geſehen. Dann wurde der Mutter Priorin geboten, ihre Lende zu entblößen, was ſie mit großer Ehrbarkeit und Keuſchheit getan hat. Sie hat die linke Seite, wo ſich die Wunde be— 111 findet, fo gezeigt, daß man bei Kerzenlicht das entblößte Fleiſch und daran die Wunde erblicken konnte. Dieſe iſt ungefähr einen Finger lang, faſt gerade, blut- oder rubin— rot, wie die Nägelmale an den Händen und Füßen, fie ift ungefähr einen Finger breit und hat in der Mitte einen kleinen Riß, wo die Farbe etwas lebendiger iſt als an den anderen Stellen. In der Mitte iſt die Wunde geteilt. Als nun Bruder Johann die Mutter Priorin fragte, ob dieſe Teilung ſich im Fleiſch befinde, hat ſie dies be⸗ jaht. Dies alles iſt deutlich bei Kerzenlicht wahrgenommen worden. Bruder Johann hat wieder ein Tüchlein von holländiſcher Leinwand genommen und über die Wunde getan. Die Priorin hat geſagt, fie wiſſe nicht, ob die fünf Tropfen Blut diesmal herausgehen würden, da dies meiſt an den Freitagen und ſonſt nicht geſchehe, aber zu Zeiten geſchehe es doch. Als wir weggehen wollten, gab die Priorin dem Bruder Johann das Tuch wieder. Es war ein wenig Blut darauf, aber nicht in Form eines Kreuzes, wie es an den Freitagen zu geſchehen pflegt. Dann haben wir der Mutter Priorin bei dem geiſtlichen Gehorſam geboten, die Füße zu entblößen, was ſie mit Hilfe der drei alten Frauen tat. Als wir mit dem Licht leuch⸗ teten, haben wir klar und deutlich geſehen, daß ſie oberhalb des Gerüſtes des rechten Fußes eine nicht ganz runde Wunde hatte. Dieſe war ſchön rubinrot und in der Mitte war ein Nagelkopf ſichtbar. In der Sohle hatte ſie eine runde Wunde von gleicher Farbe mit dem ſchwarzen Zeichen eines Nagels. Auf dem linken Riſt hat ſie ein der rechten Wunde gleiches Mal. Aber an der linken Sohle iſt die Wunde blutrot und zeigt einen ſchwarzen Punkt und nicht den Nagelkopf. Dies wurde deutlich geſehen. Dann hat Bruder Johann verlangt, daß fie ihm die Hand zeige, aus der vor wenigen Tagen Blut gefloſſen war, als fie das Buch in Händen hielt, auf das eine junge Frau ihr Gelübde tat. Sie wies die Hand vor, und es zeigte ſich eine etwas erhabene Wunde, die röter iſt als die andere. Es war deutlich zu merken, daß ſie dort beſonders empfindlich iſt. Während der ganzen Zeit ihrer Prüfung hat ſich die Priorin gehor⸗ ſam, geduldig und demütig im Ertragen alles deſſen gezeigt, was man von ihr be⸗ gehrt hat. Sie iſt durch Vorhalt geiſtlicher Sachen in ihrer Mühſeligkeit getröſtet worden und hörte fo fleißig zu, daß fie zweimal in Verzückung geriet. Erſtmals wurde ihr vorgehalten, daß die Schmerzen Chriſti unſeres Herrn am Kreuz viel größer 112 320179) via uıdıunoy 7! 7 49g g dhu¹ sry ,‘ 1 55 8 n ponowmmfuod um e vzosmnA7g0 a oll uon souuv SıgvzpmijuoD> OL H vim bu agnus vi sıyuvubau un, 2yg9gvzyF zv cuopuoſſop fm hbnfas auff, un ugugangap sn] v “YNIDEN WINYYIAH LA WTIONV ANAL Ad oLIVa Ad WITIVD LA W1LODS VIdVW geweſen find, als diejenigen der beiden Schächer, da die Zartheit des Leibes Chriſti nebſt anderem ihm viel größere Schmerzen bereitet habe. Während dieſer Rede iſt ſie von einem Schauder oder Zittern befallen worden, das eine gute Weile dauerte, bis ihr Bruder Luis de Granada beim geiſtlichen Gehorſam gebot, wieder zu ſich zu kommen, was auch alsbald geſchah. Als man ihr dann wieder geiſtliche Sachen ſagte, geriet ſie wieder in Verzückung, bis ihr wieder geboten worden, zu ſich zu kommen. Darauf wurde ſie vom Bruder Luis gefragt, was ſie inzwiſchen empfunden habe, ob ihr Verſtand und Willen tot oder lebendig geweſen ſei. Darauf antwortete ſie: „Lebendig.“ Dann wurde ihr geboten, zu ſagen, was ſie empfunden habe. Nach einigem Zögern ſagte ſie, daß Gott da geweſen ſei und mit ihm ein großer innerlicher Friede. Bruder Luis fragte ſie dann, wie ſie ſich verhalten habe, als ihr vor kurzem ihres Wunders halber Mühſeligkeiten und Verfolgungen angetan worden waren. Sie ſagte, daß ihr ihretwegen nichts daran gelegen ſei, es habe ihr nur um das Gewiſſen jener Perſonen leidgetan, die ihr übel nachgere det hatten. Bruder Luis fragte fie, welchen Troſt ihr der Gottesſohn in dieſer Mühſal gegeben hatte. Darauf erzählte ſie, daß er ihr zwei— mal große Gnade und Troſt erw ieſen habe. Das einemal ſei er ihr vor der Verfolgung mit einem gar großen Kreuz erſchienen und habe ſie gefragt, ob ſie dieſes tragen könne. „Mit Deiner Hilfe kann ich“, habe ſie erwidert. Darauf hat ihr Gott das Kreuz auf die Achſel gelegt, dieſes aber hat ſie ſo gedrückt und geſchwächt, daß ſie zwei Monate große Schmerzen und Zerknirſchung empfand. Das zweitemal ſei ihr Gott gar ſchön und glänzend erſchienen, aber auf der linken Seite ſtark blutend. Da ſei ſie gar ſtill und ruhig geworden, denen zum Trotz, die ihr übel nachgeredet hatten. „Lerne dulden von mir“, hat ihr Gott damals geſagt. Damit ſind wir von der Mutter Priorin geſchieden, die ſich mit großer Demut dem Gitter näherte und verlangte, den Brüdern Luis de Granada und Johann die Hände küſſen zu dürfen. Am folgenden Freitag iſt dieſes geſchehen: An dieſem Tage öffnet ſich die Wunde auf der Seite, und es geht Blut heraus. Wir hatten die Mutter Priorin gefragt, um welche Stunde das Blut am Freitag ausfließe und was ſie dabei empfinde. Sie antwortete, daß es um zehn Uhr zu fließen beginnt. Deshalb gingen wir am folgenden 8 Fuggerzeitungen 113 Freitag zur Mittagszeit, wo das Blut gewiß fließt, hin. Wir haben die Priorin wieder zur Geduld ermahnt, denn ihre natürliche Scham und Züchtigkeit und ihr eingezogenes Weſen und Handeln haben ihr Entſetzen darüber eingefllößt, daß ſie einen, wenn auch nur kleinen Teil ihres Leibes entblößen müſſe. Schon um zehn Uhr, ehe wir noch zu ihr gekommen, hat ſie ſchon ein doppeltes Tüchlein aufgelegt, welches ſie bei unſerer Ankunft aus der Bruſt hervorzog und uns übergab. An zwei Orten fanden wir die fünf Tropfen Blut in vollkommener Kreuzesform. Damit wir aber uns durch Augenſchein überzeugen konnten, hat ihr Bruder Luis de Granada befohlen, die Scapularia wegzutun, damit die Hände vor unſeren Augen entblößt blieben. Auch hat ſie ſich an der Seite entblößt, und da ſahen wir in der früher gemel deten Form die Wunde offen, die ſich am Freitag auftut, ſo daß das Blut ausfließt. Vor unſeren Augen hat Bruder Johann ihre Kleidung ein wenig auf die Seite getan und ihr ein vierfaches Tüchlein auf die Wunde gelegt. Dann haben wir mit ihr bald eine Stunde lang von geiſtlichen Dingen geredet, und nach dieſer Zeit haben wir ihr geboten, vor un— ſeren Augen die Bruſt zu entblößen. Wir haben dann das Tüchlein herausgenommen und fanden die fünf Tropfen Blut in den Falten, und aus der Wunde floß noch anderes Blut. Dann hat ſie in unſerer Gegenwart die Wunde mit einem Fetzlein geſäubert, das Bruder Johann an ſich genommen und behalten hat. Dies alles haben wir ſo deutlich geſehen, daß wir uns darob gar ſehr verwundert und Gott gedankt haben, daß wir mit unſeren Augen ein ſo vortreffliches Mirakel ſehen durften, das ſo klares Zeugnis gibt von den heiligen Leiden und Wunden unſeres Herrgotts. Dieſes Mirakel erfolgt unter den nachfolgend zu meldenden wunderbaren Umſtänden: Erſtlich geſchieht es an einem Freitag, an dem unſer Herrgott gelitten, und nicht an einem anderen Tag. Zweitens fängt das Blut an, um die zehnte Stunde zu fließen, um welche unſer Erlöfer gekreuzigt worden iſt und die Wunde empfangen hat. Zum dritten fließen die fünf Tropfen Blut aus einer Wunde, die von einem Speer iſt, und in Geſtalt eines Kreuzes. Es ſind nicht mehr und nicht weniger als fünf Tropfen Blut, alle von einer Größe, und ſie ſind ſo weit voneinander entfernt, wie wenn man ſie mit einem Cirkel ausgemeſſen hätte. Und dieſe fünf Tropfen fließen ſchon feit etlichen Jahren. Sie haben angefangen zu fließen am Heiligen Kreuzerfin— 114 dungstage des fünfundachtzigſten Jahres und haben nicht aufgehört, an jedem Frei— tag herauszugehen, ob die Priorin geſund, ſchwach oder krank geweſen iſt. Auch iſt es wunderbar und wohl zu merken, daß die Wunde, aus der dieſe fünf Tropfen ſich zei— gen, ſchon im fünften Jahre unverändert bleibt. Dies iſt wohl für ein Wunderwerk zu achten, denn wenn auch mit größter Geſchicklichkeit gehandelt würde, wäre es un— möglich, daß die Wunde ohne Anderung ſich jeden Freitag auf- und wieder zuſchließt. Wenn man alſo alles Vorgemeldete erwägt, muß man klärlich ſehen und bekennen, daß es übernatürlich und über alle Geſchicklichkeit und Möglichkeit der menſchlichen Natur erhaben iſt. Es iſt dies daher für ein wahres Mirakel zu halten, das allein Gott tun kann, um damit die Himmliſchkeit des Kreuzes und die Wunden unſeres Erlöſers zu beſtätigen, wie ja auch der ganze Glaube und die chriſtliche Religion auf dieſem Geheimnis begründet iſt. Ja, wäre dies nur ein- oder zweimal geſchehen, ſo wäre es genug, uns im Glauben zu bekräftigen. Das Wunderzeichen iſt aber, daß es ſo oft und ſo viele Jahre geſchieht. Eines der vornehmſten Mittel, die uns zum Glau— ben bewegen, ſind die Wunderzeichen der Kirche, die wir glauben, ohne ſie geſehen zu haben. Um wieviel mehr müſſen wir dieſes Mirakel preiſen, das wir mit Augen ge— ſehen und mit Händen gegriffen haben! Wir haben unter uns auch erwogen, zu welchem Zweck unſer Herrgott, der der Ur— heber dieſes Mirakels iſt, gewollt hat, daß zu den Wunden an den Händen und Füßen und an der Lende dieſe fünf Tropfen Blut dazukommen. Es hat uns gedünkt, daß dies einen Bezug auf die fünf Wunden unſeres Herrgotts und Erlöſers hat, und daß er dies angeordnet hat in dieſen Zeiten, wo die Bosheit regiert, die ſchlafenden Menſchen aufzuwecken, um ihnen ins Gedächtnis zu bringen, jene zu ſehen, die gelitten haben wegen der Sünde, und damit ſie verſtehen, ein wie großes Übel die Sünde iſt. Gott hat mit dieſen fünf Blutstropfen auch die Echtheit der Wunden beſtätigen wollen. Da es vom Teufel betrogene Leute gegeben hat, die die Wunden Chriſti haben nachmachen wollen, hat unſer Herrgott mit dieſem Mirakel ſeine Wunden be— kräftigen wollen, die nur ſchwerlich nachzumachen wären. Dies haben wir zu Pro— tocoll gegeben auf Befehl unferes hochwürdigſten Vaters und Generals Bruders Sixto Fabro de Cura und haben es unterſchrieben in Liſſabon am 4. Dezember 1587, g 115 8 Bruder Luis de Granada, Bruder Juan de la Curuas und Bruder Caſpar de Avero. Nun folgt eine andere Prüfung, die vorgenommen wurde, um die Farbe von den Wunden der Mutter Priorin des Kloſters zur Annunciation zu prüfen durch Bruder Luis de Granada und Bruder Caſpar de Avero, Generalprediger, am 10. Novem⸗ ber 1587 am St. Martinsabend. Uns, Bruder Luis de Granada und Bruder Caſpar de Avers, iſt die Bosheit etlicher Perſonen bewußt, die ein falſches Zeugnis aufgebracht und geſagt haben, daß die Wunden der Mutter Priorin mit Zinnober oder einer anderen Farbe gemalt worden ſind. Wir bekennen, daß uns der Eifer und die Begierde bewogen haben, dieſes öffentliche Ärgernis auszulöſchen, und deshalb find wir auf Anordnung der Vorge— ſetzten in das Kloſter gegangen, um die Wahrheit dieſer Sachen zu prüfen. Wir haben die Mutter Priorin in Gegenwart anderer geiſtlicher Frauen an das Fenſter⸗ lein der Schweſternſchaft kommen laſſen und haben ſie wegen des wider ſie ausgege⸗ benen falſchen Zeugniſſes getröſtet und das Beiſpiel unſeres Erlöſers und anderer Heiligen angeführt, die auch getröſtet worden ſind, beſonders die Heilige Katharina zu Siena, die für ein böſes Weib von falſcher, betrüglicher Heiligkeit gehalten worden iſt. Wir haben ſie zur Geduld ermahnt und geſagt, wenn das auch wehe täte, was wir vorzunehmen willens wären, ſo geſchehe es zur Ehre Gottes und ſei notwendig zum Unterdrücken des Treibens der Ungläubigen und Boshaften. Sie hat ſich mit großer Güte gehorſam erwieſen als eine Perſon, die in allen dieſen Ungewittern keine Veränderung, Entrüſtung oder Beſchwerde gegen die gezeigt hat, die ein ſo arges falſches Zeugnis gegen ſie gegeben haben. Sie hat auch geſehen, wie ihre Kloſterfrauen ſich betrübt und unruhig zeigten. Als ſie nun die Hände zu dem gedachten Fenſterlein heraustat, hat fie geſagt: „Nunc cognovi quoniam voluisti me, quoniam non gaudebit inimicus meus super me.“ Nach dieſen Worten hat Bruder Luis de Granada ein Tüchlein in ein Geſchirr mit Waſſer getaucht und angefangen, damit die Wunde zu waſchen und zu fegen, was nicht ohne große Schmerzen abging, die ſie leidet, wenn man ſie zunächſt dem Nagel anrührt. Als ſie nun an allen Orten der Wunde gar wohl gerieben worden war, iſt ſie an einer Stelle der Wunden beſonders ſtark gerieben 116 worden, und als ihr die Schmerzen ſtark zuſetzten, hat fie geſeufzt: „Oh Wunden meines Herrn Jeſu Chriſti!“ Darauf haben wir ein wenig ſtillgehalten, damit fie von den Schmerzen ausruhen könne. Aber wir haben alsbald wieder angefangen und haben dies drei- oder viermal in der Stunde getan, die wir bei ihr zubrachten. Die anderen Nonnen, die dabei geweſen ſind, haben großes Mitleid mit ihr gehabt, ſie getröſtet und zur Geduld ermahnt, um der Liebe willen, mit der dies alles gefchehe, Da ſchließlich weder am Tuch noch im Waſſer, in dem das Tuch genetzt worden iſt, noch an der Farbe der Wunden ſich eine Anderung erzeigte, haben wir aufgehört, ſie weiter zu quälen. Was ſie dadurch gelitten hat, war ſo groß, daß ſie zwei Tage lang mit den Händen nicht eſſen konnte. Dies können bezeugen die Schweſtern, die ſie be⸗ treut haben, nebſt vielen anderen Nonnen. Dies iſt das Zeugnis, das wir der Wahr⸗ heit zu geben ſchuldig ſind, gemäß dem uns gewordenen Befehl, und unterſchreiben wir dies mit unſeren Namen in Liſſabon am 10. November 1587. 84. Die große Armada wird ſeeklar gemacht“ Aus Madrid vom 18. Mai 1588 er letzte Curier aus Liſſabon bringt Nachricht, daß dortſelbſt ein Brief aus London angekommen. Daraus vernimmt man die Vorbereitungen, die dort gemacht werden. Das Volk ſoll nicht willig ſein, ſich zu Schiff zu begeben, und man vermutet, daß ſich die Katholiſchen bei Ankunft der Armada zuſammentun werden. Man argwöhnt auch, daß etliche Herren ihre Anführer ſein werden. In der Armada haben ſich viele Weibsbilder befunden. Der Herzog hat den Schiffs— meiſtern befohlen, ein Verzeichnis zu machen, wieviele deren jeder in ſeinem Schiffe hätte. Nach drei oder vier Tagen hat er ihnen befohlen, die Schr ift vor ihn zu bringen. Es hat ſich befunden, daß deren etwa über ſechshundert geweſen ſind. Sie ſind dann nicht allein von den Schiffen ans Land geſetzt, ſondern auch von Liſſabon weggeſchafft worden. Dies hat man vorgenommen, nachdem die Kriegsknechte ſchon alle zu Schiff geweſen ſind. Sie ſind deſſen übel zufrieden, ſind aber getröſtet worden, daß es in England hübſche Weiber gibt. 117 85. Bannfluch gegen Eliſabeth von England” Aus Salzburg vom 14. Juli 1588 as Kriegsweſen kehrt ſich nach England, und aus dem Frieden wird nichts. Die päpſtliche Heiligkeit hat in Gegenwart meines gnädigſten Herrn von Salz⸗ burg in der Kirche im Vatican eine Bulle öffentlich verleſen laſſen. Darin wird die Königin von England als eine längſt verurteilte Ketzerin ihres Königreichs, Landes und ihrer Unterthanen entſetzt. Die Unterthanen, weß Standes ſie auch ſeien, werden des Eides, wodurch ſie ihr bisher verpflichtet waren, enthoben. Der Papſt nimmt ihr auch alle bisher gebrauchten Titel, entblößt ſie ihrer Ehren und übergibt dieſe alleſamt dem König von Spanien. Dieſer ſoll ſich nun dafür als rechter, erwählter und be— ſtätigter König von England und Irland, als Beſchützer des katholiſchen Glaubens in dieſem Lande erweiſen. Er ſoll die Königin bekriegen und trachten, ihr Land und Leute unter ſich zu bringen. Seine Heiligkeit hat Seine Majeſtät als König von Spanien, England und Irland öffentlich ausgerufen und will ihm dieſen Titel für alle Zeiten geben, mit der Bedingung jedoch, daß Ihre Majeſtät dem römiſchen Stuhl mit einer gewiſſen jährlichen Penſion, gleich wie für das Königreich Neapel, tributär ſein ſolle, wenn ſie dieſe Provinzen bekomme. Damit Ihre Majeſtät dies umſo leichter könne, haben Ihre Heiligkeit derſelben eine Million Kronen zur Hilfe bewilligt. Den halben Teil für den jetzigen Auszug der Ar— mada, den anderen Teil, ſobald Ihrer Majeſtät Kriegsvolk den Fuß auf England geſetzt und einen namhaften Hafen eingenommen haben wird. 86. Ein Janitſcharen-Aufſtand Aus Venedig vom 22. Juli 1588 Büngſte Briefe aus Conſtantinopel melden, daß ſich dort unter den Janitſcharen Jene große Empörung gezeigt habe wegen einer Beſchwerde gegen ihren Aga. Damit nun ſolche Empörung nicht Argeres verurſache, hat der Großtürke den ge— dachten Aga gefänglich in einen gar tiefen Turm legen und vier ſeiner vornehmſten Ratgeber pfählen laſſen, dann hat er den Janitſcharen alsbald einen anderen Aga gegeben. 118 87. Ein Kunſtreiter am kaiſerlichen Hofe Aus Prag vom 31. Auguſt 1588 or wenigen Tagen hat ein Italiener vor der kaiſerlichen Majeſtät und den Erz— herzogen eine beſondere Geſchicklichkeit gezeigt. Zuerſt hat er im vollen Rennen einen perſiſchen Bogen hinter ſich und vor ſich abgeſchoſſen, dann iſt er im vollen Rennen ſo geſtanden, daß er einen Fuß auf die Erde geſetzt und ſich alsbald wieder in den Sattel begeben hat. Drittens iſt er im vollen Rennen im Sattel geſtanden. Viertens hat er im vollen Rennen einen Säbel gezogen und wieder eingeſteckt. Fünftens, als das Roß ſtark lief, iſt er mit dem Kopf auf dem Sattel geſtanden und hat die Füße über ſich getan. Sechſtens hat er ſich im vollen Rennen im Sattel nach hinten und vorne gekehrt. Siebentens hat er das Roß im Kreis herumgetummelt, iſt aufgeſtan— den und hat eine lange Stange auf den Kopf genommen. Die hat er mit dem Kopf und den Achſeln hin und wider regiert und geſchwungen wie ein Fechter mit ſeinen beiden Händen. Das Pferd, das er ſo ſtark gebraucht, hat nicht geſchwitzt und war dem Anſehen nach ein türkiſches. Dieſe Geſchicklichkeit hat Ihrer Majeſtät und den Erzherzogen wohl gefallen, und er hat auch eine große Verehrung dafür bekommen. 88. Proteſtantenverfolgung in Salzburg Abſchrift des Fürſtlich Salzburgiſchen Mandates die Religion betreffend vom 8. September 1588 ir Wolf Dietrich, von Gottes Gnaden Erzbiſchhof zu Salzburg, Legat des Stuhles zu Rom, tun kund und zu wiſſen: In unſerer Hauptſtadt Salzburg haben wir etliche unſerer Bürger und Inwohner unſerer alten, wahren katholiſchen Religion widerſpenſtig gefunden, die nach geſchehener treuherziger und väterlicher Ermahnung, Information und Unterweiſung trotz dem etliche Wochen lang gege— benen Termine auf ihrer gefaßten widerwärtigen Meinung ſtracks verharrt ſind. Deswegen erlegen wir ihnen auf, zur Verhinderung weiteren Unrats und Wider— wärtigkeit die Stadt und das Erzſtift zu räumen. Damit ſie wiſſen, wie es mit ihrem Wegziehen, ihrem liegenden und fahrenden Gut und ihren Handelsgütern be— ſchaffen iſt, haben wir folgende Artikel öffentlich publicieren laſſen: 119 Erſtens: Es iſt unſer ernſtlicher Wille, daß diejenigen, die ſich aus unferer Stadt Salzburg hinwegbegeben, alle ihre liegenden Habe und Güter vor ihrem Wegziehen in einen Anſchlag bringen und darin nichts verſchweigen oder unangezeigt laſſen. Dies gilt auch für die, die ſchon weg ſind. Dieſen Anſchlag haben ſie uns ſchriftlich zu über— geben. Wer ſich hierin ungehorſam zeigt oder etwas verſchweigt, deß Gut ſoll uns als ein fiscaliſches Gut verfallen, und unſerer Kammer zugeordnet werden. Damit die Abweſenden ſich nicht mit Unwiſſenheit behelfen, ſoll ihnen unſere ſtädtiſche Obrigkeit durch ihre Inleute oder eigene Boten dies zu wiſſen machen, ſonſt werden wir gegen die Verbrecher mit einer ſchweren Geldſtrafe verfahren. Zweitens ſollen fie ihre Häuſer und Güter, die fie in und um unſere Stadt haben, in Monatsfriſt Perſonen, die uns angenehm, entweder verkaufen oder nach dieſer Zeit um ein gebührliches Beſtandgeld ſo lange überlaſſen, bis ſie dieſe verkaufen können. Da wir nicht geſtatten werden, die Häuſer zuzuſperren oder aber ſchlechte Diener und Inwohner darin zu ſehen, werden wir ihre Häuſer und Gärten durch unſere ſtädtiſche Obrigkeit anderen einräumen und nach billigem Zins in Beſtand geben. Denn wir ſind als Herr und Landesfürſt nicht gewillt, unſere Hauptſtadt zum Teil öde ſtehen zu laſſen, ſondern wir wollen, daß ſie vollkommen bewohnt werde. Drittens ſollen diejenigen, die ſich der Religion wegen hinwegbegeben, fortan keiner bürgerlichen oder anderen Freiheit in unſerem Erzſtift fähig ſein. Sie ſollen hier auch nicht anders als andere Fremde und Ausländer gehalten wer den. Wenn aber jemand unter ihnen ſich künftig wieder zu der katholiſchen Religion begeben und den gebühren: den Gehorſam leiſten würde, ſo wollen wir ihnen alle Dinge in ihren vorigen Stand kommen laſſen. Mittlerweile ſoll es ihnen aber unverwehrt ſein, wie and ere Fremde und Ausländer ihre Güter und Waren durch unſer Erzſtift zu führen. Viertens ſollen ſie ſich in unſerer Stadt Salzburg und anderen Städten unſeres Erzſtiftes nicht unterſtehen, ferner zu handeln. Wenn ſie aber Schmuggel gebrauchen oder ihr Gewerbe mit ihren eigenen Dienern oder anderen Bürgern und Inwohnern unter irgend einem Namen betreiben, ſo ſollen uns ihre Waren fiscaliſch verfallen ſein. Fünftens ſoll ihnen unverwehrt ſein, ihrer Notdurft nach durch unſer Erzſtift zu reiſen. 120 Sie müſſen ſich aber unärgerlich verhalten und nur in den offenen Wirtshäuſern ein: kehren. Sie dürfen ſich auch ohne unfer und unſerer Räthe Vorwiſſen nicht länger als drei Tage, beſonders in unſerer Stadt Salzburg, aufhalten. Sechſtens: Was ſie in unſerem Erzſtift richtig zu machen haben, ſoll ihnen zu verrichten geſtattet werden, aber durch katholiſche Gewalthaber und nicht durch ſectireriſche Diener. Siebentens: Die, welche Gehabſchaften und Pflegekinder haben, ſollen die Pupillen— gelder überantworten und ordentliche Rechnung tun. An ihrerſtatt ſollen von der Obrigkeit katholiſche Gehaber eingeſetzt werden, welche die Pflegekinder im katholi— ſchen Glauben aufziehen. Achtens: Die abweſenden Pupillen, die an ſectireriſchen Orten aufgehalten werden, ſollen durch unſeren Stadtrat hiehergefordert und gebracht werden. Sie dürfen auch nur mit unſerem Vorwiſſen an fremde Orte verſchickt werden. Neuntens: Diejenigen, die ihre Gehabſchaften ſchon richtig gemacht haben oder mit ſolchen nicht beladen und wegfertig ſind, ſollen unſere Stadt Salzburg und unſer Stift in vierzehn Tagen nach dato räumen und ſich hier nicht betreten laſſen. Dies alles iſt unſer Wille, Meinen und Befehl. Zur wahren Urkund deſſen haben wir dieſes unſer Mandat mit eigener Hand unter— ſchrieben und gefertigt. Gegeben in unſerer Stadt Salzburg am 3. Tage des September nach Chriſti unſeres Herrn und Seligmachers Geburt im 1588. Jahr Wolf Dietrich m. p. 89. Duldung von Juden in Rom“ Aus Rom vom 24. September 1588 tliche Juden aus der Levante und anderen Otten ſind hier erſchienen. Sie ſollen der päſtlichen Kammer viel Geld anbieten. Man wird ihnen vermutlich Privi— legien geben, daß ſie im römiſchen Staat mit ihren Waren handeln dürfen. 121 90. Rückkehr des Weltumſeglers Cavendifh" Aus Mittelburg vom 6. October 1588 n England iſt Meſtre Candis, ein Edelmann, angekommen, der vor fünfund⸗ zwanzig Monaten mit zwei Schiffen und einer Pinaſſe auf eigenes Wag nis aus: gefahren iſt. Er iſt um die Welt längs der Magelhaesſtraße gefahren und hat im Südmeer neunzehn Schiffe beraubt, verbrannt und verſenkt. Er hat auf dem Lande zehn Städte verbrannt und den Spaniern großen Schaden getan. Er hat unter anderem eine große Galleone erobert, die von China nach Indien oder Peru fuhr. Sie war köſtlich mit Seide und anderem beladen. Dem vorgefundenen Inventar gemäß war die Fracht dreihundertfünfzigtauſend Ducaten wert. Von dem hat er das Beſte genommen, in feine zwei Schiffe geladen und den Reſt ſamt dem Schiff ver: brannt. Er iſt längs dem Cap der Guten Hoffnung nach Hauſe gekommen, bis an eine Million reich. Die zweihundert Mann, die er mitgehabt, ſind alle reich ge— worden. Der engliſche Graf von Cumberland ſoll auch eine ſolche Reiſe unternehmen wollen. 91. Kriegscontrebande Aus Antwerpen vom 12. November 1588 ie Königin von England hat die oſtländiſchen Seeſtädte bitten laſſen, kein Pech, Harz, auch keine Maſtbäume oder anderes Schiffsholz nach Spanien und Portugal führen zu laſſen. Im Falle des Zuwiderhandelns aber wird ſie ſolches con fiscieren laſſen, wenn es in die engliſchen Hände kommt. 92. Das Ende der „Großen Armada“ Bericht aus England von der ſpaniſchen Armada, empfangen am 19. November 1588 in Augsburg aus Hamburg. < ie Armada des Königs von Spanien ift aus Portugal hundertfünfunddreißig Segel ſtark abgefahren, nämlich: vier Galeazzen aus Neapel, vier Galleonen aus Portugal, zehn Victualienſchiffe, vierzehn Venediger, darunter etliche Galleonen. 122 3 1 Der Reſt waren große und kleine Schiffe. Am 5. Juli ift die Armada in Coruna angekommen und wollte von dort nach Flandern fahren, um ſich dort mit dem Her— zog von Parma zu vereinigen und dann in England einzufallen. Damals lag aber die engliſche Armada in Plymouth. Als ſie nun ſeit acht Tagen von Coruna ausgelaufen war, iſt ſie zu Oſtende angekommen und dann unter England, wo fie vier bis fünf Tage mit der engliſchen Armada ſchar— mützelte. Da haben die Engländer zwei Schiffe bekommen. Auf dem einen war Don Pedro di Mendoza, den ſie nach England gefänglich eingebracht haben. Durch Un— gewitter haben fie unter England vier portugieſiſche Galleonen verloren, die an der franzöſiſchen Küſte geblieben ſind. Dann ſind ſie weitergeſegelt und haben vor Calais Anker geworfen, da ſie nicht mehr nach Dünkirchen kommen konnten. In Calais wollten ſie den Herzog von Parma erwarten. Der hat ihnen aber zu wiſſen getan, er könne nicht vor dem achten Tag fertig werden. Der Admiral hat darauf geantwortet, er wolle wieder nach Spanien ſegeln. Unterdeſſen ließen die Engliſchen etliche brennende Feuerſchiffe gegen die ſpaniſche Armada laufen, worauf dieſe gezwungen wurde, ihre Ankertaue abzuhauen und davonzueilen. Damals hat jedes Schiff zwei Anker im Stich gelaſſen und vier von den größten Galeazzen ſind vor Calais geſcheitert und zerbrochen. Am andern Tag um acht Uhr ſind beide Armaden wieder zuſammen— geſtoßen und haben acht Stunden lang ſtark aufeinander geſchoſſen. In dieſer Schlacht haben die Spaniſchen vier Schiffe verloren, nämlich zwei portugieſiſche Galeazzen, ein Schiff aus Biscaya und noch ein anderes. Alle vier ſind zugrundegegangen. Drei große Venediger Schiffe blieben an den Küſten von Flandern zurück und waren in großer Gefahr, unterzugehen. Die von Vlieſſingen haben zwei davon bekommen, das dritte iſt zugrundegegangen. Auf dem einen befand ſich der Generaloberſt der Garniſon von Sevilla. In der Schlacht vor Calais haben die Spanier, wie die Gefangenen berichten, viertauſend Mann verloren, darunter den Generaloberſten der Cavallerie von Neapel und Sevilla. Damals follen die Spaniſchen noch hundertzwanzig Schiffe gehabt haben, obwohl etliche nur hundertzehn zählen konnten. Die große Galleone, die vom Herzog von Florenz geſchickt worden iſt, hat man nach der Schlacht vor Calais nicht mehr geſehen. 123 Hernach ſind fie fortgefegelt und von den Engliſchen fünf Tage lang bis unter Schott: land verfolgt worden. Dort haben ſie ihre Soldaten überzählen laſſen und gefunden, daß fie ſchon achttauſend Mann verloren hatten. Die waren teils erſchoſſen, teils an Krankheiten geſtorben. Von da ſind ſie nach Irland geſegelt, ohne Lebensmittel ein— zunehmen. Unter Irland verloren ſie zwei Schiffe, eines hieß San Sebaſtian, das andere San Mathias, auf denen waren vierhundertfünfundſechzig Mann. Weil ihrer Flotte das friſche Waſſer mangelte, haben ſie unter Irland viel Pferde und Mauleſel über Bord geworfen. Als ſie von Irland abſegelten, hat der Oberſte Ge— neral, Duca de Medina Sidonia, jedem Capitän befohlen, feinen Curs nach Coruna oder dem erſten ſpaniſchen Hafen zu nehmen. So ſind ſie zehn Tage zuſammen ge— ſegelt. Dann iſt der Duca de Sidonia mit ſiebenundzwanzig Schiffen durch Un— gewitter von ihnen abgekommen, man wußte nicht wohin. Als die Armada das legte: mal noch beiſammen geweſen, war ſie nicht mehr ſtärker als achtundſiebzig Schiffe. Von den großen Galeazzen haben fie keine bei ſich gehabt. Zwei Schiffe von denen des Duca de Sidonia ſind geſtrandet. Es wurden nur zwei oder drei Perſonen des Kriegs— volkes gerettet. Sie ſagen, daß der oberſte Admiral nur mehr fünfundzwanzig Faß Wein, wenig Brot und kein Waſſer bei ſich hatte. Seine Maſten waren vom Ge— ſchütz ſehr ſchwach geworden, dadurch konnte man nicht alle Segel ſetzen. Der Her— zog hatte auf ſeinem Schiff drei engliſche Piloten. Am 10. September ſtrandete abermals bei Irland ein großes Schiff von fünfhundert Laſten, Maria della Roſa genannt. Auf dem war der Obriſt Michael Oquendo, General eines Teiles dieſer Flotte. Auch war darauf der Prinz von Ascoli, der Baſtardſohn des Königs von Spanien, der achtundzwanzig Jahre alt iſt. Außerdem waren noch zehn vom Adel, ſieben Capitäne und fünfhundert Soldaten darauf. Die ſind alle umgekommen, aus⸗ genommen ein Pilot, der ſich auf einer Planke gerettet hat. Er ſagt, daß des Königs Baſtardſohn vor Calais auf dieſes Schiff gekommen. Darauf waren fünfzig Ka: nonen und fünfundzwanzig andere metallene Geſchütze, ſowie fünfzehntauſend Du— caten und Silberrealen und viel Gold. Am ſelben Tage haben zwei große Schiffe in Irland achthundertfünfzig Mann ans Land geſetzt, davon find ſiebenhundert umge | kommen, der Reſt iſt gefangen. Die Schiffe ſind geſtrandet. Am 12. September iſt | 124 | ein großes Schiff geſtrandet. Da wurden dreizehn Edelleute gefangen und vierhundert Mann haben ſich ans Land gerettet. Von einem anderen Schiff ſind achtundſiebzig Tote ans Land geworfen worden. Von einem geſtrandeten Schiff ſind drei Edelleute, ein Biſchof und neunundſiebzig Söldner gefangen worden. Der Reſt iſt verdorben. Am 17. September find zwei große Schiffe, Sanct Johann und Sanct Martin genannt, umgekommen. Der Admiral war de Ricaldo und ſein Schiff war faſt das größte der Flotte. Da waren achthundert Soldaten darauf, ſechzig portugieſiſche und vierzig Biscayaer Schiffer. Sie waren ſchon bei vier Tage lang in Hungersnot geweſen. Dann iſt noch eine Galleone von vierhundertfünfzig Laſten umgekommen, darauf war ein welſcher Markgraf und die alte Garniſon von Neapel und Sevilla. Darauf war auch Don Alonzo de Layba, Meſtre de Campo der Cavallerie von Mailand. Am 18. September iſt aus Irland die Zeitung gekommen, daß ſehr viele tote Körper an das Land geworfen worden ſind. 93. Verbot der Trauer in Spanien Aus Mittelburg vom 14. November 1588 us Irland ſoll man Zeitung haben, daß dort noch neun Schiffe von der ſpaniſchen Armada verdorben ſind. Davon ſollen ſich noch ſechzehnhundert Mann am Leben befinden, denen ſtehen die Irländer bei. Deshalb hat die Königin von England ſechs— hundert Mann dahin geſchickt, um dieſem Volk Widerſtand zu tun. Aus Sicilien kommt das Aviſo, daß der General Duca de Medina in Sevilla eine Proceſſion getan hat wegen ſeiner Rückkehr. Von der ganzen Armada fehlen noch an neunzig Schiffe, und es iſt in Spanien verboten worden, daß niemand ſeine Freunde, die auf der ſpaniſchen Armada geblieben ſind, beweinen darf. Es ſind auch vierzigtägige Faſten angeſtellt worden, damit die noch ausſtehenden Schiffe heimkommen. 125 94. Brief aus Oſt-Indien“ Brief aus den Orientaliſchen Ind ien, der am 15. December 1588 in Augsburg empfangen wurde. m vergangenen Monat Januar haben die Portugieſen eine Armada nach der Küste von Melindo geſandt, weil dort vor einem Jahr die Türken großen Schaden getan haben. Man hat ſie auch dieſes Jahr erwartet. Sie ſind aber nicht gekommen. Weil nun dort etliche Schlöſſer den Türken Gunſt gegeben haben, hat die Armada deren drei in den Grund abgebrannt und alles Volk, was über fünf Jahre alt war, getötet. Einem König hat man den Kopf abgeſchlagen und denſelben hieher geſandt. Andere Schlöſſer haben Gnade begehrt und ſich mit dem Capitän verglichen. Als nun dies alles zur Ruhe gebracht worden war, iſt die Armada vor zwei Monaten wieder hieher gekommen. Nach Malacca iſt im April auch eine Ar— mada abgegangen. Dort hat der König von Gior die Stadt belagert, die in großer Gefahr geftanden iſt. In einem Monat ſollen die Schiffe wieder zurückkommen. An dieſer Stadt iſt viel gelegen wegen der Schiffahrt nach China, Japan und den Mo— luccen, weil dort die Schiffe in den Hafen laufen müſſen. Da die Moluccen ſich in Revolte befinden, ſind von dort im vergangenen Jahr zwei Galleonen mit nur wenig Gewürznägeln gekommen. Es wird ziemlich viel Kriegsvolk dahingeſandt, aber meiſtenteils dort begraben, weil die Mohren fie mit Gift töten. Ceylon iſt acht Mo: nate lang von dem König Rag zu Waſſer und zu Land belagert geweſen. Dorthin hat man im September großen Succurs geſandt, der aber bisher wenig ausgerichtet hat. Es ſteht in großer Gefahr, und es ſoll täglich eine Armada von Goa hingeſandt werden. Gott verleihe gutes Verrichten, da an dieſer Feſtung dem hieſigen Land am meiſten gelegen iſt, weil es die reichſte Inſel auf dieſer Küſte iſt, und weil alle Schiffe, die von China, Malacca, den Moluccen, Bengalen hieherkommen, dort einlaufen müſſen. Man will ausgeben, daß in der Straße von Moqua zwölf oder mehr Ga—⸗ leeren mit Türken ſein ſollen, wohin ſie wollen, weiß man noch nicht. Es iſt aber die Vermutung, daß ſie nach der Küſte von Melindo wollen, wohin im Jänner wieder eine Armada gehen ſoll. Hier, an der Küſte von Dug bis zum Cap von Camerin gibt es viele Seeräuber, die großen Schaden tun, Schiffe nehmen und viele Portu— gieſen töten. Man kann ihnen aber wegen der vielen anderen Geſchäfte nicht wehren. 126 95. Ein Kurpfuſcher Aus Straßburg vom 12. December alten Stils 1588 E. iſt einer hier, der heißt Caſpar Hartenfels und nennt ſich Theophraſtiſta. Er wird von unſeren Arzten als Mörder angeklagt. Sie führen viele Zeugen gegen ihn. Ich glaube, er wird nicht lange mehr hierbleiben. Die Stadt Nürnberg hat ihm auch die Tür gezeigt und ihn abgeſchafft. Seine Hausfrau ſoll bei gebärenden Wei— bern eine berühmte wohl zu gebrauchende Frau ſein. 96. Der Peterspfennig Aus Rom vom 16. December 1588 n den vergangenen Tagen hat der Papſt abermals ſechzigtauſend Goldkronen N in das Caſtell legen laſſen, ſo daß ſich nunmehr vier Millionen an barem Gelde dort beiſammen befinden. 97. Die Ermordung der Guiſen Wie ſich die ſchreckliche Mörderei am vergangenen 23. und 24. December 1588 in Frankreich zugetragen hat. m jüngſt vergangenen 15. September iſt durch König Heinrich, den Dritten die— ſes Namens, in Frankreich ein Reichstag ausgeſchrieben worden, auf welchem alle geiſtlichen und weltlichen Stände zuſammenkommen und beratſchlagen ſollten, wie Friede und Einigkeit ſowohl in Religionsſachen als auch im politiſchen Regi— ment erzielt werden könnte. Die Stände ſind aber erſt eine gute Weile nachher er— ſchienen, und die Hugenotten, und die, die dem von Navarra zugetan, haben Wege gefunden, das Vorhaben der Katholiſchen zu verhindern. Sie wollten, daß der Bann und die Excommunication des Papſtes von Rom gegen den König von Navarra ins Werk geſetzt werde, auf daß dieſer und ſeine Nachkommen nimmer zur Krone von Frankreich gelangen können. Nun trägt ſich aber zu Blois allerlei zu. Jede Partei will den König auf ihre Seite ziehen. Wie nun der König ſich von beiden Seiten bedrängt gefunden, hat er letztlich zur Wiederbringung feiner verlorenen Reputation die folgende greuliche und erſchreckliche Mordtat zugelaſſen: 127 Am 23. December fordert der König zu Blois den Herzog von Guiſe zu ſich, weil er mit ihm hochwichtige Sachen zu reden und zu handeln habe. Dieſer kommt an demſelben Tage, einem Freitag, am Morgen um 8 Uhr zum König. Wie er aber den Saal vor des Königs Kammer betritt, um zum König hineinzugehen, ſpringt einer, der dazu beſtellt geweſen und hinter der Tür gewartet hat, hervor und gibt ihm von rückwärts mit einem Dolch zwei oder drei Stiche in den Rücken. Darauf ſind noch etliche von den Trabanten des Königs hinzugekommen und haben ihn totgeſchlagen. Dies alles im Beiſein des Königs. Darauf hat der König den Befehl gegeben, den Cardinal von Guiſe, den Bruder des ermordeten Herzogs, zu ermorden und viele andere Herren, darunter den Prevoſt der Kaufleute von Paris, zu verhaften. 98. Ein Wunder in Weimar“ Aus Weimar vom 20. Januar alten Stils 1589 llhier wohnt ein Bürger namens Nikolaus Walhelm, feines Handwerks ein Beutler. Er hat eine Stange von einem Hirſchhorn mit ſechs Zinken, welches ſeit vierundzwanzig Jahren auf keinem Hirſchen geſtanden und ſeit faſt zwanzig Jahren unter anderen Hirſchhörnern auf dem Boden gelegen hat. Es iſt dem Beutler geſchenkt worden, und er hat es am 18. September des jüngſten Jahres 1588 zu Mittag um 12 Uhr mit einer Klammer durchbohrt und in ſeiner Stube angeſchlagen. Am ſelben Abend um acht Uhr fängt das Hirſchhorn an der Wand von ſelbſt aus der unterſten großen Zinke zu bluten an. Dies treibt es die ganze Nacht, auch den folgenden Donnerstag bei Tag und Nacht bis Freitag um ſechs Uhr vormittag. Das Blut iſt auf eine Bank getropft und läßt ſich von der Bank und der Wand mit keinem Waſſer oder Lauge abwaſchen, weil es ſich tief eingefreſſen hat. Zuletzt hat die ganze Stange geblutet, und ſo ſtark, wie es aus einem ſolchen Horn nie ge— blutet hätte. Dies haben unſere Prädicanten, desgleichen viele vom Adel wie auch Bürger und Bauern, über vierhundert Perſonen, geſehen. Die Regierung hat das Horn wieder abbrechen laſſen, und die alte Herzogin hat das Horn zu ſich bringen laſſen, wo es noch iſt. Gott weiß, was dies zu bedeuten hat. 128 L er aber, er procerum BH in C. e 23 er 24. Den Anns 1988. NR 8 2 g ä 5 8 5 cer Duca Su Fete milerrama cades Schau an des Hera von Guk nerd Tötg, verendorum vimcla neresq, patrum . Did anden Herz an 25 e. e fir cagſis rei, non es? tibi direre neffra: 1 Des Bandes Ne nell. 448 ich O. 2 ei? fünmı onde ra Dei. fein rebt JIE Gottes gerichf 13. Der Guiſenmord in Blois 99. Wahrhafte Beſchreibung der fürnehmſten und befonderen Orte von Conſtantinopel Undatiert aus dem Jahre 1589 rn Conſtantinopel find 4492 große Gaſſen, in deren jeglicher befondere Kirchen ſind, die ſie auf türkiſch Moſchee nennen. Der Gaſſen aber, wo keine Kirchen ſind, ſind 2185. Zu Conſtantinopel ſind auch ohne die obgemeldeten Kirchen noch größere, welche wohl Pfarrkirchen genannt werden. Gleichfalls ſind in der Stadt 442 Kirchen, wo die Chriſten ihren Gottesdienſt verrichten dürfen. Dann befinden ſich dort 100 Spitäler, ferner 895 Badſtuben, die auf türkiſch Hamam genannt werden. Dann ſind dort 942 Brunnen oder Waſſerkäſten, deren Waſſer herrlich zu trinken iſt. Ohne die Bäckerhäuſer haben ſie noch 275 gemeine Backöfen, dann ſind 585 Getreide— mühlen. Sie haben auch 20 Märkte, wo allerlei Speiſe und andere Sachen verkauft werden. In 15 Häuſern werden die Fremden und der Pilger Mauleſel beherbergt. Dann ſind 418 Wirtshäuſer dort, wo die Fremdlinge verpflegt werden. Sie haben auch 115 befondere große Schulen, wo fie mancherlei vortreffliche Kunft und Sprachen lernen können. Dann haben ſie 165 gemeine Kinderſchulen. Die Stadt hat 24 Tore, und auf der Stadtmauer ſind 360 große hohe Türme. Im Umkreis hat die Stadt 18 welſche Meilen, das ſind bei drei deutſche Meilen. 100. Engliſcher Überfall auf Coruna Copie eines Schreibens eines engliſchen Capitäns nach London an den Herrn eng— liſchen Secretär über den Einfall des Drake in Coruna. Geſchrieben am 6. Mai 1589 ir ſind mit Gotteshilfe am 7. April in Coruna angekommen und haben am ſelben Tag eine Anzahl unſeres Kriegsvolkes ans Land geſetzt und ungefähr zwei Meilen von der Stadt in verſchiedene Haufen verteilt. Sie ſind in guter Schlachtordnung bis auf einen Musketenſchuß vor die Feſtung gekommen. Am nächſten Tag haben wir ungefähr hundert Pinaſſen und Barken mit Volk und Ge— ſchütz um Mitternacht zwiſchen den Schiffen und der Feſtung durchgeführt, das Volk ans Land geſetzt und zwei große Geſchütze auf den Feind abgeſchoſſen. Darauf iſt bald mit großem Geſchrei und ſcheußlichem Schießen der Sturm erfolgt. Da Fuggerzeitungen 129 haben die Feinde ihre Schanzen verlaffen und find ins Gebirg geflohen. Dann haben wir mit vielem Schießen den Feind ſtets munter gehalten und einen großen Teil der Stadtmauer mit grobem Geſchütz zerſchoſſen. Im Hafen haben wir zwei Galleonen gefunden, darunter ein wunderbar großes Schiff, auf dem 52 Stück grobes Geſchütz geweſen find. Dieſes haben wir angezündet, aber das Geſchütz ge⸗ nommen. Dann haben wir noch ein großes Schiff aus Biscaya, etwa 500 Laſten groß, genommen, das mit kupfernen und eiſernen Stücken wohl ausgerüſtet war, dann noch einen Hulk von 300 Laſten, auch wohlverſehen mit Geſchützen, und über— dies noch viele andere Schiffe. Wir haben dem Feind alles in allem 140 Stück grobes Geſchütz abgenommen. In der Stadt haben wir ſehr viel Weizenmehl, ge— ſalzenes Fleiſch, Fiſche, Wein, Ol, Zwieback, Pulver, Blei, Anker, Segel, Hanf und dergleichen gefunden. Dies alles war hierher geſtellt, um die königliche Armada, die am letzten dieſes hier hätte fertig ſein ſollen, damit zu verſehen. Nachher haben die Unſeren das Land ungefähr ſieben bis acht Meilen rundum verheert. Sie haben hin und wieder über 2000 ſpaniſche Soldaten in Haufen angetroffen, die aber die Flucht ergriffen. Wir hoffen zu Gott, daß wir mit ſeiner Hilfe an anderen Orten das Gleiche tun werden, damit der Hochmut der Spanier über die ganz geringe Inſel England gedemütigt werde. Der Proviant und die Munition iſt den Unſeren wohl zuftatten gekommen. Nachdem wir in dieſen Tagen in Erfahrung gebracht, daß unſere Feinde etwa 8500 Mann ſtark ſich ungefähr vier Meilen von hier an einer Brücke verſchanzt haben, iſt ihnen der General in guter Schlachtordnung entgegengezogen. Nach langem Scharmützeln hat er den Feind in die Flucht getrieben, ihm 400 bis 500 Mann er— legt und die Flüchtigen noch eine halbe Meile weit verfolgt. Die haben über 3000 Rüſtungen und allerhand Wehren zurückgelaffen. Die Unſeren haben noch viele Pferde und Mauleſel bekommen und das Land auf acht Meilen in der Runde durch Verbrennen übel verheert. 130 19 I “ 101. Ermordung Heinrichs III.“ Bericht über die Entleibung des Königs von Frankreich, undatiert A. erſten Tag des Monats Auguſt hat ſich ein ziemlich junger Dominicaner— mönch nach St. Cloud, wo der geweſene König war, mit einem Paß des Gra⸗ fen von Brienne, der von den Pariſern gefangen gehalten wird, verfügt. Bei ſeiner Ankunft hat er bei der Wache angezeigt, daß er dem König etwas zu ſagen habe. Der König hat Befehl gegeben, ihn anzuhören und des andern Tags davon Bericht zu tun. Der Generalprofos hat auf Befehl des Königs den Mönch logiert und wohl tractieren laſſen. Der Mönch hat geſagt, er wolle dem König großen Dienſt erweiſen. Am nächſten Tag hat der Generalprofos den Mönch in des Königs Kammer ge— führt. Weil daſelbſt etliche Perſonen waren, hat der Mönch begehrt, mit dem König im Geheimen zu reden. Der hat ihn in ſein Cabinett geführt und dort etliche Zettel, die ihm der Mönch präſentierte, geleſen. Als der König den letzten Zettel geleſen, hat er den Mönch gefragt, ob er keinen mehr habe. Der hat geantwortet „Ja“, und hat ſtatt des Zettels ein kurzes, zwei Finger breites Meſſer aus dem Ärmel gezogen und es dem König unter dem Nabel in den Bauch geſtochen. Das hat er darin ſtecken laſſen. Der König hat das Meſſer ſelbſt herausgezogen und dadurch die Wunde größer gemacht. Er hat dann dem Mönch mit dem Meſſer einen Stich zugefügt. Auf ſein Schreien ſind Etliche in das Zimmer gekommen, darunter la Baſtida, der den ſeligen Guiſe ermorden geholfen. Er hat dem Mönch mit ſeinem Dolch einen Stich zugefügt. Auch ein Trabant hat ihm mit feiner Hellebarde einen Stich ge: geben, ſo daß der Mönch tötlich verwundet war. Er hat noch geſagt, daß er nicht gehofft, ſo leidlich davonzukommen. Nach ſeinem Tod iſt er geſchleift, von vier Pfer— den zerriſſen und dann verbrannt worden. Der König hat nicht gedacht, an der emp⸗ fangenen Wunde zu ſterben. Er iſt in feiner Kammer hin: und herſpaciert und hat ſich ſeinen Dienern und dem Kriegsvolk am Fenſter gezeigt. Als er aber um vier Uhr abends außergewöhnliche Schmerzen empfand, iſt er von den Arzten viſitiert worden, die den Schaden ſehr gefährlich fanden. Sie haben ihn clyſtiert und bemerkt, daß ein Darm angeſtochen. Die Wunde iſt ſchwarz geworden, und der König iſt von der 2 131 Gefahr verſtändigt worden. Er hat es erft nicht glauben wollen, weil er fich ziemlich wohl befand. Er iſt dann allgemach ſchwach geworden, und man hat einen Capu— ciner geholt, ihn zu tröſten. Als dieſer aber kam, hat der König nicht mehr geſprochen. Am zweiten dieſes Monats nach Mitternacht iſt er geſtorben. Der Leib iſt noch nicht begrahen, und man hat denſelben nach Senlis geführt. Man meint, er habe den König von Navarra erſucht, er wolle ſeinen Tod nicht an der Stadt Paris rächen. Man erzählt, daß der Mönch nicht weit von Paris gepredigt und dabei öffentlich geſagt, er werde den König ums Leben bringen. Wenn er auch verbrannt und in vier Stücke zerriſſen werde, würde er keinen Schmerz empfinden. Der König von Na— varra iſt noch in Saint Cloud und belagert die Pariſeriſchen ſo viel als möglich. Er hat ſich zum König von Frankreich gemacht und wird von den Seinigen ſo genannt. Er verſucht alle Mittel, um die vom Adel und gemeinen Volk an ſich zu bringen. Der Rat von Paris hat den Cardinal von Bourbon, welcher im Schloß von Chion noch gefangengehalten wird, zum König erklärt. Der König von Navarra will nach Rheims gehen, ſich dort krönen laſſen und der drei königlichen Städte ſich bemächtigen. 102. Wieder ein Hexenbrand Aus Schwab⸗München vom 5. September 1589 achſtehend abermals ein urgichtliches Bekenntnis einer Unholdin, die geſtern hier verbrannt worden iſt. Ihre Geſpielin, die mit ihr gefänglich eingezogen und eine ziemlich reiche Bäuerin von Bobingen geweſen, iſt vergangenen Samstag im Gefängnis geſtorben. Wie man ſagt, hat ſie ſeit vier Tagen weder gegeſſen noch ge— trunken und ſich vernehmen laſſen, ihr Geſpann habe ihr es verboten. Sie hat ihm auch ſtets zugerufen, ſie zu holen. Sie hat von Gott und geiſtlichen Sachen nichts hören wollen. Die geſtern Juſtificirte hat aus dem Stroh, auf dem ſie gelegen, ein Bändlein gemacht und ſich um den Hals getan, um ſich damit zu erhängen. Man hat fie aber davor bewahrt, als man ihr zu Eſſen brachte. Man hat gemeint, die Ver: ftorbene ſolle mit der anderen verbrannt werden, aber weder ich noch Andere haben etwas von ihr geſehen. Sie muß heimlich hinausgeführt, wie man meint, unter dem 132 Scheiterhaufen verborgen gelegen und mit der anderen verbrannt worden fein. Dieſe Unholdinnen ſollen noch über viele ausgeſagt haben, die auch alle werden herhalten müſſen. Wie mir einer ſagt, hat man auch geſtern früh vor Tag wieder vier ſolche von Bobingen gefänglich eingebracht. Man ſagt auch, daß ſie dann auf die Schönen greifen werden, wenn ſie die Unflätigen und Häßlichen hinweggebelzt haben werden. Unter den Vieren ſoll eine vermögliche Wirtin ſein. Der Biſchof will in ſeinem Gebiet dies ganze Ungeziefer ausrotten, weil auch in Dillingen wieder ſolches zu ſpüren ſein ſoll. Da wird er wohl eine Weile genug zu ſchaffen und zu brennen haben, und zuletzt vielleicht einen Teil vom Adel in goldene Ketten legen laſſen. Urteil Die gegenwärtige, öffentlich vorgeſtellte, leidige Weibsperſon, Anna Schelklin, nach— gelaſſene Witwe des weiland Hans Schelkl zu Bobingen, hat ſich durch den leidigen Satan ungeachtet der Gnaden Gottes ſchändlich betrügen und verführen laſſen. Sie hat ſich mit ihm in Unzucht häufig vermiſcht und dadurch den Eheſtand in hoch— verbotener, ſodomitiſcher Weiſe gebrochen und ungefähr über dreißig Jahre lang der verfluchten Hexerei ſich ergeben. Sie hat Gott und alle himmlichen Heerſcharen, wie auch die Taufe verleugnet und ſich anſtatt des Zeichens des Herrn vier Hand- und Merkzeichen des Teufels auf ihren Leib einzeichnen laſſen. Sie hat ſich alſo von den felig- machenden Gnaden unzweifentlich verführen laſſen und dem teufliſchen Reich unter— werfen wollen. Sie hat mit dieſer ihrer Hexerei vielen kleinen unſchuldigen Kindern, Menſchen, Roß und Vieh Zerſtörung, Schaden und den Tod zugefügt und auch das liebe Getreide auf dem Felde oft verheeren und verderben geholfen. Deshalb iſt durch die Richter dieſes Fleckens Schwab⸗München mit einhelligem Urteil zu Recht erkannt worden, daß Anna Schelklin dem Nachrichter überantwortet, von demſelben auf die gewöhnliche Richtſtatt geführt und daſelbſt ihrer ärgerlichen, hochſtrafbaren Untaten halber mit dem Feuer vom Leben zum Tod gerichtet werden ſoll. Ihr Hab und Gut verfällt dem Fiscus Ihrer fürſtlichen Gnaden des hochwürdigen Herrn Herrn Marquard Bifchofs zu Augsburg und Dompropſtes zu Bamberg. Es hüte ſich ein jeder vor ſolchem greulichen Laſter! Ermahnung an die nachſtehend Genannten. 133 Hiedurch ermahne ich alle amtsangehörigen Leute, Knechte, Bürger, Unterthanen und Verwandte, weß Standes auch immer, meines gnädigen Fürſten und Herrn und beſonders dieſes Fleckens bei ihren Eiden und Pflichten, daß ſie die Vollziehung dieſes Urteils beſch irmen helfen. Wer ſich aber unterſtünde, dieſe Execution mit Ge— walt zu verhindern, gegen den ſoll in gleicher Weiſe verfahren und gehandelt werden. Des wegen hüte ſich ein jeder vor Schaden! 103. Heinrich IV. beſteigt den Thron Aus Rom vom 2. September 1589 A. Frankreich hat man die Beſtätigung, daß der von Navarra das große Wap⸗ pen Frankreichs angenommen hat. Er läßt ſich öffentlich König von Frankreich nennen und ſchreiben. Den Körper des jungen ermordeten Königs Heinrich hat er zu Senlis begraben laſſen. In Paris hat man in allen Pfarrkirchen Exequien für den Jacques Clement, der den König umgebracht hat, gehalten. Man glaubt, die Pariſer wollen ihm eine Statue als Befreier des Vaterlandes zum ewigen Gedächtnis errichten laſſen. 104. Deutſche Hilfstruppen für Heinrich IV. Verzeichnis, was die proteſtantiſchen Chur- und Fürſten dem König von Navarra an Reitern, Fußknechten, grobem und Feldgeſchütz bewilligt Reiter Landsknechte grobes Geſchütz Feldgeſchütz Sachſen 4000 8000 16 — Braunſchweig u. 4 Grafen 3000 5000 10 — Heſſen und 4 Grafen .. 2000 4000 5 12 Herzog Johann Caſimir und loſe cg, 2000 4000 5 12 macht 11000 21000 36 24 134 Reiter Landsknechte grobes Geſchütz Feldgeſchütz e EEE FAR 11000 21000 36 24 Brandenburg und 8 Örafen 3000 6000 14 20 enn 1000 — 6 10 Wiettem berg 1500 3000 6 12 Königin von England... 1000 6000 — 12 Schottland und Dänemark 2000 3000 — — in Summa 19500 39000 62 78 105. Der große Goldmacher Bragadini” Aus Venedig vom 1. November 1589 uer Gnaden werden ohne Zweifel aus den wöchentlichen Berichten vernommen haben von einem mit Namen Marco Antonio Bragadini, der mit ſeinem Zu— namen Mamugnano heißt. Er iſt der Baſtard eines hieſigen Edelmannes und auf Cypern geboren. Er ſoll aus ſchlechtem Stoff Gold machen können. Unſere Herr ſchaft hat ihn mit ſicherem Geleite aus Brescia hierher bringen laſſen, weil er von der Inquiſition in Bann getan war. Er iſt vierzig Jahre alt, hat früher ein gutes Vermögen gehabt, aber alles mit Bankettieren aufgehen laſſen. Dann iſt er eine Zeitlang Münzmeiſter beim Großherzog Franz geweſen. Von dort iſt er zum ſeligen Papſt Gregor gekommen, der ihn ſehr wert gehalten hat. Dadurch hat er etliche tauſend Ducaten erhalten. Als dieſe nun auch gar geworden ſind, hat er ſich zum Ca— pucinermönch gemacht und bereits die zweite Weihe des Ordens erhalten. Da er ſich der ſtrengen Regel nicht gewöhnen konnte, iſt er ohne Conſens (daher auch der vom heiligen Officium ausgeſprochene Bann rührt) ausgeriſſen und nach Frankreich ge— zogen. Dort hat er unbekannt etlichen Fürſten gedient. In letzter Zeit iſt er wieder nach Italien nach Bergamo gekommen und hat zu Valcamonica ſeine Kunſt gezeigt und in kurzer Zeit, etwa in drei Monaten, fein Vermögen auf über zweimalhundert—⸗ tauſend Kronen gebracht. Er hat Etlichen ſeine Kunſt zu verſtehen gegeben, und es iſt 135 fo weit gekommen, daß man ihn bewogen hat, freiwillig hieher zu kommen. Es find ihm dermaßen viele Fürſten und Herren zugelaufen, daß er vor ihnen ſchier nicht mehr ſicher geweſen iſt, obwohl er fünfzig Schützen als Leibwache bei ſich hatte. Dieſer Mann iſt nun hier, ſpeiſt alle Tage fünfhundert Perſonen und hält eine ſtattliche Hofhaltung im Palazzo Dandolo auf der Giudecca. Er wirft das Gold ſchier zu Haufen mit Schaufeln hinweg. Seine Kunſt iſt ſo beſchaffen: Er nimmt zehn Unzen Queckſilber, tut es zum Feuer und wirft einen Tropfen einer Flüſſigkeit, die er in einer Ampulle hat, hinein. So wird es bald hernach gutes Gold. Er will nichts anderes, als ſeinem Vaterlande, der Republik, nützen. Er hat vorgeſtern dem geheimen Rat der Zehn zwei Ampullen dieſer Flüſſigkeit geſchenkt, die ohne ſein Beiſein erprobt worden ſind. Die erſte Probe iſt ganz gerecht befunden worden und ſoll nach der Menge auf ſechs Millionen Ducaten geſchätzt werden. Ich zweifle nicht, daß dies Euer Gnaden ganz ſeltſam vorkommen wird. Es iſt auch wie eine Fabel zu betrachten, aber Euer Gnaden glauben uns ſicherlich, denn es iſt alles ſo augenſcheinlich, daß es nicht zu bezweifeln iſt. Wie er aber die Flüſſigkeit macht, das iſt ſein Geheimnis, denn in ſeinem Geleitbrief hat er ausdrücklich begehrt, daß er nicht gezwungen werde, dies zu offenbaren. Er begehrt auch von der hieſigen Herrſchaft nichts, als daß ſie gute Sorge für ſein Leben und ſeine Perſon trage. Dafür will er ſie mit Gold nach ihrem Begehren genugſam verſehen. Er hat ſich ſchon vernehmen laſſen, daß es ihn ſehr wundert, daß die Welt bisher ſo unwiſſend geweſen und dieſe Kunſt nicht er— funden hat, da doch nur ein Geringes dazu gehört. Das iſt fürwahr wunderbar und für die jetzige Welt ganz neu. Die hieſigen Alchimiſten haben daraus wieder Hoffnung gewonnen und arbeiten Tag und Nacht. Man hört hier jetzt nichts anderes als von dieſem vortrefflichen Mann, der, wie gemeldet, nur ſeinem Vaterland nützen will. Aus Venedig vom 8. December 1589 Ihr habt jüngſt vernommen, daß die Kunſt des Alchimiſten Marco Bragadini nach getaner Probe für gut befunden wurde. Die Proben beweiſen nunmehr genugſam. Die vornehmſten Leute hier geben ihm den Titel „Illuſtriſſimo“ und bankettieren täglich mit ihm. Der Herzog redet mit ihm in zweiter Perſon. Bei Tag warten ihm 136 Der Bönigmörder Jacob Cle⸗ mens der Papiſten Newer Maͤrtyrer. Vnd iſt jetzt in dem Prediger Orden Darumb zum newen Maͤrtyrer worden: Wann Moͤrden einen Maͤrtyrer macht / So wirdt er wol darfuͤr geacht / Aber nicht bey den rechten Chriſten / Sonder bey Baͤpſtlichen Ligiſten / Die durch Auffrhurſheut alles perwuͤſten. a d e * Heinrichs Edelleute auf, nachts wird er mit bewaffneten Barken bewacht. Weil eine fo große Anzahl fremden Volkes hier erſchienen iſt, hält die hieſige Herrſchaft drei wohlarmierte Galeeren bereit. Aus Venedig vom 16. December 1589 Der Goldmacher ſoll jetzt am Werke ſein, auf der hieſigen Herrſchaft Begehren monatlich fünftauſend Zechinen zu machen. Dann will er fünfzehn oder ſechzehn Millionen, die er der hieſigen Herrſchaft zu überliefern verſprochen, machen. Er zeigt ſich täglich mit größerer Pracht. Er ſchenkt ſeinen Freun den Praeſente von zwanzig und mehr tauſend Ducaten auf einmal. Er hat dem Herzog von Luxemburg, dem franzöſiſchen katholiſchen Geſandten nach Rom, am letzten Montag ein Bankett ge— geben, welches allein, ohne allerlei extraordinäre Confection, bis an die ſechshundert Kronen gekoſtet hat. Aus Rom vom 16. December 1589 Der Venediger Geſandte hat hier feierlich beim Papſt angeſucht, daß der Mamu— gnano, der Goldkünſtler, der ſich zu Venedig aufhält, ohne Beläſtigung durch das heilige Officium dort bleiben könne, da er ein geweſener Capucinermönch iſt. Darauf ſoll der Papſt haben antworten laſſen, es wundere ihn nicht wenig, daß die gedachte Herrſchaft dieſem Mann ſoviel Glauben ſchenkte. Wenn ſeine Kunſt ſchon wahr wäre, könne doch ſolches nicht anders als durch den Teufel geſchehen. Aus Venedig vom 4. Januar 1590 Von unſeren Mamugnano wird gehalten, daß ſeine Kunſt der Umwandlung des Queckſilbers in Gold für kleine Proben ausreicht, im großen könne er es aber nicht zuwege bringen. Man ſagt, daß er vorgeſtern abends im Beiſein hieſiger Ratsherren zwei Zain Gold gemacht. Jeden im Gewicht von einem Pfund, ſo daß nicht mehr daran zu zweifeln iſt. Bei etlichen Philoſophen hieſiger Stadt wird aber noch darü— ber discutiert, ob der Mamugnano ſeine Materie, mit der er bisher das Gold gemacht, neu machen könne, wenn er ſie verbraucht hat. Etliche meinen ja, andere nein, ſo daß es zweifelhaft iſt, was ſie darüber meinen. 137 106. Gold aus Neu⸗Spanien Aus Venedig vom 12. Januar 1590 Mo. hat aus Lyon, daß in Briefen aus Liſſabon vom 18. December des letzten Jahres gemeldet wird, daß in Sevilla die Flotte aus Neu-Spanien mit acht Millionen Gold eingelaufen iſt. In kurzem werden noch mehr Schiffe erwartet, die Ungewitters halber zurückgeblieben ſind. Sie bringen noch vier Millionen. Die Urſache der ſpäten Ankunft der erſten Schiffe iſt die, daß ſie ihren Weg um etliche Grade höher genommen haben, als ſonſt, um den engliſchen Corſaren zu entfliehen, die ſie auf dem gewöhnlichen Grad erwartet haben. Die anderen Schiffe werden aus der gleichen Urſache auf anderen Graden gefahren ſein. 107. Bragadini arbeitet weiter Aus Venedig vom 19. Jauuar 1590 er Mamugnano hat vor einigen Tagen ein Pfund Queckſilber in Gold verwan— delt. Er iſt jedoch mit dieſem Gewicht nicht zufrieden, weil er von etlichen Per: ſonen gebeten worden iſt, eine größere Summe zu machen. 108. Brief aus Oſt-Indien“ Zeitung, die mit Briefen vom 13. Januar 1590 aus den Orientaliſchen Indien eingelaufen iſt Nan Abfahrt der letzten Schiffe im Jahre 1589 hat ſich im Kriegsweſen fol- gendes verlaufen: Die Armada, die Manuel Continho und fein Bruder Tho—⸗ mas de Sanſa am 10. Jänner 1589 nach der Küſte von Melindo geſandt haben, zählte fünf Galeeren und fünfzehn andere Schiffe. Darauf waren zwölfhundert Portugieſen. Wie ſie nun nach großen Stürmen gegen Eſtrecho de Moqua kamen, merkten ſie, daß vier türkiſche Galeeren an die Küſte von Melindo bei einem Orte namens Mombaſſa gelandet waren. Auf dieſer Inſel haben fie zu ihrem Schutz eine Feſte gebaut und waren der Hinkunft der Portugieſen nicht gewärtig. Sie ſind ans Land gegangen, und da hat ſich das wilde Volk, bei dreimalhunderttauſend Mann 138 ſtark, zuſammengetan, um bei ſeichtem Waſſer auf die Inſel zu kommen und das dort wohnende Volk aufzufreſſen, was ſie auf dem Lande hin und wieder auch getan hatten. Deshalb hatten die Türken zu ihrer Verteidigung das Geſchütz aus den Ga⸗ leeren genommen und von der Waſſerſeite keinen Feind gefürchtet. Die portugieſiſche Armada iſt aber hinzugekommen und hat die türkiſchen Galeeren ohne Widerſtand genommen, worauf die Portugieſen ans Land ſetzten. Als die Türken dies ſahen, haben ſie ſich auf das Feſtland retten wollen, wo ſie aber von dem wilden Volk übel zuge— richtet und aufgefreſſen worden ſind. Ein Teil der Türken iſt den Portugieſen zuge— laufen, da ſie lieber gefangen als aufgefreſſen werden wollten. Es haben denn auch die Portugieſen etliche Türken und arabiſche Mohren gefangen genommen. Der portugieſiſche General hat dem König von Mombaſſa, der dem König von Portugal unterthan iſt, den Kopf abſchlagen laſſen, weil er den Türken Zuflucht ge— währt hat. Die von den Türken erbaute Feſte wurde zerſtört und die Inſel geplün- dert. Dann haben die Portugieſen den Simbas das Feld geräumt, die im Angeſicht der Armada die Leute umgebracht und alsbald aufgefreſſen haben, ſo daß nach fünf Tagen keine Creatur mehr vorhanden geweſen iſt. Als ſie alles aufgeräumt und nichts mehr zu Eſſen hatten, ſind ſie wieder aufs Feſtland gegangen. Dann nahmen ſie ihren Weg gegen Norden, in das Land des Prieſters Johannes. Die auf der Armada er— zählen, daß ſie mit ſcharfen Pfeilen wohl bewaffnet ſind und alle Menſchen freſſen, die ſie bekommen können. Deren Weiber führen ſie lebendig hinweg. Sie leiden aber keinen Kranken unter ſich. Sobald ſich einer übel befindet, richten ſie ihn hin und freſſen ihn auf. Die Portugieſen ſagen, daß die Wilden bei ihrem Auszug ſechsmal— hunderttauſend Mann ſtark geweſen ſind. Wenn ſie an einen Ort kommen, gehen ſie ſo lange nicht weg, als ſie noch einen Menſchen zum Freſſen finden, dann ziehen ſie wieder fort. Der Sieg unſerer Armada kommt daher, daß die Simbas den Türken viel zu ſchaffen gaben, weshalb die Galeeren leicht zu nehmen geweſen ſind, die am 16. März zu Goa eingebracht worden ſind. Mit dem Schiff Santa Cruz iſt im vergangenen Jänner nach Portugal geſchrieben worden, daß zwei unſerer Galeeren und zwölf Galeotten ſich bei Goa mit ſchwarzen Mohren tapfer geſchlagen haben. Die Galeotten haben ſich in einen Hafen zwölf 139 Meilen von Goa zurückgezogen, wohin der Gouverneur eine Flotte ſandte. Die hat die Küſte erobert, und das Volk iſt ins Land hineingelaufen. Die von unſerer Armada im Lande von Malacca zerſtörte Feſte iſt von dem dortigen Volk neu aufgebaut worden. Der Gouverneur hat aber mit dreihundert Portugieſen das Volk nochmals vertrieben und das Gebäude zerſtört. Alle Orte von Malacca ſind ſehr wichtig, weil dort alle Schiffe hinkommen, um Pfeffer, Droguen und an— dere Sachen zu laden. Es wäre gut, die Inſel Sumatra zu erobern. Wenn man vier⸗ bis ſechstauſend Portugieſen hätte, könnte man die ganze Schiffahrt nach Moqua verhindern. Es fehlt aber an Geld. Im vergangenen Jahr iſt ein engliſches Schiff in die Sunda gekommen und hat allda eine Ladung Pfeffer genommen. Der Capitän hatte einen Brief und ein Praeſent für den daſelbſt wohnenden Biſchof, der aber weder das eine noch das andere angenommen hat. Als der Engländer um das Cap der Guten Hoffnung nach Eng land zu fuhr, iſt er mit noch zwei Schiffen ausgelaufen und hat ſeinen Weg durch die Eſtrecho de Moqua genommen, wo ein Schiff zugrunde ging. Mit den zwei anderen fuhr er nach Neu-Spanien und Mexiko, und dort hat er geplündert und genommen, was ihm in die Hand fiel. Von dort iſt er nach den Philippinen gefahren, wo er allerlei Sachen aus China geladen hat. Dann iſt er mit dem einen Schiff nach Hauſe gefahren, das andere iſt, um Pfeffer zu laden, nach der Sunda geſegelt. Die Schiffahrt von Neu⸗Spanien nach China iſt ganz gewöhnlich geworden. Es kommen täglich Schiffe dahin. Im vergangenen Jahr iſt Don Jo— hann de Gona in einem Schiff nach Mexiko geſegelt. Als dies der hieſige Gouverneur vernahm, hat er ihm eine Galeotte entgegengeſchickt, denn es wäre das Verderben Indiens, wenn man ihm dies erlauben wollte. Denn es gibt zwiſchen dem König von Portugal und dem König von Spanien Capitulationen, daß die Spanier nicht nach den Philippinen fahren dürfen. Dies hat der König, unſer Herr, zu halten ge— lobt, als er Portugal eingenommen hat. Die Herren Jeſuiten convertieren in Japan alle Tage Leute zum chriſtlichen Glauben. Sie beherrſchen dieſe Inſel ganz und gar. Die Mohren von Ceylon haben einen Chriſten zum König genommen. Er iſt der Vetter des vorigen Königs. Er begehrt zweihundert Mönche, um ſeine Unterthanen zu taufen. 140 109. Neue Erfolge des Bragadini Aus Venedig vom 26. Januar 1590 Wp den Goldmacher Mamugnano betrifft, fo zweifelt nunmehr keiner an den Proben, die er täglich macht, indem er Queckſilber in gutes Gold verwandelt. Nachdem aber geſpürt worden iſt, daß er mit ſeiner Kunſt nicht über ein Pfund Queck— ſilber kommt, wie ſehr er auch von mehreren Perſonen gebeten worden iſt, auf einmal eine große Summe zu machen, will man glauben, daß ſein Vorgeben, er könnte eine Anzahl Millionen machen, ein großer Schwindel geweſen iſt, den er den Leuten einge— redet hat. Denn der, der wenig Gold machen kann, müßte auch mehr machen können. Dies iſt dasjenige, worüber die gelehrten Profeſſoren jetzt discutieren. Unterdeſſen hat er feine Unkoſten eingezogen, auch feine Tafel vermindert und wird nicht mehr mit fo: viel Hofgeſinde geſehen wie früher. Aus Spanien wird gemeldet, der König habe mit den Genueſen eine Anleihe auf fünf Millionen Gold abgeſchloſſen, davon ſind drei Millionen Ende des Monats März und April, eine Million auf halbem Juli und die letzte auf halbem September zu bezahlen. Aus Venedig vom 26. Januar 1590 Der Goldmacher Mamugnano macht hier zu ſeiner Notdurft Gold. Er iſt willens, auf dem Sanct Stefansplatz dieſe Faſtnacht eine ſchöne Mummerei abzuhalten, zu der er von Mantua ſchöne Roſſe kommen läſſt. 110. Druck der Bibel für die Heiden Aus Rom vom 26. Januar 1590 N Papſt hat mit ſonderlichem Wohlgefallen vernommen, daß der Großherzog von Florenz willens iſt, die Bücher der Bibel auf ſeine Koſten hier in chaldä— iſcher, arabiſcher, ſyriſcher und äthiopiſcher Sprache drucken zu laſſen und ſolche in die gedachten Gegenden zu ſchicken. Dieſe Völker haben ſich beklagt, aus Mangel der bibliſchen Bücher bisher in Blindheit leben zu müſſen und verlangen nach Unter: weiſung im chriftlichen Glauben. 141 111. Eheirrung am Hofe von Sachſen-Coburg? Aus Straßburg vom 7. Februar alten Stils 1590 er Johann Eafimir ſoll wegen feines Ehegemahls in nicht kleiner Beſchwernis Des Dieſe hat ſich mit einem Polaken eingelaſſen. Als er vor dieſem hier ſtu— diert, hat er viele Medicamente und anderes bei mir genommen. Derſelbe hat fieben: oder achtmal mit ihr zu tun gehabt, und ſind ihm jedesmal bis an hundert Kronen von ihr verehrt worden. Nach Offenbarung ſolcher ſchweren Sachen iſt er in das Schloß Mannheim, das ungefähr zwei Meilen vor der Stadt Worms liegt, in ſehr hartes Gefängnis gebracht worden. Vorlängſt hat ſich derſelbe entledigt, iſt aber in der Pfalz wieder ergriffen worden. Sie haben ihm auf Befehl des gedachten Herzogs etliche Centner Eiſen angehängt, damit er ſich weiter unmöglich entledigen kann. Gott wolle ihn und alle Betrübten tröſten! Die Fürſtin iſt aller fürſtlichen Zier und Kleidung beraubt. Sie ſoll in der Kleidung ihrer einſt bei ihr geweſenen Kammerfrauen einhergehen und in nicht weniger ſchwerer Haft liegen. Nur eine alte Frau wird zu ihr gelaſſen. Sonſt hat man von dem Goldmacher zu Venedig Kunde gehabt, daß er vom Groß— türken angeſtiftet iſt, ſich für einen Goldmacher und Künſtler auszugeben, um Zutritt in die Stadt Venedig zu bekommen. Dies iſt aber ausfindig gemacht worden, und der Goldmacher wird noch ſeinen Lohn bekommen. 112. Genueſiſches Geld für die Liga“ Aus Venedig vom 9. Februar 1590 us Frankreich kommt die Zeitung, daß die Spinola, gar vermögliche genueſiſche Handelsleute, die in Paris einen großen Handel gehabt haben, einen guten Teil ihrer Schulden, die ſie in unterſchiedlichen Ländern, wie Frankreich, England und den Niederlanden gehabt, eingebracht haben. Sie haben ſich in Paris mit einer großen Barſchaft von ungefähr viermalhunderttauſend Kronen befunden, aber nicht gewagt, ſie von dannen zu führen, weil ſie Furcht hatten, daß man ſie ihnen nehmen möchte. 142 / Noch weniger wollten fie fie nach Italien oder Spanien bringen, weil dort die Hand: lung darniederliegt. Sie bieten dieſe Barſchaft der Liga an, und die königliche Ma— jeſtät von Spanien hat deren Wiederbezahlung in Spanien verſprochen. In Rouen ſind andere ſpaniſche Handelsleute, die eine noch größere Barſchaft haben, die wollen ſie auch der Liga anbieten. Man ſagt, der Mamugnano habe verſchiedenen Edelleuten bis an die zehntauſend Ducaten im Spiel abgenommen, ſo daß geſagt wird, daß er ſich zum Spielen eben— ſowohl ſchicke, wie zum Goldmachen. Er ſoll dieſer Tage auf einmal für zehntauſend Kronen Gold gemacht haben, was von einer glaubwürdigen Perſon, die ſelbſt dabei geweſen, beſtätigt wird. 113. Verſuchter Giftmord an Philippll. Aus Venedig vom 6. April 1590 & in erſchreckliches Wunder ſoll fich, wie man ſagt, in Spanien zugetragen haben. Als der König an einem Morgen ſeinem täglichen Gebrauche nach in ſeinem Oratorium vor einem Crucifix, für das er große Andacht hatte, ſein Gebet verrichtet und das Bildnis Chriſti küſſen wollte, hat ſich dasſelbe von ihm gewandt. Der König hat ſich darüber ſehr entſetzt und erſchreckt und wieder angefangen zu beten, Gott wolle ihm ſeine Sünden verzeihen. Darauf hat er wieder verſucht, das Bild zu küſſen, welches wieder von ihm gewichen iſt. Als der König ſolches mit großer Wehmut und Traurigkeit geſehen, hat er nach ſeinem Beichtvater geſchickt, dem er dieſes Wunder erzählte. Der hat angefangen, Gott zu bitten, daß er ihm das Geheimnis eröffnen wolle. Als er ſein Gebet beendet hatte, ſagte er zum König, er möge zwei ſeiner vor— ne hmſten Räte holen laſſen und ihnen befehlen, das Crucifix zu küſſen. Als ſie dieſes getan, ſind ſie bald hernach krank geworden und geſtorben. Etliche wollen ſagen, daß das Crucifix vergiftet wor den iſt, um Ihre Majeſtät damit ums Leben zu bringen. 143 114. Hinrichtung zweier Kinder Aus Wien vom 24. April 1590 llhier hat man geſtern zwei junge Knaben, der eine von dreizehn, der andere von ſieb⸗ zehn Jahren, mit dem Feuer und dem Schwert hingerichtet. Sie haben eine zeitlang durch Brand viel Schaden getan. Gott behüte hinfort alle Kinder frommer Eltern! 115. Wieder ein Hexenbrand Aus Schwah- München vom 4. Mai 1590 erwichenen Mittwochs iſt die Wirtin von Möringen und die Bäckerin von Bobingen hier wegen ihrer hexiſchen Miſſetaten juſtificiert worden. Die Wirtin iſt eine kurze, dicke, ſiebzigjährige alte Vettel geweſen und im achtzehnten Jahre ihres Alters zu dieſem verfluchten Hexenwerk gekommen. Sie hat es zweiundfünfzig Jahre lang getrieben. So mag einer jetzt wohl denken, was ſie Übles in ſo langer Zeit geſtiftet haben wird. Auf große Fürbitte iſt für ſie das Urteil dahin gemildert worden, daß man ſie zuerſt ſtranguliert und hernach erſt verbrannt hat. Die andere iſt erſt vor zwei Jahren durch die Urſula Krämerin, welche als erſte hier gerichtet worden iſt, zu dieſem Teufelswerk verführt worden. Sie hat zwar noch nicht ſonderlich Übles geftiftet, aber doch fo viel bekannt, daß ſie das Leben verwirkt hat. Sie hat noch an ihrem Gerichtstag gemeint, ſich herauszureden, und ich habe noch auf der Gerichtsſtatt von ihr ſelbſt gehört, fie müſſe unſchuldig ſterben. Sie iſt ungern darangekommen. Sie hat ſich aber letztlich darein ergeben und ſtark gebetet, Gott wolle ihr ihre Mißhandlungen vergeben. Heute früh iſt eine von Möringen hieher gebracht worden. Die hat erſt vor einem halben Jahr einen Sohn an eine Wittfrau, die auch von dieſer Zunft fein ſoll, hieher verheiratet. Dadurch wird verhofft, es möchte hier weiter einreißen und Hieſige ins Spiel kommen. Morgen oder künftige Woche ſollen noch mehr hieher gebracht werden, man weiß aber nicht von wo. Es wird hier viel von der Wirtin von Gög— gingen geſprochen. Gott gebe, daß es vergebliches böſes Geſchrei ſei! 144 1 116. Neue Taten des Goldmachers von Venedig Aus Venedig vom 11. Mai 1590 eil der Goldmacher Mamugnano ſich eine Zeitlang außerhalb von hier in einem Dorf aufgehalten und bei etlichen in Verdacht geraten war, er mache dortſelbſt für andere Gold, ſind auf Wunſch ſeiner Gläubiger ſeine Zimmer hier verſiegelt worden. Auf Befehl der Signori Capitani iſt aber ein Zimmer wieder frei gemacht worden. Die vergangenen Tage haben hieſige Fiſcher bei Malamocco einen großen Fiſch gefangen. Er iſt über tauſend hieſige Pfund ſchwer und zwanzig Spannen lang. Er hat zwei breite Flügel, große Augen wie ein Ochs und ein rundes kleines Maul mit zwei Zähnen, einen oben und einen unten. Sie ſind einen ziemlichen Finger dick, und er hat eine ſeltſame Farbe. Was dies aber für ein Fiſch ſei, wiſſen die Fiſcher noch nicht zu urteilen. Gleich jetzt vernimmt man, der Mamugnano, Goldmacher, fei hier wieder ange— kommen. Er ſoll vom Papſt abſolviert ſein, hat aber fünftauſend Kronen Almoſen geben und in den Malteſerorden eintreten müſſen. 117. Ein Wunder in Böhmen“ Wahrhafte Zeitung aus Prag vom 6. Juli 1590 n der Stadt Kaukim in dieſem Königreich Böhmen, fünf Meilen von hier, Vebut bei einer Wittfrau ein gottesfürchtiger, arbeitſamer Mann mit Namen Nicolaus ſamt ſeinem Eheweib und drei kleinen Kindern. Der hat in ſeiner Armut nicht mehr gehabt als vier Pfennige. Mit denen ging er am 22. Mai früh in den Brotladen und kaufte dafür einen Laib Brot. Als er damit heimgegangen, dachte er oft mit ſchweren Seufzern, wie er ſich weiter mit dem Weib und den Kindern erhalten würde. Deshalb bat er im Inneren Gott, er möge ſie alle gnädig erhalten und ſpeiſen. Als er nun dieſes Brot unter die Kinder ausgeteilt hatte, begehrten ſie nach einer kleinen Weile wieder zu eſſen. Er aber hatte und wußte kein Geld, ſondern ſchickte ſein Weib aus, um etliche Laibe Brot auszuborgen. Die hat aber nichts 10 Fuggerzeitungen 145 ausgerichtet, fondern kam ohne Brot mit leeren Händen wieder nach Haufe. Darauf dachte der Mann, Lehm graben zu gehen, um dieſen den Hafnern im Dorf oder den Bauern um Brot oder Geld zu verkaufen. Er nahm eine kleine Hacke und ging aus der Stadt nicht weit von einem Dorfe, Stkzebovle genannt, bis zum Hofe Brand— ſchech, der zur Stadt Kaukim gehört. Als er auf die Straße kam, nahe dem Hofe des Herrn Johann Lanna, Richters des Kaiſers in der Stadt Kaurim, ſah er neben der Straße Lehm und hieb etliche Male mit der Hacke in die Erde. Da fielen vier große Stücke einer ſchneeweißen Materie heraus. Die nahm er alsbald und brachte ſie dem Weib nach Hauſe, wußte aber noch nicht, daß es Mehl wäre. Er befahl ihr, ſoviel ſie könnte, dafür Brot zu bekommen. Sie blieb aber ſehr lange aus, da viele Leute ſich darüber verwunderten und etliche erkannten, daß die Materie ein herrlich gutes Mehl war. Da der gedachte Nicolaus ſein Weib nicht erwarten konnte und auch keine Geduld hatte, ging er wieder weg und nahm ein großes Tuch mit ſich. Als er ein wenig gegraben hatte, hatte er wieder viel von der weißen Materie ge— funden. Er legte ſie in das Tuch, und ehe er recht angefangen hatte, die Materie hineinzulegen, war, wie er ſelbſt anzeigt, das Tuch ſehr voll. Dies hat er alsbald heimgetragen. Als er nach Haus kam, meldete ihm ſeine Hausfrau, daß das Ge— fundene kein Lehm, ſondern ein gutes Mehl ſei. Dies hat er vielen Leuten gezeigt, die es als Mehl erkannten und auch in Stücken von ihm kauften. Sie haben dann Brot daraus gebacken und es anderen Leuten gegeben. Auch etliche Herren vom Rate haben es gegeſſen, auch hat man Knödel und Kinderbrei davon gekocht. Das Brot iſt gar weiß, hat einen guten, lieblichen Geſchmack und riecht wie die Veilchen— wurzel. Als nun die Sache an den Tag kam, ging viel Volk hinaus und fand, was der arme Mann ihnen gemeldet. Die Verwalter aber beſorgten, daß die Leute ihnen am Ge— treide Schaden tun könnten. Sie haben alsbald um den Ort und die Grube einen großen Zaun aufrichten laſſen. Nichts deſtoweniger ſind aus den umliegenden Städten, 0 Märkten und Dörfern viele Leute hingekommen, um das Wunderwerk zu ſehen. Sie gruben aus der Erde kleine und große Stücke. Etliche Arme ſammelten es in Fäſſern. Das Mehl enthält nichts Unreines, weder Erde noch Lehm, und es ſcheidet ſich von 146 = | i E felbft von dieſen Stoffen. Es ift auch etwas feucht und hält zuſammen, bis es an die Sonne kommt. Es nützt Frommen und beſonders ſolchen Leuten, die ſich mit ihren Kindern davon erhalten. Wenn es aber leichtgläubige und ſpöttiſche Leute in die Hand nehmen, verwandelt es ſich in Sand. Wenn man es auf die Erde fallen läßt, wird ſie davon ſehr weiß. Dieſes Mehl iſt auch hiehergebracht worden, und es haben es viele ehrliche Leute mit Augen geſehen und mit Händen gegriffen. Die haben Gott dem Herrn für ſeine unergründliche Weisheit und Gnade höchlich gedankt. Er wolle ſeine Armen und Gläubigen zeitlich und ewig ſpeiſen! 118. Brief aus Japan“ Aus einem Schreiben des Aegidius Matta, Prieſters der Geſellſchaft Jeſu, an ſeinen Ordensgeneral vom 25. Juli 1590, über den Stand des Chriſtentums in Japan er König Sapume, bis jetzt der erbittertſte Feind des chriſtlichen Glaubens, fordert, daß einer unſerer Brüder, die von den ſpaniſchen Philippinen hieher— gekommen ſind, nach Kangoxima, dem bedeutendſten Hafen ſeines ganzen Königreichs, von wo ich auch dieſen Brief ſchreibe, geſchickt werde, um Beichte zu hören, zu pre— digen und die Einwohner zu belehren. Auch will er, daß wir im gleichen Hafen eine Niederlaſſung gründen ſollen. Zuerſt verlangte er dies beharrlich, hat aber dann darein gewilligt, daß es bis zur Ankunft des Viſitators verſchoben werde. P. Caspar Celius, Viceprovincial für Japan, der wie ein Heiliger gelebt hatte und rein geſtorben war, wurde demgemäß in einem höchſt feierlichen Begräbnis, nicht allein die Menge unſerer Väter, die damals zufällig beiſammen war, ſondern auch zahlreiche Thomus⸗Chriſten, die der Leiche folgten, machten es zu einem ſolchen, zu Grabe getragen und in Arima beſtattet. Sein Nachfolger wurde Pater Gometius, der trotz ſeiner ſchwachen Geſundheit bei allen nicht weniger geachtet wird. Was nun der Stand des Chriſtentums in Japan anlangt, ſo dauert die Verbannung der Unſeren nun ſchon ſeit drei Jahren. Aber durch Gottes Schutz ſind wir in dieſer Zeit durch keine Unbill der Verbannung gehindert worden. Auch hat ſich die Zahl der Chriſten trotz dieſes Standes der Dinge mit nichten verringert, ſondern vielmehr 7 147 vermehrt und zwar in ſchnellerem Wachstum als zu der Zeit, wo der Tyrann uns noch ſcheinbar begünſtigte. Es bekehrten ſich zu Chriſten mehrere vornehme Leute, und alle dieſe leben mit ihren Untergebenen in herrlichem Eifer. D. Auguſtinus, ein Chriſt, ein Vaſall des Tyrannen, führte ſelbſt den Fürſten von Gotti zum Glauben. Von nicht geringem Vorteil für den Stand des Chriſtentums iſt es, daß die Inſeln, auf denen die erwähnten Chriſten leben, gar weit vom Handel der Chineſen abliegen. Daher ſind auch die, welche den Glauben lehren, weiter von der Gefahr eines Auf— ſtandes entfernt. | Nichtsdeſtoweniger find auch in näher gelegenen Städten, wie Arima und Omura, bis jetzt die Geheimniſſe unſeres Glaubens ſtets öffentlich und furchtlos und nicht ohne großen Erfolg gelehrt worden. Dies beweiſt die Menge derer, welche die Sa- cramente empfingen. Außerdem ſind viele Kreuze an verſchiedenen Orten, wo Dienſt— leute des Tyrannen häufig verkehren, errichtet worden, ohne daß dagegen etwas unter— nommen worden iſt, oder daß es verhindert wurde. Es wagt auch keiner ſo leicht, dem Tyrannen unſeren Namen zu melden, weil er ihm keine Beſchwernis bereiten will, die er gerne vermeidet. Er pflegt auch häufig, Dinge, die ihm ſehr wohl bekannt ſind, mit Stillſchweigen zu übergehen, wenn ſie ihm nicht angenehm erſche inen. Die Strafe der Verbannung wird bei den Japanern nicht ſo ſtrenge gehandhabt, wie gelegentlich anderwärts. Deshalb mag es weniger ſeltſam erſcheinen, daß wir, wenn auch verbannt, von Unbillen ſo wenig beſchwert dahinleben. Denn das Ent— behren des Anblicks jenes Mächtigſten, der uns verbannt hat, und das Vermeiden häufiger beſuchter Orte und das Zurſchautragen von Schmerz und Trauer in Gang und Kleidung, und ein Leben nach Art der Bonzen erſcheint den Japanern als Ver— bannung. Aber nun kehre ich zum Wachstum des chriſtlichen Glaubens zurück. Ein gewiſſer Ethnicus oder Erſter Herr namens Taiko⸗-ſama, ein gar heftiger Feind des Chriſten— tums, hat es nicht verwehren können, daß ſich das Chriſtentum in ſeinem Gebiete ausbreitete. Es wurden Kirchen und Kreuzeszeichen errichtet, und alle Einwohner einer nicht unbedeutenden ziemlich geräumigen Stadt empfingen von mir die Taufe. Auch wurde bei ihnen eine Kirche gebaut, und an vielen, nicht bloß den wichtigſten Orten 148 „ wurden Kreuzeszeichen errichtet, obwohl die geeignete Zeit dafür noch nicht gekommen zu ſein ſcheint. Außerdem verlangt ein großer Teil von denen, welche bis jetzt unſeren Hafen Kangoxima feindlich belagert haben, jetzt die Taufe. Ferner werden auch Ethnici, die von den Chriſten an mehreren Orten gefangen gehalten wurden, von ihnen zugelaſſen, ſo daß große Hoffnung beſteht, daß nach Beſiegung des Tyrannen Taiko⸗ſama, ſo es Gott gefällt, alle jene den chriſtlichen Glauben annehmen werden. Die einheimiſchen Ethnici können ſich vor Verwunderung kaum faſſen, weil ſie ſehen, daß wir, die wir durch den Befehl des Tyrannen ſo ſtreng aus ganz Japan verbannt find, uns durch fein Mandat nur fo wenig, ja überhaupt nicht ängſtigen laſſen. Ja ſelbſt drei Thomi Ethnici preiſen uns als ſchuldlos, weil wir von niemandem dazu gebracht werden können, obwohl ſie uns alle dazu raten, mit Zurücklaſſung des einen oder des anderen nach China zu reiſen, um der gegenwärtigen Verfolgung auszu— weichen. Sie ſagen, daß wir gleichſam von oben herab daran gehindert werden, und den Gott, als deſſen Verkünder wir uns ausgeben, in ſeiner Macht gegen die Ge— walt ſeiner Widerſacher durch unſere Errettung erweiſen wollen. Nach Menſchenart reden ſie ſich ein und glauben ſie, daß wir uns auf eine Verſchwörung des Feindes des Taiko⸗ſama ſtützen, um deſto ſchwerer aus Japan vertrieben werden zu können. Das gleiche wird ſich der Tyrann einreden, wenn er vernimmt, daß wir bis jetzt in Japan weilen. Wir können nicht ohne Verdienſt das Beſte erhoffen. Aus den Seminaren, die von Gregor dem Dreizehnten in Japan errichtet wurden, wächſt von Tag zu Tag eine Menge von Helfern heran. Dies wird für das Wachstum unſeres Glaubens von größter Bedeutung ſein, wenn dem Chriſtentum einmal wieder Duldung gewährt wird. f 119. Hungersnot in Paris? Aus Lyon vom 11. Auguſt 1590 bwohl man gehofft hat, noch vor Schluß dieſes Briefes zu wiſſen, wie es mit der Stadt Paris abgegangen, ſo ſind keine ſicheren Briefe von dort ſeit 15. Juli vorhanden. Zur ſelben Zeit haben ſich die Pariſer noch ſtark gehalten, es verlautet 149 aber, daß die Navarriſchen am 19. Juli die Vorſtadt Sanct Anton bekommen haben. Der Herzog von Maienne fol aus den Niederlanden viertauſend Mann zu Fuß und ſechshundert Pferde ſamt einem Regiment Landsknechte aus dem Lande Lützelburg bekommen haben. In Paris iſt man ſehr hungerig, das Pfund weißes Brot gilt eine halbe Krone, ein hinteres oder vorderes Schaffleiſch oder Schlegel zum Braten 5 Kronen, ein Ochs oder Kuh 140 Kronen, 6 Schafe 100 Kronen, das Pfund Roßfleiſch 5 Sous. Sie ſagen, ſie ſollen Mäuſe, Katzen und Hunde freſſen, auch der Wein iſt ſehr teuer. 120. Schreckliche Himmelserſcheinung in Wien Aus Wien vom 11. Auguſt 1590 ier hat ſich dieſer Tage um zehn Uhr nachts am Firmament ein erſchreckliches Wunder gezeigt. Der Himmel hat ſich voneinander geteilt, und man hat unter— ſchiedliche Heerwagen und Kriegsvolk, wie Reiter mit gelben, weißen, roten und ſchwarzen Fahnen, wie zu einem Streit gegeneinander losziehen geſehen. Dieſes erſchreckliche, ungewöhnliche Wunder hat von zehn Uhr bis um zwei Uhr gegen Tag gewährt. Dieſes Wunder haben viele ehrliche und glaubhafte Leute mit Entſetzen und Schrecken geſehen. Die Bedeutung iſt dem Allmächtigen bewußt, der wolle unſchuldiges Blutvergießen gnädig ablenken! 121. Die Peſt in Rom Aus Rom vom 15. Auguſt 1590 ie in dieſer Stadt eingeriſſene Sucht hat ſeit dem Monat Juli über achttauſend Menſchen hinweggenommen. Dieſer Tage iſt noch einer der Brüder des hie— ſigen Gouverneurs geftorben, ebenſo fein Weib, die nur zwei Stunden vor ihm ſtarb. Man hat ſie miteinander begraben. In Piſa ſterben auch viele Leute, und wegen des großen Sterbens, das in Livorno vor ſich gegangen, iſt nur mehr wenig Volk dort, weil ſo viele von dannen gezogen ſind. 150 122. Hexenfurcht in Schwaben Aus Schwab⸗München im Augsburger Bistum vom 30. Auguſt 1590 . man die zwei Hexen jüngſt hingerichtet, ſind in der vergangenen Woche wieder zwei von Wehringen gefangen hiehergebracht worden. Man will dieſes Dorf zuerſt von dieſem verfluchten Geſchmeiß reinigen, ehe man hier oder anderswo weiter zugreift. Es ſollen auch von dieſen Weibern daſelbſt nicht mehr viel vorhanden ſein, da man deren ſchon eine gute Anzahl weggeputzt hat. Kommt man einmal hieher, ſo wird man wohl auch eine Weile zu ſchaffen haben, beſonders wenn man ſo lang— ſam damit umgehen will wie bisher. Bei Euch aber, wo man deren ſchon genug be— kommt, will man doch nicht recht daran. Es ſei aber beſchaffen, wie es wolle, ſo ſehe die Obrigkeit zu, wie ſie es dermal einſt vor Gott verantworten will. 123. Arges Erdbeben in Wien Aus Wien vom 16. September 1550 Och kann dir nicht verhehlen, wie übel heute nacht hier ein Erdbeben gehauſt, welches geſtern nachmittag um 5 Uhr ſeinen Anfang genommen hat. Die Häuſer in der Stadt hat es erſchüttert und die Leute darin emporgehoben. Um Mitternacht hat es etliche Häuſer eingeworfen und etliche Perſonen erſchlagen. Von der Stephans⸗„Michaels⸗ und Frauenkirche und den Türmen hat es viele Ziegel und große Stücke heruntergeworfen. Auch an der Burg des Kaiſers hat es Knöpfe, Steine, Stücke, Ziegel und Rauchfänge geſpalten und abgehoben. Die Dächer find ſtehengeblieben. Die Schottenkirche hat es halb eingeworfen. Es iſt ein großer Schrecken unter dem Volk geweſen, und es hat ſich anſehen laſſen, als wolle der jüngſte Tag kommen. Es hat um viele tauſend Gulden Schaden getan. Um 2 Uhr nach Mitternacht hat es wieder ein Erdbeben gegeben, aber nicht mehr ſo ſchrecklich. Die Leute ſind aus den Häuſern auf die Gaſſe geflohen. Ein gelehrter Mann, deſſen Namen nicht bekannt iſt, ſoll geweisſagt haben, es werde ein noch viel ſchrecklicheres Erdbeben bald hernach kommen. Gott wolle ſich unſer gnädig erbarmen. 151 Die beſeſſene Edelfrau ift geftern in der Schottenkirche von ihren böſen Geiſtern befreit und ganz vernünftig gemacht worden. In der vergangenen Woche, als der Prieſter mit ihr gehandelt hat, iſt ſie ungefähr eine Stunde verzückt und kein Leben mehr an ihr zu ſpüren geweſen. Als ſie zu ſich gekommen, hat ſie wunderbare Dinge geredet, und angefangen zu rufen: „Wehe, wehe, Euch Regenten von Oſterreich, wehe dem von Pappenheim, wehe der Stadt Preßburg, denn ſie wird bis auf den Grund ab— gebrannt werden. Wehe der Stadt Wien, ſie wird zugrunde gehen!“ Sie hat auch geſagt, wie ſie der Engel Gabriel vor die Höllenpforte geführt und ihr hier die Seelen der Verdammten und auch die Qual derſelben gezeigt hat. Sie will viele große Herren geſehen haben, ſonderlich aber Martin Luther, der kläglich über ſeine Lehre und Predigten ſchreie. 124. Ausbreitung des Chriſtentums in Japan Aus Rom vom 30. September 1590 Du Jeſuitengeneral hat dieſer Tage dem Papſt über die japaniſchen Sachen und über die Vermehrung der Chriſten in dieſem Land gar guten Bericht gegeben. Obwohl die Jeſuiten von den Ungläubigen in den verſchiedenen Jahren große Verfolgung auszuſtehen hatten, iſt es ihnen doch endlich glücklich gelungen, den König, obwohl er den chriſtlichen Glauben nicht angenommen hat, zu bewegen, die Jeſuiten wieder zu ſich zu rufen und ihnen freies und ſicheres Geleite in feinem König reich zu verſprechen. 125. Unruhen in Prag Aus Prag vom 24. December 1590 e Tag iſt hier ein Geſchrei ausgekommen, daß die Jeſuiten und päpſtlichen Pfaffen hier etliche huſſitiſche Kirchen in der Chriſtnacht mit Ge— walt einnehmen und zu ihrem Gottes dienſt brauchen und behalten wollen. Auch hieß es, daß die Jeſuitiſchen für etliche hundert Mann Kriegsrüſtung bekommen und in ihrem Collegium verſteckt haben. Dieſes Geſchrei iſt von einem Mönch ausgegangen, 152 | i N N ö | | der geſagt hat, daß er vom jüngſt veritorbenen Papſt das Privileg bekommen hat, daß ihm das Kloſter und die Kirche Emaus ſamt Einkommen und Zugehör über— antwortet werde. Das Geſchrei iſt vor die kaiſerliche Majeſtät gekommen, die als— bald befohlen hat, Nachforſchungen zu halten. Es hat ſich ergeben, daß etliche Hand— werksleute bei einer Zeche ſolche Reden gehalten haben. Die ſind auf Befehl Ihrer Majeſtät durch die Ratsherren der Stadt Prag zur Rede geſtellt worden. Man hat ſie zu Hof geſchickt und dort gefragt, von wem ſie dieſe Reden vernommen. Es hat ſich ergeben, daß ein Ledergerber dieſe Sache aufgebracht hat. Der iſt in der Altſtadt gefänglich eingezogen und erſt gütlich, dann peinlich befrazt worden, woher er dieſe Reden habe. Er hat ſich aber unwiſſend geſtellt. Seine Geſellen ſind zu ihm gerufen worden, die haben geſagt, daß er ſolche Reden geführt hat, noch bevor ſie einigen Wein getrunken hatten. Die Stadtmeiſter haben ihn verurteilt, mit dem Schwerte gerichtet zu werden. Sie haben ihr Urteil dem Kaiſer vorgelegt und gebeten, ob ſie mit der Execution fortfahren ſollen. Ihre Majeſtät haben ein Mandat in böhmiſcher Sprache ausgeben und allenthalben anſchlagen laſſen, dieſes hat das Volk, das ziemlich ſchwierig geweſen iſt, ziemlich be— ruhigt. Das Volk hat ſich anfangs zur Gegenwehr gerüſtet, obwohl kein Grund dazu war. In den Prager Städten hat ſich allerlei Unordnung zugetragen. Es iſt verordnet worden, daß in den Prager Städten eine Anzahl Bürger Nachtwache halten ſoll. Auch hat man von Haus zu Haus viſitiert, wieviel jeder Bürger fremde Gäſte hat, wie deren Namen iſt, von wo ſie ſind, und was ſie hier tun. Dies hat man Seiner Majeſtät berichten müſſen. Auch iſt befohlen worden, wenn einer etwas Gefährliches wüßte oder hörte, ſolle es Ihrer Majeſtät und dem Rat angezeigt werden. Dieſes Spiel kann dazu führen, daß ein verwegener Mord⸗ oder Raubbube, der ſich zu dieſer Zeit in den Prager Städten befaͤnde und ein Geſchrei N ein großes Würgen, Rauben und Stehlen verurſachen könnte. 153 126. Giftanſchlag gegen den König von Polen“ Aus Wien vom 4. Januar 1591 3); meldet man, wie der König Maximilian unlängft durch einen Polen mit einem vergifteten Trunk Wein beinahe getötet worden wäre. Als Ihre könig— liche Majeſtät die Mahlzeit beendet hatte und zu trinken begehrte, hat der Keller— meiſter wie gebräuchlich aus der Flaſche den Wein credenzt und getrunken und nachher dem königlichen Mundſchenk in das Trinkgeſchirr des Königs eingeſchenkt. Dieſer hat den Wein credenzt und ſich aber gleich übel befunden, ſo daß Ihre königliche Majeſtät den Trunk alsbald abgeſchafft hat. Der Mundſchenk fällt alsbald nieder und greift in die letzten Züge. Darüber hat man ſich nicht wenig entſetzt, da zu vermuten iſt, daß die Böſewichte ein ſehr ſtarkes Gift gebraucht haben. Es iſt zu ver— muten, daß allein das Trinkgeſchirr des Königs vergiftet war, weil dem Kellermeiſter beim Credenzen nichts widerfahren iſt. Gott der Herr hat den frommen Herrn ohne Zweifel gnädig behütet. Der polakiſche Täter aber iſt in der Neuſtadt außerhalb der Burg geweſen, um den Ausgang der Tat zu hören. Er wurde alsbald gefänglich ein— gezogen, iſt jedoch durch Verwahrloſung wieder ausgekommen, was der Stadtrichter zu verantworten haben wird. 127. Gewiſſenszwang in Salzburg Aus Salzburg vom 3. Februar 1591 e ſind hier fünf Bürger auf das Rathaus gefordert worden. Dort hat man ihnen vorgehalten, daß Ihre biſchoͤfliche Durchlaucht befohlen hat, daß ein jeder, der hier hauſen und wohnen wolle, zur gebührlichen Jahreszeit beichten und unter einer Geſtalt communicieren ſolle. Da fie dies aber nicht getan, ſei Ihre Durch: laucht gezwungen, anders gegen ſie zu handeln und ſie ihres Ungehorſams wegen zu ſtrafen. Deshalb haben ſie dieſen Tag und Nacht auf dem Rathaus bleiben müſſen. Am andern Tag hat man ſie ungefähr um acht Uhr mit vier Trabanten in die Pfarr⸗ kirche geführt, und ſie mußten eine brennende Kerze in der Hand tragen. In der Kirche haben ſie ſo lange mit der brennenden Kerze knien müſſen, bis die gehaltene Predigt 154 vollendet war. Der Pfarrer hat gräulich auf die Ketzer gedonnert und gehagelt. Nach der Predigt hat man ſie in den Dom begleitet, wo ſie während der Meſſe kniend ver— weilen mußten. Darauf hat man ſie wiederum nach Hauſe gehen laſſen. Es wird aber geſagt, daß einer von dieſen Bürgern nachher in einem Wirtshaus, wo er voll und toll geworden, ſein Geſpött damit getrieben hat. Dies iſt vor den Biſchof gekommen und er hat ihm fünfzehn aufmeſſen laſſen. 128. Deutſche Arbeit in Straßburg” Aus Straßburg vom 15. Februar 1591 n der Orgel im hieſigen Münſter hat man nunmehr drei Viertel Jahr gearbeitet. Die ſoll ein ganzes Werk werden. Sie hat achttauſend und etliche hundert Pfeifen, auch achtzehn Regiſter. Die größten Pfeifen faſſen bis an das Stimmloch vierzehn Ohm. Dies iſt ausgemeſſen worden. 129. Alchimiſten am Kaiſerhofe“ Aus Prag vom 14. Mai 1591 er engliſche Goldmacher, den man jüngſt gefangen nach Pürglitz geführt, hat ſich in den jüngſten Tagen halb verzweifelt geſtellt und nichts eſſen wollen, ſo daß man beſorgte, er werde dahinſterben. Es iſt aber wieder beſſer geworden. Die kaiſerliche Majeſtät hat einen Arzt hinausbeordert und einen Hofrat, um ihn zu examinieren. Auch ſind etliche andere Officiere geſchickt worden, mit dem Befehl, ihn peinlich zu befragen, wenn es von Nöten wäre. Obwohl Herr Peter von Roſenberg anſtatt ſeines Herrn Bruders allher gekommen iſt, um zu vernehmen, worauf die An— klage gegen dieſen Goldmacher beruht, hat er bisher doch noch auf keinen Grund kommen können. Etliche meinen, daß der Herr von Roſenberg den Goldmacher losbitten möchte, aber die Gegenpartei iſt zu ſtark. 130. Aufruhr in Saragoffa* Aus Saragoſſa vom 15. Mai 1594 on neuem haben wir hier wenig Gutes. Heute hat man den Antonio Perez, Secretär des Königs, aus dem Gefangenenhaus genommen und in die Inqui— ſition geführt. Darauf hat ſich alsbald die ganze Stadt aufgelehnt, die Waffen er— griffen und „Freiheit“ gerufen. Es haben ſich mehr als ſechstauſend Gerüſtete ver— ſammelt. Die ſind vor das Haus des Grafen von Almenora gezogen, haben das Tor niedergeworfen, und es iſt nötig geweſen, den Zorn des Pöbels zu ſtillen. Dies hat die Juſtiz von Aragon getan, ſie hat den Grafen aus ſeinem Haus genommen und zu Fuß weggeführt. Das Volk iſt dermaßen auf ihn eingedrungen, daß es ein Wun⸗ der iſt, daß ſie ihn nicht in Stücke gehauen haben. Bei dieſem erſchrecklichen Tumult hat der Markgraf zwei Wunden erhalten. Er wurde unter großem Geſchrei des Volkes, das ihn als Verräter umbringen will, ins Gefängnis geführt. Nachher iſt alles Volk der Inquiſition zugelaufen und hat begehrt, den Antonio Perez freizugeben, ſonſt würden ſie die Inquiſition umbringen. Sie haben auch zwei Diener der Inqui— ſition umgebracht, indem ſie auf ſie geſchoſſen haben. Dieſer Aufruhr hat ſo lange gewährt, bis der Vicekönig und der Erzbiſchof befohlen haben, den Secretär wieder ins Gefängnis zurückzuführen. Dort bleibt er noch, und damit hat die Wut in der Stadt ein wenig nachgelaſſen. Der Erzbiſchof hat ſich in großer Gefahr befunden. Denn obwohl etliche Grafen und ſolche vom Adel zu ihm kamen, ihn zu tröſten, war er ſeines Lebens nicht ſicher. Ich bin mit einem Crucifix vor ihm geſtanden und habe geſehen, wie ſchwer ihm dieſer Handel angelegen iſt. Man hat in die Domkirche gehen wollen, das hochwürdige Sacrament zu holen, um die Wut des Volkes zu dämpfen. Man hat aber gefürchtet, daß man den Erzbifchof und uns umbringen würde, denn man hat zwei Diener des Erzbiſchofs, die der in den Dom geſandt hat, mit Steinen beworfen. 131. Eine geſtörte Proceſſion in Wien Aus Wien vom 11. Juni 1591 or acht oder zehn Tagen iſt hier das Geſchrei gegangen, es werde ſich hier von den Banditen oder ſonſtigen Leuten ein Lärmen erheben und Plünderung und Totſchlag zutragen. Man hat auch in den Häuſern angeſagt, daß beim Glockenſtreich jeder gefaßt ſein und auf ſeinen ordentlichen Platz rennen ſolle. So iſt jedermann in Sorgen geſtanden, hat ſich aufs höchſte gerüſtet und gefaßt gemacht, ſo daß hier in der ganzen Stadt kein Pulver zu kaufen geweſen iſt. Am Umgangs- oder Gottesleich— namstag haben ſich viele Leute ganz zu Hauſe gehalten und viele ſich Sorgen und Gedanken gemacht, weil der Erzherzog zu Ebersdorf geblieben iſt und nicht herein— kam. Wie man nun an dem genannten Tag bei St. Stephan in der Singerſtraße losgeſchoſſen, ſo hat irgendwo ein loſer Bube ein großes Geſchrei erhoben, daß beim kaiſerlichen Stall alles drüber⸗ und druntergehe. Darauf iſt ein ſolcher Schrecken und Laufen beſonders des Schießens wegen unter die Leute gekommen, daß ſie ein— ander über und über geſtoßen und mit Füßen getreten haben. Sie haben die Mäntel, Hüte und Wehren verloren, und viele hundert Perſonen ſind in die Spitalkirche gelaufen. Sie ſind alle ſo erſchreckt geweſen, daß ſie einander nur angeſehen und kein Wort geſprochen haben. Dieſer Schrecken iſt alsbald wieder verlaufen, und kein Menſch kann ſeine Urſache oder Urſprung angeben. Beim Umgang haben viele die Fahnen und Stangen weggeworfen. Auf die Cleriſei ift nichts gekommen, ſonſt wür- den wir eine ſeltſame Comödie geſehen haben. Ich halte es für ein böſes Zeichen oder Omen und für eine Warnung und Strafe Gottes. Der wolle uns in Gnaden be— hüten! 132. Harte Haft für den Goldmacher Kelley Aus Prag vom 2. Juli 1591 Da engliſche Goldmacher ſoll in Pürglitz vermauert worden ſein. Er hat nicht mehr Luft als durch ein Loch, durch das er die Speiſe Biſſen für Biſſen heraus— langen kann. Man vermutet, daß man mit ihm ſo procedieren wird, wie mit dem zu München. Bei der Roſenbergiſchen Buchhalterei ſoll man gefunden haben, daß dieſer 157 Engländer dem Herrn von Roſenberg über dreimalhunderttauſend Gulden gekoſtet haben ſoll. Es iſt zu verwundern, daß ſich die Herren ſo verblenden laſſen. Dem Kaiſer ſoll er aber bei tauſend Gulden rhein iſch gekoſtet haben. 133. Ein Wunder in Bourges Aus Venedig vom 2. Auguſt 1591 Hu werden die Conterfeie der Kreuze gezeigt, welche zu Bourges in Frankreich in der Kirche Sancta Maria auf den Tüchern oder Decken der Altäre und auf den Meßgewändern, ſowie auch auf der Kutte eines Mönches erſchienen ſind, als er predigte. Sie ſind von viereckiger Geſtalt und ſo groß wie eine halbe Goldkrone. Weil die Ketzer einem ſolchen Wunder keinen Glauben geben wollten, ſind dieſe Kreuzlein auch auf den Hemdkrauſen etlicher weltlicher Männer und Frauen erſchienen. Ob— wohl man nun dieſes Wunderwerk als einen göttlichen Fingerzeig für die Katho— liſchen ihrer Sünden halber halten will, ſo findet man doch auch mehrere, die es für ein glückhaftes Zeichen des Sieges nehmen, wie man ja weiß, daß ein ſolches er: ſchienenes Zeichen dem Conſtantin dem Großen den Sieg gegen den Maxentius bedeutet hat. 134. Tod des Papſtes Gregor XIV.“ Aus Rom vom 19. October 1594 achdem zur Abwendung der Krankheit des Papſtes alle möglichen Mittel ge— braucht wurden, ihm aber allgemach die Kräfte und die Sprache entſchwanden, iſt er am verwichenen Dienstag um Uhr bei Nacht im Palaſt von San Marco, wo er ſeine Wohnung hatte, von dieſer Welt verſchieden. Obwohl es ſpät in der Nacht geweſen iſt, wurde der Oberſtkämmerling Cardinal Gaetano nach San Marco gerufen. Er hat das päpſtliche Siegel zerbrechen laſſen und auch ſonſt alle Schriften und Fahrniſſe in Verwahrung genommen, wie dies beim Tode des Papſtes gebräuch— lich iſt. Er hat auch alles den Leichnam Betreffende verordnet. Der iſt in Gegenwart der Arzte eröffnet worden, und man vernimmt, daß die Lunge auf der rechten Seite ſchadhaft und die Nieren voll ſchwarzen verfaulten Blutes geweſen ſind. Man hat 158 e auch einen Stein bei ihm gefunden in der Größe eines Hühnereis und im Gewicht von zwei Unzen. Am Mittwoch in aller Früh iſt der Leichnam des Papſtes von ſeinen Neffen und vertrauteſten Freunden und von der Schweizer Garde und leichten Reis tern in den Palaſt begleitet worden. Er wurde in der Capella Vaticana ausgeſetzt, die Domherren von St. Peter haben ihn abgeholt und in ihre Kirche gebracht. Dort ſteht er noch, damit das Volk Gelegenheit habe, ihm wie gebräuchlich den Fuß zu küſſen. 135. Wahl des Papſtes Innocens IX.“ Aus Rom vom 2. November 1591 A. verwichenen Sonntag morgens, dem 27. October, welcher Tag zum Ein— tritt in das Conclave beſtimmt geweſen iſt, hat man am gewöhnlichen Ort in der Capelle der St. Peterskirche Meſſe gehalten. Daſelbſt hat der Cardinal Geſu— aldo als Dekan des heiligen Collegiums die Meſſe vom Heiligen Geiſt celebriert und der Biſchof von Bergamo eine feierliche Rede gehalten. Nachher ſind die Cardinäle in Proceſſion in das Conclave gegangen, welches erſt nachts um ſechzehn Uhr geſperrt worden iſt, damit man Zeit hätte, für die Cardinäle alles Notwendige vorzuſehen. Am Sonntag haben die Cardinäle in der Capella Paulina eine Generalcongregation gehalten. Dort wurde die vierte Bulle des Papſtes über die Papſtwahl vorgeleſen und dem Conſervator und den Stadtofficieren der Eid abgenommen, getreu und gehorſam zu fein, bis ein anderer Papſt gewählt fein würde. Den anderen Prälaten und Miniſtern wurde geboten, das Conclave in guter Hut zu halten. An dieſem Tage haben die fürſtlichen Geſandten nicht unterlaſſen, den Cardinälen allerlei Erinnerungen zu tun, je nach dem ein jeder dabei intereſſiert iſt. Am folgenden Tage hat man ausgegeben, daß der Cardinal Madrucci geſagt hat, er ſpüre, daß er aus mehreren Urſachen nicht Papſt werden könne, und er möchte, daß wegen ſeiner Perſon kein Wort geredet würde. Man möge mit der Wahl auf ſolche Perſonen bedacht ſein, mit denen es weniger Mühe und Nachdenken brauche. Darum iſt der Madrucci ſehr gerühmt worden. Am Montag morgens hat man mit dem gebräuchlichen Scrutinium begonnen. Der 159 Cardinal St. Quatro hat 27 Stimmen bekommen. Am Dienstag wurde das zweite Scrutinium gehalten, in welchem der St. Quatro 28 Stimmen erhalten hat. Dar— über find die, die ihn nicht leiden mögen, erſchrocken, die anderen, die ihn favori— ſieren, haben ſich gute Hoffnung gemacht. Nach dem Mittageſſen hat man eine öffentliche Practica angeſtellt, um ihn zur Wahl zu bringen. Gegen 23 Uhr wurde dieſe beſchloſſen, und er wurde durch die Adoration mit Zuſtimmung aller Cardi— näle zum Papſt gemacht. Darauf haben ſie ihn in die Capella Paulina und dann mit den gewöhnlichen Ceremonien in die Peterskirche geführt. Er hat den Namen Innocens IX. angenommen. Man ſieht augenſcheinlich, daß die Wahl dieſes Papſtes ein Werk Gottes ſein muß, weil es ſo geſchwind dabei zugegangen iſt. Soviel die Menſchen dazu tun können, wird die Schuld dem Cardinal Mendoza als Haupt der ſpaniſchen Partei zuge— ſchrieben. Der Papſt iſt dreiundſiebzig Jahre alt, und obwohl er ſchwach und von zarter Leibes— beſchaffenheit iſt, kann er doch noch viele Jahre leben. Er hat den Signore Ceſare Facchinetto, ſeiner Schweſter Sohn, an Kindesſtatt angenommen. Dieſer hat Söhne und Töchter, die die erſten ſein werden, die ſich dieſes Papſtes Glück erfreuen werden. Der Papſt wird für einen geborenen Römer gehalten, weil er ſich hier ſeit den Zeiten des Papſtes Paul III. ſtets aufgehalten hat. Man hofft bei ihm auf eine gute Regierung. Der Papſt hat ſich beſtrebt, in dieſen wenigen Tagen hier in der Stadt Vorräte an Getreide zu ſchaffen. Er ſoll auch ein großes Verlangen haben, die Banditen zu bekämpfen. Morgen Sonntag am 3. dieſes ſoll er nach ſeinem Willen in aller Eingezogenheit gekrönt werden. 136. Nachrichten aus Rußland und der Moldau“ Aus Prag vom 12. November 1591 ir 5 hier Zeitung, daß ſich in Moscau die beiden Brüder der Regierung halber veruneinigt haben und gegeneinander zu Feld gezogen ſind. Darauf iſt der Großkhan der Tartaren mit über hunderttauſend Mann ins Land gefallen und 160 i 16. Goldmacher Bragadin hat dasſelbe verheert. Da aber der jüngere Bruder inzwiſchen geftorben ift, hat der ältere beide Kriegshaufen zuſammengetan und den Tartarenkhan geſchlagen und ihm achtzigtauſend Mann erlegt. Der Tartarenkhan iſt allein mit zweitauſend Mann entronnen. Die anderen wurden zerſtreut. Aus Kaſchau ſchreibt man vom 1. November, daß der aus der Moldau entwichene Wojwo de Petrus mit viel ſtattlichem Gut und über zweihundert Perſonen dort an— gekommmen iſt. Er hat hundert Wagen und zwölf mit Kleinodien und Gold bela— dene Kamele bei ſich. Er iſt in Szatmaͤr mit feinem jungen Sohn angekommen, hat aber ſein Volk beurlaubt und wieder nach Hauſe ziehen laſſen. Er hält ſich jetzt zwei Meilen von Bartfeld auf und will daſelbſt gern ſein Winterlager halten. Dies hat er die kaiſerliche Majeſtät wiſſen laſſen und erwartet ihre gnädigſte Er- laubnis. Dieſer Peter iſt ein feiner, alter und grauer Herr, er hat das Land lange regiert, und weil es ſehr reich iſt, hat er einen unſäglich großen Schatz herausgebracht. Weil der Großtürke ſeines großen Reichtumes gewahr wurde, hat er ihn ſtrangu— lieren laſſen wollen, dies aber hat der Wojwode bei Zeiten gemerkt und hat ſich mit ſeinem Schatz, ſeinen Räten und Kanzlern herausgemacht. Wo er künftig ſich nieder⸗ laſſen wird, wird ſich ergeben. 137. Hoffeſte in Dresden“ Über die jüngſt gehaltene Kindstaufe des Churfürſten zu Sachſen und die daſelbſt Anno 1591 angeſtellte Kurzweil m qhurfürſtlichen Schloſſe zu Dresden war die Rennbahn für das Ringelrennen N dergeftalt herrlich und luſtig zugerichtet, wie ich dergleichen noch nie gefehen habe. Die Plätze waren durchaus mit grünem Tannenreis bekleidet, und zwiſchen den Bogen und Schranken waren bis an hundert ſehr große hohe Tannenbäume eingegraben worden. Die waren mit lauter guten Pomeranzen, Granatäpfeln, großen Kürbiſſen und allerlei anderen guten Früchten auf das ſchönſte gar zierlich behangen. Auf den Tannen flogen allerlei große und kleine lebendige Vögel um. Desgleichen ſprangen viele rote und ſchwarze Eichhörnchen ohne Unterlaß von einem Tannenbaum auf den anderen. Ihre 31 Funggerzeitungen 161 churfürſtliche Gnaden find dreimal aufgezogen mit Bergleuten, ſchöner Muſik und Berggeſängen. Dies war allerlieblichſt zu hören und iſt noch niemals geſehen worden. Das letztemal zogen Ihre churfürſtliche Gnaden mit hundert Jägern auf die Renn— bahn. Die waren alle in Grün gekleidet und haben mit herrlicher Muſik geſungen und geblaſen. Die Jäger brachten auf die Rennbahn einen durchſichtigen, ſehr großen wohlgezierten Kaſten. Darin waren vier Bären, ſechs Wildſchweine, vier wilde Wölfe, zwei Luchſe, etliche Füchſe und viele Haſen nebſt allerlei kleinen Tierlein, wie Marder, Dachſe, Eichhörnchen, Kaninchen und allerlei Geflügel. Die ließ man auf der Rennbahn frei laufen und fliegen, und wer etwas davon bekam, konnte es behalten. Die vier Bären, die Wildſchweine, Wölfe und Luchſe ließ man im churfürſtlichen Schloß auf die Rennbahn jagen und frei herumlaufen. Das Volk ſtand im Hofe. Aber die Hunde waren allezeit die Meiſter, und dem Volk geſchah kein Schaden. Nur die Schweine liefen unter das Volk und warfen es zu Boden. Die Hunde ließen ihnen aber keinen Frieden, ſo daß Gottlob kein Menſch beſchädigt wurde. Vier Tage nacheinander wurde das Ringelrennen verrichtet. Die Mantenatoren waren Freiherren. Es wurde um lauter Geld gerannt. Die Gevattern waren der Churfürſt von Brandenburg, ſeine Gemahlin und auch der Adminiſtrator; der kam aber nicht her, weil er ſich bei einem Verſuche, nach dem Ringel zu rennen, durch einen Fall mit dem Pferd ein Schulterblatt zerbrach. Es ſchadete ihm aber Gottlob nicht, er iſt wiederum wohlauf. Der Landgraf Moriz in Heſſen, der alte Herzog von Braun— ſchweig, Philipp genannt, und noch ein Graf von Rolinz waren Gevattern. Sonſt ſind keine fremden Herrſchaften allhier geweſen. Unſere churfürſtliche Gnaden haben das Fräulein taufen laſſen und die Exorc ismen ausgelaſſen. Dies hat den Calviniſten ſehr wohl gefallen, und es läßt ſich anſehen, als ob hier in der Religion eine Veränderung geſchehen würde. 162 138. Tod der Königin Eliſabeth von Frankreich Aus Wien vom 25. Januar 1592 on Neuem gibt es hier nur, daß die Frau Eliſabeth, Königin von Frankreich und Erzherzogin von Oſterreich, am letztvergangenen Mittwoch nachts um elf Uhr ſelig in Gott dem Herrn entſchlafen iſt. Gott gebe ihrer Seele die Ruhe! Obwohl ſie faſt vierundfünfzig Tage von Herzklopfen und Stechen ſehr geplagt worden war, konnten die Herren Medici keine Mittel finden, dieſe Schmerzen zu lindern. Da ſie beſonderes Verlangen nach des Kaiſers Majeſtät, ihrem geliebtſten Herrn Bruder, trug, ſind Ihre Majeſtät die Nacht zuvor auf der Poſt mit wenigen Pferden hier angekommen. Seine Ankunft hat die Königin vor ihrem Ende in ihren großen Schmerzen nicht wenig erfreut. Von dem Einkommen und Abreiſen Seiner Majeſtät haben hier außerhalb des Hofgeſindes wenig Leute Wiſſenſchaft gehabt. Nach dieſem Todesfall ſind in hieſiger Stadt alle Fröhlichkeit und Muſiken eingeſtellt worden und bei hoher Strafe wurde verboten, gegen dieſen Befehl zu handeln. Am folgenden Donnerstag hat man den ganzen Tag über jedermann, ob reich oder arm, dieſe fromme Königin ſehen laſſen. Es find auch vieltauſend Perſonen zu und abgegangen. Die Königin wurde hier ſehr hoch geehrt, beſonders von armen Leuten, denen fie viel Gutes getan und große Almoſen fpendiert hat. Seine kaiſerliche Ma- jeſtät ſind am anderen Tage wiederum nach Prag verreiſt. 139. Streitigkeiten zwiſchen Calviniſten und Lutheranern“ Aus Frankfurt vom 16. Februar 1592 A. Leipzig wird aviſiert: Nachdem Doctor Chriſtianus Schütz, geweſener Hof— prediger zu Dres den, der aber ſchon lange, noch bei Lebzeiten des Herzogs Auguſt, wegen des Calvinis mus von feinem Dienſte entſetzt worden war, vor wenigen Tagen mit Tod abgegangen iſt, hat ſich unter dem gemeinen Pöbel, den Handwerks- und Reutgeſellen ein Lärmen erhoben. Sie find mit Gewalt vor das Haus des Verſtor⸗ benen gelaufen, haben der betrübten Witwe die Fenſter ausgeworfen und einhellig geſchrien, daß man ihn unter dem Galgen begraben ſolle. Er ſamt ſeinem Anhang u 163 fei Urſache geweſen, daß das junge fürſtliche Geblüt geftorben und fie alle ihrer Nah— rung beraubt feien. Seit unferes Herrn ſeligen Gedächtniſſes Tod feien an die ſieb— zehnhundert Perſonen abgedankt worden, weshalb es jetzt viel böſes, loſes Geſindel gebe. Da nun die im Hauſe wohnenden Perſonen vor des Herrn Omnes Geſindel Frieden haben wollten, mußte die churfürſtliche Witwe Trabanten in und vor das Haus legen, damit bis zum Begräbnis Frieden gehalten werde. Wie nun dieſes am folgenden Tage celebriert worden iſt, war niemand zu finden, der den Verſtorbenen zu Grabe tragen wollte. Er mußte alſo auf einen Karren gelegt und mit einem Pferd dahingeſührt werden. Da haben ſich etliche ruchloſe Burſchen zuſammengetan und ein ſolches Geſchrei mit Brüllen, Schreien, Blöcken und Pfeifen angefangen, daß es nicht zu ſchildern iſt. Die Trauerleute, deren wenige geweſen, haben ſie ſo mit Kot beworfen, daß ſie weichen mußten. Hier hat ſich dieſe Woche noch ein Fall zugetragen. Der Doctor Gundermann, geweſener Pfarrer hierſelbſt, iſt vor etlichen Wochen auf dem Schloß gefangen geſetzt worden. Darob hat ſich ſein Weib gar heftig gekränkt. Sie iſt hoch ſchwanger geweſen und fiel in ſolche Melancholie, daß ſie ſich letzthin in der Küche an dem Bratenwender erhängt hat. Dies wird für den gefangenen Doctor eine ſchreckliche Zeitung ſein, wenn er ſie erfährt. 140. Krieg gegen die Banditen im Kirchenftaate” Aus Rom vom 14. März 1592 or einigen Tagen hat man hier einen Vater und einen Sohn, die den Banditen Unterſchlupf gegeben, gefangen und in das Caſtell geführt. Die Banditen haben dem neuen Nuntius für Neapel, Monſignor Aldobrandini, unterwegs dermaßen ſtark nachgeſetzt, daß er ſich mit großer Gefahr ſalvieren mußte. Sie haben auch vor wenigen Tagen ein Schloß und einen Markt, eine Tagereiſe von hier, geplündert und über ſechzigtauſend Kronen an Wert geraubt. Viele Manns— und Weibsperſonen haben ſie weggeführt und den Markt in Brand geſteckt. Sie ſollen dreitauſend Mann ſtark ſein. Der Papſt hat befohlen, viertauſend Soldaten anzuwerben und ſechzigtauſend Kronen dazu verordnet. 164 141. Geburt des Antichriſt“ Aus Venedig vom 11. April 1592 ieſe Woche iſt hier eine Zeitung umgetragen worden, die der Großmeiſter von Malta und unterſchiedliche chriſtliche Fürſten geſchrieben haben ſollen. Die Zeitung meldet, daß in einer gewiſſen Provinz am äußerſten Ende von Babylonien von einem gar ſchlechten Weib ein Kind geboren worden ſei, deſſen Vater man nicht kennt. Das Kind ſoll Katzenhaare haben und ſchrecklich ausſehen. Das Kind hat acht Tage nach der Geburt zu reden angefangen und in einem Monat gehen können. Es ſoll zu verſtehen gegeben haben, daß es Gottes Sohn ſei. Bei ſeiner Geburt hat ſich zur Mittagszeit die Sonne verfinſtert, und in der vorhergehenden Nacht iſt eine gar große Feuerflamme über ſeinem Geburtshauſe geſtanden. Es haben ſich auch etliche Berge aufgetan, und in einem derſelben hat man eine Säule mit hebräiſchen Buch: ſtaben geſehen, die zeigten an: „Das iſt die Stunde meiner Geburt.“ Am anderen Tage iſt vom Himmel ein großer Haufen Manna und Edelgeſtein gefallen, an etlichen anderen Orten aber Schlangen und abſcheuliche Ungeheuer. Als man nun das Kind befragt, was dies bedeutet, hat es geantwortet: Die Edelgeſteine bedeuten höchſte Ergötzung derjenigen, die ſein Gebot halten werden, die Schlangen aber Marter und Strafe der Ungehorſamen. Man fängt auch bereits an, das Kind anzubeten, weil es ſchon große Wunderwerke tut, die Toten aufweckt, die Blinden ſehend macht, die Lahmen wiederum zurechtbringt. Das Volk wird von einem Barfüßermönch zu dieſer Anbetung beredet, mit dem Vorgeben, dieſes Kind ſei der wahrhaftige Sohn Gottes. Der Kürze halber muß ich unterlaſſen, noch viel anderes zu melden, was nicht recht glaublich iſt. Man ſagt aber auch, die Rabbiner ſchließen dahin, dies ſei das Kind des Verderbens, der Antichriſt genannt. 142. Der Krieg gegen die römiſchen Banditen Aus Rom vom 25. April 1592 . der Mario Sciarra, das vornehmſte Haupt der Banditen, in einen Flecken nahe von Velletri gekommen war und dort keine Victualien fand, hat er die Orte Piceno und Norcia um Victualien bitten laſſen. Sie haben zur Antwort 165 gegeben, daß fie mit dem Mario ſelbſt verhandeln wollen. Er hat aber einen feiner Neffen hingeſchickt und ausgeben laſſen, der ſei der Mario ſelbſt. Darauf haben ſie den erſchoſſen. Deshalb hat ſich der Mario nach Piceno begeben, hat die Einwohner meiſtenteils umgebracht und den Flecken geplündert. Er hat auch noch mehrere um— liegende Orte ausgeraubt und in einem Städtchen den Bürgermeiſter aufhängen laſſen. In der Nähe von Tivoli iſt der Mario Sciarra mit einer Compagnie Sol— daten zuſammengeſtoßen und hat mit ihnen gekämpft. Von denen ſind an die dreißig auf dem Platz geblieben und ebenſoviel gefangen und aufgehängt worden. Dies darum, weil ſie den Sciarra nicht als König im Felde haben anerkennen wollen. Deshalb ſind am letzten Dienstag der Herr Francesco Aldobrandino und der Sohn des Marcheſe Malateſta mit etlichem Volk von hier nach Frascati gezogen und haben ſich dort mit einer Anzahl Soldaten vereinigt, um ſtracks gegen die Banditen zu ziehen. Sie laſſen ſich im freien Feld unerſchrocken ſehen mit fliegenden Fahnen, Trommeln und Rüſtwagen in guter Anzahl. Sie ſind zu Roß und zu Fuß. Bei Loreto haben ſich über dreihundert Banditen gezeigt und mit dem Delfino ſcharmützelt. Der ſoll ſtark verwundet worden ſein. In Leoneſſa in den Abruzzen, einem Ort, der dem Herzog von Parma gehört, ſind auch Banditen eingefallen, denen das Landvolk heimlich beigeſtanden ſein ſoll. Als ſich dies aber herausgeſtellt hat, ſind dieſe Helfer als Vaterlandsverräter zum Fenſter hinausgeworfen worden. Aus Rom vom 9. Mai 1592 Die Banditen, die im Kirchengebiet eine Zeitlang hin- und hergeſtreift haben, find endlich gegen Aquila und Aſcoli entwichen. Vermutlich haben die Spanier, die an den Grenzen die Päſſe halten ſollen, nicht ſtandgehalten. Es geht aber die Sage, daß ſich ein päpſtlicher Hauptmann mit Geld habe beſtechen laſſen, der die Banditen aus⸗ reißen ließ. Der Papſt hat befohlen, im Kirchenftaat den Banditen allerorten den Durchzug zu verwehren, damit ſie nicht etwa zur Erntezeit wiederkommen und das Korn auf den Feldern verheeren. Darum hat auch das römiſche Volk ſich erboten, dreihundert Pferde gegen ſie zu beſolden. 166 Aus Rom vom 16. Mai 1592 Verwichenen Samstag iſt eine große Anzahl von Soldaten von hier nach Tivoli abgegangen, um ſich dortſelbſt mit anderem Kriegsvolk gegen die Banditen zu verſammeln. Die tun an vielen Orten großen Schaden. Sie ſind bei Nacht zu Luparella in Apulien eingefallen, haben daſelbſt ſechshundert Perſonen und den Biſchof umgebracht und ſind mit dem Raub, der auf über eine Million geſchätzt wird, davon— gezogen. In Seſſano haben ſie Speiſe und Trank zu ſich genommen und alles Vieh hinweggetrieben. Civitanova haben ſie in den Grund verbrannt und über ſechzig Perſonen totgeſchlagen. Dann ſind ſie nach Foggia gezogen, um dort aus dem Zoll— haus das viele Geld wegzunehmen. Wäre ihnen dies gelungen, ſo hätten ſie große Beute bekommen. Ein anderer Haufen Banditen iſt mit ihrem Hauptmann Bachieratto nach Aſcoli gezogen, um dort bei Nacht den Gouverneur Visconti in die Hände zu bekommen. Dies iſt ihnen mißlungen, aber ſie ſind in einem Ort bei Montalto eingefallen und haben daſelbſt an ſiebzig Perſonen jämmerlich umgebracht. Der Mario Sciarra befindet ſich mit einer ſtarken Anzahl ſeiner Banditen bei Norcia. 143. Hochzeit am polniſchen Königshofe* Schreiben über die königliche Hochzeit zu Krakau, die am 26. Mai 1592 gehalten werden ſoll An Breslau. Heute iſt ein Kaufmann aus Krakau, wo er vierzehn Tage geweſen iſt, hier eingekommen. Er meldet, daß die künftige Königin von Polen derzeit zu Pleß ausruht, jedoch künftigen Dienstag, am 26. Mai, zu Krakau erſcheinen wird. Die Königin wird ſehr fleißig im italieniſchen Tanzen geübt, wie auch der König täglich mit großem Fleiß von einem polniſchen Herrn, der lange Zeit in Italien und Frankreich geweſen, darin unterrichtet wird. Ihre Majeſtät hat auch eine Mummerei angeordnet, die über ſechzigtauſend Ducaten koſten wird. Dazu ſind fünfzig Perſonen befohlen worden. Sie müſſen ihre Geſichter ſo zurichten laſſen, daß ein jeder nicht das ſeine, ſondern das eines anderen haben wird, damit die Perſonen nicht erkannt werden. Die Königin in Perſon wird 167 die italieniſchen Tänze halten, und bei der Mummerei werden nur goldene Gewänder getragen werden. Die ganze Bürgerſchaft und Kaufleute haben ſich alle in deutſcher Tracht in vielen Farben kleiden laſſen. Ihre Röcklein werden mit ſilbernen und weißen Schlingen und Knöpfen geziert, welches ſehr luſtig zu ſehen fein wird. Sie werden alle der könig— lichen Braut entgegengehen und der Adel wird zu Roß mitziehen. Bisher haben ſich weder der Adel noch die Kaufleute fo ſehen laſſen. Sechs ſchwarze und ſechs weiße Bären ſollen den Brautwagen ziehen. Einen anderen Wagen ſollen ſechs Hirſche ziehen. Die weißen Bären werden tanzen, und werden ſie alſo genugſam ihre Luſt mit wilden Tieren haben. Der Kaufmann hat auch vermeldet, daß er in des Königs Schlafkammer geweſen. Sie iſt ſehr groß und in der Mitte iſt das königliche Bett. Es hat einen Samtvorhang und ſamtene Stühle ſtehen herum. Auf dem Bett liegt ein Schlafpelz aus Samt mit Zobel gefüttert. Die königliche Braut iſt in dieſer Kammer mit einem weißſilbernen Rock abconterfeit, ſie ſieht einen mit lachendem Mund an, und wenn der König ſie anſieht, muß er auch lachen. 144. Ein Tanzverbot Extract aus einem Befehlsſchreiben des Herrn Grafen Octavian Fugger, das Ihre Gnaden wegen Abſchaffung allerlei Freudenſpiele am 6. October 1592 abgehen hat laſſen Da gefährlichen ſchweren Zeitläufte, das Sterben, die Kriege, das Mißver— trauen, die Wiederwärtigkeit, Verkehrung und Verderbung von Land und Leuten, ſowie das Vergießen von chriſtlichem Blut werden immer ſchrecklicher. Das gewaltige Vorhaben des Erbfeindes unſeres chriſtlichen Namens zeigt, daß das an— geſtellte Gebet um Abwendung ſolcher Gefahren und Übel nicht reicht. Es geziemt und gebührt ſich allerwegen und iſt billig, daß man ſich aller weltlichen Freuden und Uppigkeit gänzlich enthalte. Demnach iſt mein Befehl, daß Ihr mit Eheſtem unter des Küſters Siegel an allen Kirchentüren Mandate anſchlagen laßt und in meinem Namen, von Herrſchaft wegen, mit allem Ernſt bei Strafe alle offenen Freuden, es ſei mit Singen, Pfeifen, Tanzen, Mummereien, Hofieren auf der Gaſſen und 168 17. Ein Ringelrennen andere weltliche Freuden verbietet. Dafür iſt meine Erlaubnis bis auf weiteres ein— geftellt. Was die Hochzeiten anbelangt, will ich hiemit bewilligt haben, daß dieſelben mit ziemlichem Maß und Beſcheidenheit und nur mit ſtillem Saitenſpiel gehalten werden dürfen. Ihr wollet allen Pfarrern in meinem Namen anzeigen und ſie erſuchen, daß ſie an dem Sonntag, an welchem Ihr das obgedachte Mandat anſchlagen und publicieren laſſet, nicht allein auf der Kanzel ſolches öffentlich verleſen, ſondern auch ihre Pfarrkinder ſtark ermahnen ſollen, nach demſelbe n zu leben. Übertretungen werden erſtlich mit Vermahnung, und falls dieſelbe nicht helf en will, mit anderen gebührenden Mitteln geſtraft werden. Damit Gott befohlen. 145. Hilfstruppen gegen die Türken! Aus Venedig vom 23. October 1592 erzeichnis deſſen, was die vornehmſten Potentaten und Fürſten in Italien der kaiſerlichen Majeſtät zur bevorſtehenden Hilfeleiſtung gegen den Türken zu Roß und zu Fuß für das künftige dreiundneunzigſte Jahr bewilligt haben. 1) Die päſpſtliche Heiligkeit gibt . Pferde 500 zu Fuß 3000 2) die königliche Majeſtät in Spanien gibt 1 Pferde 1500 su Fuß 6000 (Alles aus dem Königreich Neapel) 3) der Herzog von Ferrara gibt 5 Pferde 500 zu Fuß 2000 4) der Herzog von Urbino gibt Pferde 200 | zu Fuß 2000 5) der Herzog von Mantua gibt Pferde 400 zu Fuß 1000 macht an bewilligten Pferden: 3100 an Fußvolk: 14000 Obgedachte päpſtliche Heiligkeit hat aus höchſtem chriſtlichem Eifer noch eine große Summe Bargeld bewilligt, folange dieſer Türkenkrieg währt. 169 Was der Großherzog von Florenz tun oder ſchicken wird, wird nicht geringer fein. Ebenſo noch andere italieniſche fürſtliche Hilfen, die hier nicht verzeichnet ſind. Die obſtehende bewilligte Fürſtenhilfe wird ſich im künftigen Frühjahr in guter Bereit: ſchaft in Kroatien gegen den Erbfeind fertig finden. 146. Hinrichtungen in Saragoffa” Aus Saragoſſa vom 11. November 1592 m 19. October um 3 Uhr des Abends hat man hier gerichtet: den Juan de Luna, Don Diego de Heredia, Francisco de Ayerbe, Dionyſio Perez de San Juan und Pedro de Fuerdes. Erſtlich hat man fie nach altem Gebrauch zu Roß durch Sa: ragoſſa herumgeführt, nämlich den Don Francisco und Don Diego in ſchwarz— wollenen Klageklei dern und ſchwarzen langen Mänteln, die Roſſe waren mit ſchwar— zen Sattel decken behängt. Den Ayerbe und Dionyſio Perez hat man auch zu Roß in ſchwarzwollenen Klagekleidern herumgeführt, aber die Roſſe hatten keine Sattel: decken. Den Pedro de Fuerdes hat man vor ihnen her auf einem Strohbund mit zwei Roſſen geſchleift. Auf dem Markt hat man ein Brettergerüſt aufgerichtet und inmitten desſelben ein kleines Geländer. Davor haben fie knien müſſen. Dieſes Ge rüſt iſt mit ſchwarzem Tuch überzogen geweſen. Dem Don Juan de Luna hat man den Kopf von vorne, dem Don Diego von hinten abgeſchnitten, den anderen zwei hat man nur die Gurgel durchgeſchnitten, ſie auf den Boden gelegt und ſie allgemach ſterben laſſen. Den Pedro de Fuerdes hat man mit dem Strick ſtranguliert. Als er tot war, hat man ihn auf dem Gerüſt gevierteilt und dieſe vier Viertel in den vier Straßen von Saragoſſa aufgehängt. Den Kopf des Don Juan de Luna hat man auf das königliche Stadthaus geſteckt, den des Don Diego auf das Stadttor, den des Francisco de Ayerbe an das Gefängnis, weil er von dort den Antonio Perez mit Gewalt herausgenommen und hinweggeführt hat. Den Kopf des Pedro de Fuerdes hat man auf ein Stadttor geſteckt. Am nächſten Tage am 20. hielt man auf dem gemeldeten Markt das Verhör der Inquiſition. Es hat von 7 Uhr früh bis 8 Uhr in der Nacht gewährt. Da hat man 170 acht Perſonen vorgeftellt, die wegen des Aufruhrs zum Tod verurteilt waren. Man hat ſie am 24. gerichtet. Zugleich hat man das Bildnis des Antonio Perez bei dieſem Verhör vorgeſtellt und es wegen Ketzerei und Sodomiterei neben anderen, die zum Feuer verurteilt waren, verbrannt. Außerdem ſind noch zwanzig bis fünfundzwanzig Perſonen aus Saragoſſa vorgeführt worden, die hat man teils mit Ruten geſtrichen, des Landes verwieſen, und auf die Galeeren geſchickt. 147. Die Jeſuiten in Prag Aus Prag vom 10. Jauuar 1593 Müngſt verwichene Woche hat man hier ein gedrucktes Buch öffentlich feilgehalten, bes ein gelehrter Italiener aus Florenz mit Namen Butius Fidelinius in Druck gehen hat laſſen und der jetzigen päpſtlichen Heiligkeit dediciert hat. In dieſem Buch führt er über hundert vermeintliche Urſachen an, daß nicht allein die Chriſten, ſondern auch die Türken, Juden und in Summa alle Völker, wenn ſie auch an Chriſtus nicht glauben, ſelig werden. Doch ſollen die Chriſten mehr Freuden und Würden nach der Auferſtehung haben als die ungläubigen Völker. Dieſes Buch iſt von vielen mit großem Verwundern und Entſetzen aufgekauft worden. Beſonders weil darin gemeldet wird, daß ſeine Meinung auch etlichen Herren Jeſuiten und Cardinälen in Frankreich und Italien gefalle. Der Butius berühmt ſich, daß er hie— von mit der jetzigen päpſtlichen Heiligkeit, als ſie noch in Polen war, conferiert hat. Man hält dafür, die Herren Jeſuiten ſollten gedachtes Buch eheſtens widerlegen. Geſtern am Sonntag hat einer von ihnen eine Predigt über die Hochzeit von Kanaa gehalten, und als er von der Holdſeligkeit der Weiber gegen die Männer allerlei gute Poſſen und Hiſtorien erzählt, hat das Volk in der Kirche etliche Male überlaut gelacht, fo daß er kaum fortpredigen konnte. Darüber ſollen die anderen Herren Je— ſuiten mit ihm übel zufrieden ſein und vorhaben, ihn an einen anderen Ort zu ver— ſchicken. Die Hoffrauen wollen ihn nicht gerne von ſich laſſen, und man beſorgt, es möchte ein Lärmen geben, wenn ihn die Herren Jeſuiten wegſchicken. Er wird beim Hofgeſinde wert gehalten, welches zur verwichenen Weihnacht zuſammengeſchoſſen 171 hat und ihm an Geld, Wein und Gewürz und ſchwarzem florentiniſchem Tuch bis an die zwölfhundert Taler Wert zum neuen Jahr verehrt haben ſoll. Man iſt ge— willt, ihm noch eine Kirche, zu Sanct Thomas genannt, auf der Kleinſeite hier ein— zuräumen und aus dieſem Kloſter alle die italieniſchen Mönche wieder abzuſchaffen, beſonders weil einer unter ihnen eines Bürgers Tochter geſchwängert haben ſoll. 148. Der Hofſtaat des Erzherzogs Ernfi” Aus dem Jahre 1593 erze ichnis aller hohen und niederen Amtsleute, Officiere und Diener des neuen Hofſtaates Seiner fürſtlichen Durchlaucht des Erzherzogs Ernſt zu Öfterreich: Dberhofmeifter: Herr Graf Karl zu Hohenzollern, Rat der römiſch⸗kaiſerlichen Ma- jeſtät; Hofmarſchall: Herr Ferdinand Albrecht von Hoyos; Stallmeiſter: Wolf Ehrenreich, Herr zu Schwarzenau; Mundſchenken: Gilbert von Sombenia, Herr Lienhard Graf von Bilſarin, zwei Bürgerliche; Vorſchneider: drei Bürgerliche und Siegmund Freiherr von Spaur; Banadier: ein Bürgerlicher und Erasmus von Sandoir; Truchſeſſen: zehn; Truchſeſſen⸗-Tafeldecker: zwei; Oberſter Silberbewahrer: Rudolf von Erois; Unterſilberbewahrer: einer; Hofdiener: Alexander, ein Schott: länder; Curiere: zwei; Arquebuſier-Hauptmann: Herr Karl Freiherr von Harrach; Arquebuſiere mit ſamt ihrem Fourier und Trompeter zweiundſechzig; Trabanten— hauptmann: Herr Hans Freiherr von Maler; Trabanten: dreiundzwanzig; Tra⸗ banten⸗Wachtknecht: einer; Capellen-Almoſenier: einer; Hofprediger und Caplan: zwei; Oratoriumdiener: einer; Capellendiener: einer; Trompeter: ſieben; Heerpauker: einer; Hofcontrolleur: einer; Pfennigmeiſter: einer; Silberdiener: zwei; Silber⸗ waſcher: einer; Stalltürhüter: zwei; Quartiermeiſter: einer; Hoffouriere: vier; Küchenmeiſter: einer; Keller- und Lichtbewahrer: zwei; Kellerbinder: zwei; Licht: bewahrergehilfe: einer; Mundbäcker: einer; Küchenſchreiber: einer; Einkäufer: einer; Zufchroter: zwei; Mundköche: zwei; Meiſterköche: drei; Unterbäcker: vier; Paſteten⸗ köche: zwei; Bratenmeiſter: zwei; Zuſetzer: drei; Küchenträger: zwei; Küchenbuben: fünf; Holzhacker: einer; Küchentürhüter: einer; Officierstafeldecker: zwei; Markt— 172 R träger: vier; Leibwäſcherin und Nähterin: eine; Mundmäfcherin: eine; Oberfämme- rer: Herr Ernſt Freiherr von Molard, Herr Ullrich Felix Popel, Herr Marx Fugger, Herr Carl von Harrach, Herr Hans von Molard; Kammerherren: Herr Hans Breuner, Herr Graf Wolf von Oettingen, Herr Albrecht Fugger, Herr Graf von Montecuccoli; Kanzlei: Herr Sebaſtian Nerſtermacher zum Windegghof, Rat und Hofſecretär Ihrer römiſch-kaiſerlichen Majeſtät und fünf Schreiber; Obergardero— bier: einer; Untergarderobier: einer; Leibdoctor: einer; Leibbarbier: einer; Unterbar— bier: einer; Apotheker: einer; Kammercurier: einer; Kammerheizer: einer; Kammer⸗ türhüter: zwei; Kammertafeldecker: zwei; Extraordinarii: einer; Leibſchneider: einer; Hofſchneider: einer; Hofſchuſter: einer; Schuhmacher: einer; Barett und Feder⸗ macher: einer; Kammergoldſchmied: einer; Schwertfeger: einer; Kammertrabanten: vier; Oberſtſtallmeiſter: Herr Maximilian Freiherr von Dietrichſtein; Edelknaben: dreizehn; Edelknabenhofmeiſter und Präceptor: einer; Edelknabentanzmeiſter: einer; Edelknabendiener: einer; Futtermeiſter: einer; Futterſchreiber: einer; Roßbereiter: einer; Stallknecht: einer; Hofſchmiede: zwei; Hofſattler: einer; Geſchirrmeiſter: einer; Hofſporer: einer; Büchſenſpanner: einer; Lakaien acht; Stallknechte: ſiebzehn; Kutſcher: ſechsundzwanzig; Kutſcherjungen: einer; Einſpanner: zwei; Hofkehrer: einer; Sänftenknecht: einer; Hofprofos: einer; Steckenknechte: zwei. Macht in Summa vierhundertundachtzig Perſonen und vierhundertſechsundachtzig Pferde. 149. Kindstaufe am polniſchen Königshofe“ Aus Warſchau vom 7. Juli 1593 erwichenen Sonntag, den 4:, iſt nach Veſperzeit die königliche Kindstaufe zu Warſchau gehalten worden wie folgt: Zuerſt iſt die Herrſchaft und das ganze Hofgeſinde in die Kirche vorangegangen, dann folgte der König. Auf ſeiner rechten Seite ging der Legat des Papſtes, links der Abgeſandte Seiner kaiſerlichen Majeſtät. Dann folgte das ſchwediſche Fräulein, des Königs Schweſter, welche das Kind vor ſich auf beiden Händen in dem gar ſchön und zierlich bedeckten Bett getragen hat. Auf ihrer Rechten ging der Herr Kanzler, auf ihrer Linken der Herr Wojwode 173 Adamowſki. Weil das königliche Fräulein wegen des Schmuckes ziemlich ſchwer geweſen, haben die gedachten beiden Herren zugreifen geholfen. Darnach folgte die Königin. Der ging zur Rechten der Grazeriſche Abgeſandte und zur Linken der Herr Wojwode Weyceelinſki, dann folgte die junge Königin, die Sechswöchnerin, die vom Cardinal Grafen Radziwill auf der Rechten, und vom Schatzmeiſter der Krone Polens zur Linken begleitet war. Dann folgte das ganze Frauenzimmer aller drei Königinnen, und weil ein ſchöner Tag geweſen iſt, war dies ſehr luſtig und prächtig anzuſehen. In der Kirche iſt das junge Fräulein durch den Cardinal Radziwill Anna Maria getauft worden. Gevatter waren: Die römifch-Eaiferliche Majeſtät, die eine Kette aus Edelgeſtein, die auf vierzehnhundert Taler geſchätzt wird, als Paten— geſchenk eingelegt hat. Der andere Taufpate, der Abgeſandte aus Graz, von der Frau Mutter der Königin, hat eine Kette verehrt, die der erſten faſt gleich iſt. Der dritte Gevatter, die alte Königin, hat ein Armband und ein Kränzlein verehrt, welches ge— wiß beſſer als ein Majorankränzlein geweſen iſt. Nach der Taufe iſt eine kurze Predigt gehalten worden, nach welcher ſie alle in gleicher Geſtalt aus der Kirche heimgegangen ſind. Danach hat man ein ſtilles Bankett gehalten, das ſo zeitlich vorüber war, daß jedermann bei Tag nach Hauſe kam. 150. Heinrich IV. wird katholiſch Aus Lyon vom 13. Auguſt 1593 ir haben hier Zeitung, wie ſich der König von Navarra am 28. Juli, an ſeinem Geburtstag, zu St. Denis mit großer Feierlichkeit als Glied der römiſchen Kirche erklärt hat. Darauf hat ſowohl der gemeine Mann zu Paris, wie das Par: lament bei den Fürſten der Liga angetragen, daß ein Frieden gemacht werden ſolle. Obwohl ſich der ſpaniſche Geſandte und der Legat des Papſtes dagegen ausgeſprochen haben, iſt doch am 5. dieſes zu Paris und St. Denis ein Generalfrieden für drei Monate geſchloſſen und publiciert worden. Es wird auch vermutet, daß in dieſer Zeit ein gänzlicher Frieden gemacht werden ſoll. Die Prediger auf der Kanzel ſchreien und toben aufs heftigſte dagegen und ſagen, der König werde mit den Katholiſchen nicht 174 Farbe halten. Auch in Languedoc, Vivarais und anderen Orten hier herum iſt der Frieden bereits mit großen Freuden publiciert worden. Der König war auf dem Luſthaus La Roquette genannt, nächſt Paris, angekommen, das dem geweſenen Kanzler gehört, und die Fürſten waren willens, ihm aus Paris zuzueilen. Aber der ſpaniſche Geſand te und der päpſtliche Legat ſehen es nicht gerne und haben abziehen wollen, weil ſie kein anderes Mittel finden, den Frieden wieder zu brechen. Aus Madrid iſt ein Curier hieher ſpediert worden, daß die Flotte aus Neu-Spanien und Peru am 28. vergangenen Monats wohl eingebracht worden iſt. Der Schatz foll ſich in allem auf zehneinhalb Millionen erſtrecken, aber von den zwei ausſteh en den Caravellen aus Calicut und der Galleone aus Malacca vernimmt man ganz und gar nichts, ſo daß man ſich ſorgt, es gehe mit ihnen nicht recht zu, und ſie könnten ver— dorben ſein. Das wäre für viele ein merklicher Schaden. Gott verleihe, daß man über ſie noch Gutes vernehme! So werden die Spanier und Portugieſen noch mehr florieren, beſonders, wenn das aus Indien heuer erwartete Specereiſchiff auch noch wohl eintrifft. 151. Proceß gegen Herrn Ladislaus von Popel“ Aus Prag vom 20. October 1593 . iſt Herr Ladislaus Popel vor das Tribunal citiert worden. Er hat aber die Nacht zuvor flüchtigen Fuß geſetzt, und wie die Kundſchaften lauten, ſoll er gegen Sachfen hinaus fein. Geſtern nachmittag wurde in Gegenwart der kaiſer— lichen Majeſtät und aller Officiere in der Ritterſtube über ihn das Urteil geſprochen: Er hat Leib, Ehre und Gut verwirkt. Das wird ſeiner anſehnlichen und ſtattlichen Freundſchaft einen großen Stoß geben, die auch große Urſache haben wird, dies ſo zu empfinden. Seine Hausfrau, ſein Sohn und noch zwei junge Töchterlein haben heute vor Ihrer Majeſtät einen Fußfall getan. Sie werden aber wenig ausrichten, denn Herr Popel iſt gar ſchwer beſchuldigt, daß ſeinetwegen der vergangene Landtag ſo unfruchtbar abgegangen iſt. Ihrer Majeſtät iſt auch die Schrift zu Händen ge— kommen, die von ihm ausgegangen iſt. Poſtſcripta von einem andern: Meinem großgütigen, vertrauten Herrn kann ich nicht verhehlen, daß die kaiſerliche Majeſtät wegen des jüngſt verfloffenen Landtages mit etlichen Herrn große Händel und Streit angefangen und ſich dieſe Lumpenſachen viel mehr angelegen ſein läßt, als die ungariſchen Grenzen. Der Landhofmeiſter iſt bei Ihrer Majeſtät übel daran. Man hat etliche Tage nacheinander in der Nitter- und Reichshofratsſtube im Beiſein Ihrer Majeſtät ſtrenge Inquiſition gehalten, wer der Verurſacher dieſes Weſens iſt. So iſt man auf einen vom Adel, den Wrſcheſowetz gekommen, der es auf den alten Herrn Ladislaus Popel geſchoben hat. Auf den iſt Ihre Majeſtät ſo erbittert, daß er mit ihm ernſtlich procedieren will. Dazu hat der Kolowrat und der Herr Chriſtoph Popel treulich geholfen. Als dies der Herr Ladislaus vernommen, iſt er geſtern in der Nacht außer Landes geritten. Heute iſt nun ein gräuliches Geſchrei, man werde ihm Leib, Ehr und Gut aberkennen. 152. Einbringung der türkiſchen Kriegsbeute in Wien“ Aus Prag vom 18. Januar 1594 A. 11. dieſes iſt das Präſent von der weißenburgiſchen Niederlage nach Wien gelangt, und haben es die Herren am 13. dieſes in folgender Ordnung gegen Hof geliefert. Zuerſt iſt der Zeugwart von Raab und neben demſelben zwei wieneriſche Zeugdiener gegangen. Darauf hat man die dreißig eroberten türkiſchen Geſchuͤtze ge: führt. Nach denſelben drei türkiſche Pferde mit ſamtbeſchlagenen, vergoldeten Sätteln, deren Zaumzeug war aus Silber und vergoldet. Dann trug man die zweiundzwanzig türkiſchen Fahnen, darunter drei Hauptfahnen mit großen ſilbernen und vergoldeten Knöpfen. Dann trug man vergoldete Säbel, Stecher, Sturmhauben, Janitſcharen— hüte, türkiſche Häublein, zwei herrlich ſchöne Bogen mit Pfeilen, türkiſche Rundellen, wie fie die Begs und Paſchas tragen. Auch trug man zwei lange türkiſche Meffer, zwei türkiſche ſilberne, vergoldete Trinkflaſchen, zehn Janitſcharentrommeln und andere Sachen mehr. Die zwei erſtgeführten Pferde find für die römiſch⸗kaiſerliche Majeſtät, und das dritte für den Erzherzog Mathias beſtimmt. Als man die Geſchütze vor die 176 — re ann x 18. Janitſcharen / ö | ar N { \ i h 5 f | 1 N A N N N | 5 5 f N I, f 1 y 2 | r 1 h N | / N . f | M N 7 ö j * 5 5 | | | | 2 a N u N g Y * * a 5 f ‘ | j y D ' Tun, | * { \ a | f | | \ ı 5 9 * N 4 ‚ 2 1 ‘ \ f 0 1 je v ’ 4 - „ 5 \ g / 4 | 9 Dre | 5 \ J „ 7 U Me \ aM i | ö f N ’ N x N 4 N 1 | \ F | . Y l 17 „ * + \ | U ? 0 ı | \ „ Burg gebracht, hat man diefelben dort aufgeſtellt und ihnen etliche Büchſenmeiſter zugeordnet. Als die Präſentierung vorüber geweſen iſt, hat man die Geſchütze los⸗ gebrannt. 153. Proceß gegen Herrn Georg von Popel” Aus Prag, den 19. April 1594 Wohlgeborener gnädiger Herr! Sd meinem jüngſten Schreiben, den Herrn Georg Popel, geweſenen Land— hofmeiſter in Böhmen betreffend, hat die kaiſerliche Majeſtät ihm eine Schrift vorhalten laſſen, worin allerlei Bedingungen waren, die er auf Gnade und Ungnade angenommen hat. Es war auch eine Urfehde darein einverleibt, worin erzählt wird, was er verbrochen und welche große Strafe er verdient hat. Dieſe Schrift hat er etliche Tage bei ſich gehalten und begehrt, daß man einen Herrn Jeſuiten zu ihm laſſe, damit er beichten und ſich mit Gott verſöhnen könne. Wie der Herr Jeſuit einer vornehmen Perſon meldet, hat er ſich bei dieſer Beichte hoch entſchuldigt, daß er vor Gott, feinem Gewiſſen und feiner Seligkeit aller Punkte, deren er beſchul⸗ digt wird, ſich unſchuldig wiſſe. Er wolle demnach ſeine Seele und ſein Gewiſſen und auch Ehre und Namen ſeines Geſchlechtes mit einem abgenötigten Bekenntnis nicht beſchweren. Die Eaiferliche Majeſtät möge als fein allergnädigſter Herr und König mit ihm nach ihrem Gefallen tun und handeln, wie er ſich denn Ihrer Majeſtät demütigſt unterwerfe und um Gnade und Barmherzigkeit bitte. Darauf hat er noch am ſelben Tage nach abgelegter Beichte gebeten, den Herrn Landofficieren und auch der Eaiferlihen Majeſtät eine lange Bittſchrift zu übergeben, die ihm ein Jeſuit von Komotau, wo er ihnen ein ſtattliches Collegium hat bauen laſſen, aufgeſetzt haben ſoll. Darin bittet er, die ihm auferlegten Bedingungen gnädigſt zu mildern. Dieſe Bittſchrift ſoll die kaiſerliche Majeſtät und die Landofficiere noch mehr beleidigt haben, weil er darin ſein vorher getanes Bekenntnis widerruft, auf welches ihn die Majeſtät zu Gnaden und Ungnaden angenommen und den rechtlichen Proceß eingeſtellt hat. Hätte man das Urteil ergehen laſſen, fo würde es ihm das Leben koſten. Man hat darauf beſchloſſen, ihn auf fein Schloß Litſchau gefänglich zu führen. Dort hat man ihm 12 Fuggerzeitungen 172 ein Gefängnis gebaut, das zuvor Stube und Lagerſtätte der Hundsbuben geweſen iſt. Dort hat man alle Fenſter vermauert und allein in der Höhe zwei Lichtlöcher offen gelaſſen, die mit doppelten eiſernen Gittern verwahrt ſind. Oben hat man um dieſes Gefängnis, das ein kleines Stübchen und Kämmerchen iſt, einen Gang gebaut, worauf die Wächter, von denen zwanzig ſein ſollen, hin- und widergehen. Auch hat man zwei eiſerne Pforten und eine hölzerne Vortüre gemacht, damit niemand ohne Erlaubnis des Wächterhauptmanns zum Gefängnis gehen kann. Der heißt Adam Haslauer und iſt von Herrn Popel vor etlichen Jahren von ſeinen Landgütern unter dem Schein des Rechtes vertrieben worden, ſo daß er in große Not und Armut ge— raten und eine Zeitlang in Innsbruck in Dienſten des Erzherzogs Ferdinand geſtan— den iſt. Man meint, daß er wegen dieſer alten Feindſchaft und erlittener unbilliger Beleidigung Herrn Popel um ſo eifriger und fleißiger verwahren wird. Als nun das Gefängnis fertig war, hat man den Popel am letzten Freitag in der Nacht aus ſeinem Haus in einer Kutſche mit ſechzig Pferden und ſiebzig Schützen von hier nach Litſchau geführt. Als er in den Vorhof gekommen, hat ihn ſein alter Feind, der Hauptmann, ſchlecht empfangen und ſtracks in ſein Gefängnis gewieſen. Als er da hineingehen ſollte, hat er angefangen bitterlich zu weinen und geſagt: „Ach, iſt es nicht zum Erbarmen, wo zuvor meine Hunde und Hundsbuben ihre Lagerſtätte ge— habt und kaum damit zufrieden waren, dort muß ich armer, elender Mann jetzt mein Leben verzehren, wo ich zuvor in ſo großem Anſehen und Wohlleben geweſen. Was mich noch mehr bekümmert, iſt, daß ich in meines alten Widerſachers Händen und Gewalt bin. Ach, was iſt doch das menſchliche Leben, weltliche Pracht und Reichtum! Der vermaledeite Geiz hat mich leider ſo ſchändlich verführt. Aber ich muß bekennen, daß ich dieſe Strafe wohl verdient habe. Aber ich werde nicht der letzte und nicht der erſte ſein und vielleicht werden noch andere ſolche Strafe erfahren müſſen.“ Das hat man dahin verſtanden, als wenn noch mehr Perſonen mit ihm im Spiel wären, die, wie die Sage geht, nach dem Reichstag gepackt werden ſollen. Für ſein Gefängnis und den Unterhalt der Wächter hat man jährlich fünftaufend Taler und dem Ge fangenen fünf gewöhnliche geſunde Speiſen ſamt dem notwendigen Trunk Wein im Tag bewilligt. Mit den eingezogenen Gütern hat man noch nichts vorgenommen. Als 178 man Herrn Popel in der Nacht weggeführt, haben feine zwei Töchter geweint und jämmerlich geheult und mit ihrem Herrn Vater ziehen wollen. Man hat ſie mit ihm bis Litſchau fahren laſſen. Dort wird man ſie etliche Tage internieren und dann in ein Kloſter tun, bis der Reichstag vorüber. Alsdann wird ſie Herr Trautſon zu ſich nehmen und erziehen laſſen. Denn die kaiſerliche Majeſtät will ihnen aus Gnade von den confiscierten väterlichen Gütern ein ſtattliches Heiratsgut erfolgen laſſen. Da man nach böhmiſchem Recht nicht ſagen kann, daß Herr Popel ſeine Ehre verloren, weil kein Urteil über ihn ergangen iſt, ſo glaubt man, daß kein Abſcheu ſein werde, ſich mit ſeinen Töchtern zu verheiraten, die feine und wohlgeratene Fräulein ſein ſollen. Das iſt der Vorteil und Nutz, den Herr Popel dadurch erlangt hat, daß er ſich vor dem Rechtsſpruch auf Gnade und Ungnade ergeben hat. Seine Majeſtät foll aber wegen des Popels Widerruf ſo alteriert ſein, daß ſie ihm den ganzen Proceß und die geführten Beweiſungen öffentlich vorleſen und den Rechtsſpruch publicieren laſſen will, auf daß jeder hören und ſehen könne, daß Ihre Majeſtät befugt iſt, nicht allein dies, ſondern noch mehr gegen ihn vorzunehmen. Die oberſten Land— officiere ſollen noch vor dem Aufbruch Ihrer Majeſtät herkommen, um einen anderen Landhofmeiſter und einen oberſten Kanzler zu beſtellen. Auch wird man einen Statt— halter einſetzen, weil Ihre Majeſtät dem Reichstag beiwohnen und von Regensburg nach Wien und alsdann wieder herkommen will. Denn dieſer Popeliſche Handel könnte noch andere Schwierigkeiten verurſachen. Man hat in den jüngſten Tagen eine Schrift fporgiert, des Inhalts, man ſolle ſich vorſehen, daß der Popel (fo heißt in böhmiſcher Sprache die Aſche) nicht etliche heimliche Funken behalte, woraus ein ſchädliches Feuer in der Krone Böhmens und gegen das Haus Oſterreich entſtehen könnte. Dies möge der Allmächtige gnädig verhüten! Sonſt hört man hier nicht gerne von dieſer Sache reden, denn die böhmiſchen Herren und die von der Ritter⸗ ſchaft find einesteils etwas ſchwierig, und dürften einige behaupten, daß der Georg Popel alles zum Beſten ſeines Vaterlandes und der Freiheit der böhmiſchen Stände getan hat, und daß man mit dem Exempel zu weit gegriffen und ſie in ihren Privilegien einigermaßen beleidigt hätte. Aber ſolche Leute werden fürchten, ſie könnten hernach auch herhalten müſſen. 12° 179 154. Marktpreiſe in Wien“ Aus Wien vom 17. September 1594 Ri wie die Sachen in Wien jetzt zu kaufen find. Der alte Wein um zehn, der Heurige um acht, auf dem Land aber guter Wein um vier, fünf und ſechs Kreuzer. In der Stadt iſt ein Pfund Fleiſch um zwei Kreuzer wohl zu be— kommen. Ein Laiblein Brot um einen weißen Groſchen, heraußen um ſechs Pfennig. Es iſt ſo ſchön und groß, daß es nicht zu glauben iſt. Wenn die Donau größer wäre, würde man beſſer zuführen können. Was ſonſt eßbare Speiſen anbelangt, koſtet alles ein rechtes Geld. Der Hafer ein Muth um acht bis neun, das Getreide der Muth um fünfzehn bis ſechzehn Gulden. Der Schober Stroh koſtet ſechs, die Klafter Holz achtzehn Gulden. An dergleichen Sachen mangelt es nicht. Nur Kerzen ſind mit großer Mühe das Pfund um fünf Kreuzer zu kaufen. Weizen koſtet der Muth neun— zehn Gulden. Der Metzen Hafer neunzehn Kreuzer und ein Muth Korn vierzehn Gulden. 155. Große Inſolvenz in Sevilla Aus Antwerpen vom 15. October 1594 ieſe Woche ſind zwei Curiere angekommen, die mit großer Eile aus Sevilla hieher geſchickt worden ſind. Sie bringen Briefe vom 20. September, darin wird geſchrieben, daß in Sevilla ein Spanier Pedro Perez Pardo mit hunderttau— ſend, etliche ſagen mit hundertfünfzigtauſend Ducaten falliert hat. Der ſoll eine große Summe auf Martin Perez Barron und auf Antonio Gallo von Salamanca in Wechſeln genommen haben. Man hat ſie aviſiert, daß ſie die Wechſelbriefe, die man täglich mit dem Ordinari aus Spanien erwartet, nicht acceptieren ſollen. Man hat ſich dergleichen Beſchwerniſſe und Fallimente bei dem jetzigen verderblichen Kriegsweſen noch mehr zu verſehen. Mit denſelben Briefen wird aus Sevilla weiter geſchrieben, daß man die Flotte aus Neu-Spanien und Peru dort in achtzehn bis zwanzig Tagen erwartet. Sie ſoll allein an Silber ſiebzehn Millionen und unbe— kannt viel Gold, ſowie dreizehnhundert Arobas Cremeſin und allerlei andere Waren mitbringen. Es ſollen hundertſiebzig Schiffe ſein. Der Herr wolle dieſe Flotte mit 180 Liebe und Glück ankommen laſſen. Dies wird den Handelsmann in Spanien und an anderen Orten wieder etwas erquicken, denn es ſteht hin und wieder mit den Handelsleuten gefährlich und beſchwerlich genug. 156. Wunderbare Kunde aus Berlin und Leipzig Aus Berlin vom 23. December 1594 gi Frau Mutter! Ich kann Euch nicht verhehlen, daß vor einigen Tagen die zehnjährige Tochter eines gottesfürchtigen Bürgers bei Nacht in der Schlaf⸗ kammer ein Geſicht gehabt hat. Die Kammer hat ſich mit großer Helligkeit erfüllt, alsbald iſt die Geſtalt eines ganz weiß gekleideten gar ſchönen Jünglings erſchienen, der ein bloßes Schwert in der Hand hielt. Er ſprach: „Höre Menſchenskind, ent— ſetze und erſchrecke Dich nicht! Ich bin ein guter Engel, von Gott geſandt, daß Du vor der hohen Obrigkeit predigen ſollſt und anzeigen, daß Gott der Herr Deutſch⸗ land heimſuchen wolle, wie er es mit ſeinem Volk den Juden getan, als ſie nicht von ihrer großen Hoffahrt, Schande und Laſtern ablaſſen wollten. Denn ſo gnädig, lang⸗ mütig und barmherzig er iſt, ſo zornig und grimmig kommt er, die Menſchen zu ſtrafen.“ Dieſes Töchterlein war aber den Tag zuvor zum erſten Male zu Gottes Tiſch ge— gangen, und obwohl ſie ſonſt nicht viel geredet, hat ſie dieſen engliſchen Befehl vor vielen Leuten unerſchrocken aufgeſagt. Alſo predigen die guten Engel, daß wir Buße tun ſollen und dem gnadenreichen Gott für dieſe hochtröſtliche Warnung ewiges Lob ſagen. Dagegen predigen aber auch leider in der Neumark die böſen Engel erſchreck⸗ lich und entsetzlich. Sie haben in einem Städtchen, Freiburg genannt, über hundert— fünfzig Perſonen beſeſſen gemacht, was die Prediger und auch die Unſeren be zeugen. Vor wenigen Tagen iſt er auch in Spandau, das zwei kleine Meilen von hier liegt, geweſen. Allda hat er ſieben Perſonen beſeſſen gemacht, aus welchen der böſe Feind geredet hat. Viele gottesfürchtige Leute haben dies angehört. Als am jüngſten 19. (29. October morgens um fünf Uhr die Mondesfinſternis geroefen, find am Himmel 181 und in der Luft wunderliche Strahlen und dergleichen andere Zeichen geſehen worden. Dadurch iſt wohl anzunehmen, Gott werde mit allerlei Plagen ſtrafen, da wir uns nicht rechtzeitig zur Gnade bekehren und wahre Buße tun. Der Allmächtige wolle uns nicht nach Verdienſt, ſondern nach ſeiner Barmherzigkeit väterlich bedenken! Euer lieber Sohn Magiſter Hermanus Liphorpius, Rector. Aus Leipzig vom 23. December 1594 Was mein Bruder aus Berlin und Spandau geſchrieben, iſt leider nur zu wahr. Die Bürger zu Spandau haben ſeither alle langen Krägen zuſammengetragen und auf einem Platz öffentlich verbrannt. Auch ſind zu Berlin die langen Krägen und Schleifen, die die Weiber an den Röcken nachziehen, zu tragen verboten worden. Vor zwei Tagen iſt einer unſerer Diener aus Schleſien gekommen, der ſagt, daß ſich vor drei Wochen der Berg bei einem Städtlein, Goldberg genannt, aufgetan hat. Daraus iſt ein Rauch in die Höhe gegangen, hat ſich nach dem Städtlein gewandt, hat von zwei Häuſern den Giebel und ein Stück von der Kirche weggenommen und iſt wieder in den Berg hineingefahren. In der Striegau laſſen ſich etliche verſtorbene und begrabene Leute wieder ſehen. Sie plagen und erſchrecken die Menſchen. Darauf iſt beratſchlagt worden, daß man einen ausgraben, ihm den Hals abſtoßen und ihn unter dem Galgen verſcharren ſoll. Dies iſt geſchehen, hat aber nichts helfen wollen. Er hat ſich wie zuvor ſehen laſſen. Es iſt endlich beſchloſſen worden, ihn wieder aus— zugraben und zu verbrennen. Nach dem iſt er nicht mehr erſchienen, und auch alle anderen ſind ausgeblieben. 157. Mordanſchlag gegen Heinrich IV.“ Aus Antwerpen vom 2. Januar 1595 in Brief aus Paris vom 29. bringt mit, daß der König von Navarra in dem Palaſte der Madame de Lioncourt beinahe umgekommen wäre. Denn als ihn dort einer grüßte und er ſich gegen ihn bückte, hat ihm ein junger Menſch zwiſchen ſiebzehn und achtzehn Jahren ein Meſſer in die Gurgel ſtechen wollen. Der Stich iſt 182 aber zu hoch und in die rechte Backe gegangen, wobei dem König zwei Zähne aus geſtoßen wurden. Ein Stück des Meſſers iſt zwiſchen den Zähnen ſteckengeblieben. Wie es weiter ablaufen wird, melden die nächſten Briefe. 158. Abſchrift des Erkenntniſſes und Urteiles des Parlamentes zu Paris gegen Johann Chatel, einen Schüler, der im Jeſuiten— collegium hier ſtudiert hat, wegen des greulichen Mordes, den er an der Perſon des Königs zu begehen ſich unterſtanden hat, wie auch gegen die Jeſuiten, die als Verderber der Jugend, Zerſtörer des allgemeinen Friedens und Feinde des Königs und des Staates aus dem Königreich Frankreich ver- bannt und verwieſen werden as Parlament hat den peinlichen Proceß geprüft, der durch den Profoſen des königlichen Hauſes angefangen und hernach auf Begehren des königlichen Ge— neralprocurators fortgeſetzt wurde, gegen Johann Chatel, der im Jeſuitencollegium zu Clermont ſtudiert hat und jetzt im Gefängnis ſitzt. Das Parlament hat das Be⸗ kenntnis des Johann Chatel und des Prieſters der Geſellſchaft Jeſu, Jean Guerette, geweſenen Präceptors des Chatel, ſowie auch des Peter Chatel und der Dionyſia Hasdrat, ſeiner Eltern, und die Klage des königlichen Generalprocurators angehört, und erkannt: Der Johann Chatel ift überwieſen des Verbrechens wider die göttliche und menſchliche Majeſtät und wird verurteilt wie folgt: Er muß vor dem Haupttor der Kirche zu Paris nackt im Hemd öffentlich Buße tun, auf den Knien liegen und in ſeiner rechten Hand eine brennende zwei Pfund ſchwere Kerze halten. Er muß ſagen und bekennen, daß er boshafter und verräteriſcher Weiſe die unmenſchliche und ganz abſcheuliche Mordtat geplant und den König mit einem Meſſer im Geſicht verwundet hat. Auch muß er bekennen, in dem wider ihn geführten Proceß nach den falſchen und verfluchten ihm gegebenen Inſtructionen geſagt zu haben, es ſei erlaubt, die Könige umzubringen, und daß König Heinrich IV. nicht der Kirche angehöre, ehe er nicht 183 vom Papſt die Beſtätigung erlangt habe. Er muß Reue und Leid bekennen und Gott und den König um Verzeihung bitten. Wenn dies geſchehen, wird er auf einem Schandkarren auf den Greveplatz geführt und daſelbſt an Armen und Schenkeln mit Zangen gezwickt werden. Seine rechte Hand wird das Meſſer halten, mit dem er die Mordtat vollbringen wollte, und wird ihm abgehauen werden. Dann wird fein Leib von vier Pferden auseinandergeriſſen, ſeine Glieder und der Leib ins Feuer geworfen und die Aſche in der freien Luft zerſtreut werden. Außerdem hat das Parlament erkannt, daß all ſein Hab und Gut confisciert werden und dem König anheimfallen ſoll. Das Parlament verbietet auch jedem, wes Standes er ſei, bei der Strafe der beleidigten Majeſtät die von dem Johann Chatel geführte ärgerliche aufrühreriſche, dem Worte Gottes zuwiderlaufende und durch die heiligen Decrete als ketzeriſch verdammte Rede öffentlich oder ſonſtwie zu wiederholen. Es erkennt weiter, daß die Prieſter und Schüler im Collegium zu Clermont und alle anderen, die ſich Angehörige der Geſellſchaft der Jeſuiten nennen, als Verderber der Jugend, Zerſtörer des allgemeinen Friedens und Feinde des Königs und des Staates innerhalb dreier Tage nach Bekanntgabe dieſes Urteiles aus der Stadt Paris und anderen Städten und Orten, wo ſie ihre Collegien haben, und innerhalb vierzehn Tagen aus dem Königreich zu weichen haben. Sollten ſie ſich nach dieſer Zeit noch im Königreich befinden, ſo ſollen ſie wegen des Verbrechens der verletzten Majeſtät beſtraft werden. Ihre liegende und fahrende Habe wird zu milden Werken verwendet und nach Erkenntnis des Parlamentes ausgeteilt werden. Überdies wird allen Untertanen des Königs verboten, Studenten in andere Jeſuitencollegien außerhalb des Königreiches zu ſchicken. Das Parlament erkennt ferner, daß das gegenwärtige Urteil in den Amtern und Landpflegereien dieſes Bezirks zu vollziehen iſt. Es gebietet auch den Landpflegern und Statthaltern, die Execution in der beſtimmten Zeit durch— zuſetzen. Die Stellvertreter des Generalprocurators haben die Hand über die Aug: führung zu halten und innerhalb Monatsfriſt bei Verluſt ihrer Amter dem Parlament von ihrem Eifer Bericht zu geben. 184 159. Eine ruſſiſche Geſandtſchaft in Prag Auszug aus dem Schreiben eines guten Freundes aus Prag vom 18. Auguſt 1595 ie moscowitiſche Botſchaft iſt vergangenen Mittwoch hier angekommen. Sie ſind gar herrlich und wohl empfangen und mit vierhundert Pferden einbegleitet worden. Dieſe moscowitiſche Botſchaft ift natürlich wie die Zigeuner aufgezogen, weil es am ſelben Tage fortwährend geregnet hat, ſo daß es ſchade geweſen wäre, wenn fie ſich ſtattlich ausftaffiert hätten. Sie haben bisher bei Ihrer Majeſtät keine Audienz gehabt und laſſen auch deshalb niemanden vor. Sie haben auch etliche ſechzig Wägen, mit köſtlichen Sachen beladen, mitgebracht. Man hält ſie durchaus koſtfrei und tractiert ſie herrlich. 160. Päpſtliche Verzeihung für Heinrich IV.” Aus Rom vom 3. September 1595 IL: letzten Sonntag morgens um acht Uhr hat ſich der Papſt in Pontifical— gewändern vor die Sanct Peterskirche hier tragen laſſen. Faſt alle anweſenden Cardinäle und eine große Anzahl von Prälaten und Herren ſind ihm dahin nach— gefolgt. Als er nun mit den Cardinälen ſich niedergelaſſen hatte, ſind alsbald die königlich navarriſchen Procuratoren, nämlich die Herren Duperron und d'Oſſet erſchienen. Sie ſind vor dem Papſt niedergefallen, haben ihm die Füße geküßt und ihm ein Beglaubigungsſchreiben überreicht, in dem um die oft ſchon angeſuchte Abſolution gehorſam gebeten wird. Dazu hat ſich der Papſt gleich willfährig gezeigt, hat aber doch vorher den gedachten Procuratoren eine Schrift vorleſen laſſen, daß er wohl bereit ſei, den König zu abſolvieren, daß aber der König nach empfangener Abſolution täglich Roſenkranz beten, Meſſe hören und andere geiſtliche Übungen vornehmen müſſe. Darauf haben die vorbenannten Procuratoren im Namen Seiner Majeſtät zuerſt alle Ketzereien abgeſchworen und ſich öffentlich zum römiſchen Glauben bekannt. Sie haben auch verſprochen, die abgeſchloſſenen Artikel durchzuführen, und die auferlegten Bußen angenommen. Darauf hat man die zwei Pſalmen „Miſerere“ und „De profundis“ geſungen und 185 dann hat der Papſt die Abſolution erteilt und hinzugefügt, daß er nun jenem König den Zugang zur ſtreitbaren Kirche wieder eröffnet habe und willens ſei, ihn nach gottſeligen Übungen auch der triumphierenden Kirche teilhaftig werden zu laſſen. Dann hat der Cardinal Sancta Severina die Procuratoren in die vorher verſchloſſen geweſene Peterskirche geführt, und dort ſind ſie vor dem Hauptaltar niedergekniet, haben den Eid geleiſtet und ihr Gebet nebſt Dankſagung verrichtet. Sie haben auch gelobt, daß Seine Majeſtät ſelbſt vor einem apoſtoliſchen Legaten alles Aufgetragene vollziehen werde. Darauf haben ſich die Procuratoren von dem Cardinal ver— abſchiedet, ſich in die Sanct Ludwigskirche verfügt und dort die Meſſe gehört. Hernach haben ſie in ihrem Quartier den Herren, die ſie bei dieſem Akt begleitet hatten, ein ſtattliches Bankett gegeben. Man hat auch am ſelben Tage und etliche Tage nachher das Geſchütz in der Engelsburg abgefeuert und mehrere andere Freudenfeſte veranſtaltet. 161. Die ruſſiſche Geſandtſchaft in Prag Aus Prag vom 9. September 1595 m verwichenen letzten Auguſt um 2 Uhr nachmittags iſt die großfürftliche Geſandt⸗ ſchaft mit etlichen fünfzig Wägen aufgezogen. Auf jedem Wagen waren in rotes Leder eingemachte Truhen, die haben ſie auf das Schloß auf den großen Saal geliefert und abgeladen. Am 1. und 2. September haben fie vormittags die Prä— ſente aus den Truhen getan. Als ſie mit der Auslegung fertig waren, hat ſie Ihre kaiſerliche Majeſtät bei Hof ſpeiſen laſſen. Und da haben ſie ſich alle am Branntwein und anderen ſtarken ungariſchen Weinen dermaßen vollgeſoffen, daß man ſie teils hat heimfahren müſſen. Die Präſente ſind tauſend Zobel, die nach der Leute Ausſage jeder vierzig Taler wert ſind, weiters fünfhundertneunzehn Marder- und tauſend ſchwarze Fuchs, dreitauſend Mehr, dreitauſend Biber: und tauſend Wolfsfelle. Die Waren ſind mit vierundſiebzig Elenhäuten bedeckt geweſen. Man ſagt auch, daß vom Großfürſten ein Präſent von Wachs und Flachs unterwegs ſei, dem das jetzige | nicht zu vergleichen iſt. Das gebe Gott! 186 | | Am 3. dieſes haben fie ein Bankett gehalten, zu dem Ihre Majeſtät ihre Muſici und viele anſehnliche Herren abgeordnet hatte. Die haben alle Branntwein auf die Geſundheit des Großfürſten trinken müſſen. Dies ift ihnen ſehr zuwider geweſen, beſonders dem von Roſenberg, der niemals Branntwein getrunken haben ſoll. 162. Bauernkrieg in Oberöſterreich“ Wien vom 13. November 1595 Da Linzeriſchen Bauernkrieg anlangend, geht hier die Sage, daß das Kriegs- volk der Landſchaft und die Bauern abermals nahe von Freiſtadt miteinander ſcharmützelt haben. Es follen beiderfeits ſechshundert Mann auf dem Platz geblieben ſein, aber die Bauern haben den Sieg erhalten und die Knechte der Landſchaft bis an Freiſtadt verfolgt. Die oberöſterreichiſche Landſchaft ſoll auch von der hieſigen Landſchaft Hilfe an Reiterei und Knechten begehren. Es ſind auch geſtern zwei Boten angekommen, die bringen ein Schreiben, daß der Adel in Oberöſterreich in höchſter Gefahr ſei, wenn keine Hilfe kommt. Deshalb wird auch morgen der Herr von Königsegg mit einem Fähnlein Reiter hinaufgeſchickt. Der Herr von Starhemberg ſoll in dieſem Treffen dreihundert Reiter verloren haben. Es iſt auch allerorten die Werbung von Knechten angeſchlagen, weil die Bauern immer ſtärker werden. Die Bauern ſollen zwei Tage weit von hier vierzigtauſend Mann ſtark an der Donau ſtehen. Man kann ihnen nicht durchaus Unrecht geben, weil fie von ihren Oberen über die Maßen mit neuen Auflagen, die fie nicht erſchwingen können, ſehr bedrängt werden. Sie haben auch ſehr ſtattliche und wohlerfahrene Leute, halten gute Zucht, ſo daß man von ihnen lernen könnte. Nachdem alle Städte im Land Kriegsvolk ſenden müſſen, ſind die von Wels unlängſt von den Bauern ange: griffen und tapfer abgeſchmiert, aber nicht umgebracht worden. Man hat ihnen nur die Rüſtungen und Wehren abgenommen und ſie wieder zurückgeſchickt. Wenn dieſer Krieg weiter einreißen ſollte, ſo würde das Land verdorben werden und in Abfall kommen. Gott wolle dieſem Aufruhr zuvorkommen! 187 163. Englifbe Seeräuber Aus Rom vom 8. April 1596 B.. vom ſpaniſchen Hof vom 8. März melden, daß zu Sevilla drei Azabres mit zwei Millionen Gold und fünfhundert Fäßlein Cremeſin, die im vergangenen Jahr auf der Fahrt von Indien in Porto-Rico zurückgeblieben waren, eingelangt find. In Porto⸗Rico find fünf ſpaniſche Schiffe auf zwei engliſche Schiffe geſtoßen und haben eines davon gefangen. Als ſie von den Schiffs leuten erfuhren, daß der Drake mit ſeinen übrigen Schiffen nicht weit davon ſei, ſind zwei von den gemeldeten fünf ſpaniſchen Schiffen wieder nach Porto ⸗Rico zurückgefahren. Die anderen drei wurden vom Drake ereilt und verbrannt, der ſich unterſtand, bei Porto-Rico zu landen. Die Einwohner haben ſich aber widerſetzt und ihm an die vierhundert Mann, darunter einen berühmten franzöſiſchen Corſaren, Zacaria, erſchlagen. Darauf iſt der Drake nach den Indien weitergeſegelt. 164. Ein Wunder in Jeruſalem Aus Venedig vom 10. April 1596 in Barfüßermönch, der von Jeruſalem hiehergekommen, meldet, man habe in der heiligen Stadt eine verborgene Capelle ohne Türen und Fenſter entdeckt, in welcher man eine wunderliebliche Melodie von Engelſtimmen, die die göttliche Majeſtät loben, vernimmt. Es wagt aber niemand, dieſe Capelle zu berühren oder ſich ihr zu nähern. 165. Ein Meteor in Rom Aus Rom vom 27. April 1596 m St. Marx⸗Tage gegen Abend hat ſich hier ein ſchreckliches Wetter erhoben, das über eine halbe Stunde gedauert und jedermann in Schrecken verſetzt hat. Am ſelben Abend hat ſich bei der Engelsbrücke eine feurige Kugel gezeigt, die am Himmel gegen Oſten in der Luft geſchwebt iſt. Sie hat ſich mit einem ſolchen Getöſe hören laſſen, daß darob der Erdboden erzitterte. Hernach iſt ſie alsbald verſchwunden. 188 166. Index der verbotenen Bücher? Aus Rom vom 1. Juni 1596 We aller Orten viele neue ketzeriſche Bücher gedruckt werden, ſind ihrer alle in einen Index zuſammengefaßt und ausdrücklich verboten worden. 167. Panik bei einem Stiergefecht Aus Madrid vom 6. Juli 1596 V. wenigen Tagen haben die von Toledo auf ihre Manier vor Ihrer Majeſtät eine Ochſenhatz gehalten, und nachdem viel Volk zuſammengekommen war, haben etliche böſe Buben plötzlich ein Geſchrei angefangen: „Die Häuſer fallen ein!“ Darauf iſt unter dem Volk ein ſolcher Rumor entſtanden, daß ſie aus den Häuſern liefen und ſich auf die Tablados oder Tribünen begeben haben. Dabei iſt eine ſolche Tribüne eingefallen, und etliche Perſonen wurden beſchädigt. Die anderen ſind ohne Hüte, Mäntel, Kappen, die Weiber ohne Mäntel und Pantoffel, und was ſie ſonſt angehabt, entlaufen. Inzwiſchen ſind einige böſe Buben gekommen, die haben auf— geräumt, und alles, was ſie konnten, beſonders Silbergeſchirr und Goldgeſchmeide, geraubt. Dieſer Rumor hat über eine Stunde lang gedauert. 168. Ein böſes Vorzeichen Aus Rom vom 20. Juli 1596 ieſer Tage hat ſich um zwei Uhr nachts im Weſten ein Komet gezeigt, deſſen Schwanz gegen Dften weiſt. Wie man allgemein ſagt, ſoll dies das Ableben eines großen Herrn bedeuten. 169. Begräbnis des Durchlauchtigſten Fürſten und Herrn Ferdinand Erzherzogs zu Hſterreich und Tirol“ Aus Innsbruck vom 20. Juli 1596 =: find allerlei Handwerker und deren Brüderſchaft von der hiefigen Stadt: pfarre gegangen. Ihnen iſt der Hoſpitalpfleger mit einem Windlicht voran— geſchritten. Dann kamen hundert Altväter in ſchwarzen Röcken und Kitteln. Jeder 189 hatte eine brennende Kerze in der Hand. Dann kam der ehrſame Rat von Hall in Klageröcken mit brennenden Kerzen. Dann kam der ehrſame, wohlweiſe Rat der fürſtlichen Stadt Innsbruck gleichfalls mit brennenden Lichtern. Dann ging der Herr Stadtſchreiber von Freiburg und der Stadtſchreiber von Enzenſtein. Dann die ganzen Beamten und die Regiments: und Kammerſchreiber, dann die Kammer: diener Ihrer fürſtlichen Durchlaucht, die Regimentsſecretäre und die Herren vom Capucinerorden, deren zwölf mit einem ſilbernen Kreuz. Es folgten die Herren Franciscaner und Barfüßer und die Mönche von Wilten. Dann ſchritt die ganze Cleriſei mit etlichen Pfarrherren, vierundzwanzig an der Zahl. Dann kamen die Capellenſänger und Muſiker Ihrer fürſtlichen Durchlaucht, dann der Hofcaplan, der Herr Hofprediger Antonius und der Herr Almoſenier. Dann kamen neun Prälaten, der Herr Weihbiſchof von Brixen, die Herren Doctores und Secre— täre, Adel, Regiments: und Kammerräte, Landſtände und Ihrer fürſtlichen Durch— laucht Truchſeſſen und Kammerdiener, dann die mit ſchwarzem Tuch überzogenen Heerpauken. Dann kamen die Fahnen: Eine lichtblaue Fahne mit dem habsburgi— ſchen Wappen und ein ſchönes ſchwarzes Roß mit einer ſchwarzen Decke, auf beiden Seiten hing das Wappen von Tirol. Dann kam eine gelbe Fahne mit dem Wappen von Tirol, eine ſchöne rote Fahne mit dem Wappen von Württemberg und Schwa— ben, eine grüne Taffetfahne mit dem Wappen von Krain, eine veigelbraune Fahne mit dem Wappen von Kärnten, eine roſenfarbene Fahne mit dem Wappen von Steyer, eine doppeltaffetene weiße Fahne mit dem Wappen von Burgund, eine blaue Fahne mit dem Wappen von Oſterreich und eine ganz goldene Fahne mit dem ganzen Wappen Ihrer höchſtſeligen Durchlaucht. Dann wurde geführt ein ſchönes großes Roß mit ſilbernem, vergoldetem Geſchirr und einem rotſamtenen Sattel. Das hatte vorne und hinten weiße Federn. Dann trug Herr Siegmund von Wels— berg eine große und lange ſchwarze Trauerfahne, die nachſchleifte. Herr Chriſtoph 1 | | von Welsberg trug auf einem ſchwarzen Samtkiſſen das goldene Vlies. Der Herr von Kolowrat als geweſener Stallmeiſter trug den vergoldeten Helm mit ſchönen Pfauenfedern darauf. Dann trugen zwei Herren ein großes vergoldetes Schild und allerlei Wappen darauf. Dann kam ein ganz vergoldetes ſchönes Schwert, und der 190 0 ' 1 Herr Graf von Hohenembs trug ein vergoldetes filbernes Scepter. Herr Graf Nogarol trug das Erzherzogs-Hütlein. Dann kam die fürſtliche Bahre. Sie wog ungefähr ſieben Centner, und achtundzwanzig Adelige haben gar hart an ihr getragen. Dann folgten der Herr Cardinal, der Sohn Ihrer Durchlaucht, Herr Erzherzog Mathias und die fürſtlichen Abgeſandten. Herr Graf von Lodron und Herr von Vrints führten die Erzherzogin, dann kamen die jungen Erzherzoginnen, das fürſt— liche Fräulein und andere Frauenzimmer. Dann folgten der Trabantenhauptmann und die Leibtrabanten des Erzherzogs Ferdinand. Der Zug hat von eins bis fünf Uhr gewährt und ging durch die Stadt, die Vorſtadt, den Graben und in den neuen Bau. 170. Fudentaufe in Rom Aus Rom vom 5. Auguſt 1596 ls ſich dieſer Tage ein gar reicher vornehmer Jude hier zu einem Mönch in der Chieſa Nuova wegen eines Geſchäftes verfügte, hat ihn dieſer Pater dermaßen zur chriſtlichen Religion bekehrt, daß er alsbald nach ſeinem Weib geſchickt hat. Die hat er befragt, ob ſie ſich auch, wie er, zum chriſtlichen Glauben begeben wolle. Sie hat ſich willfährig erklärt, und der Jude iſt bei obgedachtem Mönch verblieben. Sein Weib wurde einer andächtigen Frau zugeordnet. Des Juden Hab und Güter ſind alsbald durch die Juſtiz beſchlagnahmt worden. 171. Die Sonne bringt es an den Tag Aus Jena in Sachſen am 12. September 1596 n der churfürſtlichen Stadt Dresden hat es ſich kürzlich begeben, daß ein Gerber vom Hauſe weggeholt wurde. Inzwiſchen iſt der Nachrichter, der mit ihm mit Fellen handelte, in ſein Haus gekommen. Nachdem er den Mann aber nicht zu Hauſe gefunden, hat er ſich hinter des Gerbers Weib gemacht, dieſelbe geſchändet und ihr nach begangener Tat den Kopf abgeſchlagen. Als nun der Gerber nach Haus 191 kam, klopfte er lange, und als man ihm nicht aufmachte, hat er feine Nachbarn ges beten, ihm aufmachen zu helfen. Als man aber das tote Weib gefunden, hat man die Schuld daran auf den Mann gelegt und ihn gefänglich eingezogen. Er wurde vom Nachrichter in der Tortur jämmerlich gepeinigt, ſo daß er in ſeinen großen Schmer— zen bekannte, ſolches getan zu haben. Darob hat man ihn zu Tod und Rad verur— teilt. Als man ihn unſchuldigerweiſe zum Gericht führte, und ihm vom Nachrichter ſchon ein Bein abgeſtoßen worden war, und er ihm auch das zweite abſtoßen wollte, kommt dem Nachrichter das Rad auf den Hals, ſo daß er nicht mehr fortkann. Als er nun ſo daliegt, bekennt er die Tat und wird gefangen genommen. Er wird mit dem Beſchädigten hineingeführt. Der Gerber wird geheilt werden, und iſt ihm eine Verehrung gegeben worden. Der Nachrichter aber liegt noch gefangen. Gott läßt nichts verborgen bleiben, und ob groß oder klein, kommt es an die Sonne. Vor vierzehn Tagen hat ſich zu Halberſtadt, achtzehn Meilen von hier, ein leidiger Fall zugetragen. Dort iſt ein Pfaffe zu einer Kindbetterin geholt worden, um ihr Kind zu taufen. Als der Pfaffe wieder nach Hauſe gehen wollte, iſt ein großes Un— gewitter gekommen, ſo daß der Pfaffe wieder zu der Kindbetterin Haus lief und ſich dort zwei Stunden aufhielt. Inzwiſchen iſt die Kindbetterin ſamt anderen, die bei ihr waren, eingeſchlafen. Da hat der Pfa ffe das Kind erwiſcht und iſt mit ihm da- vongelaufen. Inzwiſchen erwachen die Le ute und ſehen ſich nach dem Kinde um. Der Vater des Kindes läuft zu dem Hauſe des Pfaffen und ſteigt ihm ins Haus. Wie er in die Stube kommt, ſieht er den Pfaffen vor dem Tiſch ſtehen und das Kind ge: vierteilt in einem Multer. Darauf hat er alsbald den Pfaffen gefangennehmen laſſen. Der hat bekannt, daß er noch eine Viertelſtunde Friſt gehabt, dann wäre ein ſolcher Jammer entſtanden, daß weder Korn noch Wein, noch das Gras auf dem Feld ge— blieben und alles in den Grund hinein verdorben worden wäre. Dies aber hat Gott gnädig verhütet, wofür ihm auch zu danken iſt. 192 \ \ 0 \ | 0 N v. N 19. Ruſſiſcher Reiter | 172. Spaniſche Finanzpolitik“ Aus Lyon vom 19. September 1596 önig Philipp von Spanien will den Particularen ihren Anteil an Gold und Silber, den die Flotten kürzlich mitgebracht, mit Beſchlag belegen laſſen und ganz und gar für ſich behalten. Dies beläuft ſich auf faſt zehn Millionen, wie nachher angeführt werden wird. Dies wird vielen übel zuſtatten kommen. Verzeichnis, was jedem Particularen von der ankommenden Flotte gebührt und durch den König vorenthalten worden: Million Ducaten Malvenda / Suares 1,05 Ambrogio Spinola 0,4 Nicolo Fornari 0,6 Nicolo Doria 1,0 Sinibal do Fiesco, Giovanni Battiſta Guidetti 0,8 Simone Luic e Aleſſandro Sauli 0,5 Battiſta Serra 0,5 Fuggeri 2,0 Detto Fuggeri per una partida fatta in Fiandra 1,3 Summa: 9 Millionen und 800,000 Ducaten. 173. Der Sultan zieht zu Felde“ Kundſchaft, welche die Diener des Herrn von Kreckwitz nach Gran gebracht haben. ls der von der römiſch kaiſerlichen Majeſtät nach der Türkei geſchickte Herr Kreckwitz geſtorben war, iſt beſchloſſen worden, ſeine Diener niederzuhauen, weil fie fi) aber lange und viel bemüht haben, hat man fie auf folgende Weiſe frei⸗ gelaſſen. Am 20. Juni 1596 iſt der türkiſche Kaiſer mit feinem großen Heere von Conſtan⸗ tinopel ausgezogen. Am 7. Juli ſind die zweiundzwanzig Diener des Herrn von 13 Fuggerzeitungen 193 Kreckwitz aus dem ſchwarzen Turm nach Galatta zu dem engliſchen Geſandten Eduard Burton geführt worden. Am 13. ſind wir von Conſtantinopel nach Dothi— ſchugh gelangt und am 27. ſind wir in Philippopel, einer gar alten berühmten Stadt, angekommen. Am 1. Auguſt ſind wir in Sophia, am 7. in Niſch und den 13. in Griechiſch— Weißenburg angekommen. Dort haben wir den Kaiſer mit ſeiner ganzen Macht angetroffen. Er hat ein großes Lager, welches nicht zu überſehen iſt. Am 14. iſt der Geſandte unſerthalben zum Veſir-Paſcha gegangen. Am 17. find wir alle zum Veſir-Paſcha gegangen, haben ihm die Füße geküßt, und darauf hat er uns ledig gelaſſen, aber gemahnt, nicht undankbar zu ſein wie der Siebenbürger. Er hat uns befohlen, unſerem Kaiſer die Macht ſeines großmächtigſten Kaiſers, wie wir ſie geſehen, zu wiſſen zu tun. Am 18. hat man dreißig gefangene Ungarn eingebracht. Von denen hat man zwei niedergehauen und auf dem Platz vor jedermann liegen laſſen. Am 20. iſt der türkiſche Kaiſer wieder von Griechiſch-Weißenburg aufgebrochen. Am 24. hat man den Kaiſer öffentlich auf einem Schimmel in einem atlaſſenen Mantel geſehen. Auf ſeinem Kopfbund trug er einen ſchwarzen Reiherbuſch. Am 30. hat ſich der Geſandte mit ſeinen Leuten gar ſtattlich aufgeputzt, dem Kaiſer früh auf— gewartet und Reverenz erwieſen. An dieſem Tage ſind wir in Großwardein, einer türkiſchen Feſtung, über Nacht gelegen. Am 1. September haben wir auf einer grünen Heide das ganze Heer geſehen. An dieſem Tage iſt der Kaiſer auf einem braunen Roß geritten. Er hat vor ſich gaukeln laffen. Darauf hat er einen grünen Wagen beſtiegen und iſt fortgefahren. Vom 6. bis 9. ſind wir in Szegedin, einem großen Markt und Caſtell, ſtillgelegen. An dieſem Tage iſt zum Großtürken die erſte Zeitung gekommen, daß die Chriſten Hatvan mit Sturm eingenommen haben. Darauf ließ er ſich vernehmen: „Sie ſollen nur einnehmen, wenn ich hinkomme, will ich alles wieder erobern.“ Wir waren in großer Gefahr, niedergehauen zu werden. Nachher hat man von Szolnok einen gefangenen Chriſten gebracht, der hat gemeldet, wie Hatvan eingenommen wurde, und daß über fünfzigtauſend Mann davor gelegen ſind. 194 Am 10. September haben wir im Fortziehen aufallen Seiten viele Dörfer brennen gefehen, die haben die Tartaren angezündet. Am 12. hat der Kaifer fein Lager bei Szolnok geſchlagen. Am 15. hat er ausrufen laſſen, daß alle Chriſtenkinder angemeldet werden ſollen, weil er ſie zu Janitſcharen machen wolle, da ihm Janitſcharen abgehen. Dieſe zwei Tage hat er alles Kriegsvolk freigehalten und jedem Mann tauſend Aſpri geben laſſen. Am 17. ſind wir nachts aus dem Lager bei Szolnok geſchickt worden, und am 20. ſind wir zu Peſt angekommen. Am 21. iſt der Dolmetſch mit des Kaiſers Befehl zum Paſcha von Ofen gegangen, hat unſere Geſellen freigemacht und zu uns bringen laſſen. Am 23. ſind wir zu Schiff nach Ofen gefahren und am Abend in Waizen ans gekommen. Als wir unterhalb der Feſtung mit unſerem Schiff fuhren, haben die Kriegsleute in der Feſtung geglaubt, wir wären Türken und ein Geſchütz auf uns abgeſchoſſen. Die Kugel iſt eine halbe Klafter von uns ins Waſſer gefallen. Da haben wir geſchrien und ihnen Zeichen gegeben. Am 25. ſind wir in Gran angekommen. Der türkiſche Kaiſer Sultan Mehemed ſoll ungefähr dreißig Jahre alt ſein. Sein Lager wird auf fünfmalhunderttauſend Mann geſchätzt, aber Chriſten und Türken, die ſich aufs Kriegsweſen verſtehen, ſagen, er habe darunter höchſtens hunderttauſend gute Kriegs leute. Die übrigen find nur Kamel: und Eſeltreiber und Lumpengeſindel. Der Oberſte Veſir Ibrahim Paſcha iſt ein Kroate, Sokolli ein Welſcher. Der Paſcha von Aleppo iſt zu Erlau gefangen worden, er wurde geköpft. Haſſan Paſcha, Scharrar Mehemed Paſcha und Mehemed Paſcha ſind Ver— ſchnittene. Was ſonſt noch für Paſcha und Beglerbeghs aus Anatolien ſind, und es ſind ihrer gar viele, iſt uns unbekannt. 174. Bauernkrieg in Oberöſterreich“ Aus Linz vom 1. December 1596 nſere Bauern ſind wie vom Teufel beſeſſen. Sie verſammeln ſich in den vier Vierteln, und man glaubt, daß vorgeſtern ihrer achtzehntauſend zu Kremsmünſter geweſen ſind. Sie haben aber keine Gewalt geübt, weil man ihnen Speiſe und Trank auf ihr erſtes Begehren gereicht hat. Dies haben ſie aber nicht annehmen wollen. Es iſt ein verzaubertes Weſen in ihnen, daß ſie in dieſer Kälte auf bloßes Anſagen Weib und Kinder verlaſſen, von Haus und Hof laufen und dabei weder den Städten, Schlöſſern und Doͤrfern Gewalt antun. Sie ſagen den Untertanen, die ſie mit ſich ziehen, daß Röſſer, Ochſen und Kühe, ja auch gar die Weiber, hinwerden können, und ſie verſetzen auch ihr Vieh da und dort bei den Wirten und vertrinken das Geld. Wir erwarten ihrer morgen eine große Anzahl hier, da die Reſolution, die man ihnen eröffnen wird, bereits aus Prag angekommen iſt. Ich erfahre, daß in dieſer Reſolution Ihre Majeſtät ihnen Gnade gewährt, obwohl ſie durch ihren Aufſtand Leib und Leben, ja auch ihr Hab und Gut verwirkt haben. Bis künftigen Dienstag ſoll Ihre fürſtliche Durchlaucht Erzherzog Mathias nach Linz kommen, wie denn auch ſein Hofgeſinde bereits ſtündlich herein kommt. 175. Überreichung des Hoſenband-Ordens an Heinrich IV.“ Aus Venedig vom 6. December 1596 us Rouen haben wir, mit welchen Cermonien dem König von Frankreich zur Veſperzeit in der erzbiſchöflichen Kirche nächſt dem königlichen Palaſt der Hoſenbandorden überreicht worden iſt. Ihre Majeſtät war in ganz weißer Kleidung und hatte einen Samthut mit weißen Federn auf. Er war gar herrlich und köſtlich geſchmückt und ſaß unter einem Baldachin auf einem Seſſel, auf dem ein blau: ſamtenes Kiſſen lag. Zur linken Seite des Chores war ein anderer Baldachin aus goldenem Tuch. Darunter ſtanden vier Seſſel und über dieſen hingen die Wappen von England, Schottland und Dänemark und den Staaten von Holland und See— 196 land. Etwas tiefer, auf einem roten Seſſel ſaß der engliſche Geſandte, bei dem ein Herold in einem blau: und rotſamtenen Kleid ſtand, der das engliſche Wappen auf der Bruſt trug. In der Hand hielt der Herold ein carmeſinfarbenes Kiſſen, auf welchem das Hoſenband lag. Als die Veſper vorüber, begab ſich der König zum Altar, wo der Biſchof von Auvergne in Pontificalgewändern ſaß. Zu ſeiner Rechten waren die zwei Cardinäle in roten Kleidern, zu ſeiner Linken der Nuntius des Papſtes und die Geſandten von Schottland und Venedig und der Herzog von Joyeuſe. Dann ſtand der König auf und wurde mit einer Soutane und einem braunen ausgeſchnittenen Samtmantel, der mit Hermelin verbrämt war, bekleidet. Darauf hat der engliſche Geſandte durch den Herrn von Villeroy ſeinen Auftrag öffentlich und mit lauter Stimme verleſen laſſen und Seiner Majeſtät den Ring und die Halskette angethan und ſeinen rechten Fuß mit dem aus Gold und Perlen köſtlich geſtickten Hoſenband umgürtet. Darauf haben hundert Edelleute, viele Fürſten, Grafen und andere Officiere der Krone, die mit dem Heiligen⸗Geiſt⸗Orden geziert waren, den König aus der Kirche begleitet, dem Trompeter voranſchritten. Auch wurde dem König ſein Schild und ſein Helm vorangetragen. Nach Ihrer Majeſtät kamen die zwei Cardinäle mit dem engliſchen Geſandten. Sie begleiteten den König bis in ſeinen Palaſt. Nachher wurde durch ſechs weißgekleidete Herolde auf allen Plätzen ausge: rufen: „Nun iſt völliger und guter Friede zwiſchen dem großmächtigſten König Hein⸗ rich, dem Vierten dieſes Namens, von Gottes Gnaden König in Frankreich und Navarra und der großmächtigen Eliſabeth, Königin von England und Irland. Beide Könige verpflichten ſich zur Beſchirmung ihrer Königreiche und Kronen und verſprechen einander ewigen Schutz und Hilfe. Alle diejenigen, die dieſen Kronen Beleidigung oder Schaden zufügen ſollten, bedrohen ſie mit Krieg und Verheerung ihrer Länder und Leute.“ Darauf begab ſich jeder nach Hauſe und in den Palaſt, wo am Abend eine königliche Mahlzeit gehalten wurde, bei der viele große Herren ver⸗ mummt und in Maske erſchienen. 197 176. Spaniſche Finanzpolitik Aus Venedig vom 13. December 1598 D er König von Spanien hat ernſtlich befohlen, daß man weder Gold noch Silber aus ſeinem Königreiche verführen oder Handel damit treiben dürfe. Er hat in Erfahrung gebracht, daß dieſes Gold nachher in Münzen fremder Fürſten umgeprägt und großer Nutzen daraus gezogen werde. Auch ſoll für allerlei Kaufmanns waren in die Levante eine große Summe Goldes verſchickt worden ſein, die dann in den Schatz des türkiſchen Kaiſers kommen könnte. Es ſcheint, daß Ihre Majeſtät entſchloſſen ſind, von den vier oder fünf Millionen Gold, die jährlich den Handelsleuten als Intereſſen zu zahlen ſind, eine Flotte auszurüſten. Dadurch würden ſeine Wechſel ſeltſam laufen und viele Fallimente hervorrufen, weil das Geld unter den Kaufleuten ſehr teuer iſt. 177. Spaniſche Finanzpolitik Aus Rom vom 25. Januar 1597 Me letzten Briefen aus Spanien vernimmt man, daß der König etliche portu— gieſiſche Kaufleute um ein Anlehen von vier Millionen nach Flandern habe er— ſuchen laſſen. Sie haben Ihrer Majeſtät willfahren wollen, doch unter den vier folgenden Bedingungen: 1) daß ihnen Ihre Majeſtät die Summen, die er ihnen ſchuldet, bezahle, und 2) daß ſie auch von dem vorgenannten neuen Darlehen ein Drittel ihres Anſpruches behalten, 3) daß es ihnen freiſtehe, in Indien zu handeln, 4) daß Ihre Majeſtät alle Sorten Münzen des ſpaniſchen Königreichs in Bezahlung nehmen möge. Dies mißfällt aber Seiner Majeſtät ſehr, weil er es als ein über— mäßig unbilliges Begehren empfindet. Aus Venedig vom 31. Januar 1597 Mit den letzten Briefen wird aus Spanien beſtätigt, daß nach Überprüfung der Bücher der Kaufleute ſich ergeben wird, daß Ihre Majeſtät ihnen nichts, ſie aber 198 — dem König ſchuldig fein werden, wegen der großen Intereſſen, die fie feit zwanzig Jahren genommen haben. Dies ſoll auch in Druck gelegt werden, damit man ſehen möge, daß Ihre Majeſtät nicht ſo geartet ſind, anderen Leuten ihr Gut vorzuenthalten. Trotzdem bitten die Herren Ambrogio Spinola, Biccomelio und Malvenda täglich bei Hof um Milderung, was leicht geſchehen könnte, wenn ſie dem Cardinal von Gſter⸗ reich Ende März zwei Millionen Gold und im Mai ebenſoviel mit ſechs Percent Intereſſen bezahlen wollen. Briefe aus Genua vom 15. December melden, daß wegen der obſtehenden Sache die Herren Francesco Marino und Francesco Serra nach Flandern gezogen ſind, um ein Darlehen von drei Millionen mit dem Hofe abzu— ſchließen. 178. Eine Mißgeburt in Wien Aus Wien vom 15. März 1597 Hu hat ein armes Landsknechtweib auf dem Neuen Markt ein Kind geboren, das hat auf dem Rücken einen Kopf gehabt wie ein indianiſcher Hahn und die Knie an den Füßen ſind verkehrt geweſen, ſo daß es ſich damit auf den Bauch geſchlagen hat, wenn es ſie biegen wollte. Es iſt bald geſtorben, jedoch zuvor getauft worden. 179. Philipp II. borgt weiter? Aus Rom vom 29. März 1597 V Madrid vom 4. dieſes wird geſchrieben, daß der König ein Mandat hat publicieren laſſen, keine filbernen Münzen aus dem Königreich auszuführen. Er hat überdies befohlen, daß die Realen, die zuvor dreißig Maravedis gegolten haben, jetzt für vierzig Maravedis ausgegeben werden. Der König hat auch die Partida des Herrn Fugger durch ein Decret mit eigener Hand unterſchrieben und beſtätigt. Mit den anderen Kaufleuten ſteht es aber noch mißlich. 199 180. Der niederöſterreichiſche Bauernkrieg Aus Wien den 15. April 1597 Di aufrühreriſchen Bauern ſind noch nicht zur Ruhe gebracht und liegen etliche tauſend Mann ſtark nächſt Melk beiſammen. Es werden aber ihrer viele von den Reitern erſchlagen, gehängt und gefangen. Man hat erſt geſtern mehr als zwanzig von ihnen hier in das Landhaus eingebracht, darunter viele Rädelsführer, auch ihren Ob⸗ riſten ſamt ſeinem Leutnant. Die Reiter nehmen ihnen alles, was ſie haben, wie ſie denn täglich ganze Schiffe mit Bettgewand, Speck, Schmalz, allerlei Hausrat und viel Geld hieher ſchicken und ſo großen Reichtum zuſammenbekommen, da es dort gewaltig reiche Bauern gibt. Am letzten Karfreitag iſt ein Schiff mit dergleichen Sachen, darunter auch zwei großen Fäſſern mit vierzig Eimern Wein nebſt einer Truhe und einigen Fäßlein voll Geld hier angelangt. Dies haben die Handwerks⸗ burſchen genommen, die Fäſſer angezapft und alles ausgelaſſen. Die Geldtruhe haben ſie aufgeſchlagen und ausgeraubt. Die Fäßlein aber, die keiner allein tragen konnte, haben die Fiſcher auf einer Zille davongeführt und untereinander ausgeteilt. Am Mittwoch nachher iſt wieder ein ſolches Schiff angekommen, welches das Volk gleicher⸗ weiſe haben wollte. Die Reiter aber, die dieſes Schiff begleitet, haben es dem Richter angezeigt, welcher alsbald mit ſeinen Dienern und anderen Knechten zum Waſſer ge⸗ gangen iſt. Die haben ſie erwiſcht, gefänglich eingezogen und am andern Tage ge⸗ ſchwind vier davon aufgehängt. Obwohl einer davon nur ein Schaff voll Wein, der andere zwei Hennen aus dem Schiff genommen hatte, von denen ihm noch die eine ins Waſſer gefallen iſt. Von den Fiſchern, die die Fäßlein mit dem Geld geraubt hatten, ſind fünfundzwanzig erwiſcht worden. Die läßt man teils wieder aus, doch müffen fie fünftauſend Gulden Strafe erlegen. Was man mit den übrigen vornehmen wird, lehrt die Zeit. Wenn man fie nicht ſtrafte, würden zuletzt die Güter nicht mehr ficher fein. Nachdem die Weinhauer um Mödling, Petersdorf, Baden, Inzersdorf, Gumpoldskirchen und anderen Orten nicht mehr um den Verdinglohn arbeiten wollen, ſind ſie aufrühreriſch geworden. Sie haben ſich ungefähr zweitauſend Mann ſtark verſammelt, und man hat allen Landherren und dem Adel geboten, ſich nach 200 Menſchenfreſſer » 20 u \ 2 ar U 5 a 1 . 1 EU — 1 1 1 . 5 # 3 2 „ 5 * N R Kräften mit ihren Pferden einzuftellen. So hat man an die dreihundert Pferde und auch ein Fähnlein zu Fuß aufgebracht. Die ſind vergangenen Freitag nachts aufgebrochen und nach Mödling, Baden und Pfaffſtetten gezogen. Dort haben ſie die aufrühre— riſchen Weinbauern vor Tag überfallen und alsbald einen Trommelſchläger ſamt ſechs Rädels führern gehängt. Als nun der Reſt geſehen, daß fie übermannt waren, haben ſie ſich in einen Vergleich eingelaſſen und die Rädelsführer ſelbſt übergeben, von welchen die Reiter geſtern mehr als fünfzig eingebracht haben, welche zur Strafe im Stadtgraben arbeiten müſſen. 181. Religionsmandat, das zu Wien in Druck ausgegangen und einem jeden Bürger daſelbſt im Monat Mai und Juni 1597 ins Haus getragen und mitgeteilt worden iſt uf beſondere gnädigſte und ernſtliche Verordnung der fürſtlichen Durchlaucht, Erzherzogs Mathias zu Oſterreich, unſeres gnädigſten Herrn, erinnern Bürger: meifter und Rat der Stadt Wien jeden Bürger, Inwohner und Hausgeſinde da ſelbſt, zuvörderft aber die Fuhrleute in und außer der Stadt, daß fie ſich des Aus⸗ laufens, Reitens und Fahrens an Sonntagen, Feiertagen und anderen Tagen nach Enzersdorf, Vöſendorf, Rodaun und anderen gleichen Orten zu den ſect ierer iſchen, verführeriſchen Predigern, ebenſo auch des ehelichen Zuſammengebens und Kinds; taufens alldort bei Strafe an Leib und Gut und bei Hinwegnehmung und Verluſtes von Wagen und Roß, wie ſchon vorher oft verboten, gänzlich zu enthalten haben. Dies will man zur Danachrichtung und letzten Warnung bei angedrohter ernſtlicher und unnachſichtlicher Strafe, damit ſich niemand mit Unwiſſenheit zu entſchuldigen habe, hiermit männiglich angedeutet und angeſagt haben. Wien, am 29. Mai 1597 201 182. Ein Blutregen in Wien N Aus Wien vom 18. Juli 1597 ine um Mittag hat es hier vor dem Schottentore an etlichen Orten Blut ger regnet. Dies haben viele von dem Volk geſehen, und es ſind viele Körbe mit blutigen Steinen in die Stadt getragen worden. Aus Wien undatiert Befehl, dem Bürgermeiſter allhier, Paulus Steyrer, zuzuſtellen am 19. Juli 1597. Von der niederöſterreichiſchen Regierung wird dem hieſigen Bürgermeiſter Paulus Steyrer angezeigt, daß nach glaubwürdigen Berichten am geſtrigen Tage vor dem Schottentor, in Siechenals, Hernals, Döbling, Sievering und um dieſe Orte herum ein Blutregen gefallen iſt. Die damit beſprengten Steine ſollen vorhanden ſein. Damit man aber darüber einen ſicheren Bericht habe, ergeht der Befehl der Regierung, daß der Bürgermeiſter alsbald eine Unterſuchung anſtelle, wie es damit beſchaffen war, und dieſes noch vor Mittag der Regierung berichte. Gegeben zu Wien am 19. Juli 1597. Gehorſamſte Relation des Paulus Steyrer, Bürgermeiſters allhier, auf obſtehendes Decret. Das beiliegende Decret habe ich mit gebührender Reverenz empfangen, und zur eigentlichen Erkundung der Sache habe ich mich in eigener Perſon nebſt einem Bürger des äußeren Rates namens Georg Heſch, in etliche Dörfer, nämlich Hernals, Währing und Unter⸗Döbling verfügt. In Döbling habe ich bei dem Richter er— fahren, daß ein Fleiſchhacker zu Nußdorf namens Hans Rag am verwichenen Frei— tag allhier auf dem Ochſengries drei Ochſen erkauft hat. Dieſe hat er ſeinem Knecht heimzutreiben befohlen. Weil aber der eine Ochs etwas faul und nicht gut anzutreiben geweſen iſt, hat der Fleiſcherknecht ihn mit einem Meſſer in den Schwanz geſchnitten und bluten gemacht. Dadurch iſt das Blut in die Haare des Schwanzes gefloſſen, und der Ochs hat ſolches mit ſeinem Wedel hin und wieder geſpritzt und den ganzen Weg beſprengt. Wo nun das Blut auf einen Stein gefallen, iſt es verblieben. Dar: auf bin ich mit dem obgemeldeten Heſch gegen Nußdorf gekommen und habe dort den Ochſen und des Fleiſchers Haus gefunden. Ich habe auch mit eigenen Augen N 202 den Ochſen das Blut verfprengen geſehen. Sonſt ift keinem Menſchen auch nur ein Blutstropfen auf den Leib oder die Kleidung gefallen, und auch im Laub der Bäume oder in den Weingärten iſt kein Blut gefunden worden. So viel habe ich Euer Gnaden gehorſamſt zu berichten gehabt. Aus Wien vom 22. Juli 1597 * Für den Blutregen kann man noch keinen rechten Grund angeben. Der Bürger— meiſter berichtet von einem verwundeten Ochſen, Andere fagen anderes, darunter be: findet ſich auch Herr Streinz, Kammertürhüter Ihrer fürſtlichen Durchlaucht, und ein Kammertrabant. Dieſe berichten, daß die Stadt voller blutiger Steine ſei, aber die Blutstropfen ſeien alle fo klein wie ein Regentropfen und fo groß wie Linſen. Wie Herr Streinz berichtet, kann beides richtig ſein. Wir wollen aber weiter nach— fragen. 183. Indianer aufſtand in Peru“ Aus Venedig vom 15. Auguſt 1597 an hört, daß ſich fünfhundert Spanier und fünfzehntauſend Indianer in | Peru wegen der Religion gegen den Don Pedro de Velasco erhoben haben. Dies iſt nicht allein für Spanien, ſondern auch für die Handelsleute eine böſe Nach— richt, weil von dort durch die Flotte Gold und Silber ankommt, was durch dieſen Aufſtand verhindert wird. 184. Bericht vom 8. September 1597 über den Tumult zwiſchen den Böhmiſchen und Walloniſchen in der Neuſtadt zu Prag 1 Mittwoch, am 3. dieſes, ſind achthundert walloniſche Reiter hier angekommen. Sie ſind gar tapfere Leute, haben aber nicht ohne Geld von hier weg wollen, wes halb man ihnen am 5. dieſes einen Monatsſold gegeben hat. Dar— auf ſind ſie am folgenden Tage aufgeſeſſen und haben fortziehen wollen. Es hat ſich aber am ſelben Abend um ſechs Uhr zwiſchen den Wallonen und dem böhmiſchen 203 Geſindel hier in der Neuſtadt geringer und fehlechter Urſachen wegen ein großes Lärmen erhoben. Zuerſt hat es mit etlichen wenigen Wallonen angefangen, weil die anderen ihrer Geſchäfte halber noch hin und wieder in der Stadt geweſen ſind und nicht ſchnell zu ihren Quartieren und Roſſen kommen konnten. Die Böhmiſchen aber ſind wie beſeſſen mit Büchſen, Eiſen, Flegeln und anderen mörderiſchen Wehren, etliche tauſend ſtark, zuſammengelaufen. Zum Überfluß, damit der Tumult und Zu— lauf des gemeinen Pöbels noch größer und gefährlicher werde, wurde auf dem Nat: haus und ſonſt an allen Orten der Neuſtadt Sturm geſchlagen und geſchrien: „Schlagt die Hunde alle tot!“ Damit ſind ſie der wenigen Wallonen, etwa fünfzig, die ſich in der Eile geſammelt hatten, raſch Herr geworden. Von jenen, die ſich heim⸗ wärts zu ihren Quartieren begeben wollten und ganz unſchuldig geweſen, ſind über zwanzig erſchoſſen und niedergeſchlagen und verwundet worden. Darunter waren auch einige Anſehnliche vom Adel, Fähnriche und Befehlshaber und zwei ſchwangere Weibsbilder, von denen die eine männliche Zwillinge trug. Auch find etliche un: ſchuldige Buben erſchlagen und zum Fenſter hinaus geworfen worden. Dabei haben es aber die unſinnigen Böhmiſchen noch nicht verbleiben laſſen, ſondern ſie haben die erſchlagenen Wallonen, ärger als es die Türken tun, nicht allein bis aufs Hemd ausgezogen und beraubt, ſondern ſie haben ſie nackt und tot ſo zerhauen, daß man ſie kaum kennen konnte. Die haben ſie auf der Gaſſe liegen laſſen. Außerdem hat man ihnen ihre Roſſe, Rüſtungen und Wehren, Kleider und was ſie gehabt, aus ihren Quartieren geſtohlen und geraubt. Wie ihr Rittmeiſter nach Hof berichtet, fehlen ihnen über hundert Roſſe. Von den Böhmiſchen aber find nicht einmal zwei ge: blieben. Weil die Böhmiſchen geſchrien haben, man ſolle die deutſchen Hunde alle erſchlagen, läßt es ſich verſtehen, daß daraus ein Generalaufruhr entſtehen konnte. Deshalb hat Ihre Kaiſerliche Majeſtät in der Nacht um zehn zur Abſtellung dieſes Aufruhres zu den Hauptleuten geſchickt und bei Leibes ſtrafe befohlen, dieſen Aufruhr zu ſtillen. Die Körper der Toten wurden aus den Gaſſen und Häuſern genommen. Ihre Majeſtät und das Hofgeſinde und ſonderlich die Ausländer ſind darob übel zufrieden, und es iſt zu beſorgen, daß dies letztlich einen böſen Ausgang nehmen wird. Am folgenden Tag ſind die Wallonen fortgezogen. Diejenigen aber, denen man das 204 Ihrige genommen und die Beſchädigten find noch hier, und follen fih an Toten noch viele in den geheimen Orten, Kellern, Eisgruben und dergleichen Orten befinden. Man glaubt, daß alles in allem über fünfzig tot geblieben ſind. Gott wolle dergleichen übel fernerhin verhüten! 185. Hinrichtung der aufrühreriſchen Bauern in Wien! Aus Wien vom 25. October 1597 A. Neuem weiß ich nichts anderes zu berichten, als daß man geſtern die Haupt: rädelsführer, den Binder und Schneider als die Obriſten der rebelliſchen Bauern neben noch zwei anderen Bauern, einen Profoſen und Befehlshaber, allhier auf dem Hof auf einer Bühne gerichtet hat. Den Binder hat man lebendig gevierteilt und zwei andere enthauptet. Den Schneider aber hat man als Toten gevierteilt. Der Schneider und die anderen zwei ſind gottſelig, chriſtlich und katholiſch geſtorben und haben zuvor gebeichtet und communiciert. Der Binder aber iſt halsſtarrig in ſeiner Lutherei geſtorben. Das iſt ein erſchreckliches Exempel, und ſollen ſich alle Rebellen daran ſtoßen. Es ſind noch vier andere Rädelsführer hier gefangen, die wird man gegen Waidhofen führen und daſelbſt, beſonders einen, der heißt Schremſer und war ein Obriſt, vierteilen, die anderen drei aber mit dem Schwerte richten. 186. Bannfluch gegen Ceſare von Efte* Aus Rom vom 27. December 1597 n dem am vorigen Montag im Beiſein des Papſtes abgehaltenem Conſiſtorium 5 nurte vor dem ganzen heiligen Collegium vom Cardinal Peretti als Diaconus mit heller Stimme das Urteil des Bannes gegen den Don Ceſare d'Eſte und ſeine Beiſtände verleſen. Nachher iſt der Papſt in die Knie gefallen, hat die in ſeinen Händen gehaltene Kerze geküßt und darauf alsbald den Don Ceſare und ſeinen Anhang ver— flucht. Dann iſt er wieder auf ſeinen gewöhnlichen Platz gegangen. In dieſe Excommunication will Ihre Heiligkeit auch alle diejenigen, welche die Verkün dung des Bannes verhindern und Proviant des päpſtlichen Kriegsvolks 205 nicht paſſieren laſſen wollten, einfchließen. Es ergeht auch hiemit an die kaiſerliche und königliche Majeſtät und alle chriſtlichen Fürſten der Befehl, dem Don Ceſare und ſeinen Lehensleuten nicht die geringſte Hilfe zu leiſten. Wer dieſem Befehl zuwider— handelt, verfällt ebenfalls dem Bann. Die Prediger ermahnen auch das Volk, ſich vor dieſer Ex communication zu hüten. Dem Don Ceſare ift aber ein zwölftägiger Termin gewährt worden. 187. Vertreibung der Hanſeaten aus England“ Aus Köln vom 12. Februar 1598 riefe aus Amſterdam beſtätigen die Abſchaffung der deutſchen Kaufleute aus England. Dies wird Manchem und beſonders den oſtländiſchen Kaufleuten, die lange Jahre ihre Handlung und ihr eigenes Haus in London gehabt haben, übel zuſtatten kommen. Das königliche Ausweiſungsdecret Wir Eliſabeth von Gottes Gnaden, Königin von England, Frankreich und Frland, Beſchirmerin des Glaubens, entbieten Unſeren lieben Getreuen Mayoren und Richtern Unſerer Stadt London Unferen Gruß. Unter dem Namen eines Mandates iſt vom Römiſchen Kaiſer eine Klage über unterſchiedliche Unbill, die den verbündeten deutſchen Hanſeſtädten in Unſerem Reiche widerfahren ſein ſoll, an alle Churfürſten, Biſchöfe, Grafen, Stände und Untertanen ergangen. Der Römiſche Kaiſer beklagt ſich über die den Hanſeſtädten von Unſeren Kaufleuten, ge nannt Merchant Adventurers, bereiteten Schäden. Seine Klage iſt ein offen— bares großes Unrecht und allem Recht und Billigkeit zuwiderlaufend. Trotzdem wird Unſeren Kaufleuten nicht allein verboten, im Römiſchen Reiche zu handeln, ſondern auch, bei hoher Buße und Strafe geboten, das Reich zu meiden und weder öffentlich noch heimlich in allen Häfen und Orten im Reiche zu negociieren. Es wird ihnen mit Ge— fängnisſtrafe und Confiscation aller ihrer Güter gedroht und verſchiedentliche andere extreme Sentencen werden gegen Unſere Unterthanen ausgeſprochen. Wir haben bereits einen Brief an den Römiſchen Kaiſer, wie auch an die Chur- und anderen Fürſten geſchickt, damit Unſere Antwort auf die Anwürfe der Hanſeſtädte vernommen werde. 206 Wir haben in dieſem Brief begehrt, daß dieſer Befehl nicht zurückgenommen, fondern nur aufgeſchoben werde. Da Wir aber Zweifel haben, ob dies erfolgen wird, haben Wir mittlerweile für gut befunden, allen den in Unſerem Königreich zu den Hanſe— ſtädten oder zum Römiſchen Reich Gehörenden zu gebieten, mit aller Handlung inne— zuhalten. Dies gilt ganz beſonders für Jene, die im Stalhof und in Unſerer Stadt London wohnen. Desgleichen haben Wir ihnen die gleichen Strafen wie in jenem kaiſerlichen Befehl angedroht. Um dieſem Unſerem Decret zu folgen, gebieten wir Euch, den Mayoren und Richtern Unſerer gedachten Stadt London, alsbald zu dem Haus, der Stalhof genannt, zu gehen und den dort reſidierenden Obriſten dieſes Hauſes vor Euch zu fordern und ihm dieſes Unſer Decret zu melden. Ihr werdet ihm befehlen, ſich am 28. dieſes Monats, dem ſelben Tage, an dem Unſere Kaufleute aus dem Römiſchen Reiche gehen müſſen, auch aus Unſerem Reiche fortzubegeben. Ihr werdet weiter befehlen, hievon an alle Angehörigen der Hanſeſtädte des Römiſchen Reiches, wo immer ſie ſich aufhalten, Kunde zu geben, damit ſie ſich am ſelben Tage auch von hinnen machen. Ihr werdet ihren Mayor und Richter zu Euch nehmen und zwei Officiere von Unſerem Licenzhauſe beſtellen, um am 28. Januar vom Stalhofe Beſitz zu ergreifen. Dies wird ſo lange dauern, bis Wir erfahren, ob es keine Mittel und Wege bei dem Kaiſer gibt, um Unſeren Unterthanen ihren Handel im Römiſchen Reiche wieder zu geſtatten. Zur Bekräftigung Unſeres Willens haben Wir dieſen Unſeren Brief publiciert in Unſerer hohen Ratskammer zu Whitehall am 13. Januar im vierzigſten Jahre Unſerer Regierung. Ad notam: Hievon ſind die im Königreich Polen gelegenen Hanſeſtädte ausge— ſchloſſen, welche mit der obgedachten kaiſerlichen Klage nichts zu tun haben wollen. 188. Geſchenk für die Geliebte Heinrichs IV.“ Aus Venedig vom 8. Mai 1598 D. Herzogin von Mercurio hat der Madame Gabriele d'Eſtrͤes, der Favoritin des Königs von Frankreich, einen ſchönen Luſt- und Tiergarten in der Bretagne verehrt, der über ſechzigtauſend Kronen wert iſt. 207 189. Der Tod Philipps II. Aus Madrid vom 13. September 1598 Nun unſer König eine Zeit her krank gelegen, iſt derſelbe am 12. dieſes, morgens um fünf Uhr im Kloſter Escurial verſchieden. Gott ſei Ihrer Majeſtät gnädig. Es wurde alsbald darauf ein Curier an den kaiſerlichen Hof geſchickt. Seine Majeſtät ſind drei Wochen zu Bett gelegen, und man konnte ſie wegen der großen Geſchwüre, die aufgebrochen waren, nicht bewegen. Er hat auch ſtets liegen müſſen. 190. Ein zärtlicher Sohn“ Aus Rom vom 3. October 1598 n Briefen aus Meſſina vom 24. September hat man, daß der Ciccala einen J Chriſtenſclaven mit einem Schreiben an den Vicekönig geſandt hat. Darin ſagt er, daß er ſich vier Jahre nacheinander mit ſeiner Armada in dieſes Meer begeben hat, weil er großes Verlangen trägt, ſeine Mutter zu ſehen und ſich mit derſelben zu beſprechen. Dies hat er von dem früheren Vicekönig nie erlangen können, weshalb er der Stadt Reggio und anderen Orten in Calabrien Schaden zugefügt hat. Wenn er ihm ſeine Mutter zuſchicken würde, ſo werde er weder in dieſem, noch im ſpaniſchen Meer irgendwelchen Schiffen Schaden zufügen. Er wolle auch ſeine Mutter wieder ohne allen Schaden zurückſenden. Darauf hat der Vicekönig ſpaniſch geantwortet, er könne ſeinem Begehren nicht ſtattgeben, es ſei denn, daß er, nämlich der Herr Ciccala, zuvor ſeinen Sohn mit etlichen Türken als Geiſeln ſchickte. Dieſe hat er alsbald mit zwei Galeeren nach Meſſina geſandt. Dann hat der Vicekoͤnig alsbald die Mutter ſamt den Brüdern und etlichen Freunden in Begleitung etlicher vornehmer Edelleute auf einer Galeere dem Ciccala zugeſchickt. Dieſer hat Allen große Ehre erwieſen und, nachdem er mit der Mutter vier Stunden lang beiſammen⸗ geweſen, hat er dieſe, wie auch die gemeldeten Perſonen mit Goldſtücken und anderen Sachen beſchenkt und in Frieden wieder nach Meſſina zurückkehren laſſen. Dem Vicekönig hat er einige Präſente verehrt und melden laſſen, daß er gleich am andern Tage mit ſeiner Armada nach Tripolis abfahren wolle, um dort die Unruhen zu ſtillen. 208 Fleur des beautez_ du monde astrz clait de la france. Qu vous od vous adnıre el soufpire en fon Foeur, Mais tout en imelme ‚temps Koftre regat aun ucut ' Il r > Donnant Lic au defie‘ fait moufte !rjperance, * un le dret c . 21. Gabriele d Eſtrées 191. Das Teſtament Philipps II. Aus Venedig vom 8. October 1598 paniſche Briefe beſtätigen den tötlichen Abgang des Königs in ſeinem einund— ſiebzigſten Lebensjahre und einundvierzigſten Regierungsjahre. Vor ſeinem Ableben ſoll er alle Herren haben abtreten laſſen und nur ſeinen Sohn, den Prinzen, bei ſich behalten haben. Er ruht in einem mit Blei überzogenen Sarg. Er hat ſeinen Sohn ermahnt, nachdem er feinem Ahnherrn Carl V., hochlobſeligſten Gedächtniſſes, und Ihrer Majeſtät nachfolgen ſolle, dem Papſt und dem apoſtoliſchen Stuhl in allen ſeinen Königreichen ſchuldigen Gehorſam zu leiſten, den Frieden zuvörderſt zu lieben und auch kein unrechtes Gut zu nehmen, ſondern nur, was ihm von rechtswegen gebührt. Er möge in allen ſeinen Königreichen Gerechtigkeit üben und mit dem König von Frankreich und anderen chriſtlichen Potentaten, auch beſonders mit der Republik Venedig immerwährenden Frieden halten. Auch hat er ihm einen verſchloſſenen Brief gegeben, den Seine Majeſtät mit eigener Hand geſchrieben hatte, und befohlen, ihn nicht früher zu öffnen, als bis Seine Majeſtät den Geiſt aufgegeben habe. 192. Mordanſchlag gegen Moriz von Naffau” Aus Antwerpen vom 15. October 1598 s wird beſtätigt, daß einer den Grafen Moriz von Naſſau mit einem langen Inſtrument, wie ein ſpitziger Dolch, der inwendig voller Löcher und Gift geweſen, erſtechen wollte. Dieſer hat ſich aber ſelbſt verraten und im Gefängnis bekannt, daß er von den Jeſuiten dazu beredet worden iſt, welche ihm eine große Summe Geldes zu geben gelobt hatten. Sie hatten ihm auch bereits hundert Pfund vlämiſch vor— ausbezahlt, den Reſt ſollte er nach vollbrachter Tat erhalten. Ob dies nun die Friedensverhandlungen fördern wird, wird die Zeit lehren. 14 Fuggerzeitungen 209 193. Krieg in Schweden Aus Danzig vom 18. October 1598 Och füge die Zeitung bei, die wir aus Schweden von der königlichen Majeſtät 0 Polen bekommen haben. Nachdem Herzog Carl durch die Churfürſten und fürſtlichen Geſandten bei Seiner Majeſtät vorſtellig geworden, vor Seiner Majeſtät perſönlich erſcheinen zu dürfen, um ſich für feine Gubernation zu verant— worten und die Verleumdungen ſeiner Gegner zu entkräften, wurde ihm das ſichere Geleite nicht zugeſtanden. Es wurde verlangt, er ſolle ſich auf Gnade und Ungnade ergeben, fein ganzes Kriegsvolk entlaffen und das Urteil des Königs gehorſam erwarten. Dies konnte der Herzog nicht annehmen, dankte den Geſandten für ihre Mühe und ergriff andere Mittel. Er rückte am 17. September mit ſeinem ganzen Kriegsvolk, zwölftauſend Mann zu Fuß und tauſendfünfhundert zu Pferd, bis auf eineinhalb Meilen an das Lager des Königs heran und ſchlug das ſeine auf. Er ſelbſt zeigte ſich eine Viertelmeile weit vom königlichen Lager mit ſechshundert Mann und ſchickte einen Trompeter zum König mit dem Begehren, mit vier von ſeinen Räten zu verhandeln. Dieſer ſchickte auch vier Herren zu ihm. Dieſe verwies Herzog Carl auf ſeine vergeblichen Bemühungen, eine perſönliche Zuſammenkunft mit dem König zu erlangen, bei der er ſich ſicher hätte rechtfertigen können. Er bat die vier Herren um ihre Vermittlung. Dieſe entgegneten ihm zwar ſehr unfreundlich, überbrachten aber doch ſein Anſuchen dem König, der es jedoch abſchlug und die gedachten ſchweren Bedingungen nochmals melden ließ. Unter deſſen war es zu einem Scharmützel zwiſchen den ſechshundert Schweden Carls und vierhundert Heidukken gekommen, in dem die Schweden unterlagen. Durch die perſönliche Dazwiſchenkunft des Königs und des Herzogs wurde der Kampf geſchlichtet. Darauf ließ der Herzog noch⸗ mals um die Bedingungen für eine Beilegung des ganzen Streites fragen. Darauf wurde ihm geſagt, er ſolle ſich demütigen, fein Kriegsvolk entlaſſen, das Feld räumen und ſich auf dem angeſetzten Reichstag zu Stockholm einſtellen. Angeſichts der Gefahr nahm der Herzog dieſe Bedingungen an, weil er ſeinen guten Willen zeigen und weiteres Blutvergießen vermeiden wollte; er zog auch ab, aber nur um 210 (9 . 5 eine ſehr günſtige Stellung vor dem Schloſſe Stängeborg zu beziehen, das er, ebenſo wie das Lager des Königs, beſchießen konnte. Als das Heer des Königs dies am nächſten Morgen bemerkte, wurde es ſehr mutlos. Da verwarf Herzog Carl die alten Bedingungen und ſtellte ſeinerſeits kaum annehmbare. Es wurden neue Verhand— lungen begonnen, die der Herzog abſichtlich hinauszog, weil er ſeine Armada aus Finnland erwartete, wo ſie königliche Truppen zerſtreut hatte. Auch hatte er in Er— fahrung gebracht, daß des Königs Flotte vom Sturm nach Stockholm verweht und ihrer Mannſchaft teilweiſe entblößt war. Er beſchloß, den König nach Eintreffen ſeiner Armada zu Waſſer und zu Land anzugreifen. Der König aber zog eines Nachts heimlich ab, man weiß noch nicht wohin, und ließ das Lager mit allen Vorräten im Stich. Als die Mannſchaft der königlichen Flotte, die noch bei Stockholm lag, am nächſten Morgen an Land ging, um ihren Sold zu empfangen, fand ſie das Lager leer. Da ſich nun die Kunde von der Annäherung der Armada Carls verbreitete, und ſie Befehl hatten, die großen Vorräte an Lebens- und Schießbedarf auf den Schiffen zu bergen, brachen ſie eilig auf. Es konnten ſich aber von den ſechzig Schiffen nur fünfundzwanzig hierher nach Danzig retten. Zwei wurden in den Grund geſchoſſen, das Admiralsſchiff nebſt zwei anderen, die zu ſchwer beladen waren, ſtrandeten und wurden mit ihrem ganzen koſtbaren Inhalt von den Schiffen Carls erobert. Die anderen Schiffe, bei dreißig, meiſt ſchottiſche und engliſche, haben ſich nicht zur Wehr geſetzt und blieben ruhig liegen. Herzog Carl ließ ihnen melden, er wiſſe, daß fie nur gezwungen den Transport des Kriegs volks übernommen hätten, und er wolle fie weder an Schiffen noch an Gütern ſchädigen, wenn ſie ſich gütlich ergeben. Dies haben ſie getan. So erlangte Herzog Carl ſtattliche Beute und großen Sieg. Über das Schickſal des Königs weiß man nichts. Daran iſt ſchuld, daß der König den Herzog nicht geſchlagen und gefangen genommen hat, wie ihm einige ſeiner Räte geraten hatten. b 194. Geldmangel Philipps III. Aus Madrid vom 20. November 1598 er neue König von Spanien hat am 8. dieſes zu St. Hieronymso, nicht weit 3), hier, mit feinen Cavalieren unter einem Himmel, welchen zwanzig Mann getragen, ſeinen Einzug gar ſtattlich gehalten, wobei ſehr viel Gold, Edelgeſtein und Silber geſehen worden iſt. Jetzt rüſtet ſich der König, um mit ſeiner Schweſter und der alten Kaiſerin nach Barcelona zu ziehen. Dieſe Reiſe ſoll im künftigen December ſtattfinden. Aber es iſt großer Geldmangel vorhanden. Weil man aber die Flotte mit Gold und Silber im Januar erwartet, haben Ihre Majeſtät mit den Hofhändlern um viermalhunderttauſend Ducaten tractieren laſſen, welche zu verſchiedenen Friſten in den Niederlanden zu erlegen ſein werden. Am 7. November hat man wegen der Peſt, die immer mehr einreißt, etliche Gaſſen in Liſſabon verſperrt und am Palaſt alle Pforten, bis auf eine, zugemacht. Auch hat man vor dieſem Palaſt eine ganze Straße vermauert und ein Haas verſperrt, worin allerlei Sachen geweſen ſind, und das Volk daraus verjagt. Es haben ſich aber etliche verwegene Buben zuſammengetan und bei Nacht alles aus dem Haus getragen. Auch in Galicien regiert das Sterben ſehr ſtark. 195. Hoher Beſuch im Fuggerhauſe zu Augsburg“ Aus Augsburg vom 25. Februar 1599 erwichenen Samstag abend iſt die fürſtliche Durchlaucht Erzherzog Maximilian ſamt dem regierenden Herrn von Bayern und an dreihundert Perſonen ſeines Hofgeſindes und einem ſtattlichen Frauenzimmer allhier angelangt und hat ſich in des Herrn Marx Fugger Behauſung einlogiert. Auch iſt am folgenden Sonn- und Mon: tag in Ihrer Durchlaucht und dero Gemahl Beiſein das Turnier und Ringelrennen gar ſtattlich und herrlich mit köſtlicher Zier und Kleidung durch die Herren Antonius und Chriſtoph Fugger als Mantenatores nebſt anderen Herren als Aventuriers gehalten worden. Hiebei hat man ſeltſame Aufzüge geſehen. Beſonders iſt auch eine bayriſche Bauernhochzeit aufgezogen, welcher man auf offenem Weinmarkte zum 212 Eſſen und Trinken aufgetragen hat. Dieſe haben dann auch getanzt und gefungen und mit ihren Degen nach Bauernart aufeinander geſchlagen und ſcharmützelt und dies zur Kurzweil Ihrer fürſtlichen Durchlaucht eine gute Zeit getrieben, was alles luſtig zu ſehen geweſen iſt. Am Dienstag hernach hat der hieſige Magiſtrat Ihrer Durchlaucht ſamt dero Gemahl und anderen vornehmen Herren und Frauen— zimmern ein ſtattliches Bankett auf der Bürgerſtube gegeben. Außerdem einen herr— lichen, ſchönen Tanz mit der ganzen adeligen Bürgerſchaft auf dem Tanzhauſe ober dem Weinmarkt, welches mit Tannenzweigen und einem ſchwarzſamtenen Himmel und hübſchen Tapeten ſchön geziert geweſen iſt. Als jedoch der Tanz abends um ſieben Uhr beendigt war, hat man zwei luſtige Schlößlein und ſtarkes Feuerwerk von un— zähligen Schüſſen und hochfliegenden Raketen angezündet und verbrannt, was alles Gottlob glücklich und wohl abgegangen iſt. Der Herr verleihe, daß dies alles beider— ſeits Zufriedenheit und gute Nachbarſchaft bringe. 196. Das Ediet von Nantes Aus Lyon vom 21. März 1599 riſche Briefe aus Paris vom 15. dieſes melden, daß das Edict vom Religions: frieden am 25. Februar morgens im Parlament publiciert worden iſt. Am ſelben Nachmittag iſt des Königs Schweſter von Paris nach Lothringen gereiſt, hat ſich aber unterwegs bei Ihrer Majeſtät in Saint Germain aufgehalten. Das Edict hatte man aber in der Stadt noch nicht publiciert, weil abermals etwas dazwiſchen gekommen ſein ſoll. 197. Judentaufe in Rom“ Aus Rom vom 15. Mai 1599 Aa verwichenen Sonntag früh hat der Papſt in der Capelle di San Giorgio die Meſſe celebriert. Es waren ſieben jüdifche Perſonen, drei Männer und vier Weiber, ganz rot bekleidet, da. Die hat der Papſt im Beiſein von neunzehn Cardinälen ſelbſt getauft und ſieben Cardinäle zu Gevattern genommen. Er hat ſie nach ihren und anderer Frauen Namen genannt, gleich gefirmt und communicieren laſſen. 213 198. Delphinenplage im Mittelmeere Aus Rom vom 10. Juli 1599 us Marſeille ſind zwei Domherren hiehergekommen, um dem Papſt zu berichten, daß im Provencer Meer eine ſolche Anzahl von Delphinen ſich zuſammengehäuft hat, daß ſie nicht allein die Fiſcherei, die ihr beſtes Einkommen, ſondern ſogar die Schiffahrt verhindern. Man hat ihnen ein Breve an ihren Biſchof erteilt, worin be— fohlen wird, daß man mit Kirchengebeten, Proceſſionen und vielem Faſten dieſe Sache angreifen ſoll. Außerdem will der Papſt dieſes Ungeziefer verfluchen, damit es mittels göttlicher Hilfe weichen müſſe. 199. Verpachtung der ſpaniſchen Poſt Aus Rom vom 16. Juli 1599 De Herr Antonio Taxis, Oberſter Poſtmeiſter in Spanien, iſt entſchloſſen, ſeine Poſtverwaltung dem Herrn Lorenzo Goveto, einem Genueſer, um neuntauſend Kronen jährlich zu verpachten, wobei er, wie ſie ſagen, dreitauſend Kronen jährlich gewinnen ſoll. 200. Großes Falliſſement in Venedig Aus Venedig vom 22. Juli 1599 m Dienstag hat ſich der hieſige Handelsmann Herr Finaloſa mit viermal: hunderttauſend Kronen fallit erklärt. Er hat aber ſechshunderttauſend Kronen Debitoren vorgewieſen. Er will, wenn man ihm ſechs Monate Zeit zur Bezahlung gibt, jedermann bei Heller und Pfennig bezahlen. Es find aber noch über die ange: zeigte Summe dreißigtauſend Kronen Schulden an den Tag gekommen. 214 201. Holland wird Colonialmacht Aus Amſterdam vom 24. Juli 1599 Va den acht holländiſchen Schiffen, die vor vierzehneinhalb Monaten von hier nach Indien um Specerei ausgefahren, ſind dieſe Woche vier Schiffe hier an— gekommen. Sie ſind ſehr reich beladen. Ihre größte Ladung iſt Pfeffer an dreihundert Laſten, was über viertauſend Ballen ſein ſoll. Der Reſt ſind andere Specereien, wie Gewürznägel, Maſſis, Muscat, Zimt uſw. Die Schiffe haben 225, 215, 70 und 40 Laſten Faſſung. Die anderen vier Schiffe mit Kriegsvolk haben fie in Banca ge— laſſen. Die find nach den Moluccen gefahren und ſollen in etlichen Monaten folgen. Man hält dies hier für eine große Zeitung und wundert ſich, daß dieſe Schiffe eine ſo kurze Reiſe gemacht haben. Sie ſind ſieben Monate nach Oſtindien gefahren und in Banca zwei Monate lang ſtillgelegen. Dort haben ſie ihre ganze Ladung bekom— men und ſind in fünfeinhalb Monaten wieder zurückgekommen. Eine ſolche Reiſe iſt von den Portugieſen nie gemacht worden. Die Indianer von Banca haben mit ihnen in aller Freundſchaft gehandelt, und die Holländer haben den Schaden, den ſie vor drei Jahren denen von Banca getan, be— zahlt. Inzwiſchen haben die Portugieſen mit drei Galeeren die Stadt Baneam über: fallen, aber durch die holländiſche Hilfe haben die Indianer achthundert Portugieſen erſchlagen und die übrigen und die Schiffe gefangen. Weil nun dieſem Volk dieſe Schiffahrt ſo geglückt iſt, werden ſie weitere vornehmen, und wenn der König von Spanien ſich nicht vorſieht, dieſe Schiffahrt zu verhindern, könnte mit der Zeit dem Königreich Portugal und den Venetianern großer Schaden entſtehen. Dieſe Schiffe werden auf dreimalhunderttauſend Pfund vlämiſch geſchätzt. Sie werden jährlich in der Specerei große Ordnung machen und manchem den Compaß verrücken. Die Staaten von Holland wollen mit den erſten Schiffen wieder nach Indien fahren und zum König von Banca einen Geſandten ſchicken. Der König von Spanien wird dies mit Gewalt verhindern müſſen, ſonſt werden ſie nie davon laſſen. 202. Scheidungspläne Heinrichs IV. Aus Rom vom 12. September 1599 10 Tage iſt wegen des Eheſcheidungsbegehrens des Königs von Frankreich eine Zuſammenkunft der Cardinäle gehalten worden, bei welcher die drei fol— genden Bedenken vorgebracht worden ſind: 1) Der König und die Königin von Frankreich waren blutsverwandt und hatten keine Dispens, 2) hat ſie König Carl IX. aus Furcht, ſchier mit Gewalt zuſammengegeben, 3) haben ſie damals zweierlei Religion gehabt. Daher ſei dieſe Scheidung ſo ſchnell als möglich vorzunehmen. Daraus will man ſchließen, daß die Heirat zwiſchen Ihrer Majeſtät und dem Fräulein von Toscana gewiß ihren Fortgang haben wird. 203. Familientragödien in Rom“ Aus Rom vom 12. September 1599 ie Kinder des Cenci hat man hier gerichtet. Der älteſte Sohn iſt mit zwei Zangen geriſſen, enthauptet und gevierteilt, die Tochter enthauptet worden. Der jüngere Sohn hat dies anſehen müſſen. Er iſt aus dem Gefängnis geführt und ſtracks wieder dahingebracht worden. Man hat ihm feiner Jugend halber das Leben geſchenkt. Ein Hieſiger vom Adel, Paulus de Santa Croce, hat ſeine leibliche Mutter von vierundfünfzig Jahren, die er beim Ehebruch erwiſcht, erſtochen. Der Täter aber hat ſich durch ein Fenſter gerettet. Man hat ihm bereits den Proceß gemacht und für ſiebzigtauſend Kronen Güter confisciert. 204. Die Holländer bedrängen den portugieſiſchen Handel Aus Antwerpen vom 22. October 1599 Bu aus Amſterdam melden, daß ein holländiſches Schiff, das mit ſechsund— dreißig anderen Schiffen aus Canaria nach Indien abgefahren war, ſich von dieſen abgeſondert und zu zwei engliſchen Seeräubern geſchlagen hat, welche in der 216 ſpaniſchen See etliche Schiffe beraubt haben. Dieſes Schiff iſt zu Texel, nicht weit von Amſterdam, eingelaufen, man weiß aber noch nicht, was es an Waren mit— gebracht hat. Desgleichen ſind zwei holländiſche Schiffe aus Braſilien mit fünfzehn— hundert Kiſten Zucker zu Emden eingelaufen. Man erwartet auch noch drei andere Schiffe aus Braſilien. Die holländiſche Schiffahrt nach Indien wird immer ſtärker, was den Portugieſen in ihrem Handel einen großen Schaden bereiten wird. 205. Ein Wunder in Rom Aus Rom vom 23. October 1599 n der Kirche Cecilia in Traſtevere iſt der Leichnam der Heiligen und Märtyrerin JeCecciia ganz unverſehrt und ſo bekleidet, wie ſie vor achthundert Jahren zur Marter gegangen, mit einem Leinentuch über dem Angeſicht gefunden worden. 206. Die Gegenreformation in Oſterreich“ Aus Steyr vom 30. October 1599 ie ſchon gemeldet, hat Ihre fürſtliche Durchlaucht Erzherzog Ferdinand zu Dfterreich und Erbherr der drei Länder Steiermark, Kärnten und Krain bald nach Jacobi in Eiſenerz eine Jagd abgehalten und alsbald die dort ſeit langen Jah— ren geweſenen zwei Praedicanten abgeſchafft und zwei Meßpfaffen eingeſetzt. Wie aber Ihre Durchlaucht wieder nach Graz verreift iſt, find die gemeldeten zwei Pfaffen von der Gemeinde auch wieder vertrieben worden. Darüber wurde Ihre Durchlaucht erzürnt und hat ſtracks etliche Commiſſäre entſendet, um andere zwei Meßpfaffen ein zuſetzen. Er hat ihnen ſechshundert Kriegsknechte kroatiſcher und windiſcher Zunge mitgegeben, damit ſie, falls die Eiſenerzer dies mit Gewalt verhindern wollten, da— ſelbſt mit Fauſt und Gewalt ſeinen Willen durchſetzen ſollten. Dieſe Commiſſäre ſind ſamt dem Kriegsvolk vor vierzehn Tagen hier angelangt, und die Bürgerſchaft der Gemeinde und die Bergknappen haben ſich ihnen mit bewaffneter Hand ent— gegenſetzen wollen. Darauf haben ihnen die Commiſſäre verſprochen, daß ihnen vom 217 Kriegsvolk kein Leid geſchehen und ihnen, den Eiſenerzern, ihr Wille erfüllt werden ſolle. Hierauf ſind die Commiſſäre eingelaſſen worden und haben gewonnenes Spiel ge— habt, weil fie alsbald die erſten Stadtmeiſter, Ratsherren, Bürger und Andere ge fangen genommen haben. Es hat auch ein jeder im ganzen Markt feine Wehre ab— liefern müſſen, und das Kriegsvolk wurde in der Stadt verteilt. Danach wurden die Pfaffen mit Gewalt eingeſetzt und im ganzen Markt ſieben Hochgerichte, davon zwei gleich vor dem Rathaus, aufgerichtet. Am nächſten Tag iſt der Profos mit ſeinem Geſinde auch hineingekommen, ſo daß man mit Hängen, Köpfen, Spießen und anderen Plagen und Martern und Foltern anfangen konnte, um durch die Pein zu erkunden, ob andere Orte und Flecken mit ihnen im Einverſtändnis ſeien oder nicht. In Summa geht es da erbärmlich zu. Es flieht von der Gemeinde, wer fliehen kann. Weiber und Kinder werden aus ihren Häuſern gejagt, die müſſen mit Leid und Schmerzen ihrer Ehemänner elendes Leben anſehen. Obwohl man willens war, die Rädelsführer und Meiſter alsbald hinzurichten, ſollen doch dieſer Tage kaiſerliche Commiſſäre dort angekommen ſein und im Namen Ihrer Majeſtät ernſtlich verboten haben, daß man keinem Menſchen am Leben etwas tun, noch jemand auf die Folter werfen ſoll. Man iſt guter Hoffnung, daß Ihre Majeſtät Gnade üben werde. Die Herren Commiſſäre ſollen auch dieſer Tage von Eiſenerz nach Auſſee, Schlad— ming, Gröbming, Neuhaus und Rottenmann verreiſen, um die Sache allenthalben ſo fort zu treiben. Damit dies um ſo ſchleuniger geſchehen könne, hat der Herr Land— pfleger auf Wolkenſtein eine Meile von hier dreihundert ſeiner eigenen Bauern im Feld beiſammen, um zu dem anderen Haufen zu ſtoßen. Da aber die meiſten von ihnen evangeliſch, ſind ſie nicht verläßlich. Wenn es zum Ernſt kommt, werden ſie keinen Gehorſam leiſten. Ihre Durchlaucht haben vor drei Wochen die Stifts— kirche zu Graz öffnen laſſen, die Stühle, Altäre, Landſchaftsfahnen und die Grab⸗ ſteine aller Landesherren herausreißen und zerhacken und die ganze Stiftskirche räumen laſſen. Wozu er ſie nun gebrauchen will, iſt unbekannt. Der Secretär der Lan dſchaft zu Graz, Herr Gabelhofer, liegt noch auf dem Schloß daſelbſt gefangen. Man läßt keinen ſeiner Bekanntſchaft zu ihm. Der Secretär der 218 kärntneriſchen Landſchaft, Herr Kantelberger, ift nach großen Martern auf der Tor⸗ tur geſtorben. Urſache dieſer Peinigung war, zu erfahren, was die Landſchaft für Ab⸗ ſichten hegt. Er hat aber nichts bekennen wollen. 207. Todesurteil gegen Lord Effer” Aus Antwerpen vom 31. December 1599 us England hat man noch kein Aviſo, wie es mit dem Frieden mit Spanien be— ſchaffen ift. Sonſt wird gemeldet, daß Lord Eſſex in großer Lebensgefahr ſteht, da bereits ein Urteil über ihn gefällt iſt. Da aber etliche vornehme Herren für ihn gebeten, iſt das Urteil prolongiert worden. Die Königin hält ihn aber noch in ſtarker Verwahrung. 208. Das Jubeljahr in Rom Aus Rom vom 1. Januar 1600 bwohl das Podagra den Papſt noch nicht ganz verlaſſen, hat er doch wegen der großen Unkoſten, die das Spital der heiligen Dreifaltigkeit auf die große Menge der eingelangten Pilgersleute aufwendet, die Eröffnung der heiligen Pforte nicht länger verſchieben wollen. Deshalb hat er ſich am letzten December, pontificaliter angetan, in einem Seſſel unter Begleitung aller Cardinäle, Biſchöfe, der fremden Geſandten, der Cleriſei und ſeines Hofgeſindes bis zu St. Petrus tragen laſſen. Dort hat er, nachdem er mit großer Mühe bis zur anderen Türe gelangen konnte, und nach geſungenen Antiphonien, die Heilige Pforte unter den gewöhnlichen Cere— monien eröffnet. Obwohl die Schweizer Garde mit ihren Stäben ſtark auf das Volksgedränge geſchlagen hat, war der Weg des Papſtes recht beſchwerlich. Die anderen drei Tore wurden von drei Cardinälen aufgetan. Worauf die Cardinäle auch die Tore der Kirchen St. Paul, St. Johann und zu Unſerer lieben Frau gleich: falls unter großem Zulauf des Volkes eröffnet haben. 219 209. Münzausfuhrverbot in Rom Aus Rom vom 29. Januar 1600 Di Kämmerling des Papſtes, ein Cardinal, hat den Preis aller hieſigen und ausländiſchen ſilbernen Münzen neuerlich ſchätzen laſſen und durch ein Edict ge— boten, daß künftig niemand mehr als fünf Kronen für ſeine Perſon von hier mit— nehmen darf. 210. Mönchiſches Leben des Papſtes Clemens VIII. Aus Rom vom 12. Februar 1600 er Papſt iſt gänzlich entſchloſſen, zum Exempel für die ganze Welt ein mönchiſches Leben zu führen. Er hat deswegen auch bereits aus allen ſeinen Zimmern, be— ſonders ſeiner eigenen Schlafkammer, die Tapeten und allen Schmuck entfernen laſſen und nichts darin geduldet als eine Bettſtatt, einen Tiſch und etliche Todtenköpfe, da er nur zwiſchen vier Mauern liegen will. Bei ihm ſchlafen zwei Benedictiner— mönche, die in gar gutem Rufe ſtehen, und die er zu ſich beſchieden hat, um mit ihnen ſein Leben ſo zuzubringen und nur der geiſtlichen Dinge bedacht zu ſein. 211. Clemens VIII. hört die Beichte Aus Rom vom 8. April 1600 m verwichenen Samstag hat ſich der Papſt in der Kirche zu St. Peter als höchſter Beichtvater im Stuhle des oberſten Pönitenciars mit einem weißen Stäbchen in der Hand niedergelaffen und alldort bei drei Stunden lang den Leuten die Beichte abgenommen und die Abſolution erteilt. Darunter befanden ſich gar viele Pilgersleute, wie der Vicekönig von Neapel und der Herzog von Seſſa, wie auch das oberſte Haupt der Banditen und der geweſene vertrauteſte Rat des Sciarra. Dieſe hat der Papſt mit dem weißen Stäbchen auf dem Kopfe berührt. Am Dienstag hat der gedachte Vicekönig ſamt ſeiner Gemahlin und der Prinzeſſin von Caſtelvetrano beim Papſt zu Mittag gegeſſen, und vorgeſtern hat ihm der 220 Cardinal Aldobrandino auf Monte Cavallo an fünf Tafeln ein königliches Bankett gegeben. Nach der Mahlzeit hat man im Hofe des Palaſtes eine Jagd auf allerlei Wildbret gehalten, was gar luſtig zu ſehen geweſen iſt. 212. Wiederverheiratung Heinrichs IV.“ Aus Rom vom 6. Mai 1600 an erfährt, daß der Großherzog von Florenz zu Ehren des franzöſiſchen Ge— ſandten und der neuen Königin von Frankreich eine königliche Mahlzeit gehalten hat, wobei die Königin obenan unter einem Thronhimmel und zwei Schritte darunter und neben ihr der Herr von Selleri geſeſſen iſt. Der Herr Großherzog und die Großherzogin haben dieſen mit anderen großen Herren und Frauenzimmern und dem Bracciano⸗Orſini und zwei Prinzen von Medici bei Tiſch aufgewartet. Der gedachte Großherzog hat dem Herrn von Lincourt ein gar herrliches wohlabgerichtetes Pferd verehrt, und iſt dieſer ſodann ſtracks nach Frankreich verreiſt. Die Königin iſt ein dermaßen ſchönes und wohlproportioniertes Frauenbild und daneben mit Gottesfurcht und allen Tugenden geziert, daß man erhofft, daß für den Thron von Frankreich aus dieſer Heirat viel Glück erfolgen werde. Weil der Cardinal Aldobrandino mit der neuen König in nach Marſeille und dann nach Avignon ziehen wird, um dem König und ſeiner Verlobten dortſelbſt im Namen des Papſtes alle mögliche Ehre zu erweiſen, hat man bereits die Galeeren des Papſtes inſtand geſetzt und zu Neapel mit Zwieback verſehen. 213. Ein Maſſenmörder in Savoyen Aus Rom vom 20. Mai 1600 Di. jüngſt genannten malefiziſchen Perſonen, welche zu Piemont das Sterben verurſacht und ſonderlich zu Foſſano, wo die jungen Fürſten von Savoyen wohnen, und an vielen Orten vergiftete Salben angeſtrichen haben, ſind jämmerlich hingerichtet worden. Künftige Woche ſollen noch mehr dergleichen Perſonen juſtificiert 224 werden, darunter auch ein Barbier, der dieſes Gift gemacht und eingeſtanden hat, daß er dadurch über zweitauſend Perſonen umgebracht hat, da man durch das Gift die Peſt hat aufſtreichen können. 214. England und Holland erobern den Welthandel” Aus Antwerpen vom 2. Juli 1600 us Holland und Seeland wird geſchrieben, daß wiederum vier Schiffe aus Oſtindien und andere Schiffe aus Weſtindien zu Plymouth in England, ſehr reichlich mit Specereien beladen, angekommen ſind. Sie haben insgeſamt neunzig Laſten Pfeffer, der wohl auf 324000 Pfund geſchätzt wird, mitgebracht. Überdies noch Gewürznägel und Maſſis. Außerdem werden noch neun ſolche Schiffe in See— land, Amſterdam und Rotterdam erwartet. Die Ladung der jüngſt von den Moluccen angekommenen zwei Schiffe an Specereien beträgt 620000 Pfund an Muscat⸗ nüſſen, 65000 Pfund an Muscatblüten, 35000 Pfund an Gewürznelken, 700 Pfund an Pfeffer, welches alles auf 230000 Pfund vlämiſch geſchätzt wird. Da⸗ gegen haben dieſe zwei Schiffe 300 000 Pfund vlämiſch an Bargeld weggeführt. Es ſollen auch wieder ſechs Schiffe nach Oſtindien, und zwar vier von der alten und zwei von der neuen Compagnie, abgehen. Dieſe Fahrt wird alſo ganz allgemein und den Spaniern ſehr ſchädlich. Dies kommt daher, daß man in Holland und Seeland die Schiffahrt auf portugieſiſches und ſpaniſches Gebiet beſchloſſen hat. Aus Emden wird gemeldet, daß daſelbſt ein Schiff aus Pernambucco in Braſilien angekommen iſt, deſſen Leute melden, daß die Armada der Generalſtaaten mit ſieben Schiffen zwei Caſtelle in Braſilien eingenommen, ſodann nach der Stadt gezogen iſt und ſieben— bis achttauſend Kiſten Zucker erbeutet hat. 215. Creditverhandlungen Philipps III. von Spanien“ Aus Rom vom 17. Juni 1600 ie jüngſt genannten Herren, die kürzlich zu einem neuen Geldgeſchäfte mit dem König von Spanien entſchloſſen waren, ſind jetzt, wegen Mangels an Bargeld, nicht mehr geſonnen, dieſe Summen zu verborgen. Deshalb haben ſie die Herren 222 u vom Monte San Giorgio in Genua erſucht, das auf die benötigte Summe Geldes Fehlende zu erlegen, wogegen ſie ſich erboten, im Monte ſoviel Feingold und Silber einzuſetzen, als zur Deckung notwendig wäre. Dies wurde aber abgeſchlagen, und des halb leidet Ihre Majeſtät an Bargeld etwas Mangel. Obwohl ſich das Königreich Spanien bereit erklärte, weitere ſechs Millionen auf Aſſignation auf die ankommende Flotte vorzuſtrecken und die königliche Schuld davon zu bezahlen, hat dieſes Geld nicht ausgereicht. Es haben ſich die intereſſierten Kaufleute erboten, ihr Darlehen einſtweilen zurückzuſtellen, damit die gedachte Aſſignation bis zur Ankunft der Flotte erſtreckt werden könne. 216. Die Gefahren der Überfeefahrten Aus Cöln vom 18. Auguſt 1600 em Balthaſar Monſeron in Seeland find zwei Schiffe, „der Löwe“ und „die Löwin“ genannt, aus Madagascar mit dreißig Laſten Pfeffer und etwas grauem Ingwer nach Hauſe gekommen. Sie haben eine ſchlechte Reiſe gehabt und große Gefahren zu Schiff und auf dem Lande bei den wilden Leuten ausgeſtanden. Dieſe gaben ihnen einen berauſchenden Trank zu trinken, den ſie voll Vertrauen tranken. Darüber wurden ſie alle beſinnungslos, und das Schiff war drei Stunden lang von den Wilden beſetzt und faſt verloren. Die auf dem Schiff „die Löwin“ aber haben ſich fo tapfer mit den Wilden geſchlagen, daß fie „die Löw in“ wieder verlaſſen mußten. Es ſind aber achtzig Perſonen, die ſich auf das Land begeben hatten, umgekommen. Es iſt alſo dieſen wilden Leuten nicht zu trauen. 217. Eine perſiſche Geſandtſchaft in Prag” Aus Prag vom 12. October 1600 eſtern um vier Uhr nachmittags iſt die perſianiſche Botſchaft, etwa dreißig Perſonen, hier angelangt. Denen ſind bis zum königlichen Luſthaus am Stern an dreihundert wohlgerüſtete Mann zu Roß und zwei Stadthauptleute, nämlich 223 Herr Popel und Herr Obriſt Landhofmeiſter und Hofmarſchallamtsverwalter Herr von Schönberg, mitſamt den kaiſerlichen Truchſeſſen und Hofdienern mit über dreißig Kutſchen, alle zu ſechs Roſſen, entgegengezogen. Sie haben ſie bis zu ihrem Quartier „zum wilden Mann“ auf der Kleinen Seite begleitet. Auch wurden vierhundert Mann in Rüſtung vor des Botſchafters Quartier aufgeſtellt, der alſo zierlich einge holt und empfangen worden iſt. Die Botſchaft iſt nun faſt eineinhalb Jahre auf der Reiſe geweſen, auf welcher ihr ungefähr ſechzehn Perſonen geſtorben ſind. Sie hat ihren Weg über Indien genommen und auf dem Meere ganz Africa umfahren. Sie wollen mit der kaiſerlichen Majeſtät ein Bündnis wider den Türken abſchließen, welches denn eine ſonderliche Schickung Gottes und ein Zeichen künftiger großer Veränderungen iſt, wenn ſolche ferngelegene Völker zu uns nach Deutſchland kommen. Der Principal der Botſchaft iſt ſeiner Nation ein Engländer und ein kurzer, nach engliſcher Art gekleideter Mann. Der vornehmſte nach ihm iſt eine alte graue Perſon, ein fürſtlicher Beamter des Königs von Perſien und ebenſo wie ſeine Diener auf türkiſche Art gekleidet. Weil dem Votſchafter auf feiner Reiſe ſo viele perſiſche Diener geſtorben ſind, hat er Engländer und Franzoſen in Dienſt genommen. Die Botſchaft hat ſich über die große Menge Volks, die von allen drei Prager Städten zuſammengelaufen, höchlichſt verwundert. 218. Eroberung der Feſtung Kanizſa durch die Türken“ Aus Wien vom 10. November 1600 it Kanizſa iſt es aus. Der Feind hat es leider in ſeinen Händen und hat die Unſeren abziehen laſſen. Der Paradeiſer ſoll ſich täglich hier feiner Verant⸗ wortung ſtellen. Es wird unterfchiedlich davon geredet, daß der Türke ſehr ſtark an den Grenzen ſtreift, und es iſt zu befürchten, er werde uns dieſen Winter viel zu ſchaffen geben und vielleicht gar auf hieſigem Boden einen Kampf verſuchen. Aus Wien vom 15. November Am 14. dieſes iſt der geweſene Obriſt zu Kanizſa zu dem auf den erſten December angeſtellten Rechtstag angekommen und bei Herrn Ferdinand Kolonitz abgeſtiegen. 224 22. Die wunderbaren Leute in Guinea Die Diener aber find im Wirtshaus „zum goldenen Strauß“ einlogiert worden. Dem Herrn Obriſten iſt von Ihrer Durchlaucht Erzherzog Mathias alsbald auf getragen worden, feine Entſchuldigung wegen der Aufgabe von Kanisfa nicht bloß ſchriftlich auszufertigen, ſondern auch den Verlauf der Belagerung von Tag zu Tag zu berichten. Wie dies ſein wird, lehrt die Zeit. 219. Tod des Cardinals von Hſterreich Aus Rom vom 18. November 1600 erwichenen Sonntag des Morgens iſt der Cardinal di Auſtria verſchieden. Der Körper iſt geöffnet und gefunden worden, daß Lunge und Leber ſchadhaft geweſen find. Man hat den Körper mit allen Ordens und des Papſtes eigenen Leuten nach Santa Maria di Anima begleitet, wo er bleibt, bis Beſcheid vom Markgrafen von Burgau kommt, ob er den Leichnam nach Conſtanz in ſein Bistum führen läßt. Er hat von feinem Bistum dreißigtauſend, vom Bistum Brixen dreizehn tauſend und von zwei Probſteien in Schwaben achtzehntauſend Taler gehabt, in Spanien zehntauſend Kronen jährlich vom Bistum Toledo, außer den geiſtlichen Pfründen in Deutſchland, welche die kaiſerliche Majeſtät wohl gerne wieder auf einen vom Hauſe Dfterreich übertragen wird wollen. Man glaubt aber, man werde dem Capitel freie Wahl laſſen. 220. Noch ein falſcher Don Sebaftian” Aus Venedig vom 22. December 1600 Müngſten Freitag hat man im geheimen Rate jenem Mann, der hier ſolange ge— en gelegen und ſich für den König Sebaſtian von Portugal ausgibt, auf— erlegt, bei Sonnenſchein die Stadt Venedig zu räumen und innerhalb dreier Tage das Gebiet der hieſigen Herrſchaft zu verlaſſen. Sollte er es aber nicht tun und neuerlich gefangen werden, ſo ſoll er zehn Jahre auf die Galeere geſchmiedet werden, und wenn er dazu nicht tauglich, bis an ſein Ende in hartem Gefängnis gehalten werden. 15 Fuggerzeitunser 225 221. Brief aus Peru Copia eines Sendſchreibens, das P. Bartholomeus Descouart am 27. Mai 1600 ans Lima, welches die Haupt- ſtadt der peruaniſchen Provinz iſt, an P. Egidius Bauerius abgehen ließ. hrwürdiger Vater! Ich ſchreibe an Euer Ehrwürden durch den P. Emanuel Vasquez, und zur Vermeidung von Weitläufigkeiten ſchließe ich hieneben die Abſchrift eines Schreibens an, das die Väter des Collegiums in dem Städtlein Arequipa an den Viſitator P. Stephan Paer gerichtet haben, welches alſo lautet: „Man kann nicht unbillig zu den ſeltſamſten Geſchichten oder Fällen, die ſich in der Welt zugetragen, das zählen, was wir jüngſt in der Stadt Arequipa mit großer Angſt erfahren und teils noch erdulden, und was ſich folgendermaßen verhält: Am erſten Freitag der vierzigtägigen Faſten, welcher auf den 18. Februar dieſes 1600. Jahres fiel, hat gedachten Tages abends, nachdem etliche kleine Erd— beben vier Tage lang vorhergegangen waren, um 9 Uhr das Erdbeben ſo ſtark an— gefangen überhand zu nehmen, daß nicht eine halbe Viertelſtunde ohne ein ſtarkes Erdbeben verlaufen iſt. Bis ein Uhr nach Mitternacht hat alles an Leuten außerhalb der Häuſer verbleiben müſſen, um welche Zeit noch ſtärkere und heftigere Erdbeben dieſe erſchüttert haben. Als man ſich für den Tagesanbruch mit einer Beſſerung ge— tröſtet hat, nahm aber das Ungeſtüm derart zu, daß man die Heilige Meſſe nicht hat abhalten können. Weil jedoch der Zulauf der Menſchen zu unſerer Kirche ſehr groß war, haben wir die Meſſe zu halten angefangen. Als aber dieſe um acht Uhr kaum begonnen hatte, haben die Erdbeben dermaßen zugenommen, daß ſich augen blicklich das Volk aus der Kirche verlaufen hat, und uns bei ſo merklicher Gefahr ob der begonnenen Meſſe ſchier eine Reue angekommen iſt. Dieſe Angſt und Not hat alſo je länger je heftiger bis um ſechs Uhr abends gewährt, dergeſtalt, daß innerhalb von 24 Stunden über 200 ſolche ſtarke ſchreckliche Erdbeben geweſen ſind, daß auch die Gebäude darnach eingefallen ſind, mit Ausnahme der kleineren. Aus Anlaß der immerwährenden Erſchütterung und des Zitterns haben ſich die Menſchen außerhalb der Häuſer an einen ſicheren Ort begeben. Am ſelbigen Tage abends um halb ſechs hat ſich der Himmel mit Gewölk überzogen, es erſchallten ſtarke Donnerſchläge, und es entſtand jählings ein ſtarker ungewöhnlicher 226 Sturmwind, nach welchem wir uns eines ſtarken Platzregens und Waſſerguſſes ver: ſahen. Aber es hat nicht einen Tropfen Waſſer geregnet, ſondern es hat mit großer Gewalt weißen und dicken Sand geworfen. Mit heftigem Schrecken und Ungeſtüm hat dies zwei Stunden in der Nacht nicht nachgelaſſen, um welche Zeit ſo ſchreckliche Donnerſchläge erbrauſten, daß man ſich auf den Weltuntergang gefaßt machte. End— lich hörte man ſo jämmerlich heulende Stimmen in der Luft, daß man vermeinte, viele Legionen böſer Geiſter fahren in den Lüften umher. Und man hat weder aus dem Getöſe oder anderen Umſtänden zu erkennen vermocht, ob es ein natürliches Werk und nicht vielmehr das Wettern und Toben der böſen Geiſter wäre. Weil nun dieſes Heulen angedauert, und das Sandregnen immerdar zugenommen hat, auch die ganze Nacht nicht nachließ, obwohl das Brauſen und Sauſen um 2 Uhr etwas ſtiller geworden war, erfüllte das Volk mit kläglichem und ſtarkem Geſchrei alle Plätze, ſo daß man hätte glauben mögen, der jüngſte Tag ſei angebrochen. Es bekümmerte ſich dieſes Volk auch um weiter nichts als um das Beichten und Beweinen ſeiner Sünden, Kaſteiung und hartes Schlagen ſeiner Leiber und Verbleiben in den Kirchen, aus welchen ſie auch mit ungewöhnlicher Andacht Kreuzgänge anſtellten. Am erſten Sonntag in den Faſten war die ganze Stadt und der umliegende Grund und Boden derartig weiß überzogen, als wenn ſie mit Schnee bedeckt wären. Die Erde war durchwegs mit einer halben Elle dickem Sand bedeckt, daß man ſolchen von den Dächern hat abwerfen müſſen, damit ſie nicht eingedrückt werden. Aber unſer neuer Bau oder die Aula, die kurz vorher aufgebaut worden war, iſt dadurch zerſtört worden. Um Mittag hat die Finſternis wieder angefangen ſich zu zeigen, und um 2 Uhr nachmittags iſt ſo ſtark Nacht und Nebel geweſen, daß wir einander nicht ſehen konnten. Weil der P. Rector um dieſe Zeit dem Volke gepredigt hat, mußten wir mit angezündeten Fackeln leuchten. Um halb fünf hat es angefangen, dünneren Sand zu werfen, und der Himmel wurde etwas heiterer und die Luft lichter. Folgenden Montags iſt der Himmel etwas trüb und dunkel geweſen, worüber die Leute erſchraken und um Mittag zur Eſſenszeit Lichter anzündeten. Am Dienstag hat es von 9 Uhr früh bis 3 Uhr nachmittags Aſche geregnet, ſo daß Haar und Bart dadurch zerfielen oder ganz ſteif wurden. Dies hat den weniger ſtarken 15* 227 Bäumen und Feldſaaten Schaden zugefügt, fo daß man deren gänzliche Vernichtung beſorgte. Am Mittwoch und Donnerstag iſt es etwas ruhiger geworden, obwohl das Zittern der Erde und Sandregnen und die Dunkelheit der Luft nicht gänzlich nach— gelaſſen hatten. Am Freitag hat man gar kein Tageslicht geſehen, und haben ſich der Nebel, viele Blitze und Donnerſchläge bei Tag und Nacht ſehen und hören laſſen. Der Samstag iſt auch trüb erſchienen, und außerdem war fortwährend ein Zittern der Erde zu verſpüren. Daneben iſt der Sand ſo dick und häufig gefallen, als wenn man ihn mit Eimern vom Himmel herabgeſchüttet hätte. Es wurde nötig, bei ange— zündeten Windlichtern den Sand von den Dächern abzuräumen, welche ſchon ein— zuſtürzen begannen. In Summa konnte man es für den jüngſten Tag anſehen, und es war ein ſolches Grauen, Trauern und Heulen unter den Leuten und in der Luft, daß es fürwahr ein gar elendes Spectakel war, und alles dem unfehlbaren Tod und Untergang gleichſah. Bei dieſem allen hat aber die weltliche wie die geiftliche Bes völkerung ſich von dieſem Sandregen nicht abſchrecken laſſen, ihre Kreuzgänge und Supplicationen mit bloßem Haupte und barfüßig zu verrichten. Es iſt auch am ſelben Tage ein ſo ſchreckliches Erdbeben geweſen, daß wir den gänzlichen Untergang beſorgten, und das ganze Volk hat die ganze Nacht in den Kirchen zugebracht. Der folgende Sonntag iſt etwas heller und lichter geweſen, ſo daß man einander ſehen konnte. Aber die Erdbeben dauerten an, und der Sandregen hat nicht nach— gelaſſen, obwohl er etwas gelinder wurde. Um 10 Uhr geſchah ein neues heftiges Erdbeben mit großem ſchrecklichen Brauſen des Erdbodens. Am Montag ift es noch klarer und heller geweſen. Es gab aber wieder ein ſchweres Erdbeben. Aber um 3 Uhr nachmittags iſt es finſtere Nacht geworden, und es gab ſo erſchreckliche Blitze und Donner, daß man ſich des Weltunterganges verſehen mußte. Ein von der Erde aufgeſtandener Wind hat das ganze Wetter ſamt der Finſternis gegen das Meer getrieben und das Tageslicht wiedergebracht. Am Dienstag, Mittwoch und Donners— tag iſt es etwas ſtiller und ruhiger geworden, auch die Erdbeben waren weniger heftig und der Tag etwas lichter; aber es blieb ſo trüb, daß man weder Sonne noch Mond ſehen konnte. Am Donnerstag trat bei Einbruch der Nacht eine dicke nebelige Finſternis ein, und darauf begann ein langwieriger Sandregen, der bis zur Stunde, 228 wo ich dies ſchreibe, andauert, das ift bis zur Mittagszeit des nächſtfolgenden Freis tags, wo es etwas heller geworden. Bei dieſem traurigen, jämmerlichen Weſen hat ſich das Volk eingeäſchert und daneben gegeißelt. Man iſt rat: und hilflos herumgezogen und hat allerlei menſchen— mögliche Mittel, wie Beichten, Communicieren, andere Bußübungen und Kreuzgänge vorgenommen. Weinen und Predigten wurden Tag und Nacht angewendet, und keiner war, der nicht ſtarke Reue und Leid gezeigt hätte, mochte auch ſonſt fein Leben verrucht und gottlos geweſen ſein. Der geworfene Sand und Staub hat ſich, ſoviel wir wiſſen, über achtundvierzig Meilen Wegs um uns ausgebreitet und es iſt zu be— ſorgen, ob nicht der meiſte Teil der Viehherden dadurch verdorben und umgekommen iſt. Es tröſtet uns jedoch dies, daß dieſer Sand die Feldfrüchte nicht ausgedörrt hat, obwohl er viele zu Boden geſchlagen und die Baumfrüchte faſt alle abgeworfen hat. Der Urſprung dieſes Unrats, vermeint man, ſei der Vulcan bei Omate, welcher Ort oder Berg achtzehn Meilen von hier liegt. Dieſer Berg hat ſich aufgetan und Feuer und Steine von ſich geworfen, wodurch fünf oder ſechs umliegende Dörfer zerſtört und verheert worden ſind. Man gibt für gewiß aus, es ſei dort ganze zwanzig Tage nacheinander ſtetige, dicke, finſtere Nacht geweſen. In dem Dorfe Omate ſeien fünf und ſieben Pfund ſchwere Steine gefallen, wodurch ſechzig Perſonen umgekommen ſind. Die Häuſer ſind alle in dem Sand, welcher weit höher liegt als ſie, begraben. Von anderen um den Vulcanberg liegenden Flecken haben wir noch nichts ver: nommen, allein man berichtet jetzt, daß das Sandregnen um Chupaca und Chuquiſaca gegen das Meer zu über vierzig Meilen mit großem Schaden ſich aus— gedehnt habe. Das Rinnſal des ſtarken Waſſerfluſſes Tambo hat der viele Sand innerhalb von Tag und Nacht angefüllt, wodurch der Fluß mit ſo ſtarker Gewalt ausgebrochen iſt, daß er das ganze Tal verdorben und unfruchtbar gemacht hat. In den Tälern aber namens Victor und Lignas haben ganze Sandbäche die Häuſer und Hütten umgeriſſen, auch die Weinſtöcke und Olbäume größtenteils bedeckt. In Summa iſt dieſe Wundergeſchichte ſchier unglaublich. Dem Vieh iſt großer Schaden dadurch widerfahren, daß es, wenn es nicht regnen wird, gänzlich verderben muß, 229 wie es auch bereits in großer Anzahl umfällt und ſtirbt.“ Bis hieher erſtreckt ſich das Sendſchreiben aus Arequipa. ö Die Schiffe, welche durch das mittägige Meer mit Silber beladen kamen, hat der Sandregen zwiſchen Arica und Chile ergriffen und in fo große Gefahr gebracht, daß die Schiffsleute und andere Perſonen auf den Schiffen nicht wiſſen konnten, was aus dieſem dicken, finſtern Sturmwind werden wollte. Man ſchreibt aber aus Potoſi, daß Staub und Aſche bis dorthin gereicht haben. Wenn man dies bedenkt, ſo ſind alle Orte auf 140 Meilen Entfernung mit Sand überzogen. Und will man alle Orte in der Runde im Umkreiſe der Erde und des Meeres zuſammenrechnen, ſo erſtreckt ſich der Sandregen über die ſechs hundert, ja bis an die tauſend Meilen Wegs. Weil auch das Brauſen über zweihundert Meilen weit gehört wurde, iſt es ſo merkwürdig, daß die Patres des Collegiums zu Arequipa ſolches als die Arbeit und das Werk des böſen Geiſtes anſehen, da man Donnerſchläge, wie ſtark ſie immer ſein mögen, ſonſt nicht weiter als acht oder zehn Meilen weit hören könne. Das obgeſagte Hand- ſchreiben iſt aus Arequipa am erſten Tage des Maien allher gebracht worden, und es wird gemeldet, daß um dieſe Zeit die ungeſtüme Witterung noch anhält und verharrt. Gott der Herr wolle ſich des Königreiches erbarmen, und ich bitte, Euer Ehrwürden wollen es einer göttlichen Allmacht treulich befehlen. Einen ſchließlichen herzlichen Gruß an Euer Ehrwürden. Aus Lima vom 22. Mai anno 1600 : Bartholomeus Descouart 222. Hinrichtung des Lords Effer Aus Antwerpen vom 23. Marz 1601 us London wird geſchrieben, daß der Lord Eſſex ſamt einem ſeiner vornehmſten Genoſſen vom Adel im Turm daſelbſt enthauptet worden iſt. Doch wird ſolches ganz geheim gehalten, wie denn auch die Gründe dieſer Verſchwörung gegen die Königin noch nicht bekannt geworden ſind. Die Königin ſoll die Güter des Grafen auch nicht confisciert, ſondern ſeinem jungen Sohne, welchen Ihre Majeſtät aus der 230 Taufe gehoben hat, geſchenkt haben, woraus zu verſtehen ift, daß fie dieſem jungen Grafen in Gnaden gewogen iſt. Aus Cöln vom 4. März 1601 Briefe aus Amſterdam melden, daß der Henker, der den Grafen von Eſſex mit einem Beil juſtificiert, dermaßen erſchrocken ſei, daß er den Grafen zuerſt in die Schulter, dann in das Haupt und letztlich aber durch den Hals und dieſen ganz jämmerlich zerhauen habe. Die Genoſſen des Grafen ſollen auch hingerichtet werden. Dies erregt nicht allein in England, ſondern auch in Holland und Seeland beim gemeinen Mann große Betrübnis, weil der genannte Graf ſeiner Religion ſehr zugetan und gewogen geweſen iſt. 223. Das Reiſen in alter Zeit“ Aus Frankfurt vom 10. April 1604 ier iſt wenig Neues. Allein es hat der Markgraf von Ansbach alle Kaufleute, ſo im Geleite aus Nürnberg nach Frankfurt reiſten, ſamt den Geleitsgütern auf ſeinem Gebiete arretieren laſſen, die Leute und Güter des folgenden Tages aber wieder relaxiert und ziehen laſſen. Vier von den vornehmſten Nürnberger Kaufleuten, nämlich Baumgartner, Pfaundt, Schwenigshöfer und Ketzer, ſind als Geiſeln und Bürgen zurückbehalten, weil die Stadt Nürnberg vor 12 Tagen dem Markgrafen einen Hauptmann, Scharenberg genannt, gefänglich einziehen hat laſſen. Gedachter Hauptmann hat eine Weibsperſon jämmerlich erſtochen. Was daraus entſtehen mag, eröffnet die Zeit. 224. Judenverfolgung in Prag” Aus Prag vom 5. April 1601 n verſchied hier der Jude Meiſel. Ungeachtet er der kaiſerlichen Majeſtät zehntauſend Gulden, wie auch ſonſt dem Spital, armen Chriſten und Juden viel Bargeld teſtiert hat, ließ Ihre kaiſerliche Majeſtät am darauffolgenden Samstag, 231 als am Sabbath der Juden, ohne daß fie ſich deſſen verfehen hatten, durch den Herrn von Sternberg, derzeit Präſidenten auf der böhmiſchen Kammer, in das Haus fallen und alles, was vorhanden, nehmen. Die hinterlaſſene Witwe des Meiſel hat dies gerne hergegeben, weil ſie bereits den beſten Vogel ausgenommen und verſteckt hatte. Das Weggenommene belief ſich ohne allerlei andere Sachen, wie Silber— geſchirr, Schuldbriefe, Kleinodien, Kleider und allerlei Sorten Münzen, an Bargeld auf 45000 Gulden. Nachdem aber der Herr Präſident, gegen welchen die Jüdin und die Söhne der zwei Brüder des Meiſel ſtarke Beſchwerden erhoben und bei den geheimen Räten ſich beklagt hatten, mit dieſem Geld und Sachen zweifellos auf Befehl Ihrer Majeſtät nicht zufrieden geweſen, iſt er ein zweites Mal zur Nachtzeit eingefallen. Des einen Bruders Sohn wurde gefangen genommen, heimlich weg— geführt und derart mit Meiſter Hämmerlein befragt, daß er den Knechten ein Ge— ſtändnis ablegte, worauf dann folgende Barſchaft auf die böhmiſche Kammer geliefert wurde: An gemeinen einfachen Ducaten zu 2 Gulden, Stück 80000 macht 160000 Gulden An ganz goldenen Portugaleſern zu 20 Gulden, Stück 5000 macht 100000 Gulden An ganz goldenen Roſenoblen zu 4 Gulden 5 Kreuzer, Stück 15000 macht 61250 Gulden An Rübener Ducaten zu 2 Gulden, Stück 30000 macht 60000 Gulden An Grazer Ducaten zu 2 Gulden, 100000 Stück macht 20000 Gulden An Silbertalern zu 70 Kreuzern, 60000 Stück macht 70000 Gulden in Summa mit ſamt den vorſtehenden 45000 Gulden macht zuſammen 516250 Gulden 225. Die Strafe für den Fall von Kanizſa Wien, 10. October 1601 N: Herr Obriſt Paradeifer hat gewöhnlich einen Narren bei ſich gehabt, der ihn bei Tiſch bediente und die Speiſen ab: und zugetragen hat. Am 9. dieſes hat Herr Paradeiſer des Narren Kleider angezogen und iſt bis auf die dritte Stiege 232 N ö | 0 ICH GW \ OL ‚8 )) I )) N j ,, 8 2 EAN S SER S N EN 0 x „ M IT # < — ” . * t I 23. Alchimiſt Aare herabgekommen. Als aber die Wache gefehen, daß er angefangen zu laufen, und merkte, daß es nicht der Narr ſei, haben ſie ihn ereilt und wieder in ſeinen Gewahrſam geführt. Dort wird er jetzt um ſo beſſer bewacht. Aus Wien, undatiert Rede des Herrn Paradeiſer vor ſeiner Enthauptung: Dieweil ich denn nach dem Willen Gottes und der weltlichen hohen Obrigkeit heute an dieſem Tage ſterben muß und ſterben will, ſo erkenne ich mich vor Gott und der ganzen Welt als einen ſündigen Menſchen, und habe ich um dieſer meiner Sünden willen dieſe zeitliche und ewige Strafe wohl verdient. Ich habe über meine Sünden vom Grunde meines Herzens wahre und rechte Reue und Leid gehabt und bitte derowegen hiermit männiglich, auch Gott, um ſeine Barmherzigkeit und chriſtliche Verzeihung. Weil ich aber um das mir anvertraute Haus Kanizſa ſterben muß und ſterben will, ſo geſchieht mir darum von der weltlichen hohen Obrigkeit vor Gott Gewalt und Unrecht. Solches wurde in ewigen Zeiten auf mich nimmer bewieſen, und ich befinde mich in meinem guten Gewiſſen gegen die weltliche hohe Obrigkeit als nicht ſchuldig, weil ich gegen den Feind chriſtlichen Namens ſtandhaft geblieben bin. Hierauf berufe ich mich hier und dort vor dem Angeſichte und gerechten Richterſtuhle Jeſu Chriſti, vor Ihrer kaiſerlichen Majeſtät, Ihrer fürſtlichen Durch— laucht, deroſelben Kriegsrat und allen denjenigen, die mir auf dieſer Welt dieſes Urteil geſprochen haben, auf daß der gerechte Richter mein unſchuldiges Blut von ihren Händen abfordern und nachſchreien wolle. Hierauf ſterbe ich und befehle meine Seele und Geiſt in die Hand Gottes, des Vaters, Sohnes und Heiligen Geiſtes. Amen. 226. Erſchreckliche Zeitung aus Rim a-Szombath in Oberungarn vom 6. April 1601 Aber dem Fluße Bodrog bei Lica ſind in der Luft wunderbare Zeichen geſehen und gehört worden, nämlich Trompetenſchall, worauf zwei Kriegs heere wider einander gezogen und aus großen Stücken geſchoſſen haben. Darum ſind große Kugeln auf 233 die Erde gefallen, fo daß die Leute, die in den Weingärten gearbeitet haben, keine ſichere Stelle finden konnten, ſondern von einem Ort zum andern laufen und ſich ver⸗ ſtecken mußten. Dieſes wird ebenfalls den Prieſtern zu Ungvar zugeſchrieben, und es hat auch Bäthori zur Bekräftigung vierzig Perſonen aus der Gegend verhört, welche ſolches geſehen und beſtätigt haben. 227. Inſolvenz in Antwerpen Aus Antwerpen vom 25. Mai 1601 origen Sonntag iſt ein Italiener Melchior Nigroni heimlich von hier nach Paris gereiſt, und weil er keinen Anwalt hinterlaſſen hat, ſeine Sache zu ver— handeln, ſind ſeine Creditoren mit Einwilligung der Obrigkeit in ſein Haus gekom— men, um feine Schuldbriefe durchzuſehen. Dieſe haben fie wohl in Übereinſtimmung mit ſeiner Bilanz gefunden. Trotzdem wird aber beſorgt, daß von einem oder dem anderen Orte viele von ihm aus geſtellte Wechſel oder Tratten einlangen könnten, weshalb er ſich wohl abſentiert haben dürfte. Man befürchtet daher ein böſes Falli- ment. 228. Ein Landsknecht gebiert ein Kind Aus Piadena in Italien vom 26. Mai 1601 s hat ſich unter des Herrn Hauptmanns Burkhard Laymann zu Liebenau Fähnlein des löblichen Madrucciſchen Regiments in Italien zu Piadena im Quartier des gemeldeten Herrn Hauptmanns mit einem Soldaten namens Daniel Burghammer ein ſeltſamer Fall zugetragen. Als ſelber eines Abends ſchlafen ge— gangen iſt, hat er ſich gegen ſein Weib, das er ſeit ſieben Jahren ehelich gehabt und zur Kirche geführt hat, beklagt, daß ihm im Bauch ſehr weh ſei, und er was darin empfinde. Er hat darnach gleich nach einer Stunde ein Kind, ein Mädlein, geboren. Als ſein Weib ſolches vernommen, hat ſie es alsbald angezeigt. Darauf hat man ihn examiniert und befragt, was es damit für Gelegenheit habe. 234 1 Alſo hat er zur Stunde bekannt, daß er halb Mann und Weib wäre und ſich feit mehr als ſieben Jahren im Kriegs weſen in Ungarn und den Niederlanden als Soldat habe gebrauchen laſſen. Darüber hat er auch ſeinen redlichen Paßport vorgewieſen. Als er geboren wurde, ſei er als Knabe getauft und Daniel genannt worden. In ſeiner Jugend hat er das Schmiedehandwerk gelernt und es bis heute neben dem Kriegsweſen betrieben. Des weiteren hat er ausgeſagt, daß er in Niederland bei einem Spanier nur einmal geſchlafen, ſich mit ihm vermiſcht habe und davon ſchwanger geworden ſei. Solches habe er aber jederzeit verſchwiegen und auch ſeinem Weib, mit der er ſieben Jahre ehelich gehauſt, ihr aber mit ſeiner Mannheit niemals etwas habe anhaben können, nicht offenbart. Als dieſes der vorgemeldete Herr Hauptmann vernommen, hat er es an die geiſtliche Obrigkeit gelangen laffen, die als— bald auch durch einen Notar Bericht und Kundſchaft eingezogen hat. Nachdem die Sache einmal ſo befunden wurde, hat man endlich die Taufe des Kindes angeord— net. Herr Reitner, Fähnrich von Wenigarten, an Stelle des Herrn Hauptmanns, neben etlichen vornehmen Frauen vom Adel haben als Gevattersleute das Kind aus der Taufe gehoben, welches Eliſabeth genannt wurde. Dieſe Kindstaufe iſt mit Sol— daten und Ceremonien, wie Trommlern, Pfeifern und drei Trompetern, vorgenom— men worden. Viele anſehnliche Herren vom Adel und Frauen, nebſt 500 Soldaten, haben das Kind zur Taufe und wieder nach Hauſe begleitet. Das Kind kann von dem genannten Soldaten nur an der rechten Bruſt ſaugen und an der linken Seite, wo er ſeine Mannheit hat, gar nicht. Er hat auch ſeinen natürlichen Harnausgang wie ein Mann. Beide ſind wohlauf, und das Kind iſt ſchön, und einige Städte haben bereits begehrt, das Kind aufzuziehen, was aber noch keiner verſprochen wurde. Dies iſt alles durch Notare verfaßt und beſchrieben worden. In Italien hält man es für ein großes Mirakel und wird es in die Chroniken ſetzen. Jedoch ſoll dieſes Paar durch die Geiſtlichkeit geſchieden werden. 235 229. Perſer nehmen in Rom die Taufe Aus Rom vom 9. Juni 1601. ergangenen Mittwoch iſt der perſiſche Geſandte mit einigen Perſonen ſeines Hofgeſindes von hier abgereiſt. Der Papſt hat ihm außer den bereits getanen Verehrungen noch dreitauſend Kronen in Gold überreichen laſſen. Vor der Abreiſe des Perſers aber haben fich drei feiner Diener, fein Secretär, fein Barbier und fein Koch, von ihm getrennt, um hier zu bleiben und die chriſtliche Taufe anzunehmen. Dieſen will der Papſt zehn Kronen monatlich geben. Der Papſt hofft auch, daß der König von Perſien gleichfalls den mohammedaniſchen Glauben verlaſſen werde. 230. Belagerung von Dftende" Aus Antwerpen vom 13. Februar 1604 Wo Oſtendes hat man noch gute Hoffnung, weil der Marquis Spinola großen Fleiß darauf wendet, die Schanze im Waſſer fertig zu ſtellen und Ge— ſchütze darauf zu bringen, um damit die Aus: und Einfahrt der Schiffe zu verhindern. Wenn ſolches geſchieht, wird er die Feſtung bald erobern. Wie aber Schreiben aus Brügge melden, find in dieſer Woche bei Nordoſtwind wieder an die vierzig Schiffe mit Soldaten, Lebensmitteln und Munition nach Oſtende gekommen. Die Belager— ten und die unſeren ſollen vor einer Woche von Abends bis zum nächſten Vormittag einander mit großem Geſchütz ſtark zugeſetzt haben, wodurch beide Teile viel Kriegs: volk verloren haben. Wer die größeren Verluſte hatte, lehrt die Zeit. 231. Ein Turnier in Wien“ Aus Wien vom 12. März 1603 Be Sonntag iſt hier ein ſtattliches Turnier und Ringelrennen gehalten worden, das mit ſchönen Aufzügen verziert war. Unter anderen iſt Einer von Tieffenbach mit hundert Fechtern, armen, blinden, krummen und lahmen Bettlern 236 aufgezogen, in zerriſſenen Kleidern, wie fie auf der Straße ſitzen und Almoſen ſam— meln. Er ſelber ging voran in Geſtalt eines Bettlers, angetan mit Kleidern voller Flecken in mancherlei Farben. Die haben Alle um ein Almoſen geſchrien. Es iſt ein ſeltſamer Aufzug geweſen, wie man ihn vorher noch nie geſehen hat. Etlichen hat es gut, Anderen übel gefallen. 232. Vertreibung der Katholiken aus England? Aus Brüſſel vom 27. März 1604 SS verlautet noch, daß alle Katholiſchen bei hoher Leibesſtrafe aus England ziehen müſſen. Wird künftig einer von dieſer Religion angetroffen, ſo ſoll all fein Gut und Vermögen deſſen Nächſtbefreundeten zufallen. Es iſt eine fubtile Er— findung, daß ein Freund den andern angeben muß, woraus zu entnehmen iſt, weſſen man ſich dieſes Königs zu verſehen hat. 233. Mordbrenner in Böhmen“ Aus Prag vom 4. Juli 1604 achdem nicht allein in den Prager Städten, ſondern auch in ganz Böhmen durch böſer Leute Treiben viele Feuer ausgekommen ſind, und großer Schaden geſtiftet worden, hat der hiefige Magiſtrat etliche von dieſen Brennern richten laſſen wollen. Weil aber am ſelben Abend zuvor noch ſieben Brenner hier eingebracht worden ſind, hat man mit der Hinrichtung der erſten Übeltäter inne gehalten, um die anderen umſo beſſer examinieren zu können. Vor wenigen Tagen haben Ihre kaiſerliche Majeſtät einen Künſtler und Gold— macher Philipp Jakob Güſtenhöver von Offenburg, der vor ungefähr einem Jahr hiehergekommen iſt, ſamt noch einem Engländer gefänglich einziehen und in den weißen Turm legen laſſen. Sie ſollen, wie die Sage geht, auf das Schloß Pürglitz geführt werden. 237 234, Tribut für den Papft Aus Rom vom 3. Juli 1604 m Tage Peter und Paul, als der Papſt nach gehörter Meſſe in der Capella Clementina ſich wieder nach Hauſe begeben wollte, hat er unter der Sanct Peters Pforte die gewöhnlichen Wechſelbriefe des Tributes des Königs von Neapel, nämlich ſiebentauſend Kronen, vom ſpaniſchen Botſchafter empfangen. Dieſer Ge— ſandte iſt mit fünfhundert Pferden, darunter vielen vornehmen Fürſten, Grafen, Herren und 36 Prälaten nach ſeinem Palaſt begleitet worden. Dieſe hat er nebſt den Geſandten der kaiſerlichen Majeſtät, des Königs von Frankreich, der venetia— niſchen Herrſchaft und des ſavoyiſchen Herzogs bei fich behalten und ihnen ein Ban— kett gegeben, das über viertauſend Kronen gekoſtet hat. Dieſer Palaſt iſt mit ganz goldenen und ſilbernen Tapeten, einen großen Schatz wert, behängt geweſen. Im Hofe des Palaſtes war ein Springbrunnen aufgemacht, woraus den ganzen Tag der beſte Wein gefloſſen iſt. Die herrlichſten Speiſen wurden in ſilbernen, vergoldeten Schüſſeln aufgetragen und auch andere viele ſchöne Schaugerichte aus Zucker (Triumphpforten, Caſtelle, Pyramiden und allerlei Tiere) wurden aufgetragen und hernach an die Geſandten ausgeteilt. 235. Giftanſchlag gegen Heinrich IV. Aus Venedig vom 16. Juli 1604 us Lyon wird geſchrieben: Sonſt hört man aus Paris, daß der König von Frankreich am Frohnleichnamstag communicieren wollte und bereits den Mund aufgetan hatte, um die Hoftie zu empfangen. Da ſei unverſehens ein Hund ge— kommen, der den König nach hinten gezogen habe, ſo daß er nicht empfangen konnte. Als aber der König zum zweitenmale ſich bereit machte, die Communion zu ver— richten, hat der gemeldete Hund Ihre Majeſtät abermals von dem Genuß der Hoſtie abgehalten und zurückgezogen. Darauf hat der König dem Prieſter geboten, er möge die Hoſtie ſelbſt empfangen. Dieſer hat ſich aber geweigert, worauf es ihm der König ernſtlich befohlen. Wie er nun dieſe genoſſen hatte, iſt er alsbald angeſchwollen und 238 entzwei geborſten, weil dieſe Hoſtie allein, und die anderen nicht vergiftet geweſen war. Darüber hat man eine Verſchwörung entdeckt und auch etliche der vornehm ſten Principalen in die Baſtille zu Paris gefänglich einziehen laſſen. 236. Verſchwörung der Madame d'Entraigues“ Aus Rom vom 25. Juli 1604 Al Frankreich hat man, daß die Madame d'Entraigues mit Beiſtand ihres Va— ters, wie auch des Grafen von Auvergne ſich entſchloſſen hat, ihren fünfjährigen Sohn, den ſie mit dem König von Frankreich erzeugte, heimlich nach Spanien zu ſenden, wie auch dem König von Spanien die Stadt Nantes zu übergeben. Dieſer Anſchlag iſt jedoch Ihrer Majeſtät entdeckt worden, worauf dieſer alsbald den Herrn d'Entraigues nebft drei anderen Ratgebern gefänglich einziehen ließ. Der Madame d' Entraigues aber, weil fie feine Liebhaberin iſt, hat er dies verziehen. Der Graf von Auvergne iſt alsbald vom Hofe entflohen, weshalb der König dieſen, wie auch ſeine Söhne und Töchter, in guter Verwahrung nach Saint-Germain geſchickt hat. 237. Die perſiſche Geſandtſchaft in Prag“ Aus Prag den 26. Juli 1604 IL: 20. dieſes hat die perſianiſche Geſandtſchaft bei Ihrer Majeſtät Audienz gehabt. Als er zu derſelben gekommen, haben die Perſianer verſucht, ihm den rechten Fuß zu küſſen. Ihre Majeſtät haben aber ſolches nicht haben wollen und haben allein die Hand dargeboten. Als nun die Werbung des Botſchafters vorüber war, iſt er mit großer Reverenz zurückgegangen. Dann haben Ihre Majeſtät auch ſeine Leute zum Gruße aufgefordert, welche ſehr geſchwind auf ihren Knien ſich ihm näherten und deroſelben Fuß geküßt haben. Dieſe Botſchaft wird gar herrlich tractiert. Dieſer Tage iſt ein junger Herr von Schönberg, deſſen Vater ſelig in Frankreich Feldmarſchall geweſen iſt, als er zu des Herrn Adam Popels Behauſung zu deſſen Gemahlin auf die Buhlſchaft gehen wollte, jämmerlich mit Dolchen und Rapieren 239 erftochen und zerhaut worden, fo daß er allein an 20 Stiche um den Hals herum und über 40 Wunden und Stiche an ſeinem Leibe und Kopfe bekommen hat. Aus Prag vom 2. Auguſt 1604 Die perſianiſche Botſchaft hat dieſer Tage ein ſtattliches Bankett gehalten. Dabei iſt ſie von Ihrer Majeſtät und anderen befragt worden, wie ihr die Luft dieſes Landes bekäme. Darauf hat der Botſchafter geantwortet, daß er ſich wohl ein wenig übel befunden, weil er aber bei der kaiſerlichen Majeſtät ſeine Werbung vor⸗ und angebracht habe, ſei er wiederum wohlauf. Darauf hat ihm der Kaiſer ein hohes Glas mit Wein reichen und einen Trunk auf die Geſundheit Seiner päpſtlichen Heiligkeit, Seiner kaiſerlichen Majeſtät und des Königs von Spanien Geſundheit herumgehen laſſen, und ferner gewünſcht, er ſolle noch wegen anderer Könige, wie derer von Polen, Eng⸗ land und der Venediger Herrſchaft Geſundheit auch einen Trunk tun. Weil er aber mehr türkiſch als chriſtlich iſt, hat er ſolches nicht tun wollen. 238. Fall der Feſtung Oſtende Aus Antwerpen vom 24. September 1604 Da. Feſtung Oſtende, welche drei Jahre und zweieinhalb Monate belagert ges weſen, iſt dermalen durch einen Accord in die Gewalt des Spinola übergeben worden. Am 22. dieſes vormittags 10 Uhr, find die zweitauſendfünfhundert Sol- daten der Generalſtaaten mit allen ihren Waffen und vier Stück grobem Geſchütz nach der Stadt Schleuß gezogen. Obwohl Graf Moriz von Naſſau, wie Briefe aus Middelburg vom 14. dieſes melden, mit zwanzigtauſend Mann zu Roß und zu Fuß nebſt vierundzwanzig Stück Geſchütz zu Schiff ausgezogen, wozu man ihm in Seeland zwanzigtauſend Brote geliefert hat, konnte er Gegenwindes halber mit den Schiffen, in denen ſich das meiſte Kriegsvolk befand, insbeſonders auch wegen des ſtarken Schießens aus der Schanze des Spinola im Hafen von Dftende nicht an das Land ſetzen. Da ſich die Staatiſchen nicht mehr länger halten konnten, weil ſie durch das ſtete Schießen beängſtigt wurden, haben ſie ſich endlich ergeben müſſen. 240 — En 7 rn mn na By = Fa "el 75 3 ii % 3 NA 1 2 24. Ein Feſtmahl am Hofe Rudolphs II 5 r 1 — b t N “A, 4 Ps - x u \ \ i \ n ' 239. Feſtſetzung der Holländer in Brafilien” Aus Antwerpen vom 12. November 1604 us Amſterdam haben wir, daß allda zwei Kaufleuteſchiffe mit Zucker aus Bra— filien angekommen find. Sie bringen die Zeitung, daß fie die fünf Kriegsſchiffe mit vielen Soldaten ſamt zwei Proviant- und Munitionsſchiffen, die im verwichenen März mit den nach den orientaliſchen Indien beſtimmten Schiffen abgefahren ſind, in Braſilien gelaſſen haben. Dortſelbſt haben ſie ſämtliche mit Zucker beladenen Schiffe beraubt, ihnen viertauſend Kiſten Zucker abgenommen und daneben auch alles Volk zu Lande geplündert. Sie ſind wohl ſechs Wochen auf dem Feſtlande in Braſilien geblieben, haben ſich entſchloſſen, in dem Bahia genannten Orte ein Caſtell aufzuwerfen und das Land fernerhin zu behalten. 240. Wunderbare Begebenheit am Prager Kaiſerhofe Aus Wien vom 8. December 1604 on ausländiſchen Orten wird vermeldet, daß vor kurzer Zeit im Schloß zu Prag die kaiſerliche Majeſtät durch den Gang zur rechten Hand in ihre Zim— mer gehen wollte. Da ſei der Adler, welcher im Hof beim Röhrkaſten ſeinen Stand hat, zu Ihrer Majeſtät in den Gang und bis in deroſelben Zimmer geflogen. Dort habe ſich auch auf der Tafel eine ſchneeweiße Taube gezeigt. Darob hat ſich Ihre Majeſtät ſehr verwundert, weil derſelben nicht bewußt geweſen, daß in derſelbigen Gegend weiße Tauben gezogen werden. Als nun dieſes ruchbar wurde, ſollen ſich alte Leute haben vernehmen laſſen, daß bei Lebzeiten des Kaiſers Maximilians des Ande— ren ſich gleichermeife eine weiße Taube in dero Zimmer gezeigt, die aus der Luft dahin geflogen war, und zwar kurz bevor Ihre Majeſtät nach Regensburg auf den Reichs⸗ tag verreiſt und hernach alldort ſelig in den Herrn entſchlafen iſt. Weil aber von Prag hievon nichts gemeldet wird, will man ſolches nicht recht glauben. | 16 Fuggerzeitungen Anmerkungen und Quellennachweis 1 ae Alvarez de Toledo, Herzog von Alba, ſpaniſcher Staatsmann und Heerführer, 1507 bis 1582, wurde von Philipp II. zum Generalcapitän in den Niederlanden ernannt, wo er den Aufſtand blutig unterdrückte. Da aber Philipp den Frieden mit den Rebellen wiederherſtellen wollte, rief er Alba 1573 ab. Der Herzog wurde 1580 mit der Eroberung Portugals betraut. Der Biſchof von Ypern war Martin Rythovius, geboren 1511, geſtorben 1583 an der Peſt. Er war nicht nur einer der bedeutendſten Theologen Belgiens, ſondern auch ſeiner Zeit, der auf dem Concil von Trient eine große Rolle ſpielte. Auf ſein Betreiben erfolgte die Abberufung Albas. Der Hinrichtungsplatz war von dem Regimente Sieilien beſetzt. Maiſtre de Camp war Don Julian Romero. 2 Dieſer Bericht über den Tod des Don Carlos ſtimmt mit den officiellen Schilderungen der Zeit überein. Nach einer ſpaniſchen Quelle jedoch ſoll Philipp II. den ſterbenden Prinzen einige Tage vor ſeinem Ende beſucht haben, als dieſer im Schlafe lag. Der nie entſchiedene Streit über das Ende des Don Carlos iſt bekanntlich in den letzten Jahren lebhaft wiedererwacht (vgl. Hiſtoriſche Blätter, 2. Heft, Wien 1922). Königin Iſabella (Eliſabeth von Valois), 1545 — 1568, Tochter Hein— richs II. von Frankreich und der Katharina von Mediei. Sie war ſeit 30. Juni 1559 mit Philipp II. verheiratet. Die älteſte Prinzeſſin war Infantin Katharina von Spanien. Die Gebeine des Don Carlos blieben nur bis 1573 in Santo Wg Real, dann wurden ſie im Escurial beigeſetzt. Eine Bilanz des Hauſes Fugger weiſt im Jahre 1577 eine unbezahlte Schuld des Don Carlos im Betrage von 14,5 Millionen Maravedis aus, die Philipp nebſt 8% Zinſen vom 4. April 1565 bis 30. Juni 1568 zur Zahlung übernommen hatte. Auch der Firma Neidtharts Erben in Augs— burg, die um 1580 zu Grunde ging, war Don Carlos eine große Summe ſchuldig, die nie beglichen wurde. 245 3 Carl IX., König von Frankreich, 1550 — 1574, war der Bruder der Königin, ihre Mutter war Katharina von Medici, Königin von Frankreich, 1519 — 1589. Der Geſandte war Raimund de Beccaria de Pavia, Baron de Fourquevaux, 1509 — 1574. Er ver⸗ faßte eine Reihe von militäriſchen Schriften und hinterließ geſchichtlich wertvolle Denkwürdigkeiten. Die Königin gebar kurz vor ihrem Tode eine Tochter, die getauft wurde, aber ſofort ſtarb. Das Kind wurde im gleichen Sarge wie die Mutter beſtattet. Auch dieſe Nachricht ſtimmt mit den gleich— zeitigen Berichten überein. Im Jahre 1569 erſchien eine ſehr eingehende Schilderung des Er— eigniſſes von Juan Lopez, Catedratico del Eſtudio de Madrid, die ſehr bald beſchlagnahmt wurde. Die zwei Königinnen von Spanien waren Königin Maria, 1505 — 1558, Gemahlin des Königs Ludwigs II. von Ungarn und Böhmen, gefallen in der Schlacht bei Mohäcs 1526, und Maria von England, Gemahlin Philipps II., geſtorben 17. November 1558. Erzherzog Rudolph, ſpäter als Rudolph II., römiſch⸗deutſcher Kaiſer, 1559 — 1612. Der Wunſch Philipps II., Rudolph mit ſeiner älteſten Tochter zu verheiraten, wurde nicht erfüllt, obwohl ſich der König jahrzehntelang darum bemühte. Erzherzog Ernſt von Oſterreich, 1555 1595. Auch dieſer Heiratsplan ſcheiterte. Der Erzherzog wurde 1592 Statthalter in den Niederlanden, wo ihm gar keine Erfolge beſchieden waren. Die Infantin Iſabella Clara, 1566 — 1633, heiratete 1599 den Erzherzog Albrecht von Ofterreich, 1559 — 1621, der zuerſt Cardinal war. Erzherzog Albrecht war von 1596 1621 Statthalter in den Niederlanden. 4 Der Engländer war Sir John Hawkins (auch Hawkyns), der berühmte Seefahrer und Frei— beuter (1532-1595). Schon vor dieſem Zuge hatte er erfolgreiche Raubfahrten in die ſpaniſchen Colonien unternommen, an deren Erträgnis die Königin Eliſabeth von England beteiligt war. Sie erteilte Hawkins das Recht, eine eigene Flagge zu führen. Auf dieſem Zuge büßte Hawkins einen Teil ſeiner Schiffe und Mannſchaften ein. Um ſeine Gefährten zu befreien, ließ er ſich mit dem ſpaniſchen Geſandten in England, Don Guera de Eſpes, in Scheinunterhandlungen ein und trug ihm an, in ſpaniſche Dienſte zu treten. Der Geſandte und Philipp II. ließen ſich täuſchen. Der König lieferte die Gefangenen aus, ſchenkte Hawkins 40000 Pfund Sterling und ließ ihm das Patent eines Granden von Spanien überſenden. Hawkins wurde ſpäter Schatzmeiſter der engliſchen Flotte und nahm hervorragenden Anteil an der Verteidigung Englands gegen die „Große Armada“. Er ſtarb auf einer ſeiner Reiſen in Porto Rieo. 246 9 Autodafe — Glaubensgericht, war die mit größtem Pomp durchgeführte Vollſtreckung der von der Inquiſition gefällten Urteile, die als hoher kirchlicher Feiertag begangen wurde. 6 Floris de Pallant, Graf von Cuilembourg, Baron von Witthem und Weerde, 1547 1598, war einer der eifrigften Anſtifter des Aufſtandes in den Niederlanden und insbeſonders der Bilder: ſtürme. Er ſtellte ſein großes Vermögen in den Dienſt der Revolution, floh aber ins Ausland. Da man ſeiner nicht habhaft werden konnte, rächte man ſich an ſeinem Hauſe, das die Spanier als „Chäteau des Gueux“ bezeichneten, weil dort am 6. April 1566 der Geuſenbund geſtiftet wurde. Im Jahre 1606 ſchenkten Erzherzog Albrecht und Infantin Iſabella den Baugrund des Palaſtes dem Pater Thomas de Jeſu und 50 unbeſchuhten Carmelitern, die dort ein Kloſter errichteten. 7 Die Fugger waren bereits im Jahre 1448 Gewerken der Schwazer Silbergruben. Im Jahre 1529 wurde ihr Einkommen aus dieſem Betriebe auf 200000 Gulden jährlich geſchätzt. Der Erzherzog war Erzherzog Ferdinand, Statthalter von Tirol. 9 Erzherzog Ferdinand von Sſterreich, 1529 — 1595, war zuerſt Statthalter von Böhmen, dann von Tirol (1554 - 1592). Er heiratete 1557 Philippine Welſer. Als Erzherzogin Eliſabeth, die Tochter Maximilians II., in Speyer mit dem König Carl IX. von Frankreich verheiratet wurde, geleitete der Erzherzog ſeine Nichte dorthin und wurde ihr am 22. October 1570 an Stelle des königlichen Bräutigams angetraut. Die wirkliche Vermählung fand am 22. November 1570 in Mezieres ſtatt. Für die Procuration erhielt der als großer Kunſtfreund bekannte Erzherzog die hier angeführten Geſchenke. Das nach ſeinem Ableben am 30. Mai 1596 im Schloſſe Ambras aufgenommene Inventar verzeichnet die unter 1, 2 und 4 angeführten Geſchenke. Es ſind dies 1) das berühmte Salzfaß von Benvenuto Cellini, 2) die ſogenannte „Achatkanne“ und 3) der ſoge nannte „Michaelsbecher“. Nummer 3 ift vielleicht der als „kryſtallener Raiger“ bekannte Prunkgegenſtand, der aber im genannten Inventar nicht den Vermerk trägt „ſo König Carl von Frankreich fürſtlicher Durchlaucht verehrt hat“. Die Stücke ſind im Wiener Kunſthiſtoriſchen Muſeum aufgeſtellt. Die Brüder Carls IX. von Frankreich waren: 1) Heinrich, Herzog von Anjou, geb. 1552, er: mordet 1589, als Heinrich III. König von Frankreich. Er wurde 1573 zum König von Polen gewählt, verließ das Land fluchtartig, um nach dem Tode ſeines Bruders in Frankreich die Regierung zu 247 übernehmen. 2) Franz von Frankreich, 1554 — 1584, der fich zuerſt Herzog von Anjou, ſpäter von Alencon nannte. Er war das Haupt der katholiſchen Partei in Frankreich, kämpfte eine zeit— lang in den Niederlanden gegen Philipp II. und wurde 1582 Herzog von Brabant. Er mußte ſchließlich den Kampf gegen die Spanier aufgeben. 10 Die Meſſe in Beſancon wurde um 1535 von Carl V. für die Genueſen gegründet, denen der Beſuch der Lyoner Meſſe verboten worden war. Sie ſtand im innigſten Zuſammenhang mit der Genueſer Meſſe und wurde natürlich durch die Schwierigkeiten der Genueſen in Mitleidenſchaft gezogen. b um dieſe Zeit hatten die Genueſen im internationalen Geldgeſchäfte die Deutſchen bereits voll⸗ ſtändig überflügelt, beſonders am ſpaniſchen Hofe genoſſen fie und andere italieniſche Finanzleute das höchſte Anſehen. 11 Die Moriscos waren die mauriſche Bevölkerung Spaniens, der das Land ſeine reiche Cultur verdankte. Sie waren Scheinchriſten und wurden von den ſpaniſchen Königen unangefochten ge: laſſen, bis die Glaubensraſerei Philipps II. in den Jahren 1568 - 1570 einen Aufſtand der Moriscos hervorrief, den Don Juan d'Auſtria blutig unterdrückte. Die Moriscos wurden über ganz Spanien aufgeteilt. Die Krankheiten Modorra und Petetſchen find die Schlafſucht und das Fleckfieber (Petechiae). 12 Die ſtete Bedrohung des Mittelmeeres durch die Türken, beſonders aber der Verluſt der den Venezianern gehörigen Inſel Cypern führte im Jahre 1571 zur Gründung der „Heiligen Liga“ durch Papſt Pius V. Dieſer gehörten außer dem Papſt Spanien, Venedig und Genua an. Zum Obercommandanten der von dieſen Mächten aufgeſtellten Flotte wurde Don Juan d' Auſtria, 1547 - 1578, ein natürlicher Sohn Carls V. und der Barbara Blomberg aus Regensburg, er⸗ nannt. Er erfocht am 7. October 1571 den großen Seeſieg über die Türken, der der osmaniſchen Seemacht den ſchwerſten Abbruch tat. 1576 wurde er Statthalter in den Niederlanden, wo er einige Erfolge erzielte. Er ſtarb an der Peſt. Die gebräuchlichſten Kriegsfahrzeuge waren: 1) Die Galeeren. Sie waren circa 40 bis 100 Meter lang, 4 bis 6 Meter breit und führten 12 bis 25 Geſchütze. 2) Die Galeazzen. Sie waren bedeutend größer, beſaßen 60 bis 70 Geſchütze, darunter ganz ſchwere. 3) Die Brigantinen, kleine halbgedeckte Schiffe mit 2 bis 3 leichten Geſchützen. 4) Fregatten, die in noch geringeren Maßen gehalten waren. Alle Schiffe wurden durch Ruder 248 bewegt, während die Segel eine untergeordnete Rolle ſpielten. Der türkiſche Flottencommandant war Ali Paſcha. Uluch Ali war Vicekönig von Algier. Er war in Calabrien geboren, wurde als Kind von türkiſchen Corſaren entführt und war wie viele Renegaten ein wütender Verfolger des Chriſtentums. . 14 Die hier geſchilderten Greuel dürften ſich auf die berüchtigten „uUmherfahrten“ Iwans IV., des Schrecklichen, 1533 — 1584, beziehen, der zehn Jahre lang die Städte ſeines Landes verheerte und deren Bewohner niedermetzeln ließ. Auch durch den Einfall des Khans der Krimtataren Oholet⸗Girai, 1571, hatte Rußland ſchwer gelitten. 15 Gaſpard von Chatillon, Herzog von Coligny, Admiral von Frankreich, 1519 — 1572, war einer der Führer der Hugenotten und einer der hervorragendſten Männer Frankreichs. Er wollte Carl IX. dem Einfluſſe ſeiner Mutter entziehen, und deshalb beſchloß dieſe gemeinſam mit den Guiſen ſeinen Tod. Heinrich von Lothringen, Herzog von Guiſe, 1550 geboren, ermordet in Blois 1588, war einer der erbittertſten Gegner der Hugenotten und Anſtifter der hier geſchilderten Bartholomäusnacht. Er gründete 1576 mit ſeinen Brüdern die „Heilige Liga“, deren Oberhaupt er wurde. Da er ganz unverhohlen nach der Krone von Frankreich ſtrebte, wurde er auf Befehl Heinrichs III. am 23. December 1588 ermordet. Ludwig, Cardinal von Guiſe, geboren 1555, ermordet am 24. December 1588 im Kerker zu Blois, war nebſt ſeinem Bruder Heinrich ein Führer der Katholiken im Kampfe gegen die Hugenotten. Karl von Guiſe, Herzog von Maienne, 1554 — 1611, übernahm nach dem Tode ſeiner Brüder die Führung der „Heiligen Liga“ und bekämpfte Heinrich IV. Er wurde ſogar als König Carl X. von Frankreich ausgerufen, verſöhnte ſich aber 1596 mit Heinrich IV. Franz III., Graf von La Rochefoucauld, Fürſt von Marſillac, war ein Waffengefährte Colignys und wurde in der Bartholomäusnacht ermordet. Die letzten Stunden vor ſeinem Ende verbrachte er mit Carl IX. im königlichen Schloß, der ihn angeblich vor dem Tode bewahren wollte. Albert de Gondi, Marechal de Retz, geboren zu Florenz 1522, geftorben 1602. Er ſtammte aus einer ſehr vornehmen Familie, und ſeine Mutter war Erzieherin der Kinder Katharinas von Frankreich. Er wuchs in engſter Freundſchaft mit Carl IX. auf und wurde deſſen Großkämmerer. Die Meldung von ſeinem Tode war falſch. Unter dem Fürſten iſt Wilhelm I., Graf von Naſſau, Prinz von Oranien, geboren 1533, er— 249 mordet in Delft am 10. Juli 1584, zu verſtehen. Er war der Begründer der Freiheit der Niederlande, deren neuerlicher Aufſtand im Jahre 1572 von ihm vorbereitet war. Infolge der Bartholomäus— nacht blieben die ihm verſprochenen franzöſiſchen Hilfstruppen aus, wodurch ſein Einfall in Brabant ſcheiterte. 16 Kaiſer Maximilian II. erließ am 3. November 1572 ein Mandat, durch welches die Austreibung der Juden aus Wien befohlen wurde. Mit Ausnahme jener, die zum Chriſtentum übertraten, hätten alle Juden bis Palmſonntag 1573 die Stadt verlaſſen ſollen. Es gelang ihnen aber, dieſe Friſt bis Ende 1575 erſtrecken zu laſſen und jene, welche die ſogenannte „Freyheit“, das Nieder: laſſungsrecht, bezahlen konnten, durften in Wien bleiben. 17 Margarete von Frankreich, Schweſter des Königs Carl IX., die erſte Gemahlin Heinrichs IV., damals noch Königs von Navarra. Sie wurde am 18. Auguſt 1572 dem König angetraut, ſechs Tage vor der Bartholomäusnacht, welche deshalb auch die „Bluthochzeit“ genannt wird. Carl, Cardinal von Bourbon, geboren 1520, geſtorben 1590. Ein treuer Anhänger der Guiſen. 19 Eliſabeth, Königin von England, 1533 — 1603, Tochter Heinrichs VIII. und der Anna Boleyn, die letzte Herrſcherin aus dem Haufe Tudor. 20 Der Churfürſt Johann Georg von Brandenburg, 1525 — 1598, war mit der Markgräfin Sabine von Ansbach verheiratet, die am 4. November 1575 ſtarb. 21 Die Seuche war die Peſt, der damals in Venedig Tizian in ſeinem 99. Lebensjahre zum Opfer fiel. 22 Im Sommer 1577 fiel Iwan IV. mit einem ſtarken Heere in Livland ein und eroberte eine Reihe von feſten Plätzen, darunter auch Dünaburg und Kreuzburg. An die Belagerung von Riga wagte er ſich nicht. Das Land war ſo verwüſtet, daß die Ruſſen ſich wegen Lebensmittelmangels im Herbſt wieder zurückziehen mußten. 24 Sebaſtian, König von Portugal, 1554 — 1578, unternahm eine Expedition nach Tanger, wo zwiſchen dem Khalifen Mulei Moloch und dem Scherifen Mulei Mehemed (Oheim und Neffe) ein Krieg tobte. In der Schlacht bei Alcazar-Quivir am 4. Auguſt 1578 wurde das portugieſiſche 250 Heer aufgerieben. Der Leichnam des Königs wurde wohl gefunden, aber man zweifelte an der Richtigkeit des Fundes. Dies gab mehreren Schwindlern ſpäter Gelegenheit, ſich für den König auszugeben. Der junge Herzog von Braganza war Theodor II., 1568 - 1630, Sohn des Johannes von Braganza, 1547 — 1583. Antwerpen wurde am 4. November 1576 von meuternden fpanifchen Truppen geplündert, weil den Landsknechten der rückſtändige Sold nicht ausgezahlt werden konnte. Durch dieſe Plünderung wurde der einſt ſo reich blühende Handelsplatz aufs ſchwerſte geſchädigt. An der Beraubung der Fuggerſchen Niederlaſſung in Antwerpen nahm auch der kaiſerliche Oberſt Carl Fugger teil. Heinrich von Portugal war Cardinal und regierte als König bis 1580. Antonio, Prior von Crato, 1531 — 1595, war ein natürlicher Sohn des Königs Johannes II. von Portugal und einer Jüdin. Er nahm an der unglücklichen Expedition nach Afrika teil, geriet in Gefangenſchaft und kehrte ſpäter nach Portugal zurück, wo er mit einem viel zu kleinen Heere gegen Alba um ſeine Thronrechte kämpfte. Er wurde geſchlagen, es gelang ihm aber, ſich auf den Azoren feſtzuſetzen und dort längere Zeit zu bleiben. Er ſtarb ſchließlich in tiefſter Armut. 26 Großherzog von Florenz war Francesco Maria von Medici, der von 1574 — 1587 regierte. Seine Schweſter war Iſabella von Orſini, die Gemahlin Paolo Giordano Orſinis, Herzogs von Bracciano, dem wir bei der Geſchichte der Signora Accaramboni wieder begegnen werden. In Florenz knüpfte Iſabella Orſini mit Troilus von Orſini, einem Vetter ihres Gatten, ein Liebes⸗ verhältnis an. Als Paolo die Untreue ſeiner Frau erfuhr, ging er mit ihr nach Ceretto Guidi auf die Jagd, wo die Herzogin plötzlich, beſtimmt aber von Mörderhand, ſtarb. Troilus von Orſini, der franzöſiſcher Kammerherr war, wurde in Paris auf Befehl des Großherzogs Franz von dem Söldner Ambrogio Tremazzi ermordet. 3 28 Hier wird ein ſogenannter Auto Sacramental gefchildert, eine der pomphaften Proceſſionen, bei welchen Scenen aus dem Alten und Neuen Teſtament in lebenden Bildern auf Wagen darge⸗ ſtellt wurden. 29 Durch den Verfall des Rittertums nahm auch das Turnierweſen andere Formen an. Seitdem Heinrich II. von Frankreich im Jahre 1547 bei einem Turnier eine tötliche Verwundung erlitten hatte, bemühte man ſich, die Ritterſpiele möglichſt ungefährlich zu machen. An Stelle der Zwei: kämpfe traten Erprobungen der Geſchicklichkeit von Reiter und Pferd. Das Speerbrechen an Ziel- figuren hieß „Quintana“, das Ringſtechen wurde „Ringelrennen” genannt. Den ſehr prunkvollen 251 Veranſtaltungen lag meift eine mythologiſche oder allegoriſche Idee zu Grunde. Der Veranſtalter des Feſtes hieß Mantenator, die Teilnehmer, die immer in Maskenanzügen erſcheinen mußten, nannte man Aventuriers oder Venturiers. Die abgeſteckte Rennbahn hieß Folia. Chriſtoph Popel von Lobkowitz, 1545 — 1609, war Oberſtlandhofmeiſter von Böhmen; als beſon— derer Günſtling Rudolphs II. wurde er oft als kaiſerlicher Geſandter verwendet. Er war in erſter Ehe verheiratet mit Maria Freiin von Molard, Tochter des Peter von Molard auf Rheinegg und Droſendorf, Kämmerers und Stallmeiſters des Kaiſers Maximilians II. Herzog Ferdinand von Bayern, 1550 — 1608. Mascolo, auch maschio, italieniſches Wort, bedeutet ſtark, kräftig, feurig. 30 Goa an der Weſtküſte Oſtindiens, wurde 1510 von Albuquerque erobert und zählte als Haupt⸗ ſtadt des portugieſiſchen Vicekönigstums mehrere hunderttauſend Einwohner. Goa war die wichtigſte Stadt Indiens. Tiburon, ſpaniſches Wort, bedeutet Haifiſch. Calicut war der erſte von den Portugieſen beſetzte indiſche Hafen. Der Pfefferhandel war aus— ſchließliches Monopol der portugieſiſchen Krone. Eine Laſt entſpricht ungefähr 2000 Kilogramm. Ormus iſt eine Inſel in der den perſiſchen Meerbuſen mit dem indiſchen Ozean verbindenden Meerenge von Ormus. Die Inſel war bis ungefähr 1630 einer der wichtigſten Handelsplätze Aſiens. Sophi war die volkstümliche Bezeichnung für den Schah von Perſien. Sein Land hieß das Sophoyerland. Be⸗Zoar, perſiſches Wort, bedeutet Gift abwaſchend. Die Bezoar-, Bezaar⸗, Bezahart⸗, auch Bezahet⸗Sterne galten ſchon in den älteſten Zeiten als eine Art Univerſalmittel gegen alle möglichen Krankheiten. Man unterſchied: 1) Lapis Bezoar Orientalis. Dieſer ſtammte aus Perſien und Oſtindien und wurde im Magen der Bezoar-Ziege gefunden. Er wurde als giftabtreibendes Mittel verwendet, aber auch gegen die Peſt, die Pocken, die rote Ruhr, die fallende Sucht, Schwindel, Herzklopfen und Würmer gebraucht. 2) Lapis, Bezoar Oceidentalis wurde aus Weſtindien und Peru gebracht. Es ſoll Steine gegeben haben, die ſo groß waren wie Straußeneier und Menſchenköpfe. Ganz große Stücke wurden mit 6000 Reichsthalern bezahlt. Dieſe Steine beſaßen die gleichen Eigenſchaften wie die ſchon genannten. 3) Bezoar Porci. Dieſe wurden beſonders von den Portugieſen nach Europa gebracht. Sie fanden ſich im Magen des indianiſchen Schweines. Die Oſtindiſche Compagnie in Amſterdam verkaufte ſolche Steine um den Preis von 4 - 600 Gulden. Reiche Leute trugen fie in Gold und Edelſteinen 252 gefaßt auf dem Leibe als Mittel gegen die Brechruhr, Gelbſucht und Gallenſteine. 4) Bezoar Simiarum, Affenſteine. Dieſe finden ſich im Magen von Pavianen und wurden als ſtärkſtes Heilmittel betrachtet. Ein Gran davon entſprach 3 Gran der anderen Steine. Sie kamen haupt— ſächlich von der Inſel Macaſſar. Die Bezoar⸗Steine wurden auch als Prunkgegenſtände in herrlicher Gold- oder Edelſteinfaſſung als Schauſtücke für Muſeen verarbeitet. Sie ſind Agglomerate und beſtehen zum größten Teil aus phosphorſauren Salzen, ihre Wertloſigkeit als Medicament iſt längſt erkannt. 31 Philippine Welſer war die 1527 geborene Tochter des Franz Welſer in Augsburg. Aus ihrer Ehe mit Erzherzog Ferdinand von Öfterreich ſtammten: Andreas, Cardinal von Sſterreich, ge— ſtorben 1600, und Carl, Markgraf von Burgau, geſtorben 1618. Carl Welſer, Rat des Erzherzogs Ferdinand wurde von dieſem am 5. Mai 1567 zum Freiherrn von Zinnenburg ernannt. Otto Heinrich Herzog von Braunſchweig, 1555 — 1591, war Reiteroberſt unter Alexander Farneſe. 34 Der Hingerichtete dürfte der Gutsbeſitzer Georg Voderadsky von Hrusov geweſen fein, deſſen Adelsbrief vom Jahre 1558 datiert. 35 Als Haupt der gegen England gerichteten Liga ſandte Papſt Gregor XIII. im Sommer 1577 den Jeſuiten Sanderſon als päpftlichen Legaten mit einer kleinen Zahl ſpaniſcher Soldaten nach Irland, die ſich an der Küſte feſtſetzten. Die aufſtändiſchen Irländer hofften auf ſtärkere Hilfe ſeitens des Papſtes und Philipps II., die aber ausblieb. Sir Francis Drake, 1540 1596, der erſte engliſche Weltumſegler, der wiederholte Raubfahrten in die ſpaniſchen Colonien unternahm und dieſe ſchwer brandſchatzte. Die Königin Eliſabeth war an den Erträgniſſen ſeiner Beutezüge beteiligt. Dieſe Meldung bezieht ſich auf die Rückkehr Drakes von feiner erſten Weltumſeglung. Er ſtarb auf einer Caperfahrt in Südamerika. Er ſoll angeblich den Erdapfel nach Europa gebracht haben. 5 36 Uber dieſes Ereignis erſchien eine „Neue Zeitung“ unter folgendem Titel: „Dreyerley: Denk— würdige und wahrhaftige, doch ſchröckliche und erbärmliche Zeitung aus Prag vom 16. Januarii und 14. Februarii 1581. Von den in Lüften fliegenden und ſchwachheyt halben herab in Schnee fallenden Raben. Von des Panthertieres und Löwen grauſamen und erſchröcklichen an etlichen Menſchen bewieſenen grim und ſchaden, den ſie geton haben. Von dem gehörten Donnerklapff und darauf folgendem gehörten Wehklagen, ob der Statt und Schloß Prag 1581, gedruckt zu Prag.“ 253 37 Junius de Jonghe war einer der einflußreichſten Ratgeber Wilhelms von Oranien. 41 Philipp II. war nach feiner vierten Ehe mit Anna von Oſterreich, 1549 — 1580, wieder Witwer geworden und bewarb ſich um die in Wien lebende Königin Eliſabeth von Frankreich, die Witwe Carls IX. 42 Gebhard Truchſeß von Waldburg, Churfürſt und Erzbiſchof von Cöln, 1547 — 1601. Er wurde 1577 Erzbiſchof von Köln, trat aber 1582 zum Calvinismus über, um die Gräfin Agnes von Mansfeld zu heiraten. Er wollte weiterhin Erzbiſchof bleiben. Der Papſt ſetzte ihn ab und er— nannte den Prinzen Ernſt von Bayern zu feinem Nachfolger. Darüber kam es 1583 zum ſoge⸗ nannten „Cölniſchen Krieg“, der ſchweres Unheil über die Rheinlande brachte und 1584 mit der Niederlage des Truchſeß endete, der nach Holland flüchtete. 43 Edmund Campion, 1540 — 1581, engliſcher Jeſuit, ſtudierte in Oxford und trat ſcheinbar zum Proteſtantismus über. 1571 entfloh er aus England und trat in das engliſche Jeſuitencollegium zu Douai in Frankreich ein. 1572 wurde er in den Jeſuitenorden aufgenommen. 1577 ging er mit dem engliſchen Jeſuiten Parſons und dem Laienbruder Emerſon heimlich nach London, um dort den Katholizismus zu predigen. Campion wurde 1581 als Hochverräter verhaftet und am 1. December 1581 nebſt anderen Prieſtern in Tyburn hingerichtet. Robert Parſons (auch Perſons), 1546 — 1619, war beſonders unter dem Landadel als Prediger tätig und flüchtete nach Campions Verhaftung nach Frankreich, wo er in die Dienſte der Guiſen und Philipps II. in ihrem Kampfe gegen die Proteſtanten trat. Er war ein hervorragender agi- tatoriſcher Schriftſteller und ſtarb in Rom. 45 Auguſt, Churfürſt von Sachſen, 1526 — 1586, war verheiratet mit Anna, Tochter des Königs Chriſtian I. von Dänemark. Der Churprinz wurde als Chriſtian I. Nachfolger feines Vaters und lebte von 1569 — 1591. Der junge Pfalzgraf von Zweibrücken war wahrſcheinlich Otto Heinrich von Zweibrücken, 1556 — 1604. 46 Der Herzog von Anjou bewarb fich nebſt anderen fürftlichen Perſonen jahrelang vergeblich um die Hand der Königin von England. Obwohl ſchon ein förmliches Heiratsverſprechen ſtattge⸗ funden hatte, kam die Verbindung nicht zu ſtande. 254 48 Der Zweck diefes Reichstags war die Bewilligung von Geldern für einen neuen Türkenkrieg. Wolfgang Wilhelm von der Pfalz, 1578 1632, Otto Heinrich von der Pfalz, 1580 — 1598. Ihr Vater war Pfalzgraf Philipp von der Pfalz, 1547 - 1632. Johann Caſimir, Herzog von Sachſen⸗Coburg⸗Gotha, 1564 — 1633. Dritter Sohn des Herzogs Johann Friedrich von Sachſen, der wenige Jahre nach der Geburt feines Sohnes in lebenslängliche Kerkerhaft nach Sſterreich abgeführt wurde, wo er ſtarb. Georg Ludwig, Landgraf von Leuchtenberg, 1550 1630. Churfürſt von Mainz war Wolfgang von Dalberg, erwählt 1582, geſtorben 1601. Churfürſt von Trier war Johann III. von Schauenburg, erwählt 1582, geſtorben 1593. Erzbiſchof von Salzburg war Theoderich (Wolf Dietrich) von Raitenau, 1559 - 1617. Biſchof von Würzburg war Julius Echter von Meſpelbrunn, Biſchof von 1573 — 1617. Wolfgang Sigmund Freiherr von Rumpf, Geburtsjahr unbekannt, geſtorben 1600. Er war ſchon unter Maximilian II. als Geſandter tätig; Rudolph II. ernannte ihn vor ſeiner Thronbeſteigung zum Oberſtkämmerer und Geheimen Rat. 1594 wurde er Oberſthofmeiſter mit faſt unum— ſchränkten Befugniſſen. Infolge der zunehmenden Geiſteskrankheit des Kaiſers konnte Rumpf als der eigentliche Regent betrachtet werden. 1600 fiel er in Ungnade und ſtarb bald darauf. Rumpf hat feine Stellung zur Anſammlung großer Reichtümer benützt. 49 Titularbiſchof von Sebaſte (Samaria) war der Minorit Franciscus Sporani. Wilhelm V. von Bayern, 1546 — 1626, war vermählt mit Renate von Lothringen. Seine Schweſter war Maria Marimiliana, 1553 — 1614. Die Landgräfinnen von Baden waren: 1) Jakobaea, 1555 - 1597, vermählt 1585 mit Johann Wilhelm, Herzog von Jülich. Da Jakobaea verdächtigt wurde, zum Proteſtantismus zu neigen, wurde ſie angeklagt, und man fand ſie am 3. September 1597 erwürgt in ihrem Schlafzimmer auf. 2) Maria Salome von Baden, 1563 1600; fie heiratete 1584 den hier genannten Land: grafen Georg Ludwig von Leuchtenberg. Carl II. von Steiermark, Erzherzog von Oſterreich, 1540 — 1590, war verheiratet mit Maria von Bayern. Die drei Kinder waren: Erzherzogin Anna, geboren 1573, geſtorben als Königin von Polen 1598; Maria Chriſtine, 1574 1612, geftorben als Nonne in Hall in Tirol; Katharina Renata, 1578 1598. | Graf Wilhelm von Zimbern, 1549 — 1594, war verheiratet mit Sabine, Tochter des Grafen Franz von Thurn, des vertrauten Beraters des Erzherzogs Ferdinand. Er ſelbſt war Geheimer Rat und Oberſter Hofmeiſter des Erzherzogs, der ihn mit allen wichtigen privaten und politiſchen 255 Geſchäften betraute. Er ſchenkte dem Erzherzog einen großen Teil der ungemein wertvollen Bibliothek feines Oheims Wilhelm Werner Grafen von Zimbern. Er ſtarb auf einer Studien: reiſe in Padua. Jakob Hannibal Graf von Hohenems, 1530 — 1587, ein berühmter Kriegsmann, der beſonders erfolgreich gegen die Türken kämpfte. Franz Graf Thurn, Freiherr von Heiligenkreuz, war der Sohn des Erziehers des Erzherzogs Ferdinand, Grafen Veit von Thurn. Die Braut war Anna Katharina von Mantua, 1566 — 1620, Tochter des Wilhelms Gonzaga, dritten Herzogs von Mantua, 1538 1587, und der Erzherzogin Eleonore von Oſterreich. 1534 — 1594. Philipp II., Markgraf von Baden, 1559 — 1588. Der Prinz von Mantua war Vincenzo als Vincenzo J., vierter Herzog von Mantua, 1562 — 1612. 50 Der Prinz war Mohammed, als Sultan Mohammed III., 1566 - 1603. Er regierte von 1595 - 1603 und war ein blutrünſtiger Tyrann, der 19 feiner Brüder ermorden ließ. Seine Feldzüge gegen die kaiſerlichen Truppen waren erfolgreich. Sein Vater war Murad III., 1546 - 1595, der feit 1574 regierte. Bei ſeiner Thronbeſteigung ließ er fünf jüngere Brüder ermorden. Er führte lange aber unglückliche Kriege gegen Perſien. Der Capudan-Paſcha war der Groß-Admiral der türkiſchen Flotte. Aſpri hießen die kleinſten türkiſchen Silberſcheidemünzen. Der Veſir Mehemed Paſcha war der ehemalige Leibbarbier des Sultans Murad. Das Ergebnis der Beſchneidung wurde in einer goldenen Schale der Mutter des Kronprinzen überbracht, das blutige Meſſer der Mutter des regierenden Sultans. In der „Neuen Chronica türkiſcher Nation“ von Hans Levenklau von Amelbeurn, Frankfurt am Main 1595, nimmt die Schilderung dieſer Beſchneidungsfeſtlichkeiten faſt 50 große Folioſeiten ein. Während des Feſtes wurde dem Sultan ein Sohn geboren, der aber nur zwei Tage lebte. Am Schluſſe der Feſte kam es zu heftigen Kämpfen zwiſchen Spahis und Janitſcharen, die den Sultan und ſeinen Sohn zwangen, in aller Heimlichkeit in das Neue Serail zu flüchten. Überdies drohten die Janüſcharen wegen rückſtändiger Soldzahlungen mit einem Aufſtand. 52 Das Quintal war das Handelsgewicht in Spanien, Portugal und Amerika. Es zerfiel in vier Arobas zu 25 Pfund. 53 Plateros, ſpaniſches Wort, bedeutet Goldſchmiede. 256 Die Kaiſerin war Maria, Witwe Maximilians II., Tochter Carls V. und Schweſter Philipps II y 1528 - 1603. Nach dem Tode ihres Gatten zog fie fich nach Spanien zurück. 54 In Antwerpen war ſchon im Jahre 1460 eine Börſe errichtet worden. 1531 wurde ein eigener großer Börſenbau aufgeführt, der bis heute für gleiche Zwecke muſtergültig geblieben iſt. Von Ant: werpen aus verbreiteten ſich die Börſen (Anſtalt und Bezeichnung) nach Frankreich, England und Niederdeutſchland. 88 Die Beſeſſene hieß Anna Schulterbäurin, ihre Großmutter (nicht wie hier berichtet, ihre Mutter) Eliſabeth Plainacherin. Die Beſeſſene ſtammte aus Mank bei St. Pölten und wurde zur Heilung zuerſt nach Maria Zell gebracht. Als dies nichts nützte, brachte man ſie nach Wien, wo unter Mitwirkung des Rectors des Jeſuitencollegiums Nikolaus Dominius zwölftauſendſechs— hundert Teufel aus ihr ausgetrieben wurden. Der letzte Teufel entwich am Vorabende des Mariae Himmelfahrt-Feſtes. Das Ereignis erregte das größte Intereſſe und wurde Gegenſtand eigener Predigten ſeitens der Jeſuiten. Die Großmutter, „eine ſcheußliche mit einem Teufel ver— heiratete Here“, wurde natürlich verbrannt. Dieſe Teufelsaustreibung verſchärfte den ftarfen Gegenſatz zwiſchen Proteſtanten und Katholiken in Oſterreich. Friedrich Freiherr von Breuner brachte 1582 als kaiſerlicher Geſandter die Geſchenke des Kaiſers zu dem Beſchneidungsfeſte nach Conſtantinopel und ſtarb dort erſt am 19. Auguſt 1584 infolge eines Sturzes vom Pferde. Er wurde in S. Francesco in Galata beigeſetzt. An Am 24. Februar 1582 erließ Papſt Gregor XIII. eine Bulle zur Kalenderreform, durch die auf den 4. Oktober ſogleich der 15. October zu folgen hatte. Die Kalenderreform wurde aber nur in den rein katholiſchen Ländern ſofort durchgeführt. Da Oſterreich zu einem großen Teil proteſtan— tiſch war, dauerte es ziemlich lange, bis die Reform dort durchdrang. 58 Balthaſar, nicht Bartolomäus, Gerard, 1562 1584, trat unter dem Namen Guion in die Dienſte Wilhelms von Oranien und tötete dieſen durch einen Piſtolenſchuß. Er wurde am 24. Juli 1584 in Delft gevierteilt. Seine Familie wurde von Philipp II. geadelt. Don Juan Baptiſta Taxis war ſpaniſcher Botſchafter in Paris. Alexander Farneſe, Prinz von Parma, 1545 1592, wurde 1578 Statthalter in den Nieder— 17 Fuggerzeitungen 257 landen. Es gelang ihm, die Eatholifchen Provinzen für Spanien zurückzuerobern. Seine größte Leiſtung war die Belagerung und Eroberung von Antwerpen im Jahre 1585. 60 Carl Emanuel I. der Große, Herzog von Savoyen, 1562 - 1630. Die Herzogin Katharina ſtarb 1597. Apoſentadores hießen die zum königlich ſpaniſchen Hofquartiermeiſteramt gehörenden Bedien— ſteten. Carl Emanuel von Savoyen, Herzog von Nemours, 1567 — 1595, Sohn Jacobs von Savoyen, Herzogs von Nemours, ſtarb als Gouverneur von Lyon. 62 Papſt Gregor XIII. (Hugo Buoncompagni), 1512 1585, wurde 1572 zum Papſt erwählt. Er war der Schöpfer der nach ihm genannten Kalenderreform. Als er die Nachricht von der Pariſer Bluthochzeit erhielt, begab er ſich in die St. Ludwigskirche zu einem feierlichen Dankgottesdienſt. Er ließ von Giorgio Vaſari ein die Bartholomäusnacht verherrlichendes Gemälde für den Vatican anfertigen und ſchrieb für den chriftlichen Erdkreis ein Jubiläum aus. Auch befahl er den Völkern, den König von Frankreich im Gebete Gott zu empfehlen. Überdies ließ er zum Gedächtnis an die Bluthochzeit eine Denkmünze prägen. Von den hier genannten Cardinälen wurde keiner zum Papſt gewählt. Aus dem Conclave ging der Franciscaner Cardinal Felice Peretti als Papſt hervor, der den Namen Sixtus V. führte. Er war 1521 geboren und regierte bis 1590. Sixtus V. war ein ungemein harter und ſtrenger Papſt, der beſonders das Räuberunweſen im Kirchenſtaate mit aller Kraft zu unterdrücken ſtrebte. Er betrieb eine ſehr ftreitbare Politik und tat Elifabetb von England und Heinrich von Navarra (Heinrich IV.) in Bann. Nach feinem Tode wurde fein Denkmal vom römiſchen Volke zer⸗ trümmert. 64 Wahrend der dreizehnmonatigen Belagerung von Antwerpen ließ Prinz Alexander Farneſe die Schelde durch eine Schiffsbrücke, beſtehend aus einer großen Anzahl bewehrter Flöße und Kähne, ſo gründlich abſperren, daß die Belagerten die Stadt nicht verlaſſen, aber auch von auswärts keine Hilfe erhalten konnten. Die claſſiſche Schilderung eines Sprengverſuches dieſer ſogenannten „Paliſſade“ gibt Schiller in den Beilagen zur „Geſchichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der ſpaniſchen Re— gierung“. 65 Der Betrüger hieß Mathias Alvarez. 258 u = u » —̃ j—— 70 Perſien war im Oſten der einzige ernſthafte Gegner der Türken. Seit 1577 war Mohammed Chodabende Schah von Perſien. Der Krieg mit der Türkei begann 1578. Im Herbſte 1585 nahm Osman Paſcha Tebris. Seine Truppen waren aber erſchöpft und erlitten bei Schemb-Gaſan in der Nähe von Tebris am 25. September und 25. October zwei Nieder: lagen, durch die fie 40000 Mann verloren. Osman Paſcha fiel nicht in der Schlacht, er ſtarb auf dem Rückzuge. 71 Der Mord an der Signora Vittoria Accaramboni iſt wiederholt dichteriſch bearbeitet worden, ſo z. B. von Stendhal und Ludwig Tieck. Die hier gegebene Darſtellung ſtimmt mit allen übrigen Schilderungen des Ereigniſſes überein, das einſt ungeheures Aufſehen erregte. 72 Die Beute Drakes auf dieſem Zuge wurde von den Spaniern auf 7 — 800000 Ducaten geſchätzt. Auf der Rückfahrt nach England nahm Drake noch die von Sir Walter Raleigh in Virginien zurückgelaſſenen Coloniſten mit in die Heimat. Durch dieſe heimgebrachten Anſiedler kam das Tabakrauchen in England in Schwang. Der Gouverneur hieß Chriſtoval de Dualle und ſollte wegen ſeines Verhaltens vor Gericht ge— ſtellt werden. Er ſtarb aber vorher. 76 Johann Graf Kinsky von Vrchinig und Tettau war ſeit 1576 Burggraf von Carlſtein. Als Rudolph II. das Decanat der Kirche von Carlſtein vergeben wollte, nahm Kinsky dieſes Recht für ſich in Anſpruch und behauptete, daß die böhmiſchen Könige das Verleihungsrecht für dieſe Stelle ſchon ſeit Jahrhunderten verwirkt hätten. Darauf ſpielte ſich die hier geſchilderte Epiſode ab. Vier Jahre ſpäter geriet Kinsky in einen peinlichen Ehrenhandel, entging aber dem bereits gegen ihn gefällten Urteil durch den Tod (1590). 25 Pomponius de Bellievre, 1529 — 1607, franzöſiſcher Staatsmann, der unter Heinrich IV. Kanz⸗ ler von Frankreich wurde. 78 Wühelm Graf von Roſenberg, 1535 1592, heiratete im Jahre 1587 in vierter Ehe Polyxena von Pernſtein. Er war Oberſtburggraf von Böhmen und wurde von den Kaiſern Maximilian II. und Rudolph II. wiederholt zu wichtigen diplomatiſchen Sendungen verwendet. So war er z. B. an den der Wahl Rudolphs II. zum römiſchen König vorangehenden Verhandlungen hervorragend beteiligt. Er war einer der reichſten Grundbeſitzer Böhmens, der prachtvolle Schloßbauten aufführte. ir 259 80 Durch dieſen neuerlichen Einfall Drakes, an dem auch Eliſabeths Günſtling Lord Eſſex teilnahm, wurde die ſpaniſche Regierung derartig eingeſchüchtert, daß ſie das Auslaufen aller Schiffe aus den ſpaniſchen Häfen unterſagte. Auf dieſer Fahrt nahm Drake noch bei den Azoren drei große portugieſiſche Indienſchiffe weg, deren Fracht zwei Millionen Ducaten wert geweſen ſein ſoll. Im ganzen ſoll Drake auf dieſer Fahrt 50 Schiffe aufgebracht haben. In Spanien ſchätzte man den durch Drake in den letzten drei Jahren erlittenen Schaden auf drei Millionen Ducaten. 81 Obwohl zu dieſer Zeit zwiſchen dem Kaiſer und der Türkei ſcheinbar Frieden herrſchte, gab es doch ſtets eine Menge Grenzplänkeleien. Die hier geſchilderte Feſtlichkeit galt der Einbringung von chriſtlichen Freiſchärlern, die bei Ofen von den Türken unter Ferhad Pafcha gefangen worden waren. Der kaiſerliche Orator (Geſandte) war der Reichshofrat Friedrich von Kreckwitz. Nach der Niederlage der Türken bei Siſſeg, 1593, wurde Kreckwitz auf Geheiß des Großveſirs Sinan Paſcha, der mit den ihm gereichten Beſtechungsgeldern unzufrieden war, in den „Sieben Türmen“ wie ein Verbrecher gefangen geſetzt. Zu Beginn des Krieges mit Kaiſer Rudolph wurde Kreckwitz in Ketten mit dem türkiſchen Heere mitgeſchleppt und ſtarb am 2. oder 4. December 1596 im Kerker zu Belgrad. 82 Nach dem über Hexen verbreiteten Glauben war das Salz dem Teufel und den Hexen zu— wider. „Der Teufel haßt das Salz, weil es das Sinnbild der Ewigkeit iſt, nie verdirbt und die Dinge vor Fäulnis bewahrt und vor dem Verderben. Der Teufel aber ſtrebt nur nach Verderbung und Auflöſung der Geſchöpfe.“ So äußert ſich der berühmte Verfaſſer der „Daemonomania“ Jean Bodin, einer der verhängnisvollſten Lehrer des Hexenglaubens. (Rouen, 1604, S. 183.) Biſchof von Augsburg war ſeit 1575 Marquard von Berg zu Spfingen, der als Letzter ſeines Geſchlechtes zu Dillingen 1591 ftarb. 83 Die als Nonne von Liſſabon einſt weltberühmt geweſene Maria della Viſitacion war eine Schwindlerin. Sie ſtammte aus dem vornehmen Geſchlechte der Meneſes. Bis zu ihrem Auf— treten hatten die Dominicaner, zu deren Orden ihr Kloſter gehörte, keine Wunder gewirkt, des— halb wurde ihr Fall ganz beſonders ausgebeutet. Maria wurde 1556 geboren und trat mit elf Jahren in das Kloſter La Annunciata in Liſſabon ein. Mit ſechzehn Jahren legte ſie die Gelübde ab, und da erſchien ihr Chriſtus und nahm fie zur Gemahlin. Von da ab genoß fie fortwährend 260 göttliche Gnaden. Auch die Heiligen des Ordens, Dominicus, Katharina von Siena und Thomas von Aquino, erſchienen ihr häufig. 1583 wurde fie mit 27 Jahren Priorin des Kloſters, und ihr Ruhm verbreitete ſich nicht allein über Portugal und Spanien, ſondern er erfüllte auch Europa und die fernſten Teile von Indien. 1580 wurde Portugal ſpaniſch, und der Erzherzog Albrecht von Oſterreich wurde als Cardinal Großinquiſitor. 1584 wurde dem Papſt Gregor XIII. eine ein— gehende Schilderung des heiligen Wandels der Priorin überſendet, und der portugieſiſche Dominicanerprovincial meldete in zwei Briefen ihre Wundertaten nach Rom. Fray Luis de Granada berichtete dem Patriarchen von Valencia über die Nonne, und dieſe Briefe wurden ins Franzöſiſche überſetzt und einem der Königin gewidmeten Werke einverleibt, das 1586 in Paris erſchien. Wenn die Priorin in der Zelle betete, wollten ſie ihre Mitſchweſtern über dem Erdboden ſchwebend ſehen. Sie erſtrahlte in überirdiſchem Lichte, und ein beſonderer Glanz ging von ihrem Antlitz und ihrer Bruſt aus. 1580 erſchien ihr der gekreuzigte Heiland, von deſſen Hüfte ein Feuerſtrahl zu ihrer Hüfte ging, der dort ein Wundmal hervorrief, das wie die Verletzung durch einen Speer ausſah. Im Jahre 1584 wurde am 7. März, dem Feſte des heiligen Thomas von Aquino, die Stigmatiſierung vollendet. Fray Luis de Granada unterſuchte die Wundmale und berichtete, daß die Priorin am Donnerstag zur Ave-Zeit einen Schmerz am Kopfe empfinde, wie von einer Dornenkrone. Um dieſe Zeit zeigten ſich auf ihrem Kopf 32 blutige Spuren, die bis Freitag offen blieben. Zahlreiche andere Wunder, durch Notariatsacte beſtätigt, bekräftigten ihre Heiligkeit. Man ließ von der Priorin auch die Admiralsflagge der „Großen Armada“ vor der Ausfahrt der Flotte ſegnen. Da ſie ſich in politiſche Umtriebe gegen die ſpaniſche Herrſchaft in Portugal einließ, wurde ſie mißliebig, und die Spanier trachteten danach, ſie ihres Anſehens zu berauben. Eine Commiſſion wurde mit der Unterſuchung betraut. Sie beſuchte das Kloſter, und die Nonnen bezeugten einſtimmig, daß ihre Priorin eine Schwindlerin ſei. Maria Francisca leug— nete zuerſt, aber gründliche Waſchungen mit Seife und Waſſer erwieſen die Täuſchung. Die Wundmale an Händen und Füßen waren gemalt, die am Kopfe und an der Hüfte brachte ſie ſich mit einem Meſſer bei. Die blutbefleckten Tücher waren ſtets vorher ſorgfältig vorbereitet. Der Glorienſchein wurde durch eine Lampe und einen Spiegel, das Schweben durch geſchickt ange— brachte Stöcke vorgetäuſcht. Am 6. December 1588 wurde das Urteil gefällt und am 8. December in der Kathedrale während eines Hochamtes verkündigt. Die Priorin wurde zu lebenslänglichem Kerker in einem nicht zum Dominicanerorden gehörenden Kloſter verurteilt. In den erſten Jahren ihrer Haft wurde ſie an jedem Mittwoch und Freitag gegeißelt und dabei das Miſerere geſungen. Mittwoch und Freitag erhielt ſie nur Waſſer und Brot. Wenn ſie das Refectorium betrat, mußte fie mit lauter Stimme den Nonnen ihre Miſſetaten erzählen und auf dem Eſtrich eſſen. Ihre Nahrung wurde als unrein betrachtet. Nach dem Mahle mußte ſie ſich auf die Thürſchwelle legen, und die Nonnen ſchritten über ſie hinweg. Auch durfte niemand mit ihr ſprechen. Sie ſoll 261 ihre Buße fo eifrig und demütig getan haben, daß fie bei ihrem Ende im verdienten Rufe der Heiligkeit ſtand. Fray Luis de Granada verteidigte die Priorin auch nach ihrer Entlarvung und ſoll bald nachher aus Gram geſtorben ſein. Über das Ereignis erſchien eine „Neue Zeitung“ unter folgendem Titel: „Was ſich zu Liſſabon in Spanien begeben hat mit einer Abtiſſin Donna Maria de Meneſes. Was vor eine vermeinte Heiligkeit durch Schwarzkünſtlerey ſie zuwege gebracht vom 1575. bis 90. Jahr. Wie das geſtrafft iſt worden“ (ohne Jahr und Druckort). 84 ; Der Herzog war Don Alfonſo Perez de Guzman, Herzog von Medina-Sidonia, ein durch Hof: 8 3 zog gunſt emporgetragener, ganz unfähiger Flottenführer, 1550 — 1615. 85 Wolf Dietrich von Raitenau, geboren 1559, wurde 1587 Erzbiſchof von Salzburg. Er war einer der prachtliebendſten Fürſten von Salzburg, das ihm ſeine ſchönſten Bauten verdankt. Durch die Proteſtantenvertreibung wurde das Land ſchwer geſchädigt. 1611 geriet er mit dem Herzog von Bayern in Streit und mußte flüchten. Er wurde auf der Feſtung Werfen gefangen geſetzt, mußte 1612 auf alle Würden verzichten und ſtarb 1617 in der Haft. Er ſoll mit ſeiner Geliebten Salome Alt, die ihm mehrere Kinder gebar, in heimlicher Ehe verheiratet geweſen ſein. 89 Durch die Bulle des Papſtes Pius V. „Hebraeorum gens“ vom 26. Februar 1569 wurden die Juden aus dem geſamten Kirchenſtaat mit Ausnahme von Rom und Ancona ausgewieſen. 90 Thomas Cavendiſh (Candis), 1555 (?) bis 1592, umſegelte als zweiter Engländer die Welt. Die hier geſchilderte Fahrt dauerte vom 10. Juni 1586 bis 10. September 1588. Er ſtarb auf einer ſeiner Seereiſen, ſeine Leiche wurde ins Meer verſenkt. 94 Melindo, Hafenſtadt in Britiſch-Oſtafrika, von der aus Vasco de Gama ſeine Fahrt nach Indien antrat. 98 Die „alte Herzogin“ von Weimar war Dorothea Suſanne, Witwe nach Herzog Johann Wil⸗ helm 1530 - 1573. 262 101 Der Mörder war der Dominikanermönch Jaques Clement. Heinrich III. war der letzte König aus dem Hauſe Valois, Heinrich IV. der erſte aus der langen Reihe der franzöſiſchen Bourbonen⸗ könige. 105 Der Goldmacher hieß eigentlich Mamugna. Er war aus einer griechiſchen Familie und ſtammte aus Cypern. Er gab ſich für einen Sohn des venezianiſchen Gouverneurs von Famaguſta, des Grafen Marco Antonio Bragadini, aus, der 1571 von den Türken gefangen und ermordet wurde. Er hatte ſchon unter dem Namen Mamugna im Orient Erfolge erzielt. 1578 ging er nach Italien, wo er ſich Mamugnano nannte. In Brescia gewann er die Gunſt des Markgrafen Martinengo, der ihn an einige Große in Venedig empfahl. Im Hauſe des Nobile Cantareno machte er dort zur Probe Gold aus Queckſilber, oder eigentlich aus Goldamalgam. Dies gelang natürlich. Im Palazzo Dandolo wiederholte er zur großen Verwunderung des Adels dieſes Kunſtſtück. Die ge⸗ heimnisvolle Tinctur des Mamugnano war nach dem Recepte des Arabiſten Ariſtoteles herge— ftellt. 1588 ging Mamugnano nach Deutſchland, wo er ſich Graf Marco Bragadino nannte. Er führte zwei ſchwarze Bullenbeißer mit ſich, die er für Dämonen ausgab. Er erregte in Wien und ganz beſonders am Hofe Rudolphs II. in Prag großes Aufſehen. In München war ihm anfänglich großer Erfolg befchieden. Man entdeckte aber ſchließlich feinen Betrug und Bragadini wurde 1590 in einem mit Flittergold beklebten Kleide an einem vergoldeten Galgen aufgehängt. Die zwei Bullenbeißer wurden unter dem Galgen erſchoſſen. Zain, italieniſches Wort, bedeutet urſprünglich eine aus ungegerbtem Leder hergeſtellte Hirten⸗ taſche. Später wurden lederne Beutel überhaupt Zaini genannt. 108 Mombaſſa iſt jetzt der Hauptort des engliſch-oſtafrikaniſchen Protectorates an der Oſtſeite der gleichnamigen Coralleninſel und zählt ungefähr 30 000 Einwohner. Am Ende des 16. Jahr⸗ hunderts war Mombaſſa eine ſtarke Feſtung und der Mittelpunkt des oſtafrikaniſchen Kan dels mit Indien. 1698 wurden die Portugieſen aus Mombaſſa vertrieben. Die Simbas (Maſimbas) find die Urbevölkerung von Mombaſſa. Das Land des ſagenhaften Prieſters Johannes iſt das heutige Abeſſynien. Unter den Capitulationen iſt Folgendes zu verſtehen: Im Jahre 1493 vollzog Papſt Alexander VI. eine förmliche Teilung der Erde zwiſchen Spanien und Portugal, indem er eine Teilungslinie durch den Atlantiſchen Ozean zog, welche die colonialen Intereſſengebiete der beiden Länder ſtreng trennte. Die beiden Mächte ſchloſſen im Jahre 1494 den Vertrag von Tordeſillas, der dieſe Linie etwas verſchob. Tatſächlich aber blieb 263 Spaniern und Portugieſen bis in das letzte Viertel des 16. Jahrhunderts ein förmliches Mono: pol für die Seefahrt geſichert. 111 Johann Caſimir Herzog von Sachſen-Coburg⸗Gotha war vermählt mit Anna, der jüngſten Tochter des Churfürſten Auguſt von Sachſen. Obwohl er ein leidenſchaftlicher Trinker und Jäger, Armbruſt⸗ und Bogenſchütze war, war ſeine Regierung für das Land eine ſehr erſprießliche. Seine kinderloſe Ehe war ſehr unglücklich. Ein Abenteurer aus Piacenza, Hieronymus Scotus, der auch an anderen Fürſtenhöfen, wie zum Beiſpiel auch am Hofe Rudolphs II. ſein Unweſen trieb, kam an den des Herzogs und bewog durch ſeine Verſprechen, der Ehe zu Kinderſegen zu verhelfen, die Her— zogin zum Ehebruche mit dem Hofjunker und Vicemarſchall Ulrich von Liechtenſtein. Der Herzog ließ beide Schuldige verhaften, und die Ehe wurde 1593 geſchieden. Herzogin Anna wurde in ver— ſchiedenen Schlöſſern in harter Haft gehalten und ſtarb in Gefangenſchaft. Liechtenſtein wurde mit ewigem Gefängnis beſtraft und ſtarb ebenfalls im Kerker. Scotus entzog ſich der Strafe durch die Flucht. 112 Das Haus Spinola war eine der bedeutendſten Genueſer Bankierfirmen, die ſeit langer Zeit große Geldgeſchäfte mit den deutſchen und ſpaniſchen Habsburgern machte. Die Liga, auch „Heilige Liga“ genannt, wurde zu Beginn des Jahres 1576 von den Guiſen zur Bekämpfung der Huge— notten und Heinrichs IV. gegründet. Sie verurſachte die unaufhörlichen Bürgerkriege in Frank— reich und löſte ſich erſt 1596 auf. „ 1 12 Über dieſe Begebenheit erſchienen zwei „Neue Zeitungen“. 118 Der Jeſuitengeneral war Claudius Aquaviva, 1543 — 1615, ein Sohn des Herzogs von Atri, der ſich um die Ausbreitung des Katholizismus und ſeines Ordens eifrigſt bemühte. Der erſte chriſt— liche Miſſionär in Japan war der Jeſuit Sanet Franz Xaver, der von Goa aus am 15. Auguſt 1549 in dem Inſelreiche ankam. Seiner Bekehrungsarbeit war der größte Erfolg befchieden. Ja— pan ſtand damals unter chineſiſcher Herrſchaft, und die einzelnen Provinzen waren faſt ſelbſtändig. Deshalb bezeichneten die Jeſuiten deren Gouverneure als Könige. Nach dem Tode des heiligen Franz Xaver, 1552, fetten feine Ordensbrüder ihre Miſſionstätigkeit emſig fort, und 1580 zählte man in Japan ſchon 50 Kirchen und viele Hunderttauſende von Chriſten. Unter der Re— gierung des Kaiſers Fide Mofi, der unter dem Titel Taikoſama bekannter iſt, wurden 1587 die Jeſuiten aus Japan verbannt, blieben aber im Lande und ſetzten ihr Bekehrungswerk fort. Im 264 Gebiet von Arima gab es 1588 ungefähr 12000 Chriſten. Gregor XIII. hatte den Jeſuiten das ausſchließliche Recht verliehen, in Japan zu wirken. Anderen Orden war das Betreten Japans bei Excommunication verboten. Thomus dürfte die latiniſierte Form des japaniſchen Wortes Daimo ſein, das einen Adeligen bezeichnete. Thomus Ethnicus dürfte heidniſcher Adeliger bedeuten. 119 Heinrich IV. belagerte damals nach der Schlacht von Jvry, in der die ligiſtiſchen Truppen ge— ſchlagen worden waren, Paris. Die Stadt wurde aber von dem Prinzen Alexander Farneſe entſetzt. Carl von Lothringen, Herzog von Maienne, der jüngſte der Guiſen, 1554 — 1621, wurde wegen ſeiner Erfolge als Heerführer „der Städteeroberer” genannt. Er führte die Liga-Truppen gegen Heinrich IV., ſöhnte ſich aber 1596 mit dem Könige aus, der erſt 1594 in den Beſitz der Stadt Paris gelangte. 126 Erzherzog Maximilian III. von Öfterreich, Hoch- und Deutſchmeiſter, 1558 — 1620, wurde 1587 von der Zborowsky'ſchen Partei zum Könige von Polen gewählt. Der Anhang des Krongroß— kanzlers Zamoisky berief aber den Prinzen Sigmund von Schweden aus dem Hauſe Waſa auf den Thron. Es kam zwiſchen den beiden Königen zum Kriege, und der Erzherzog unterlag in der Schlacht bei Biczin. Er verzichtete 1589 auf die Krone von Polen und kämpfte ſpäter mit wechſelndem Glück gegen die Türken. 128 Die Ohm iſt ein Hohlmaß. Die deutſche Ohm faßte zwei Eimer oder vier Anker, die preußiſche Ohm entſpricht 137.5 Litern. 129 Edward Kelley, engliſcher Alchimiſt, ſtudierte an verſchiedenen engliſchen Hochſchulen und trat 1582 in Beziehungen zu dem berühmten Alchimiſten Doctor John Dee, mit dem er 1583 nach Prag ging. Dort ſoll er am Kaiſerhofe eine Unze Queckſilber in Gold verwandelt haben. 1588 verließ Dee den Kelley, nachdem er ihm noch das Elixir zur Herſtellung des Steines der Weiſen gegeben hatte. 1589 wurde Kelley von Rudolph II. zum erſten Male eingekerkert. 1595 ereilte ihn das gleiche Los, und er ſtarb bei einem Fluchtverſuch. Kelley war wohl ein Betrüger, aber trotzdem als Forſcher nicht unbedeutend und hinterließ wertvolle Schriften. 130 Don Antonio Perez, 1539 — 1611, war Staatsſecretär unter Philipp II. und hatte großen Ein: fluß auf dieſen Monarchen. Er war ein politiſcher Gegner Albas und ließ im Einverſtändniſſe mit dem Könige den Geheimſecretär des Don Juan d' Auſtria, Escovedo, umbringen, da dieſer gedroht hatte, 265 das Liebesverhältnis des Perez mit der Fürſtin Eboli zu verraten. Als Perez durch ſein hoch⸗ fahrendes Weſen die Gunſt des Königs einbüßte, floh er nach Aragonien, das eine eigene Ver⸗ faſſung und ein beſonderes Gerichtsverfahren beſaß, auf welches der König keinen Einfluß hatte. Als er vor die Inquiſition geftellt werden ſollte, entſtand in Saragoſſa der hier geſchilderte Auf— ruhr. Perez entfloh nach Frankreich und ging dann nach England, wo er ſich eifrigſt in einer dem König von Spanien feindlichen Politik betätigte. Er veröffentlichte eine große Zahl von Schriften gegen Philipp II., die trotz ihres polemiſchen Inhalts höchſt wertvolle Geſchichtsquellen ſind. Der mit der Durchführung des Proceſſes gegen Perez beauftragte Commiſſär Philipps II. in Saragoſſa war Don Migo de Mendoza, Marquis de Almenara. Vicekönig war Don Jaime Kimero. Der Erzbiſchof hieß Bobadilla. 134 Der verſtorbene Papſt war Gregor XIV. Niccolo Sfondrato, geboren 1535, zum Papſt erwählt am 15. September 1590, geſtorben am 15. October 1591. Der Neffe des Papſtes war Piero Gae— tani, einer der größten Raufbolde Roms. 135 Der neugewählte Papſt war Innocenz IX. Antonio Facchinetto, geboren 1519, zum Papſt erwählt am 25. October 1591, geſtorben am 30. December 1591. Cardinal Chriſtophoro Madrucci war Fürſtbiſchof von Trient. Paul III. Alexander Farneſe, geboren 1468, zum Papſt erwählt 1534, geſtorben 1549. 136 In Rußland herrſchte damals Feodor J. Iwanowitſch, 1557 — 1598, der letzte Zar aus dem Stamme Rurik. Der Zar ſtand völlig unter dem Einfluſſe feines Schwagers Boris Godunow, 1522 — 1605, der 1598 auf den ruſſiſchen Thron gelangte. Um ſich die Thronfolge zu ſichern, ließ dieſer am 15. Mai 1591 den jungen Halbbruder des Zaren, Dimitri (Demetrius) ermorden. Dieſe Tat gab ſpäter den Anlaß zum Auftauchen der falſchen Demetrien. Im Juli 1591 fielen die Krimtartaren wieder in Rußland ein und gelangten bis vor Moskau, wo ihnen Godunow am 2. Juli 1591 eine vernichtende Niederlage bereitete. Der Wojwode der Moldau war Peter V. der Lahme, der in der Moldau 1574 — 1577, dann wieder 1578 1579 und ſchließlich 1582 - 1591 regierte. 137 Der Churfürſt von Sachſen war Chriſtian 1., 1560 — 1591. Das Kind war Dorothea von Sachſen, die 1617 als Abtiſſin von Quedlinburg ſtarb. 266 Churfürſt von Brandenburg war Johann Georg, 1525 — 1598. Er war verheiratet mit Eliſabeth von Anhalt, die 1607 ſtarb. Der Adminiſtrator war Herzog Heinrich Julius von Braunſchweig-Wolfenbüttel, der das Bistum Halberſtadt verwaltete. Er lebte 1564 — 1613. Landgraf von Heſſen-Caſſel war Moriz der Ge⸗ lehrte, 1572 - 1632. Er war Dichter, Muſiker, Philoſoph, Sprachforſcher und Theologe. Philipp II., Herzog von Braunſchweig, 1533 — 1595. 139 Reutgeſellen auch Raitgeſellen waren Handlungsdiener. In Sachſen tobte damals ein Streit zwiſchen Calviniſten und Lutheranern, der beſonders um die Eroreismen, die Beſchwörungsformeln bei der Taufe ging. Zwiſchen den beiden evangeliſchen Be— kenntniſſen beſtand ein förmlicher Glaubenskrieg, der ſchließlich mit der Niederlage der Calviniſten endete. Chriſtian Schütz (Sagittarius), geboren 1526, war ein Anhänger Melanchthons und wurde 1553 Hofprediger des Herzogs Auguſt von Sachſen und Erzieher der Prinzen Chriſtian und Alexander. Er war ein ſehr ſtreitbarer Geiſtlicher, der wegen ſeiner Neigung zur melanchthoniſchen Lehre ſchließlich ſeine Stellung verlor. Er mußte ſich der lutheriſchen Lehre unterwerfen und wurde nach längerer Gefängnishaft in ſeiner Wohnung in freiem Gewahrſam gehalten. Er ſtarb am 10. Jänner 1592. Seine Frau war eine Tochter des Freiberger Superintendenten Caſpar Zeuner. Zeitgenöſſiſche Berichte bezeichnen ſie als „Unkraut“. Chriſtoph Gundermann, aus Kahla in Thüringen gebürtig, wurde 1590 Paſtor an der Thomas— kirche in Leipzig und Profeſſor der Theologie. Er bemühte ſich eifrig um die Abſchaffung der Exoreismen bei der Taufe. Als Churfürſt Chriſtian von Sachſen ſtarb, trat der Umſchwung zus gunſten des Luthertums ein, der für Gundermann verhängnisvoll wurde. Er entfloh, wurde aber verhaftet und auf der Pleißenburg gefangen geſetzt. 1592 aus der Haft entlaſſen, kehrte er nach Kahla zurück, wo er bis zu ſeinem Tode verblieb. 140 Cardinal Pietro Aldobrandini war der allmächtige Nepote des Papſtes Clemens XIII. Er hatte nicht nur größten politiſchen Einfluß auf ſeinen Oheim, ſondern auch auf das geſamte geiſtige und politiſche Leben Roms. 141 Merkwürdigerweiſe ſind über dieſen Gegenſtand ſchon aus dem Jahre 1578 vier „Neue Zeitungen“ nachweisbar, die dreimal in Köln und einmal in Zürich erſchienen ſind und in den Einzelheiten mit dieſem Bericht fibereinftimmen. Der Titel der Kölner Druckes lautet: „Neue Zeitung. von 267 dem Neugeborenen Antichrift, welcher im Jahre Tauſendfünfhundertundſiebzigvier zu Der ar der Gränzen Labea geboren, geſchrieben aus Maltha. Gedruckt bey Felir Röſchlin im Jar 1578 143 Die Braut war Erzherzogin Anna von Öfterreich, geboren 1573 (2), geftorben 1598, Tochter des Erzherzogs Carl II. und Marias von Bayern. König war Sigmund III. aus dem Hauſe Waſa, 1576 1632, der 1592 auch König von Schwes den wurde. Als ſich der Statthalter von Schweden, Herzog Carl von Soedermanland, Einſchrän⸗ kungen der königlichen Gewalt erlaubte, zog Sigmund nach Schweden, wurde aber von Carl bei Staengeborg geſchlagen, und Carl wurde 1604 als Carl IX. König von Schweden. Sigismund unterſtützte die beiden falſchen Demetrien in ihrem Kampfe gegen die Zaren. 145 Hypolit Aldobrandini, 1553 — 1605, als Papſt Clemens VIII., erwählt am 30. Jänner 1595. Der Papſt war ein großer Gönner der Wiſſenſchaften. Er ee eine Neuausgabe der Vulgata. Clemens VIII. nahm Heinrich IV. von Frankreich in den Schoß der katholiſchen Kirche auf. Unter ſeiner Regierung wurde am 17. Februar 1600 Giordano Bruno verbrannt. Alphons II., Herzog von Modena und Ferrara, der Freund Taſſos, 1533 — 1597. Franz Maria II., letzter Herzog von Urbino, 1549 — 1631. 146 Die hier Genannten waren an dem Aufſtande in Saragoſſa und an der Befreiung des Antonio Perez aus dem Gefängniſſe beteiligt. 148 Erzherzog Ernſt wurde 1592 zum Statthalter in den Niederlanden ernannt, wo er 1594 eintraf, aber ſeiner Aufgabe, das Land zur Ruhe zu bringen, nicht gerecht werden konnte. Banadier, richtig Panetier, ein mit der Überwachung der Brotbereitung betrauter Hofbeamter, An ſouveränen Höfen gab es auch Groß-Panetiers, die eigene Wappen führten. 149 Die Prinzeſſin Anna Maria von Polen ſtarb bald nach ihrer Geburt. Schweſter des Königs war Anna von Schweden, geſtorben 1625. Die alte Königin war Gumila Bjelke, geſtorben 1598. Der Cardinal war Georg von Radziwill, Biſchof von Krakau. 268 151 Ladislaus Popel von Lobkowitz, 1537 — 1609, wurde in die ſpater folgende Hochverratsangelegen— heit ſeines Bruders Georg verwickelt und kehrte nach ſeiner im Jahre 1608 erfolgten Begnadi— gung nach Prag zurück. Joachim Graf Kolowrat-Novohradsky war bis 1577 böhmiſcher Kammerpräſident. Rudolph II. wollte ihn 1592 zum Hofkammerpräſidenten ernennen, was er ablehnte. 152 Die Türken erlitten am 3. November 1593 bei Stuhlweißenburg durch die Kaiſerlichen eine ſchwere Niederlage, bei der ſie 12000 Mann an Toten und 47 Kanonen verloren. Erzherzog Mathias von Oſterreich, 1557 - 1619, von 1612 1619 römiſch⸗deutſcher Kaiſer. Er lebte mit ſeinem Bruder Rudolph II. in ſteter Zwietracht und ging ohne Erlaubnis des Kaiſers auf eigene Fauſt in die Niederlande, um dort die Statthalterſchaft zu übernehmen, verließ aber das Land bald wieder. Er war eine Zeitlang Statthalter in den öſterreichiſchen Erblanden und kämpfte nicht erfolglos gegen die Türken. Die ſchließliche Entthronung Rudolphs II. war ſein Werk. 153 Georg Popel von Lobkowitz, geſtorben 1607, Oberſter Landhofmeiſter von Böhmen. Von maß— loſem Ehrgeiz und unerſättlicher Habgier getrieben, ſtrebte er nach der durch den Tod Wilhelms von Roſenberg, 1592, erledigten Stelle eines Oberſten Burggrafen von Böhmen. Um dieſe zu erreichen und Rudolph II. willfährig zu machen, ließ er den böhmiſchen Landtag vom Jahre 1593, der eine dringende Geldhilfe für den Türkenkrieg bewilligen ſollte, durch Sebaſtian Vrſcheſowetz von Vreſcheſowitz eine Beſchwerdeſchriſt, angeblich namens des geſamten Herren- und Ritterſtandes des Landes, überreichen, in der die ſofortige Beſetzung des Oberſten Burggrafenamtes gefordert wurde. Dieſe Beſchwerde ſollte vor allen anderen Vorlagen erledigt werden. Die Stände, auf— gehetzt durch Georg und Ladislaus Lobkowitz und Vrſcheſowetz, beſtanden auf ihrem Begehren, und die Landtagsverhandlungen gerieten ins Stocken. Der größte Teil der Ritterſchaft verließ Prag, wodurch der Landtag beſchlußunfähig wurde. Dies beſtärkte Lobkowitz in feinem Widerſtand gegen den Kaiſer noch mehr, und er wagte ſogar Drohungen gegen den Monarchen. Lobkowitz hatte ſchon früher vor dem Cardinal Aldobrandini, dem ſpäteren Papſt Clemens VIII., als dieſer 1588 in Prag weilte, verfängliche Reden geführt, aus denen man ſein Streben nach der böhmiſchen Krone heraushören wollte. Vrſcheſowetz wurde vor Gericht geladen, ſchob aber alle Schuld auf Ladislaus Popel, der ſich dem Urteil durch die Flucht entzog. Seine Güter wurden eingezogen. Georg Lobkowitz ſetzte ſein hochfahrendes Weſen gegen den Kaiſer fort, wurde ſeiner Güter ver— luſtig erklärt und mit lebenslänglicher Haft beſtraft. Er ſtarb nach zwölfjährigem Kerker zu 269 Elbogen am 28. Mai 1607 eines natürlichen Todes, nicht, wie oft berichtet wird, von Henkershand. Der Proceß wirbelte ſehr viel Staub auf, da behauptet wurde, daß die Brüder Lobkowitz dem Kaiſer nach dem Leben getrachtet hätten. Es erſchienen über die Angelegenheit eine große Anzahl von Flug⸗ und Schmähſchriften. Die Töchter Popels waren: 1) Eva Euſebia, eine hochgebildete Frau, die das Griechiſche und La⸗ teiniſche vollſtändig beherrſchte. Elf Jahre lang teilte fie die Gefangenſchaft mit ihrem Vater und wurde nach ſeinem Tode in einem Prager Kloſter in Gewahrſam gehalten. Sie verfaßte auch für ihren Vater eine ausführliche Verteidigungsſchrift. Sie war verheiratet mit Johann Nikolaus Lobkowitz und ſtarb 1624. 2) Anna Maria, vermählte Rozdrazow, geſtorben 1603. Graf Paul Sixtus von Trautſon, 1550 (2) - 1621, war Reichs hofratspräſident und Oberſthof⸗ marſchall Rudolphs II. Er trat 1600 von ſeinem Amte zurück, wurde aber von den Kaiſern Matthias und Ferdinand II. wieder in ſeine Amter eingeſetzt. 154 Der Muth war ein altes öſterreichiſches Getreidemaß und zählte 30 Metzen. Er entſprach unge⸗ fähr 1855 Litern. 197. Madame Gabriele Damerval de Lioncourt, geboren 1571, bekannt unter ihrem Mädchennamen Gabriele d'Eſtrées, war die Geliebte Heinrichs IV., der fie auf dem Schloſſe ihres Vaters, Groß⸗ meiſters der Artillerie, kennen lernte. Der König verheiratete fie in einer Scheinehe mit dem picarz diſchen Edelmanne Damerval de Lioncourt. Gabriele ſtarb in Paris am 10. April 1599 nach Ge⸗ nuß einer offenbar vergifteten Orange. Sie gebar dem König mehrere Kinder und verſtand es, ihn am längſten von allen Frauen an ſich zu feſſeln. Ihr älteſter Sohn Cäſar erhielt den Titel eines Herzogs von Vendöme. 160 Jaques Duperron, 1556 - 1618, Cardinal. Er ftand in der Gunſt der Gabriele d' Eſtrees, und dadurch gelang es ihm, den König zum Übertritte zum Katholizismus zu bewegen. Er unterrichtete Heinrich IV. in der katholiſchen Glaubenslehre, war bei ſeinem Übertritte anweſend und ging dann nach Rom, um gemeinſam mit Arnaud d'Oſſet, 1536 1604, der ebenfalls Cardinal war, die Aufhebung des Bannes gegen Heinrich IV. durchzuſetzen. Die Bemühungen der Beiden waren von Erfolg begleitet. 162 Die treibenden Urſachen des oberöſterreichiſchen Bauernkrieges waren religiöſer Natur. Die Un⸗ ruhen wurden durch Gotthard von Starhemberg unterdrückt. 270 166 Index librorum probibitorum, Inder der verbotenen Bücher, welche die Katholiken nicht leſen dürfen. 1559 veröffentlichte die römische Inquiſition den erſten Inder. Nach Schluß der Tridentiner Kirchen verſammlung erſchien 1564 ein vermehrter Index. Der hier genannte war von Clemens VIII ſtark erweitert. Seither ſind noch ungefähr vierzig Indices erſchienen. In Rom beſteht jetzt noch die ſogenannte Indercongregation, die erſt im Jahre 1922 ſämtliche Schriften von Anatole France auf den Index geſetzt hat. 169 Die Erzherzoginnen waren: 1) Erzherzogin Anna von Tirol, 1585 - 1618, die 1611 Kaiſer Matthias heiratete. 2) Erzherzogin Anna Katharina, die als Nonne ſtarb. 172 Die Meldung bezieht ſich auf den zweiten ſpaniſchen Staatsbankerott unter der Regierung Philipps II., durch den beſonders das Haus Fugger ſchwer geſchädigt wurde. 173 Der engliſche Geſandte Edward Burton ſtarb 1598 in Conſtantinopel. Hatvan wurde 1596 von den kaiſerlichen Truppen erobert, und die ganze türkiſche Beſatzung wurde niedergemeßelt. 174 Der Bauernkrieg in Niederöfterreich war eine Wiederholung des oberöfterreichtichen Aufſtandes. Während aber der Aufruhr in Oberöſterreich vorwiegend religiöfen Charakter hatte, ging es in Niederöſterreich auch gegen die Herrenſchlöſſer und Klöſter. Unerträglicher Frohndienſt und die Untaten der im Lande einquartierten Söldner hatten das gutmütige Volk aufgereizt. Der Aufſtand tobte in allen vier Vierteln des Landes unter der Enns, beſonders bedroht waren die großen Klöſter Lilienfeld, Melk, Altenburg, uſw. Die Bauern waren gut geführt und wollten die „Schweizeriſche Freiheit“ erkämpfen. Kaiſerliche Oberſte warfen ſchließlich den Aufſtand nieder. 175 Francois de Joyeuſe, 1562 — 1615, Cardinal, wurde mit 20 Jahren Erzdiſchof von Narbonne und wenige Monate ſpäter Cardinal. Er war eifrig um die Ausſöhnung Heinrichs IV. mit dem Papſt bemüht. 179 Partida bedeutet Anleiheurkunde. 271 182 Richard Streinz von Ehrenreichſtein, Freiherr von Schwarzenau, ein proteſtantiſcher Adeliger, deſſen literariſcher Nachlaß wertvolles Geſchichtsmaterial enthält. Er wurde Mundſchenk des Erz- herzogs Ernft und ging 1599 als kaiſerlicher Geſandter in die Türkei. 183 Dieſer Indianeraufſtand in Peru wurde durch die grenzenloſe Habſucht und die unnennbaren Greueltaten der Spanier hervorgerufen. Schon lange vorher hatte der ſpaniſche Biſchof Fray Bartoloms de Las Caſas in feinen Schriften die entſetzlichen Zuſtände in den ſpaniſchen Colonien geſchildert und Abhilfe verlangt. Las Caſas widmete vergeblich ſein ganzes Leben dem Schutze der Indianer. 185 Der hingerichtete Schneider hieß Taubermann. 186 Nach dem Tode des Herzogs Alphons von Eſte wollte fein Baſtard-Vetter Cäſar von Eſte (1522 — 1618) die Herrſchaft in Ferrara antreten. Das Land war aber Kirchenlehen, und obwohl Cäſar von den Ständen und dem Volke zur Herrſchaft berufen wurde, verweigerte ihm der Papſt die Inveſtitur und erklärte das Herzogtum als an die Kirche zurückgefallen. Cäfar ergriff aber die Zügel der Regierung, wurde deshalb in Bann getan, glich ſich aber 1598 mit dem Papſte aus. Später erhielt er die Herzogtümer Modena und Reggio von Kaiſer Rudolph als Lehen. 187 Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hatte die einſt ſo mächtige Hanſa ihre frühere Bedeutung faſt ganz verloren. Die Hanſeſtädte forderten von dem Regensburger Reichstage, 1594, die gänzliche Vertreibung der Engländer, ihrer gefährlichſten Concurrenten, aus dem Reiche. Dies wurde bewilligt. Aber erſt 1595 ging das kaiſerliche Mandat nach England ab. Die Königin Eliſabeth geriet darüber in großen Zorn und ſandte zwei eigene Geſandte, John Wrath und Stephan Leſieur, an Rudolph II., um ihn zur Zurückziehung des Mandates zu bewegen. Die Geſandten hatten keinen Erfolg. Am 13. Jänner 1598 wurde den Hanfeaten jeder Handel in England verboten und ihre Niederlaſſung in London, der Stalhof, weggenommen. Den Kaufleuten wurde die Ausweiſung angedroht. Dieſe Angelegenheit zog ſich bis in das Jahr 1599 hin. Das Verbot gereichte ſchließlich den Eng⸗ ländern, dank ihrer Tatkraft, zu größtem Nutzen. „Merchant Adventurers“, abenteuernde, wagende Kaufleute, hießen alle nicht der Stapelgilde angehörenden Handelstreibenden, die über eine ungemein ſtraffe und forgfältige Organiſation vers fügten. Sie ſind als die eigentlichen Schöpfer des engliſchen Welthandels zu betrachten. 272 188 Philipp Emanuel von Lothringen, Herzog von Mercoeur, 1558 - 1602, war verheiratet mit Maria, Herzogin von Etampes und Penthieores und Luxemburg. Der Herzog war der Führer der Katholiken in der Bretagne und ſtrebte danach, unabhängiger Herzog der Bretagne zu werden. Dieſer Plan wurde von ſeiner Frau eifrigſt gefördert. Der Herzog rief die Spanier zu Hilfe gegen die Hugenotten nach Frankreich, was wieder die Landung der Engländer in Frankreich bewirkte. Schließlich rückte Heinrich IV. gegen Mercoeur zu Felde, beſiegte ihn und wollte ihn hinrichten laſſen. Er wurde aber durch Gabriele d'Eſtrees zur Milde bewogen, da dieſe nach großem Grund— beſitz für ihren Sohn Cäſar von Vendöme ſtrebte. Dieſer vermählte ſich mit der Tochter Mer— coeurs, Francisca von Lothringen. Der Herzog trat in kaiſerliche Dienſte über und focht als Generalleutnant für Rudolph II. gegen die Türken. Er ſtarb 1602 in Nürnberg. 190 Der türkiſche Capudan⸗Paſcha Ciecala war einer der ſehr zahlreichen in türkiſchen Dienſten ſtehenden Renegaten. Er ſoll im Jahre 1561, im Alter von zwölf Jahren, als Sohn des Capitäns Visconte Ciccala aus Meſſina auf einer Seefahrt mit ſeinem Vater von den Türken gefangen genommen worden fein. Der Vater und der zwölfjährige Scipione wurden nach Conſtantinopel gebracht. Der Sohn wurde wider ſeinen Willen zum Türken gemacht und erreichte dann in türkiſchen Dienſten die höchſten Würden. Joſef von Hammer ſchreibt im vierten Bande ſeiner „Geſchichte des osmaniſchen Reiches“ über Ciccalas Tod das Folgende: „Ciccala grämte ſich ſo ſehr über die vom Schah erlittene Niederlage, daß er auf dem Rückmarſche zu Diarbekr ſtarb (2. December 1605). Dreißig Jahre waren verfloſſen, ſeit er mit dem Vater bei Golettas Einnahme (24. Auguſt 1574) gefangen, als Moslim und Page in das Harem und des Sultans Gunſt gekommen, zweier Schweſtern, Enkelinnen Sulimans, Gemahl, Capudan-Paſcha, Feldherr in Perſien, Statthalter von Bagdad, Großvezir in Ungarn, dann abermals Capudan-Paſcha geworden war.“ Zur Zeit ſeines Todes war Ciccala türkiſcher Feldherr gegen Perſien. Als Commandant der türkiſchen Flotte war er einer der meiſt gefürchteten Corſaren ſeiner Zeit. Die Bewohner der Mittelmeerküſten ſprachen ſeinen Namen nur mit Angſt aus. 192 | Moriz Prinz von Oranien, Graf von Naſſau, 1567 1625, zweiter Sohn Wilhelms I. von Oranien, des Schweigers. Setzte als Statthalter der Niederlande das ſchon von ſeinem Vater begonnene Befreiungswerk fort. 195 Der „regierende Herr“ war Maximilian I., 1573 - 1651, der erfte Churfürſt von Bayern und regierte von 1597 — 1651. 18 Fuggerzeitungen 273 196 Hier iſt das Ediet von Nantes, 13. April 1598, gemeint, durch welches den Proteſtanten in Frankreich bürgerliche Gleichberechtigung mit den Katholiken, aber nicht freie Religionsübung eingeräumt wurde. 197 Den römiſchen Juden war durch eine päpſtliche Bulle geboten, gelbe Mützen zu tragen. Überdies ſchrieben ihnen die Statuten der Stadt Rom vor, rote Mäntel (rubei coloris) zu tragen. Von dieſem Befehl waren nur die in Rom wohnenden jüdiſchen Arzte befreit. 203 Die Familie Cenci gehörte zu dem höchſten und reichſten römiſchen Adel. Francesco Cenei war ein ganz verkommener, furchtbar roher Menſch, der ſeine Kinder ſtets mißhandelte und hungern ließ. Er hatte aus ſeiner erſten Ehe ſechs Söhne, die ihres Vaters würdig und die größten Aben— teurer Roms waren. Überdies beſaß er noch eine durch ihre Schönheit berühmte Tochter Beatrice. Da Francesco Cenci große Geldverluſte erlitten hatte, überſiedelte er mit ſeiner zweiten Frau und Beatrice auf ſein Schloß Petrella in den Abruzzen. Dort ſoll er wiederholt verſucht haben, ſeiner Tochter Gewalt anzutun. Olympio Cenci, einer der Söhne Francescos, bewog ſeine Schweſter, den Vater zu töten, aber wiederholte Vergiftungsverſuche ſchlugen fehl. In der Nacht auf den 9. September 1598 erſchlugen die Kinder im Einverſtändnis mit ihrer Stiefmutter den Vater und warfen den Leichnam in den Burggraben. Es dauerte ziemlich lange, bis die Schuldigen über— führt werden konnten. Sie wurden ſämtlich zum Tode verurteilt. Beatrice zählte erſt ſechzehn Jahre, und ſie wäre vom Papſte begnadigt worden, wenn nicht ein paar Tage vor der Hinrichtung der ebenfalls zum höchſten römiſchen Adel gehörige Paolo Santa Croce in Subiaco ſeine Mutter, die Fürſtin Conſtanze Santa Croce, eine ſechzigjährige Witwe, wegen angeblichen Ehebruchs ge— tötet hätte. Am 11. September 1599 wurden Lucretia Cenci und ihre Stieftochter Beatrice bei der Engelsbrücke in Rom geköpft. Giacomo Cenci wurde zu Tode gemartert, der jüngſte Sohn, Bernardo, wurde zu lebenslänglicher Galeere begnadigt. 206 Ferdinand, Erzherzog von Sſterreich, 1578 1637, von 1619 ab als Ferdinand II. römiſch-deut⸗ ſcher Kaiſer. In ſeinen Erblanden Steiermark, Kärnten und Krain rottete er mit Feuer und Blut den Proteſtantismus aus; dieſer Politik blieb er auch als Kaiſer treu. Er trägt die Schuld am Ausbruche des Dreißigjährigen Krieges und an dem ſchließlichen Zerfalle Oſterreichs. 207 Robert Devereux, Graf von Eſſex, 1567 1601, war der erklärte Günſtling der Königin Eliſa— beth nach Leiceſters Tode. 1599 wurde er zum Statthalter von Irland ernannt, um dort den 274 Aufſtand zu bekämpfen. Da feine Streitkräfte zu ſchwach waren, ſchloß er mit den Irländern einen Vertrag und kehrte nach London zurück. Er wurde verhaftet, aber wieder freigelaſſen. Da er mit dem König von Schottland in Verbindung trat, wurde er wegen Hochverrates angeklagt und am 25. Februar 1601 geköpft. 212 Die Braut Heinrichs IV. war Maria von Medici, 1573 — 1642. Sie war eine Tochter Franz I. von Medici und der Johanna von Hfterreich. Der damalige Großherzog von Toscana war Fer— dinand I., 1549 1609. Er war zuerſt Cardinal und regierte ſeit 1587. 214 Es handelt fich hier um die 1594 gegründete „Compagnie Van Verre“, welche damals die wich: tigſte holländiſche Handelsgeſellſchaft für den Handel nach Indien war, nachdem ſie mit einigen kleineren vorher gegründeten Geſellſchaften verſchmolzen wurde. Im Jahre 1598 erfuhr die Ge⸗ ſellſchaft eine Erweiterung und zählte 18 Teilhaber (Bewindhebber). Dieſe Geſellſchaft dürfte hier unter der „alten Compagnie“ zu verſtehen ſein, im Gegenſatze zu der 1600 in London ge— gründeten Neuen „Eaſt Indian Company“. Dieſe war eine reine Actiengeſellſchaft, während die holländiſche Compagnie eher als „Speculationsverein“ oder „Gelegenheitsgeſellſchaft“ zu be— zeichnen ift. Im Jahre 1602 entftand noch die „Verenigde Ooſtindiſche Compagnie“, der Holland den größten Teil ſeines reichen Colonialbeſitzes zu danken hat. 5 Die in den italieniſchen Stadtſtaaten ſchon im frühen Mittelalter gegründeten „Monti“, wie zum Beifpiel der hier genannte „Monte San Giorgio“, waren in erfter Linie Actiengeſellſchaften zur Pachtung der Steuern, die ſich ſpäter in Banken mit hochentwickeltem Creditſyſtem verwan— delten. Die Anteile der Monti, die unter anderem auch den Charakter von Giro- und Depoſiten— banken trugen, wurden ſchon im 14. Jahrhundert börſenmäßig gehandelt. Aſſignation war eine ſchwebende Anleihe und die gewöhnliche Form für Creditgewährung an Fürſten. Die Aſſignation wurde aber auch für ſtädtiſche Anleihen angewendet. 217, Abbas I., der Große, Schah von Perſien, 1557 1629, der ſein Land zu höchſter Blüte führte, ſandte im Jahre 1599 eine Geſandtſchaft nach Europa, die ſein Freund, der Engländer Anton Shaley, führte. Der höchſte perſiſche Würdenträger der Geſandtſchaft war Sin Ali Bey. 218 Der kaiſerliche Feldhauptmann Graf Georg Paradeiſer, aus altem Kärntner Geſchlecht ſtammend, war Commandant der von den Türken belagerten Feſtung Kanizſa. Er übergab den Platz am 18° 275 9. October 1600 ohne die „letzte Gewalt“, den letzten Sturm, abzuwarten. Deshalb wurde er vor ein Kriegsgericht geſtellt und zum Tode verurteilt. Trotz vielfacher Gnadengeſuche ſeiner Frau und ſeiner Kinder wurde er am 19. October 1601 auf dem „Hof“ in Wien hingerichtet. Dem Grafen wurde zuerſt die rechte Hand und dann der Kopf abgeſchlagen. Der hier genannte Freiherr von Kolonitz war der Faiferliche Feldoberſt Kolonitz. 220 Dieſer vierte falſche Don Sebaſtian war der Italiener Marco Tullio Cattizzone aus Calabrien. Er nannte ſich auch „Ritter vom Kreuze“, es gelang ihm, jahrelang ſeine Rolle zu ſpielen, er wurde aber in Venedig lange Zeit im Kerker feſtgehalten. Schließlich wurde der Betrug entdeckt, und der „Ritter vom Kreuze“ wurde zuerſt zu lebenslänglicher Galeerenſtrafe verurteilt, ſchließlich aber am 23. September 1603 in San Lucar gehängt. 223 Markgraf von Ansbach und Jägerndorf war damals Georg Friedrich, 1539 — 1603. 224 Mordochai Markus Meifel, geboren zu Prag 1528, geftorben in Prag am 13. März 1601. Meiſel war einer der reichften Männer Böhmens und half dem Kaiſerhauſe während des Türkenkrieges wiederholt mit Geld aus. Er erbaute aus feinen Mitteln das jüdiſche Rat— haus in Prag und die nach ihm benannte Meiſelſynagoge, die er mit prachtvollen Geſchenken bedachte. Auch ſonſt übte Meiſel reiche Wohltätigkeit und ſpendete auch große Geldmittel für Prager Kirchenbauten. Da er keine Leibes erben beſaß, hinterließ er ſein großes Vermögen ſeinen Neffen, Samuel dem Alteren und Samuel dem Jüngeren. Sofort nach ſeinem Begräbnis wurden fein Vermögen im Betrage von 516 250 Gulden und feine Häuſer confisciert. Seine Erben wurden auf der Folter gezwungen, das Verſteck ſeines Geldes anzugeben. Adam Graf Sternberg, geſtorben 1623, war Oberſter Landrichter und Oberſter Burggraf von Böhmen. Portugaleſer waren eine portugieſiſche Goldmünze, die zuerſt um 1500 geprägt wurde. Sie zählte zuerſt 6400, ſpäter 8000 Reis. Roſenobel war eine engliſche Goldmünze, die von 1343-1649 geprägt wurde. Ihr Feingehalt war 23 Karat und 10 Gran. Rübener Ducaten waren die vom Fürſtbiſchof von Salzburg Leonhard von Keutſchach geprägten Ducaten. 226 Sigismund Bäthori, 15721613, war Wojwode von Siebenbürgen und wurde 1612 entthront. 276 230 Die Belagerung von Oſtende begann im Jahre 1601. Ambroſio Spinola Marquis de Los Balbares, 1571—1630, ſtammte aus einer reichen Genueſer Bankierfamilie. Er kam dem Erzherzog Albrecht von Oſterreich mit einem Corps ſelbſtgeworbener Truppen, ſein großes Vermögen erlaubte ihm dies, in den Niederlanden zu Hilfe. Er nahm auch noch am Dreißigjährigen Kriege teil. 231 Der hier genannte Tieffenbach war wahrſcheinlich Rudolf Freiherr von Teuffenbach (Tieffenbach), kaiſerlicher Generalfeldmarſchall unter Ferdinand II., Sohn des Generalfeldmarſchalls Chriſtoph Freiherrn von Teuffenbach. 232 Jakob I., König von England, als König von Schottland Jakob VI., 1566 - 1625, Sohn der Maria Stuart. Er verfolgte die engliſchen Katholiken mit fanatiſchem Haß. 233 Philipp Jakob Güſtenhöver (vulgo Goſſenhauer) hatte von einem anderen Alchimiſten ein rotes Pulver erhalten, mit dem er unedle Metalle in Gold verwandeln konnte. Die Kunde davon drang bis nach Prag, und Rudolph II. beauftragte eine Kommiſſion in Straßburg, wo Güſtenhöver ſein Weſen trieb, feine Experimente zu überwachen. Die Reſultate waren glänzend, aber Güſtenhöver geſtand, daß er das Pulver nicht ſelbſt erzeugen könne. Trotzdem wurde er nach Prag gebracht, wo er neuerlich erklärte, das Pulver nicht herſtellen zu können. Rudolph II. hielt dies für böſen Willen und ſperrte Güſtenhöver bis zu ſeinem Lebensende in den „Weißen Turm“. Da gleich— zeitig mit Güſtenhöver kein Engländer in Prag arbeitete, dürfte es ſich nicht um einen engliſchen, ſondern um einen polniſchen Goldmacher, Michael Sentivogius aus Sandez, handeln, der mit großem Erfolge für Rudolph II. tätig war und angeblich die gleiche Wundertinctur beſaß wie Güſtenhöver. Auf der Heimreiſe von Prag nach Krakau wurde er von einem mähriſchen Adeligen gefangen geſetzt. Es gelang ihm aber zu entfliehen. Vielleicht bezieht ſich die Nachricht auf dieſes Vorkommnis. 236 Catherine Henriette de Balzac, Marquiſe d'Entraigues, 1583 —1633, Tochter des Gouverneurs von Orléans, Francois d’Entraigues und der Maria Touchet, der Geliebten Carls IX. von Frankreich. Heinrich IV. wollte die Marquiſe heiraten, ließ ſich aber von Sully davon abhalten. Nach der Verheiratung Heinrichs IV. mit Maria von Medici wollte ſie den König durch eine 277 Verſchwörung um den Thron bringen. Der Graf von Auvergne war ihr Halbbruder. Sie be⸗ wohnte in Paris den Louvre, wo ſie dem Könige mehrere Kinder gebar. 237 Hannibal von Schönberg, aus dem meißeniſchen uradeligen Geſchlechte der Schönberg, war Graf von Nanteuil und lebte von 1579 1604. Er war ein Sohn des Caſpar Schönberg, Grafen von Nanteuil, franzöſiſchen Feldmarſchalls, 1540 — 1599. 239 Die endgültige Feſtſetzung der Holländer in Braſilien erfolgte erſt durch die holländiſch-weſt⸗ indiſche Compagnie im Jahre 1624 und dauerte bis 1648. Quellennachweis Von Nachſchlagewerken wurden benützt: Allgemeine Deutſche Biographie, München und Leipzig; Biographie Nationale, Brüſſel; Biographie Univerſelle, Paris; Dictionary of National Biography, London; Großes Vollſtändiges (Zedlers) Univerſal⸗Lexikon; Jewiſh Encyclopedia, London und New Pork; Wetzer und Welte, Kirchen: lexikon, Freiburg i. B.; Wurzbach, Biographiſches Lexikon des öſterreichiſchen Kaiſerſtaates, Wien. Ferner wurden herangezogen die älteren und neueren einſchlägigen Bände der „Allgemeinen Staatengeſchichte“ von Heeren und Ukert (Gieſebrecht und Lamprecht), ſowie die entſprechenden Schriften von Ranke. Außerdem wurden verwendet: Bauer, A., Prof. Dr.: Chemie und Alchymie in Oſterreich. Wien 1883. Bauer, A., Prof. Dr.: Die Adelsdocumente der öſterreichiſchen Alchemiſten. Wien 1893. Brandes, Georg William Shakeſpeare. München 1896. Broſch, Moriz: Geſchichte von England. Gotha 1890. Chledowski, Caſimir von: Rom. Die Menfchen des Barock. München 1919. Doerr, Auguſt von: Der Adel der böhmiſchen Kronländer. Prag 1900. Ehrenberg, Richard, Dr.: Das Zeitalter der Fugger. Jena 1896. Ehrenberg, Richard, Dr.: Hamburg und England im Zeitalter der Königin Eliſabeth. Jena 1896. g Gindely, Anton, Dr.: Rudolph II. und feine Zeit. Prag 1863 — 1865. Hammer, Joſeph von: Geſchichte des Osmaniſchen Reiches. Peſt 1827 — 1835. Hirn, Joſeph, Dr.: Erzherzog Ferdinand II. von Tirol. Innsbruck 1882. Hoensbroech, Graf von: Das Papſttum in ſeiner ſocialkulturellen Wirkſamkeit. Leipzig 1900 und 1902. Hormayr, Joſeph Freiherr von: Wiens Geſchichte und feine Denkwürdigkeiten. Wien 1823 — 1825. 279 Juſte, Theodore: Histoire de la revolution belge. Brüffel und Leipzig 1855 — 1867. Kopp, Hermann: Die Alchemie. Heidelberg 1886. Kräl von Dobrä Voda, Adalbert Ritter von: Der Adel von Böhmen, Mähren und Schleſien. Prag 1904. Krones, Franz Ritter von, Dr.: Handbuch der Geſchichte Oſterreichs. Wien o. J Lea, Henry Charles: Chapters from the religious history of Spain connected with the Inquisition. Philadelphia 1890. Lippmann, Edmund O. von, Prof. Dr.: Entſtehung und Ausbreitung der Alchemie. Berlin 1919. Löhneiſen, Georg Engelhard von: Neu eröffnete Hof-, Kriegs- und Reitſchule. Nürnberg 1729. Mignet, M.: Antonio Perez et Philippe II. Paris 1881. Modern, Heinrich: Die Zimbern'ſchen Handſchriften der k. k. Hofbibliothek. (Abdruck aus Band XX des Jahrbuches der kunſthiſtoriſchen Sammlungen des A. H. Kaiſerhauſes.) Wien 1899. Moſel, Ig. Fr. Edler von: Geſchichte der k. k. Hofbibliothek in Wien. Wien 1835. Normann-Friedenfels, Eduard von: Don Juan de Auſtria. Pola 1902. Prescott, William H.: History of the reign of Philip the Second, king of Spain. London 1855 — 1859. Prutz, Robert A.: Geſchichte des deutſchen Journalismus. Hannover 1845. Rodocanachi, Emmanuel: Le Ghetto à Rome. Paris 1891. Schmieder, Karl Chriſtoph: Geſchichte der Alchemie. Halle 1832. Schönberg, Bernhard von, und Frauſtadt, Auen Geſchichte des Geſchlechtes von Schönberg. Leipzig 1878. Schottenloher, Karl Dr.: Flugblatt und Zeitung. Berlin 1922. Schwarz, Ignaz Dr.: Geſchichte der Juden in Wien bis zum Jahre 1625. Wien 1913. Soldan-Heppe: Geſchichte der Hexenproceſſe. München o. J Stauber, A. Dr.: Das Haus Fugger. Augsburg 1900. Stoker, Bram: Famous Impostors. London 1910. Weller, Emil: Die erſten deutſchen Zeitungen. Stuttgart und Tübingen 1872. Wolkan, Rudolph, Prof. Dr.: Die Pasquille auf Georg und Ladislaus von Lobkowitz vom Jahre 1594. (Mitteilungen des Vereins für Geſchichte der Deutſchen in Böhmen, 38. Jahrgang, Prag.) 280 Bildtafel- und Snhaltsnerzgeichnis Bildtafelverzeichnis 1. Graf Philipp Eduard Fugger, der Sammler der Fugger-Zeitungen Kupferſtich von Kilian. Fideicommißbibliothek, Wien 2. Die Hinrichtung der Grafen Egmont und Horn in Brüſſel Kupferſtich von Hogenberg. Bibliothek des Kriegsarchivs, Wien 3. Don Carlos, Infant von Spanien. .. E Olgemälde von Coello. Kunſthiſtoriſches Muſeum, Wien 4. Admiral Coligny, das erſte Opfer der Pariſer Bluthochzeit .... Kupferſtich von Joſt Amman. Albertina, Wien 5. Flugblatt auf den Tod des Königs Sebaſtian von Portugal ... .. Bibliothek des Kunſthiſtoriſchen Muſeums, Wien dae in Spanten A Ausfchnitt aus einem anonymen Kupferſtich. Albertina, Wien 7. Die Fahrt der Indienflotte .. A RE Kupferftich aus Johannes Hugo von Lintſchoten: „Die brentalicchen Indien“ Frankfurt 1600. Nationalbibliothek, Wien fe We Aquarellminiatur aus dem geſchriebenen Gehetbuche 15 Philtppine Welſer Handſchrift Nr. 1862 der Nationalbibliothek, Wien Dürkiſche Gaukler . AR Aquarell aus der Handſchrift Nr. 8026 der Nationalbibliothek, Wien 10. Cocospalmen und Pfefferbäume . .. Kupferſtich aus der Histoire de la Navigation 1 Te ean 88 de 1 Amſterdam 1638. (Der Stich entſtammt der erften älteren Ausgabe.) National— bibliothek, Wien Titelbild 72 80 283 11. Die Paliſſade auf der Schelde vor Antwerpen .... Aquarell aus der Handſchrift Nr. 8958 der Nationalbibliothek, Wien. (Band x der Fugger⸗Zeitungen.) 12. Königin Maria Stuart Anonymer Kupferſtich. zideicommißbibliothek, Wien 13. Der Guiſenmord in Blois . .. m Kupferſtich von Hogenberg. Bibliothek des Nees orthibs, Wien 14. Der Mörder Heinrichs des Dritten von Frankreich Flugblatt. Bibliothek des Kunſthiſtoriſchen Muſeums, Wien Holzſchnitt nach Hans Baldung Grien 16. Der große Goldmacher Bragadini 5 2 Kupferftich von Cuſtos nach Johann von Achen. Fideicommißbibliothek, Wien 17. Ein Ringelrennen 5 Kupferſtich aus Georg Engelhard von 8 ihne „Nel kröffcte Hof, Oi und Reitſchule“. Nürnberg 1729. (Die Tafel ſtammt aus der erſten, im 17. Jahrhundert erſchienenen Ausgabe.) Nationalbibliothek, Wien 18. SOnitidaeen ns 9 ee Aquarell aus der Handschrift Nr. 8026 95 Nationalbibliothet, Wien 19. Ruſſiſcher Reiter, e Kupferſtich aus Abraham Bo Diesen ern A0 Equestris“. Fürſtlich Liechtenſtein'ſche Bibliothek, Wien 20. Menſchenfreſſer . ee Kupferſtich aus der Navigatoi in 5 ee von Johannes Lerius. Frankfurt am Main o. J. Nationalbibliothek, Wien. 21. Gabriele d'Eſtrees, die 0 Heinrichs des Vierten von Frankreich Kupferſtich von Jean le Clerc. Fideicommißbibliothek, Wien 22. Die wunderbaren Leute, fo in Guinea zu finden fd ..... . * Kupferſtich aus der Reiſebeſchreibung des Sir Walther Raleigh. Nürnberg 1 1603. Nationalbibliothek, Wien 23. Ein Alchimiſt am Probierofen .... .. Kupferſtich aus Alchemiae Gebri Arabis Libri. Nürnberg 1545. Ent- 284 104 112 200 232 nommen aus einem im Beſitze des Grafen Fugger geweſenen Werke.) National: bibliothek, Wien 24. Ein Feſtmahl am Hofe Rudolphs II. in Prag ...... .. 240 Aquarell aus der Handſchrift Nr. 7906 der Nationalbibliothek, Wien. (Am 11 Ende der Tafel Kaiſer Rudolph II. Von links nach rechts: Erzherzog Ferdinand von Tirol, Erzherzogin Katharina, Erzherzog Karl, Erzherzogin Maria, Erz— herzog Ernſt, Erzherzogin Anna. Dem Kaiſer gegenüber: der Markgraf von Burgau. Die Umrandung auf Seite 1 iſt dem vom Grafen Marx Fugger im Jahre 1571 herausgegebenen Buche über die Stuterei entnommen. Snhaltsperzeichnis Vorwort Einleitung . Hinrichtung 5 Grafen Soltek 1105 oli in 1 Brüſſel Das Ende des Don Carlos Der Tod der Königin Eliſabeth von Spanien .. Seeräuberei der Engländer Autodafè in Sevilla ... . Schleifung des Cuilembourgſchen Hauses in n Brüffel Die Bergknappen in Schwaz werden unruhig .. 25 Unterſchlagungen des ſtädtiſchen Schatzmeiſters in Antwerpen Geſchente an die Braut Carls I as ce se Inſolvenzen an der Börſe von Antwerpen .. Krieg gegen die Moriscos .. . Die Schlacht von Lepanto .. .. Krieg gegen die Moriscos .. Greuel in Rußland Die Bartholomäusnacht Judenvertreibung in Wien .. Studentenunruhen in Paris .. Hungersnot in Frankreich. . Die Königin von England als Cenſor Die Krönung Rudolphs II. in Regensburg Die Pest in Venede a ee ae Einfall der Ruſſen in Livland .. Wunderheilungen durch einen Einſiedler Der Tod des Königs Sebaſtian von Portugal 286 Krönung des Königs Heinrich von Portugal .. Mördereien in Paris .. Autodafé in Sevilla . . Ein feſtgenommener Herrgott Ritterſpiele in Prag .. Brief aus Chochinchina .. Tod der Philippine Welſer RR Streitigkeiten am Prager Hofe . Die Spanier erobern Liſſabon Hinrichtung eines böhmiſchen Adeligen wegen . Engliſch-irländiſcher Krieg . Das Wehklagen in Prag Religionsſtreitigkeiten in Antwerpen .. Bilderſturm in Belgien . Ber ee Verbot des Katholizismus in Acverpen a ER Poſtraub bei Cöln Philipp II. wirbt um Elisabeth ve von 1 Die Cölner gegen ihren Churfürſten .... Jeſuitenverfolgung in England .. 8 Selbſtmord eines proteſtantiſchen Prieſters wegen 1 Der Churfürſt von Sachſen in Prag ne Heiratspläne der Königin von England . Erſchreckliche Wundererſcheinung in Sen. Einritt der kaiſerlichen Majeſtät zu Augsburg am 27. Juni 1582 er Hochzeit des Erzherzogs Ferdinand mit der Prinzeffin von Mantua Beſchneidungsfeierlichkeiten in . „ Bien ien Ankunft der Indien-Flotte in Liſſabon eien in Liſſaboa nn Brand der Börſe in Antwerpen. Teufelsaustreibung in Wien .. . Ankunft der indiſchen Goldflotte r Ermordung Wilhelms von Oranien. Prunk am Pariſer Hofe. 27 28 29 33 35 37 45 47 47 48 49 50 50 51 52 52 52 53 53 54 54 55 55 56 58 61 69 71 71 72 72 72 72 73 74 287 Vermählung am Hofe Philipps I. .. Die Belagerung von Antwerpen .. Tod des Papſtes Gregor XIII Hugenottenverfolgung in Marſeille ... Entſatzverſuch der Belagerten von Antwerpen Ein falſcher Don Sebaſtian Eroberung von Antwerpen Geſchenke für den Sultan Vertreibung der Hugenotten ... Eine böſe Woche in Augsburg Niederlage der Türken in Perſien .... « Die Ermordung der Signora Uccaramboni .. Brandſchatzung von Santo Domingo ... Schlechte Zeiten in Neu-Spanien .. Die Spanier ſetzen ſich im Roten Meere feſt .. Die Peſt in Conſtantinopell Proceß gegen den Grafen Kinsky .... Todesurteil gegen Maria Stuart ... Ein Hochzeitsmahl in Prag u u . Hinrichtung der Maria Stuart... * Engliſcher Überfall auf C adi. Chriſtliche Kriegsgefangene in Sonden oe Urteil gegen die Hexe Walpurga Hausmännin Die Nonne von Liſſabeon n 4 Die große Armada wird ſeeklar gemacht ... Bannfluch gegen Eliſabeth von England Ein Janitſcharen-Aufſ tand. Ein Kunſtreiter am kaiſerlichen Hofe .... Proteftantenverfolgung in Salzburg . Duldung von Juden in Rom „une. Rückkehr des Weltumſeglers Cavendifh .. . Kriegscontrebande .. u u u une Das Ende der „Großen a ten Verbot der Trauer in Spanien Brief aus Oſt⸗-Indien . 288 „2 „„ „% „ „„ „„ * .... .. „2 „ „6„% ..e.s * * .... u. „ „6 „6 «„ „„ „6 „„„% .. „ „52 „„ 0. .. 2 „„ .... u... * u... * * * .. * .. .. ..... + „ 62 „„ „4 9. „ „ „„ „ „ ...... „6 62 „„ +. 62 „„ + .. 00 „ 0% ++ +”. +, +’, „ — * .. „„ „2 „% „ „ „„ ... ..+ +. + — * .. „ „%% * .. +. * 2 * 3 2„*L ... .. +. «„ +. 3 „„ „ „ 2 2» * „ „„ u... .. „ .. .... ..... .. „„ „ » .. „ „%%% „* .. +. „„ „% .. +’. „ „ „„ * .. .. ... „ „2 „„ * * „ u. „„ ... „ » „„ „%„% „ „% „ „ 2» 3 2„%„ „ „** ..+. „ .. „ „** ... .. ...0 „ „ „„ „„ „% . * u... * .. .. ... .. „ „„ „ „ „„ „( .... 2 2„„ u... .... 0. u... ... „„ „„ 2 „%%% ... „ „„ 74 76 76 77 78 79 79 80 81 81 82 82 86 90 91 91 92 93 93 94 101 102 103 110 117 118 118 119 119 121 122 122 122 125 126 Ein Kurpfuſcher Der Peterspfennig Die Ermordung der Guiſen Ein Wunder in Weimar Wahrhafte Beſchreibung der fürnehmſten ind besonderen £ Engliſcher Überfall auf Corung .. Ermordung Heinrichs III.. Wieder ein Herenbrand . Heinrich IV. beſteigt den Thron Deutſche Hilfstruppen für Heinrich IV. . Der große Goldmacher Bragadini . Gold aus Neu-Spanien Bragadini arbeitet weiter .. Brief aus Oſt⸗Indien Neue Erfolge des Bragadinı . Druck der Bibel für die Heiden .. Eheirrung am Hofe von Sachſen-Coburg Genueſiſches Geld für die Liga Verſuchter Giftmord an Philipp II. Hinrichtung zweier Kinder Wieder ein Hexenbrand .. e Neue Taten des Goldmachers von a ET Ein Wunder in Böhmen Brief aus Japan. Hungersnot in Paris Re Schreckliche Himmelserſcheinung in Wien = De Per m Rom Hexenfurcht in Schwaben. Arges Erdbeben in Wien Ausbreitung des Chriſtentums in Japan Unruhen in Prag .. : Giftanſchlag gegen er König von oe Gewiſſenszwang in Salzburg Deutſche Arbeit in Straßburg Alchimiſten am Kaiſerhofe .. .. 19 Fuggerzeitungen Orte von Conftantinopel .. . Aufruhr in Saragoſſa Eine geſtörte Proceſſion in Wien Harte Haft für den Goldmacher Kelley .. Ein Wunder in Bourges . - Tod des Papſtes Gregor XIV. Wahl des Papſtes Innocenz IX. Nachrichten aus Rußland und der Moldau Hoffeſte in Dresden Tod der Königin Eliſabeth von S Streitigkeiten zwiſchen Calviniſten und Euter Krieg gegen die Banditen im Kirchenſtaate Geburt des Antichriſ tt... 7 Der Krieg gegen die römiſchen Banditen Hochzeit am polniſchen Königshofe Ein Tanzverbot . 285 Hilfstruppen gegen die Türken N Hinrichtungen in Saragoſſa .. Die Jeſuiten in Prag RER Der Hofitaat des Erzherzogs Sraft ker Kindstaufe am polnischen Königshofe Heinrich IV. wird Eatholiich. 1 =... «ze cn m Proceß gegen Herrn Ladislaus von Popel ... Einbringung der türkiſchen Kriegsbeute in Wien Proceß gegen Herrn Georg von Popel Marktpreiſe in Wien N UEF, Große Inſolvenz in Sevilla.. Wunderbare Kunde aus Berlin und Leipzig eee Mordanſchlag gegen Heinrich IVW. u u u 15 8 25 Abſchrift des Erkenntniſſes und Urteiles des Nees zu Paris gegen ohne Chatel einen Schüler, der im Jeſuitencollegium hier ſtudiert hat, wegen des greulichen Mordes, den er an der Perſon des Königs zu begehen ſich unterftanden hat, wie auch gegen die Jeſuiten, die als Verderber der Jugend, Zerſtörer des allgemeinen Friedens und Feinde des Königs und des Staates aus dem Königreich Frankreich verbannt und verwieſen werden . Eine ruſſiſche Geſandtſchaft in Prag . .. 290 183 185 Päpſtliche Verzeihung für Heinrich IV. . Die ruſſiſche Geſandtſchaft in Prag Bauernkrieg in Oberöſterreich .. . Engliſche Seeräuber Ein Wunder in Jeruſalem .. Ein Meteor in kom Inder der verbotenen Bücher Panik bei einem Stiergefecht .. Ein böſes Vorzeichen . .. . Begräbnis des Durchlauchtigſten Sürfien 995 8 0 8 51 5585 zu 8 Often e e Judentaufe in Rom . Die Sonne bringt es an den 0 Spaniſche Finanzpolitik Der Sultan zieht zu Felde Bauernkrieg in Oberöſterreich Überreichung des Hoſenband-Ordens an le IV. Spaniſche Finanzpolitik Spaniſche Finanzpolitik .. Eine Mißgeburt in Wien .. Philipp II. borgt weiter Der niederöſterreichiſche e Religionsmandat, das zu Wien in Deka ausgegangen und einem ER Bürger daſelbſt im Monat Mai und Juni 1597 ins Haus getragen und mitgeteilt worden ift . Ein Blutregen in Wien Indianeraufſtand in Peru Bericht vom 8. September 1597 über d den en Arien den shoes und N niſchen in der Neuſtadt zu Prag. & Hinrichtung der aufrühreriſchen Bauern in Wien Bannfluch gegen Ceſare von Eſte ... Vertreibung der Hanſeaten aus England Geſchenk für die Geliebte Heinrichs IV. Der Tod Philipps II. Ein zärtlicher Sohn .. Das Teſtament Philipps II. . 19° 1— — EN et S 0 * Ne) — Mordanſchlag gegen Moriz von Naſſau Krieg in Schweden Geldmangel Philipps III. Hoher Beſuch im 89880 zu aeg a N er Das Edict von Nantes. Judentaufe in Rom .. . 3 Delphinenplage im Mittelmeere Verpachtung der ſpaniſchen Poſt Großes Falliſſement in Venedig Holland wird Colonialmacht Scheidungspläne Heinrichs IV. Familientragödien in Rom Die Holländer bedrängen den portugiefen Handel a Ein Wunder in Rom ei Die Gegenreformation in Oſterreich ER: Todesurteil gegen Lord Eifer . Das Jubeljahr in Rom Münzausfuhrverbot in Rom = Mönchiſches Leben des Papſtes Clemens von. Clemens VIII. hört die Beichte .. Wiederverheiratung Heinrichs IV. Ein Maſſenmörder in Savoyen England und Holland erobern den Welthandel Creditverhandlungen Philipps III. von Spanien Die Gefahren der Überſeefahrten Eine perſiſche Geſandtſchaft in Prag .. Eroberung der Feſtung Kanizſa durch die Türken 5 Tod des Cardinals von Öfterreich .. Noch ein falſcher Don Sebaftian .. . Brief aus Peru une Hinrichtung des Lords eſſer . Das Reiſen in alter Zeit Judenverfolgung in Prag .. 5 Die Strafe für den Fall von Kantzſa Erſchreckliche Zeitung aus Rima-Szombath in Seren gerd vom 6. April 1601 292 209 210 212 212 213 213 214 214 214 215 216 216 216 217 217 219 219 220 220 220 221 221 222 222 223 223 224 225 225 226 230 231 231 232 233 Inſolvenz in Antwerpen e Ein Landsknecht gebiert ein Kind .... Perſer nehmen in Rom die Taufe Belagerung von Oſtendee . Ein Turnier in Wien . Vertreibung der Katholiken aus England — Mordbrenner in Böhmen . Tribut für den Papſt Giftanſchlag gegen Heinrich IV. Verſchwörung der Madame d'Entraigues . Die perſiſche Geſandtſchaft in Prag Fall der Feſtung Oſtende Feſtſetzung der Holländer in Braſilien 5 Wunderbare Begebenheit am Prager Kaiſſerhofe .. Anmerkungen. TTV JJC Inhalts verzeichnis 234 234 236 236 236 237 237 238 238 239 239 240 241 241 243 279 283 285 Der vorliegende Text der Fugger-Zeitungen wurde geſetzt und gedruckt bei Mänicke und Jahn, Rudol⸗ ſtad t. Den Druck der Bildtafeln im Offſet verfahren beſorgte die Mandruck A. G. München. * Den Einband zeichnete Nu d o ef U En = Fr PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY D Klarwill, Vietor (ed.) 220 Fugger-Zeitungen ö . — > \ ar # AN 1